Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von horror1966 »

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Psycho Legacy
(The Psycho Legacy)
mit Jason Allentoff, Sharen Camille, Clint Carney, Mike Cucinotta, Juliette Cummins, Paul Ehlers, Jeff Fahey, Richard Franklin, Robert V. Galluzzo, Lee Garlington, Mick Garris, Adam Green, Tom Holland, Olivia Hussey
Regie: Robert V. Galluzzo
Drehbuch: Robert V. Galluzzo
Kamera: John Torrani
Musik: Jermaine Stegall
FSK 16
USA / 2010

1960 verängstigte Anthony Perkins die Welt mit seinem abschreckendem Portrait eines mörderischen Geisteskranken, welcher besessen von seiner toten Mutter ist. Das Horror Genre wurde somit in einen neuen Bereich des Möglichen katapultiert. Alfred Hitchcocks original Psycho hat drei Folgen und einen Remake hervorgebracht und beeinflusst das Genre noch 50 Jahre später.

Die Psycho Legacy folgt dem unauslöschlichen Erbe der Psycho Filme und enträtselt den Prozess des Drehbuchsschreibens, des Casting und der Regiearbeit der ganzen Filme. Dabei wird deren Langlebigkeit und deren Erfolg untersucht. Nie gezeigte und sehr seltene Interviews und Fotos von Anthony Perkins werden mit dutzenden Interviews von Robert Loggia, Olivia Hussey, Henry Thomas, Diana Scarwid, Tom Holland, Hilton Green, Mick Garris und viele mehr verflochten.

Die Psycho Legacy ist die erste Dokumentation, welche Jahrzehnte von Psycho Filmen vereint, untersucht und dabei Überraschungen zu Tage führt und Einblicke in den Ursprung des modernen Horrors ermöglicht.



Mit "Psycho Legacy" hat das Label Ascot elite einmal mehr eine wirklich ganz ausgezeichnete Dokumentation herausgebracht, die insbesondere für jeden Fan ein absolutes Pflichtprogramm darstellen sollte. Dabei wird nicht nur das geniale Meisterwerk von Alfred Hitchcock eingehend beleuchtet, sondern die gesamte Film-Reihe, die man durch diese Doku am Ende eventuell sogar erst richtig zu schätzen lernt. Etliche Regisseure und Darsteller geben hier in Interviews tiefe Einblicke in das Gesamtwerk, wobei die Hauptfigur Norman Bates (Anthony Perkins) im Mittelpunkt steht. Man erfährt viele kleine Details über alle 4 Produktionen und es gibt etliche Anekdoten, von denen man bisher noch keine Ahnung hatte. Von der Wirkung die das Original zur damaligen Zeit hinterlassen hat braucht man gar nicht groß zu reden, doch wird hier noch einmal ganz besonders zum Ausdruck gebracht, wie revolutionär "Psycho" für das gesamte Genre war und welch nachhaltigen Eindruck der Film bei den Leuten hinterlassen hat. Auch der Einfluss auf etliche Regisseure und die Wegbereitung für den Slasher werden eingehend beleuchtet, so das man die Bedeutung des Filmes für das gesamte Horror-Genre erst richtig erkennt.

Doch auch die 3 Nachfolger bekommen in dieser erstklassigen Doku die Aufmerksamkeit, die sie ganz sicher verdient haben. Zwar erreicht bestimmt keiner dieser Filme die absolute Genialität des Originals, jedoch lernt man die einzelnen Werke auf eine Art und Weise kennen, die man bisher höchstwahrscheinlich noch nie in die eigene Bewertung hat einfließen lassen. Durch die "Psycho Legacy" bekommt der Zuschauer die Möglichkeit, diese Film-Reihe endlich einmal als sehr gelungenes Gesamtwerk zu sehen und die Teile 2 - 4 nicht immer so stiefmütterlich zur Seite zu schieben, wie man es bisher getan hat. Durch etliche Aussagen der Beteiligten werden einem Beweggründe näher gebracht, warum bestimmte Dinge Einzug in die jeweiligen Geschichten gehalten haben. Dabei ergeben sich tiefe Einblicke in wirklich akribische Arbeitsmethoden-und Gedankengänge der jeweiligen Regisseure, die mit den Nachfolgern ein schier erdrückendes Erbe angetreten hatten.

