Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino (1978)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18225
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino (1978)

Beitrag von Onkel Joe »

Die durch die Hölle gehen.jpg
Die durch die Hölle gehen.jpg (122.33 KiB) 115 mal betrachtet

Originaltitel: The Deer Hunter
Herstellungsland: USA/Großbritannien (1978)
Regie: Michael Cimino
Darsteller: Robert De Niro, John Cazale, John Savage, Christopher Walken, Meryl Streep, George Dzundza, Chuck Aspegren, Shirley Stoler und Rutanya Alda.

Story: So werden sie nie wieder feiern: Nick und Michael tanzen auf der Hochzeit ihres Freundes Steven. Tage später kämpfen sie in Vietnam. Es gelingt ihnen - allen Wirren zum Trotz - zusammenzubleiben. Als Vietcong-Truppen sie gefangen nehmen, landen die drei im gleichen Lager. Nur knapp überleben sie die Folter im Wasserkäfig, der ihnen kaum Raum zum Atmen lässt. Die sadistischen Spässe der Feinde überstehen Nick und Steven dank Michael....
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
untot
Beiträge: 6906
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino

Beitrag von untot »

Starker Film, der mich immer wieder fesselt und Walken seh ich immer wieder gerne ich mag den Typ.

7/10
Bild
purgatorio
Beiträge: 15637
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino

Beitrag von purgatorio »

DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN (THE DEER HUNTER, USA 1978, Regie: Michael Cimino)

Im trostlosen und verdreckten US-Provinzstädtchen Clairton, Pennsylvania, leben und arbeiten die russischstämmigen Freunde Michael, Nick und Steven. Sie arbeiten in der Stahlverarbeitung und verbringen ihre Freizeit mit Freunden, in ihrer Stammkneipe oder auf der Rotwildjagd in den Bergen. Als Patrioten empfinden sie es als Selbstverständlichkeit sich für den Kriegseinsatz in Vietnam freiwillig zu melden. So heiratet Steve schnell noch seine Freundin Angela und lädt zu einer exzessiven Fete. Am darauffolgenden Tag gehen die Freunde ein letztes Mal auf Hirschjagd und plötzlich finden sie sich in Kriegsgefangenschaft tief im vietnamesischen Dschungel! Hier werden die Männer bis ins Mark erschüttert, während ihre Freunde und Familien in der Heimat ebenfalls an den Verlusten und Entbehrungen zerbrechen.

Der Dreiakter DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN erzählt in eindrucksvollen und eindringlichen Bildern den Tod des amerikanischen Traums. Vor, während und nach dem Vietnamkrieg wird ein ausgiebiger Blick auf einen Teil der Gesellschaft geworfen, der von diesem Traum eigentlich immer ausgeschlossen war und ihn dennoch träumte. Voller Opferbereitschaft, Übermut und Tatendrang legen sie ihr Schicksal in die Waagschale für eine übergeordnete Sache, für ein Ziel, dass nicht ihr eigenes ist.

Wie der Krieg den Menschen formt ist im Anti-Kriegsfilm ein gern gewähltes Thema. DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN greift diesen Faden zwar auf, weicht aber von der gängigen Erzählstruktur und Motivik eines Kriegsfilms derart weit ab, dass final nicht der Krieg und seine Opfer illustriert werden, sondern hauptsächlich ein Sittengemälde der amerikanischen Gesellschaft in eindringlichen Details nachgezeichnet wird. Der Krieg als Mittelpunkt ist zwar elementar, muss hier aber nicht durch imposante Schlachten inszeniert werden sondern nur durch den verzweifelten Überlebenskampf seiner Teilnehmer. Dies ist zwar durch die Beschränkung auf die drei russischstämmigen Freunde sehr einseitig geschehen, ist dadurch aber ebenso eindringlich, erschütternd und erfahrbar. Amerikaner russischer Abstammung enden als Kriegsgefangene in Vietnam, wo ein symbolischer Krieg gegen den Kommunismus geführt wurde. Hier werden sie von Vietkong-Soldaten zu „russischem Roulette“ gezwungen. Der Irrsinn des Krieges und die Zufälligkeit des Todes wird somit ohne pompöse Kriegsszenerien inszeniert und erzielt gerade darum eine wesentlich nachhaltigere Wirkung als ein Schlachtengemälde mit all seinen Details. Wahrlich, dies ist als Kunstgriff innerhalb eines Meisterwerks zu bezeichnen!

