Matinee - Joe Dante (1993)

Moderator: jogiwan

purgatorio
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Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von purgatorio »

Matinee

Bild

Deutscher Titel: Matinee
Originaltitel: Matinee

Regie:Joe Dante
Produktionsland: USA (1993)

Darsteller: John Goodman, Cathy Moriarty, Simon Fenton, Omri Katz, Lisa Jakub, Kellie Martin, Jesse Lee Soffer, Lucinda Jenney, James Villemaire, Robert Picardo, Jesse White, Dick Miller


Story:
Amerika, in den 50er Jahren: Der Trash-Regisseur Lawrence Woolsey ist das Idol aller Teenies. In seinen Filmen setzt er auf billige Shock- und Horroreffekte, und erzählt überspitzte Stories. Er schreckt sogar nicht davor zurück, die Stühle im Kino, elektronisch zu verkabeln, so daß die Zuschauer einen kleinen Schlag bei grausamen Szenen bekommen. Außerdem engagiert er einen Statisten, der verkleidet in den Saal stürmt. Bei der Premiere seines Live-Action-Effektes kommt es zur Panik...
(via ofdb)
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purgatorio
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von purgatorio »

das dürfte etwas den Bux sein, immerhin wird hier dem klassischen (Trash-)Monster- und Horrorfilm und im Speziellen William Castle gehuldigt! :nick:
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von buxtebrawler »

purgatorio hat geschrieben:das dürfte etwas den Bux sein, immerhin wird hier dem klassischen (Trash-)Monster- und Horrorfilm und im Speziellen William Castle gehuldigt! :nick:
Korrekt - hab ich da, steht kurz vor der Sichtung. Von Onkel Joe bekam ich vor einiger Zeit den Tipp.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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purgatorio
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von purgatorio »

buxtebrawler hat geschrieben: Von Onkel Joe bekam ich vor einiger Zeit den Tipp.
mannoman... der Onkel ist aber auch ein wandelndes Filmlexikon 8-)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von buxtebrawler »

Die Komödie „Matinee“ aus dem Jahre 1993 war US-Regisseur Joe Dantes erster Spielfilm nach „Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster“ und zugleich sein Kinodebüt der 90er-Jahre.

USA, 1962: B-Horrorfilmer Lawrence Woolsey tingelt mit seinen trashigen Horrorfilmen durch US-amerikanische Kinos und versteht sich insbesondere auf die Vermarktung seiner Zelluloid-Erzeugnisse. Sein neuester Streich lautet „Mant“ und handelt von einem Menschen, der zu einem Ameise/Mensch-Hybridwesen mutiert. Als besondere Gimmicks hat er sich allerlei Schnickschnack wie Stromschläge aus Kinosesseln und einen Animateur im Ameisenmenschkostüm ausgedacht, der während der Vorstellung das Publikum erschrecken soll. Dazu gehört auch eine Erdbebensimulation, die jedoch angesichts der sich zuspitzenden Kuba-Krise Panik auslöst…

„Matinee“ ist eine liebevolle Ehrerbietung an das klassische Thriller- und Horror-B-Kino der 1950er- und 1960er-Jahre, das seinerzeit von ambitionierten, erfindungsreichen Filmemachern in die „Double Feature“-Vorstellungen und Autokinos getragen wurde, im Allgemeinen und an William Castle, der für Filme wie „House on Haunted Hill“, „Schrei, wenn der Tingler kommt“ und „Mörderisch“ berüchtigt wurde und dem der von John Goodman („The Big Lebowski“) verkörperte Lawrence Woolsey nachempfunden wurde, im Speziellen. Wie sein Alter Ego in „Matinee“ buhlte auch Castle um die Aufmerksamkeit seines Publikums, indem er seine Filme mit reißerisch Kampagnen bewarb und sich die verschiedensten Gimmicks einfallen ließ, die die Kinobesuche zu individuellen, über den reinen Filmkonsum hinausgehenden Erlebnissen machten. Woolsey wird von Dante als netter, umtriebiger Onkel mit ausgeprägtem Geschäftssinn, der weiß, was sein Publikum erwartet und der stets den Schalk im Nacken mit sich trägt, charakterisiert. Er ist sowohl interessiert an guter, kruder Unterhaltung als auch daran, dass seine Produktionen genügend Gewinn abwerfen. Dafür werden z.B. im Vorfeld zwei Schauspieler engagiert, die in die Rolle protestierender religiöser Moralapostel (einer von ihnen der unverwüstliche Dick Miller) schlüpfen, die eindringlich vor dem Besuch des Films warnen – schließlich ist Anti-Werbung manchmal die beste Werbung. Auch zeigt er sich nicht geizig mit Freikarten und spannt er die örtliche Jugend mit ein, indem er einen Heranwachsenden ins „Mant“-Kostüm schlüpfen lässt und sich fast wie ein Mentor des 15-jährigen Gene Loomis (Simon Fenton, „Ein Ritter in Camelot“) annimmt, dessen Vater weit weg von Zuhause für die US-Armee im Einsatz ist.