Bei allen Informationen die einem hier präsentiert werden, läuft fast alles auf die Person von Anthony Perkins hinaus, der den Filmen auf jeden Fall seinen persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Man erfährt beispielsweise, das die Figur des Norman Bates eher hinderlich für seine Karriere war, da er ganz unweigerlich immer mit dieser prägenden Figur in Zusammenhang gebracht wurde. Viele Personen berichten über die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler-und Regisseur, wobei insbesondere die Informationen zu seiner Regie-Arbeit bei "Psycho 3" extrem interessant sind. Negatives bekommt man im Prinzip überhaupt nicht zu hören, obwohl Perkins in einigen Dingen anscheinend auch ein recht schwieriger Mensch gewesen sein muss. Dennoch sind es streckenweise sogar regelrechte Lobeshymnen, die hier über den verstorbenen Darsteller zum Besten gegeben werden. Auf jeden fall muss Perkins bei sämtlichen Menschen die mit ihm zu tun hatten, einen sehr nachhaltigen-und vor allem positiven Eindruck hinterlassen haben, denn nicht ein einziges der Interviews hinterlässt den Eindruck, das die betreffenden Personen ihre Aussagen nicht ernst meinen. Wenn man sich die ganzen Eindrücke dieser Dokumentation einmal vor Augen führt, dann wäre man selbst unheimlich gern bei den jeweiligen Dreharbeiten dabei gewesen, die scheinbar jedem der Beteiligten einen unglaublichen Spaß gemacht haben müssen. Durch Aussagen etlicher Schauspieler erfährt der Betrachter auch, welche Gedanken sich die jeweiligen Personen über ihre Rollen gemacht haben, ging es doch immerhin darum, auch in den Nachfolgern von Hitchcock's Meisterwerk eine möglichst hohe Qualität an den Tag zu legen. Das bezieht sich allerdings nicht nur auf die darstellerischen Leistungen, sondern auch auf die jeweiligen Drehbücher die wohl durchdacht wurden und dem Original möglichst nahe kommen sollten.

Letztendlich ist "Psycho Legacy" die genau richtige Einführung, um sich danach alle 4 Filme am Stück anzusehen. Man kann schon während der Doku das immer stärker werdende verlangen spüren, sich die Reihe endlich einmal wieder anzuschauen. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, das man insbesondere Teil 2 - 4 aus einer ganz anderen Sichtweise betrachtet und den Filmen viel mehr Beachtung schenkt, als es bisher der Fall war. Das Original wird zwar für immer unerreicht bleiben, jedoch erkennt man ganz eindeutig, das es sich eigentlich um ein sehr hochklassiges Gesamtwerk handelt. Das Problem liegt ganz einfach darin begründet, das man die Sequels bisher immer im übermächtigen Schatten des Erstlings betrachtet hat und ihnen deshalb nie die ganze Beachtung schenkte, die sie eigentlich verdient haben. Diese Doku dürfte das höchstwahrscheinlich ändern, ich persönlich kann jedenfalls behaupten, das ich die gesamte reihe bei der nächsten Sichtung einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten werde.


Fazit:


Für mich ist "Psycho Legacy" eine der beeindruckendsten Dokus über Filme, die ich bisher gesehen habe. Neben den etlichen sehr interessanten Informationen bekommt man auch menschliche Gefühle präsentiert und bekommt so im Endeffekt nicht nur eine Hommage an die 4 Filme, sondern auch an die Person des Anthony Perkins präsentiert. Wer schon immer alles über "Psycho" und seine 3 Sequels wissen wollte, darf sich diese hervorragende Dokumentation keinesfalls entgehen lassen, die einem eine Film-Reihe näher bringt, die man ab sofort aus einem vollkommen anderen Blickwinkel betrachtet.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Stereo)
Bild: 1,33:1 (16:9)
Laufzeit: 87 Minuten
Extras: Deleted Scenes, Interviews, Trailershow
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von buxtebrawler »

Bin ich auch schon drüber gestolpert, muss ich haben. Ähnliches gibt es ja für die Freddy/Michael/Jason-Slasher-Reihen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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horror1966
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von horror1966 »

Jau, die Nightmare-Doku "Never Sleeps again" habe ich ja auch von Ascot bekommen, die werde ich wohl heute schauen. Geht immerhin 230 Minuten. :thup:
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von buxtebrawler »

