„Freakshow“ ist einer von vielen Filmen mit diesem Namen und heißt im Original wie die fiktive Metal-Band, um die er sich dreht: „Black Roses“. Dieser trashige Horrorfilm entstand im Jahre 1988 unter der Regie von US-Regisseur John Fasano und „besticht“ neben seiner schwachsinnigen Handlung mit typischer, immer etwas tumber 80er-B-Movie-Atmosphäre, ein paar Latexmonstern, etwas Sleaze und einen teilweise eigens für den Film geschrieben Soundtrack, der Freunde von typischem US-Metal durchaus begeistern dürfte. Die Angst besorgter Kleinbürger vor „satanischen“ Metalklängen erinnert dabei häufig an in der Vergangenheit tatsächlich geführte Debatten über Bands wie Venom oder auch weitaus weniger plakative Vertreter und man scheint diese Hysterie mit der satirisch überspitzten Machart des Films karikieren zu wollen. So ist der Metal hier natürlich kein Underground-Phänomen irgendwelcher Außenseiter, sondern innerhalb kürzester Zeit werden quasi alle Schüler in den Bann der „Black Roses“ gezogen und die Kids fahren auf die Gruppe ab, die gleich mehrere Konzerte hintereinander in einer US-amerikanischen Kleinstadt spielt. Lediglich Mr. Moorhouse, ein engagierter Lehrer, bleibt davon unbeeindruckt und geht gegen die Band und ihren schändlichen Einfluss, der das Nest ins Chaos stürzt und einige Tote zu verantworten hat, vor. Mit seinem Mega-Oberlippenbart sieht er dabei allerdings fast fieser aus als die „Black Roses“ und ihre zu gar knuffigen Kunststoffmonstern mutierenden Opfer. Drummer der Band ist übrigens niemand Geringerer als Carmine Appice, dessen Beteiligung als echter Metal-Musiker ebenfalls den Schluss nahe legt, dass es sich hierbei um ein satirisch motiviertes Projekt handelt. Eine der krudesten Szenen des Films ist z.B. das aus einem Lautsprecher entspringende Monster, das einen arglosen Hörer der „Black Roses“ in selbigen hineinzieht – ein echtes Boxenluder! Ein weiterer Grund, warum mir dieser Film trotz der Tatsache, dass er für einen ernsthaften Horrorfilm zu albern und für eine Satire nicht bissig genug ist, für kurzweilige Unterhaltung recht gut gefällt, ist die konsequente 80er-Jahre-Stimmung, in der ich mich einfach heimisch und wohl fühle – nicht zuletzt vermutlich deshalb, weil ich in jenem Jahrzehnt selbst mit Heavy Metal in Berührung kam und gleichzeitig anfing, mich für Horror- und Monsterfilme zu begeistern. Einige Spezialeffekte sind recht ordentlich und bringen respektable Kreaturen hervor, andere sind schlicht lächerlich und unter aller Kanone. Inwieweit das beabsichtigt ist, wird nicht immer ganz klar. Ebenso wenig, warum der muskulöse Sänger „Damien“ sich im finalen Schlagabtausch mit unserem Tom-Selleck-Lookalike zu seinem Nachteil in ein behäbig und plump umherstapfendes Latexungetüm verwandelt… Letztlich ist „Freakshow“ weder Fisch noch Fleisch, sorgt aber für viele freiwillige wie unfreiwillige Lacher und ist so herrlich bescheuert, dass man ihn einfach gern haben muss – zumindest der 80er-phile Zuschauer, der sich noch etwas kindliche Begeisterung sowohl für abgefahrene Monsterkreationen als auch vermeintlich verruchtes Metal-Brimborium bewahrt hat. Ich jedenfalls habe mich königlich amüsiert, wenn sich auch beim Einsetzen des Abspanns etwas Enttäuschung ob der aus heutiger Sicht Unspektakularität der „Freakshow“ eingestellt hatte. Trotzdem irgendwie kultverdächtig.
6/10
Mit „Rock’n’Roll Nightmare“ („Im Angesicht der Hölle“) hat Regisseur Fasano ein Jahr zuvor übrigens einen nicht ganz unähnlichen Film gedreht, der mit Bodybuilder und „Thor“-Frontmann Jon Mikl Thor einen Metal-Musiker als Hauptdarsteller aufweist und ebenfalls in einer Monstershow mündet. Wenn also jemand das deutsche VHS-Tape oder einen Rip für mich hätte…
Aus meinem Archiv: Eine Doppelseite aus der Musikzeitschrift „Metal Hammer“, Ausgabe 04/1988, mit wenig Text, dafür vielen Bildern u.a. aus „Freakshow“ (hier noch „Black Roses“). Danke an dr. freudstein für den Scan!
Interessanter Link zum Thema:
10 of the Cheesiest Heavy Metal Horror Flicks of All Time!