Die Gegenseite bleibt hierbei natürlich völlig auf der Strecke. THE DEER HUNTER (so der amerikanische, vollständig auf die Rolle de Niros konzentrierte Titel) ist ein amerikanischer Film über amerikanische Tragödien. Folglich ist er aber auch streng aus amerikanischer Perspektive inszeniert, weshalb die Vietkong-Soldaten als unmenschliche Bestien erscheinen. Ihre Ermordung ist hier als gerechtfertigt und auch als gerecht geschildert, wohingegen jedes amerikanische Opfer betrauert wird. Diese strenge Perspektivität und die unumgängliche Dämonisierung des gegnerischen Soldaten sind nicht zuletzt dem Alter des Films geschuldet. Das trotz der imposanten Laufzeit der Blick auf den Gegner und seine Motive verwehrt bleibt zeugt schließlich vom Zeitgeist. Der Film entstand immerhin nur wenige Jahre nach dem Vietnamkrieg und kann sich trotz aller kritischen Töne nicht davon lösen, den verlorenen Krieg als Schande zu betrachten.

Kriegsopfer sind das elementare Thema des Films. Sowohl diese, die im Dreck landen als auch jene, die in der Heimat blieben und am Verlust der Liebsten zerbrechen. Das die finale Katastrophe erst zögerlich dann patriotisch mit „God bless America“ besungen wird vervollständigt das Gemälde einer zu tiefst verblendeten und verstörten Gesellschaft, die einem diktierten Traum auferlegen ist, diesen aufzugeben aber auch angesichts der Opfer nicht bereit ist. Es wirkt wie blanker Hohn, wie ein Schlag in die Magengrube, und nötigt dem Rezipienten Mitleid und Trauer ab, obwohl diese Menschen aus freiem Willen heraus sich und ihren Familien diese Tragödie auflasteten.

Aber warum ist dieser Film nicht perfekt? Er ist zu lang! Eine Straffung der Handlung hätte dem Drama und der Tragik keinen Abbruch getan! Gerade auch, weil der Film von sehr harten Schnitten lebt, hätten diese auch wesentlich eher schon zum Einsatz kommen können. Teilweise ist der Rezipient kurz orientierungslos, so drastisch sind die Cuts in der zeitlichen und räumlichen Erzählung gesetzt. Da erscheint es dann fragwürdig, ob wirklich über eine halbe Stunde Laufzeit hinweg eine ausgiebige Hochzeitsfeier notwendig war. Die ausführlichen Jagdszenen sehe ich hier noch als vertretbar, allerdings ebenso mit Kürzungspotential. Sie formen schließlich den Charakter von Michael und illustrieren einen jungen Mann, der immer alles auf eine Karte setzt und dabei vollkommen auf seine Fähigkeiten vertraut – mit allen Konsequenzen: Alles oder Nichts! Er selbst wird durch diese Einstellung im Krieg zum Helden werden, sich seiner Heimat aber auch entfremden. Seine Freunde werden an dieser Lebenseinstellung zerbrechen. Folglich eine zwingend notwendige Sequenz. Gerade aber die Schilderungen des unbeschwerten, wenn auch tristen, Lebens der Hauptcharaktere zu Beginn des Films ist in diesem Umfang nicht notwendig gewesen.

So ist DIE DURCH DIE HÖLLEN GEHEN ein grandioser, absolut notwendiger, zu tiefst erschütternder Film, der uneingeschränkt mit einer Empfehlung versehen werden kann. Er verwehrt aber auch, trotz knapp dreistündiger Laufzeit, den Blick auf die Gegenseite und bleibt so nur ein einschneidiges Schwert. 7/10!
Zuletzt geändert von purgatorio am Mi 28. Mär 2012, 09:30, insgesamt 1-mal geändert.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
purgatorio
Beiträge: 15637
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino

Beitrag von purgatorio »

 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 25.03.2016 bei '84 Entertainment noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

Bild
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

Extras:
• Präsentation von Mickey Rourke
• Audiokommentar mit Michael Cimino
• Der Vietnamkrieg: Unbekannte Bilder (48 Min.)
• Die durch die Hölle gehen: Regie / Dreharbeiten / Schauspieler
• Trailershow
• 24-seitiges Booklet mit Text von Dr. Marcus Stiglegger

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 13.12.2019 bei Universum noch einmal auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild

Extras:
Audiokommentar von Regisseur Michael Cimino
Wendecover

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40651
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Die durch die Hölle gehen - Michael Cimino (1978)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 29.07.2022 bei Hansesound noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in x verschiedenen Mediabooks:

Bild
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover D, limitiert auf 333 Exemplare

Extras:
32-seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach
Audiokommentare
Die Realisation des Films
Die Dreharbeiten des Films
Das Schauspiel des Films
Interviews

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten