Picknick in Ghost City - Michael Hawes (1989)

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Picknick in Ghost City - Michael Hawes (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Family Reunion

Herstellungsland: USA / 1989

Regie: Michael Hawes

Darsteller: Mel Novak, Pam Phillips, John Andes, A.J. Woods, Kaylin Cool, Brad Kelly, Ken Corey, Victoria Hirsch u. A.

Trotz aller Vorwarnungen strandet eine Familie während ihres Weihnachtsurlaubs in einer Geisterstadt, wo sich vor 40 Jahren während einer schwarzen Messe ein Massenmord ereignete. Ein rätselhafter Gefangener, der offiziell längst als tot gilt, flieht aus einer Polizeistation, um die damalige Messe zu vollenden, und verlangt als Opfer den kleinen Sohn der Familie. Der Vater beugt sich willenlos der Forderung, doch die Mutter kämpft verbissen um das Leben des Jungen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Picknick in Ghost City - Michael Hawes (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

„Du weißt, er liebt Geisterstädte!“

„Picknick in Ghost City“ ist ein US-amerikanischer Okkult-Horrorstreifen aus dem Jahre 1989, der offenbar die einzige Regie-Arbeit Michael Hawes‘ blieb. Die IMDb listet jedoch mit „Terror in Sutterville“ eine australische, zwei Jahre ältere Produktion desselben Regisseurs ohne weitere Infos, bei der es sich, wenn sie denn existiert, um einen Vorläufer oder eine Kurzfilmversion dieses Films handeln könnte.

„Gott hat gar nichts damit zu tun!“

Familienvater Tom Andrews (Mel Novak, „Die Macht der Fünf“) wird von Alpträumen geplagt, die ein okkultes Ritual beinhalten. Die Träume scheinen in Zusammenhang mit dem Ort Sutterville in Nevada zu stehen; einer Geisterstadt, in der vor 40 Jahren eine Teufelssekte ihr Unwesen trieb, die schließlich komplett ausgelöscht wurde. Ausgerechnet an Heiligabend will Tom seinen Alpträumen auf den Grund gehen und reist zusammen mit seiner Familie nach Sutterville, wo er auf einen seltsamen, mit überirdischen Mächten im Bund zu stehen scheinenden Delinquenten (Ken Corey) trifft, der es auf seinen Sohn Billy (A.J. Woods) abgesehen hat – und eigentlich längst tot sein müsste. Na, dann: Fröhliche Weihnachten!

„Warst du schon mal bei den Rattenärschen im Konzert?“

Hawes zeigt dem Zuschauer zunächst einmal alte Schwarzweiß-Fotos von Arbeitern, die nahtlos in ebenfalls farblose Ritualszenen übergehen, welche den Anschein einer Rückblende erwecken, sich aber als visualisierter Alptraum Toms herausstellen. Auf dem nach Sutterville steht demonstrative Familienidylle auf dem Plan; im Auto wird vergnügt gesungen, während der nervöse Großvater (John Andes, „Karate Tiger“) es kurioserweise vollqualmt (so war das damals; kein Auto war knackevoll und kein Mitfahrer jung genug, dass nicht noch diverse Glimmstengel inhaliert werden konnten). In Sutterville will der Sheriff derweil einen mysteriösen Fremden verhaften, doch dieser macht sich kurzerhand unsichtbar. Damit nicht genug, er verfügt anscheinend auch über telepathische Fähigkeiten und tötet die Frau des Sheriffs. Nachdem es endlich gelungen ist, ihn festzusetzen, bringt er seinen Zelleninsassen um und entkommt. Der kleine Billy bekommt von all dem nichts mit und folgt einem blinden Mädchen. Während sein Vater davon träumt, seine Familie zu erschießen und immer mehr unter einen fremden Bann zu geraten scheint, begibt sich Toms Frau Kathy (Pam Phillips, „Crazy Legs“) auf die Suche nach Billy und kämpft schließlich um dessen Leben.

„Was zur Hölle isst du da eigentlich?“ – „Dauerlutscher!“ – „Ich würde da kotzen.“

Der Fremde stellt sich nämlich als niemand Geringerer als Toms Vater heraus, dessen irdisches Leben von 1925 bis 1948 weilte, der Teil der damaligen Teufelssekte war und der nun Billy opfern will. Wenig überraschend waren Toms Träume eben doch so etwas wie eine Rückblende, illustrierten sie schließlich, was damals geschah. Hawes arbeitet nach der Familienankunft in Sutterville mit Point-of-View-Einstellungen, die suggerieren, dass Tom samt Anhang beobachtet werden und versucht, mittels einer fremdartigen Geräuschkulisse eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen, was nur bedingt gelingt, weshalb auch er wieder auf das Genre-Klischee des entfesselten Unwetters zurückgreift. Man versucht sich an Spannungs- und Suspense-Szenen, liefert sich fragwürdige Dialoge, aber auch ein paar schöne Bilder, die im Kontrast zum billigen Schnitt und schlecht choreographierten Kampfszenen stehen. Überraschend krude ausgefallen ist die einzig nennenswerte Splatterszene des Films, in der Tom jemanden mit einem Holzkreuz durchbohrt.

Diese heftige Gewalteruption lässt endlich einmal Freunde der gröberen Kelle frohlocken, steht jedoch auch symbolisch für den bürgerlich-spießigen Unterton des Films, der in seiner Waffenversessenheit, Überbetonung des Familienbunds und, trotz oder gerade wegen des okkulten Aufhängers, pro-christlichen religiösen Ausrichtung wie zugeschnitten auf den gesellschaftlich konservativen US-Mainstream wirkt – ohne ihn indes zu erreichen, denn dafür ist die Handlung (Familienvater reist an Heiligabend mit seiner kompletten Familie inkl. kleinem Kind in gefährliche Geisterstadt) viel zu hanebüchen und schundig und das Ergebnis insgesamt zu holprig, wozu auch die recht steife schauspielerische Leistung Mel Novaks beiträgt (während Antagonist Ken Corey interessanterweise bisweilen ein wenig von Klaus Kinski hat). Der übrigens trotz seines saisonalen Bezugs kein bisschen winterliche Film hat dann zumindest noch eine nette Pointe im Epilog in die Waagschale zu werfen, was auch seinen Anteil daran hat, einen Genre-Aficionado wie mich letztendlich milde zu stimmen. Die Chance, einen sarkastischen Weihnachts-Horrorfilm zu drehen, der die alljährliche Familienzusammenkunft aufs Korn nimmt, hat Hawes jedoch verspielt. Zwar hat mich das „Picknick in Ghost City“ nicht gesättigt, als nährstoffarmer Snack aber reicht’s irgendwie gerade noch so zum Durchschnitt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Picknick in Ghost City - Michael Hawes (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 05.08.2020 bei WMM noch einmal auf DVD im Mediabook:

Bild

Extras:
Booklet
Bonus DVD mit einem weiteren Film

Bemerkung:
Limitiert auf 99 Stück.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=104364
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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