Es war eine Zeit des noch unschuldigen, naiven Horrorkinos, dem dennoch über die reine Zerstreuung hinaus eine wichtige Funktion zuteilwurde: Es fungierte als Ventil für abstrakte, aber dennoch ganz reale Ängste, die während der Kuba-Krise, als der Welt angesichts eines drohenden Atomkriegs der Atem stockte, einen vorläufige Höhepunkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht hatten. Diesen oft ignorierten und geleugneten gesellschaftlichen Aspekt flocht Dante in die große Parallelhandlung von „Matinee“ ein, die sich auf karikierende und ironische Weise mit dem Verhalten der Menschen vor dem Hintergrund der Krise auseinandersetzt, verschiedene Perspektiven anbietet und das eigenartige, verwirrende Ohnmachtsgefühl greifbar zu machen versucht. Er zeigt, wie letzteres zu verhindern versucht wurde, indem man die Bevölkerung im Zuge der US-Propaganda nur unzureichend über die wahren Folgen eines Atomkriegs aufklärte und durch vermeintliche Übungen für den Ernstfall in Sicherheit zu wiegen gedachte. Er thematisiert dagegen laut werdende Stimmen, panische Hamsterkäufe, gutgläubige Atomschutzbunkerinstallationen und die allgegenwärtige Kommunismus-Paranoia.

Zusammengehalten werden Dantes zwei Hauptthemen von einem Plot in Hollywood-typischer Dramaturgie um den filmbegeisterten Gene Loomis und dessen Liebelei mit der aufgeklärten, kecken Kriegsgegnerin Sandra (Lisa Jakub, „Das Gesicht des Schreckens“), hinter der ihr eifersüchtiger Ex-Freund her ist, der sich zudem als ein wahnsinnig schlechter Dichter entpuppt. Satirisch wird der damalige Zeitgeist ebenso auf die Schippe genommen („3x täglich Fleisch ist gesund für euch!“) wie sowohl das familiär ausgerichtete Kinoprogramm als auch die Horrorfilme, um die sich „Matinee“ dreht. Die gezeigten Ausschnitte dieser fiktiven Filme sind einerseits urkomisch, weisen dank Dantes Beobachtungsgabe und Genrebezug aber tatsächlich viele typische Eigenheiten auf, die Genrekenner sofort wiedererkennen werden. Am Ende steht Woolsey natürlich als Held da, selbstverständlich nicht ohne ein Augenzwinkern. Unterlegt wurde „Matinee“ von einem zeitgenössische Hits enthaltenden Soundtrack, der mit „Loco-Motion“, „The Lion Sleeps Tonight“ und diverser Surf Music wohlige Erinnerungen an jene musikalisch interessante Zeit wachwerden lässt und die 60er-Jahre-Atmosphäre unterstützt.

Fazit: Joe Dante gelang eine sympathische und intelligente Mixtur aus Hommage, Gesellschaftssatire und Geschichtsunterricht, die eine Lanze bricht für den wohligen Schrecken auf der Leinwand. John Goodman fühlt sich sichtlich wohl in seiner Rolle, die Inszenierung ist trotz dann und wann etwas ausufernder Nebenhandlung (die sich als roter Faden durch den Film zieht) kompakt und stets zielgerichtet und sollte auch für Nichtkenner der behandelten Materie keine größeren Längen aufkommen lassen. Für William-Castle-Fans und andere Genre- und Zeitgeistverrückte ist „Matinee“ aber ein schwer zu empfehlendes Filmvergnügen, das sich liebevoll und detailreich längst vergangener Zeit annimmt. Empfehlung für ein „Double Feature“: Der ähnlich gelagerte, mit einem irreführenden deutschen Titel versehene „Skinner …lebend gehäutet“, der bereits zwei Jahre zuvor erschien. Ob Joe Dante den gesehen hatte?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von purgatorio »

MATINEE (MATINEE, USA 1993, Regie: Joe Dante)

