Hesher - Der Rebell - Spencer Susser (2010)

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Hesher - Der Rebell - Spencer Susser (2010)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Hesher

Herstellungsland: USA / 2010

Regie: Spencer Susser

Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Devin Brochu, Rainn Wilson, Natalie Portman, Piper Laurie, Brendan Hill, John Carroll Lynch, Monica Staggs, Mary Elizabeth Barrett, Audrey Wasilewski, Lyle Kanouse, Frank Collison u. A.
Hesher (Joseph Gordon-Levitt) ist Mitte zwanzig, hasst die Welt, steht auf Pornos, laute Musik und Dinge, die man anzünden kann. Da trifft er den 13-jährigen T.J. (Devin Brochu) und zieht in dessen Garage ein. T.J. und sein Vater Paul (Rainn Wilson) leben seit dem tragischen Tod der Mutter von T.J. bei Großmutter Madeleine (Piper Laurie), die versucht, ihnen neuen Lebensmut zu geben. Hesher wird, trotz all seiner Defizite, zur einzigen Person, die diese Familie noch zusammen hält. Für T.J. avanciert Hesher zum Vorbild, dem man auch die heimliche Liebe zur Supermarktkassiererin Nicole (Natalie Portman) gestehen kann, was sich jedoch bald als Fehler herausstellt... Quelle: Video-Buster
Quelle: www.ofdb.de

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Hesher - Der Rebell - Spencer Susser (2010)

Beitrag von buxtebrawler »

Der US-Amerikaner Spencer Susser drehte im Jahre 2010 mit „Hesher – Der Rebell“ nach einigen Kurzfilmen sein Spielfilmdebüt, eine Art dramatischer Tragikomödie – deren Beteiligung der Band Metallica am Soundtrack in Form diverser alter Stücke prominent hervorgehoben wurde, obwohl es sich um keinen „Metal-Film“ o.ä. handelt. Am Drehbuch war er selbst beteiligt.

Der 13-jährige T.J. (Devin Brochu, „Rubber“) lebt zusammen mit seinem Vater Paul (Rainn Wilson, „Super – Shut Up Crime!“) bei seiner Großmutter Madeleine (Piper Laurie, „Aura – Trauma“), seit seine Mutter bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Sein Vater scheint den Lebensmut verloren zu haben und vegetiert apathisch und voller Schuldgefühle vor sich hin, zudem hat T.J. Ärger in der Schule, seit eine Nervensäge, größer und stärker als er, es auf ihn abgesehen hat. Durch einen Zufall lernt er einen Mittzwanziger kennen, der sich selbst nur Hesher nennt (Joseph Gordon-Levitt, „Halloween H20“). Dieser langhaarige Tagedieb benötigt gerade eine neue Bleibe, woran T.J. nicht ganz unschuldig ist – und zieht kurzerhand bei ihm ein. Zur Mischung aus Angst, Respekt und Apathie, die die Familie daran hindert, ihn herauszuwerfen, gesellt sich bald eine gewisse Sympathie für Hesher und seinen anarchischen Lebensstil, der tatsächlich wieder so etwas wie Leben in die Bude bringt…

Den Kleinkriminellen Hesher inszeniert Susser als drahtigen, betont lässigen und scheinbar gefühlskalten Langhaarigen, der wann immer möglich oberkörperfrei herumläuft (oder -sitzt) und sich äußerst gern unverschämt und respektlos anderen gegenüber, wie die Axt im Walde verhält und sich stets einfach zu nehmen scheint, was er gerade zu brauchen glaubt. Versatzstücke manch populären Leinwand-Antihelden scheinen durch; dass er gern Metal hört, wird jedoch nicht zum Mittelpunkt seiner Charakterisierung – wenngleich das an den Metallica-Schriftzug angelehnte Filmlogo dergleichen möglicherweise suggeriert. Die Überzeichnung Heshers sorgt für den Gutmenschen-Humor des Films, in dem den Rüpel niemand zur Ordnung ruft, sondern nur ungläubig in einer Mischung aus Abscheu und Faszination zusieht und ihn agieren lässt.

Diese klischeehafte und realitätsferne Darstellung bedient aufs Entschiedenste die bildungsbürgerliche Sehnsucht nach dem asozialen Außenseiter-Proll oder auch dem egozentrisch anmutenden Einzelgänger, der im Grunde seines Herzens doch ein feiner Kerl ist und niemandem etwas zuleide tut. Doch so peinlich dies auch berührt, so nachvollziehbar erscheint die Lethargie, in der sich die Familie nach dem tragischen Verlust befindet. Daraus resultierende Vater-Sohn-Konflikte sowie die ebenso schwierige wie interessante Rolle der Großmutter verstand Susser verständnisvoll und sensibel einzufangen, gibt niemanden der Lächerlichkeit preis. Dass neue Einflüsse von außen in einer solch festgefahrenen Situation notwendig sein können, um die Trauernden oder gar zur Trauer Unfähigen wachzurütteln, erscheint verständlich – und dass sie auch einmal ganz anderer Natur sein können, als man es sich vorstellt oder vielleicht gewünscht hätte, ist natürlich richtig und kann der Stoff sein, aus dem interessante Drehbücher sind. Der Perspektivenwechsel und die Horizonterweiterungen, die mit Heshers Provokationen einhergehen lassen die Familie spüren, dass sie noch lebt und hilft, sie aus ihrem schwarzen Loch zu befreien.

Dies geschieht auf von Susser kurzweilig und unterhaltsam dargestellte Weise, wenngleich das Verhalten der Protagonisten nicht immer nachvollziehbar erscheint. Erweitert wird die Geschichte um eine schräge Romanze, die T.J. in Konkurrenz zu Hesher gehen lässt, als beide Interesse an der Einzelhandelskauffrau Nicole (Natalie Portman, „V wie Vendetta“) entwickeln und, was den Film deutlich um Coming-of-Age-Elemente bereichert. Dass auch dies nicht zu einem unauslöschlichen Konflikt gerät, ist jedoch erneut der harmoniesüchtigen Intention geschuldet. Dass die Realität meist anders aussieht und durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfene Menschen vermutlich leider viel öfter Opfer von Schmarotzern werden, die sie letztlich nur weiter herunterziehen, als dass sie entscheidende Impulse setzen und als Inspiration dienen, kommt in Sussers trotz auf Schmutz und Rebellion gebürstetem Sujet letztlich etwas dann doch sehr heiler Welt dann auch erst gar nicht erst vor. Die alten Metallica-Stücke sowie der Motörhead-Song, der es ebenfalls in den Soundtrack geschafft hat, entfachen aber tatsächlich ihre zeitlose Energie und avancieren zu Aha-Momenten für Musikkenner. Fazit: Gut gemeinter Film, aber im Endeffekt zu naiv.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Hesher - Der Rebell - Spencer Susser (2010)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 20.11.2015 bei Koch Media noch einmal auf Blu-ray und DVD:

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"Lenticular Edition"

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herkömmliche Blu-ray

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DVD
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