MATINEE ist ein hervorragender Film, der US-amerikanischen Zeitgeist, Gesellschaft und Filmkultur der 50er und 60er Jahre, speziell die Katalysator- und Ventilfunktion des B- und C-Monster- und Sci-Fi-Kinos dieser Zeit, großartig einfangen konnte, inszenierte und zugänglich machte. Als Schlüsselfigur dient der toll aufspielende John Goodman als William Castle-Verschnitt Lawrence Woolsey. Die Zitate und Ehrerbietigen im Rahmen einer relativ überschaubaren, seichten aber auch klassisch narrativen Jugendkomödie sind unzählig und wissen den Filmkenner zu begeistern! Ganz toll! 8/10
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karlAbundzu
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Beitrag von karlAbundzu »

purgatorio hat geschrieben:MATINEE (MATINEE, USA 1993, Regie: Joe Dante)

MATINEE ist ein hervorragender Film, der US-amerikanischen Zeitgeist, Gesellschaft und Filmkultur der 50er und 60er Jahre, speziell die Katalysator- und Ventilfunktion des B- und C-Monster- und Sci-Fi-Kinos dieser Zeit, großartig einfangen konnte, inszenierte und zugänglich machte. Als Schlüsselfigur dient der toll aufspielende John Goodman als William Castle-Verschnitt Lawrence Woolsey. Die Zitate und Ehrerbietigen im Rahmen einer relativ überschaubaren, seichten aber auch klassisch narrativen Jugendkomödie sind unzählig und wissen den Filmkenner zu begeistern! Ganz toll! 8/10
:thup: seh ich genauso, dante schaftt es hier, den spirit der alten filme einzufangen, so wie man ihn sich verklärt und gleichzeitig tennage jahre zu bebildern mit all ihren ängsten und sehnsüchten. einer seiner besten
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von jogiwan »

Sympathischer Streifen von Joe Dante, der mit einer Gruppe von Jugendlichen das unbeschwerte Portrait zur kritischen Zeit der Kubakrise im Oktober 1962 nachzeichnet und dabei zeigt, wie sich die Jugendlichen und auch die Erwachsenen als Ablenkung im Kino wilden B- und C-Monsterfilmen hingeben, die auch sehr eindringlich vor dem Fortschritt und der Gefahr des Atoms hinweisen. Leider schafft es die Rückseite der deutschen DVD aber gleich das gesamte Finale zu spoilern und irgendwie war mir der Streifen mit seinem Fokus auf sehr jungen Leutchen dann auch einen Ticken zu brav. Ansonsten gibt’s nicht viel zu meckern und der Charme der damaligen Zeit wurde von Joe Dante und seinem Team auch sehr gut eingefangen. Eine harmlose und nette Komödie über Jugendliche und einen kreativen Regisseur mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie mit vielen Verweisen auf real existierende Figuren und Filme, die man zwischendurch auch gut gucken kann.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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buxtebrawler
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist am 23.07.2015 bei Koch Media auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD erschienen:

Bild Bild

Extras:
Kinotrailer, Kurzfilm "Mant", exklusives Interview mit Regisseur Joe Dante, Making of, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial

Quelle: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... &vid=63204
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Matinee - Joe Dante (1993)

Beitrag von Arkadin »

Tatsächlich jetzt das erste Mal gesehen. Wunderschöner Film der Coming-Of-Age, Kindheitserinnerungen, frühes 60s Feeling und die Liebe für spektakuläre B-Horrorfilme und deren aufgeweckte Macher zu einem großen, wohlschmeckenden Ganzen verbindet. John Goodman als William Castle-Variante Lawrence Woolsey ist schlichtweg umwerfend. Ein Showman vor dem Herrn, einer der weiß, wie man den Leuten das Geld aus der Tasche zieht und sich dabei ein kindliches Vergnügen am Spektakel erhalten hat. so ein Typ, der supersympathisch ist und ein gutes Herz hat, auf der anderen Seite aber auch knallharter und windinger Geschäftsmann ist. Die Darsteller der Teenager sind ebenfalls sehr gut ausgesucht und nerven zu keiner Zeit. Joe Dante hat sein Werk mit ruhiger Hand, viel Sinn für Nostalgie (ohne dabei kitschig zu sein) und Liebe inszeniert. Und die Auschnitte aus dem fiktiven "Mant" sind wirklich klasse. Und Cathy Moriarty richtig heiß ("Nurse! Nurse!").
Früher war mehr Lametta
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