Nachdem bereits die „Freitag, der 13.“-, „Halloween“- und „A Nightmare on Elm Street“-Horrorfilmreihen ausführlich in Dokumentarfilmen behandelt wurden, wobei sich besonders die beiden letztgenannten qualitativ wie informativ hervortaten, machte sich US-Regisseur Robert V. Galluzzo mit seinem Regiedebüt auf, der von Alfred Hitchcock initiierten „Psycho“-Reihe um Motelbetreiber, Muttersöhnchen und Psychopath Norman Bates alle Ehre zu erweisen. Der 2010 erschienene Film „Psycho Legacy“ behandelt dabei nicht nur Hitchcocks Meisterwerk, sondern auch die von der Kritik unterschiedlich aufgefassten drei Fortsetzungen.

„Psycho Legacy“ setzt sich in erster Linie aus Interviews mit beteiligten Regisseuren und Schauspielern, von „Psycho“ beeinflussten Filmschaffenden und belesenen Fans sowie kommentierten Filmausschnitten zusammen und geht dabei in seinen rund 90 Minuten chronologisch vor. Da sowohl Alfred Hitchcock als auch Norman-Bates-Darsteller Anthony Perkins leider verstorben sind, muss man für beide auf Archivmaterial zurückgreifen. So erfährt man, was am 1960 veröffentlichten „Psycho“ so neu und andersartig war, dass er nicht nur zu einem der erfolgreichsten und meistzitierten Horrorfilme, sondern auch zum Prototypen eines Jahre später von John Carpenter mit „Halloween“ ins Leben gerufenen Subgenres, dem „Stalk’n’Slash“-Film, kurz: Slasher, avancierte. So machte Hitchcock beispielsweise Schluss mit der Unsitte, dem Publikum zuzugestehen, ruhig etwas später in die Vorstellung kommen zu können, da zu Beginn eines Films ohnehin nicht viel passiert. Wer bei „Psycho“ zu spät kam, hatte das Nachsehen. Zudem bat er um absolute Geheimhaltung des Plottwists, der die Identität des Mörders und dessen Motiv enthüllt. Auf Feinheiten wie Hitchcocks Vogelsymbolik wird ebenso eingegangen wie auf die berüchtigte Filmmusik, die schockierende Duschszene und ganz besonders natürlich auf Hauptdarsteller Anthony Perkins. Dieser war vor „Psycho“ vornehmlich der nette Junge von nebenan, nahm aber die Rolle an, identifizierte sich mit ihr und führte sie weiter, baute sie aus. „Psycho Legacy“ erklärt, wie Hitchcock das Filmemachen verändert und geprägt und den Grad der Akzeptanz von Gewalt im Film erhöht hat. Und wer es nicht ohnehin schon wusste, erfährt, dass der US-amerikanische Serienmörder Ed Gein reales Vorbild für den Charakter Norman Bates war.

Während sich hinsichtlich der Qualitäten des Original-„Psycho“ heutzutage alle weitestgehend einig sein dürften, gehen die Meinungen in Bezug auf die Fortsetzungen stark auseinander. Erst im Jahre 1983 wagte sich US-Regisseur Richard Franklin („Link, der Butler“) an „Psycho II“, der von einem nach 22 Jahren als geheilt entlassenen Norman Bates ausgeht und Anthony Perkins erneut für dessen Paraderolle gewinnen konnte. Die Auseinandersetzung mit den so ein bisschen ein stiefmütterliches Dasein gefristeten Fortsetzungen ist für mich das eigentlich Interessante an „Psycho Legacy“. Auch für die künstlerischen Details dieser Filme wird der Blick geschärft, über Erfolg und Misserfolg informiert, Konzepte und Drehbücher erläutert. Im Mittelpunkt steht nach wie vor Perkins, über dessen Zusammenarbeit Regisseure und Schauspielkollegen berichten. „Psycho III“ wurde von Perkins höchstpersönlich inszeniert, für „Psycho IV“ die Mythologie abgeändert und Stephen-King-Hausregisseur Mick Garris verpflichtet. Das ist alles zweifelsohne interessant zu verfolgen und macht große Lust, sich die Filme (noch) einmal anzusehen – als etwas problematisch empfinde ich jedoch die Perspektive: Diese fiel recht einseitig aus, wirkliche kritische Stimmen finden keine Berücksichtigung. Das ist schade, denn gerade die Gegenüberstellung von argumentativ untermauerter positiver und negativer Kritik wäre interessant gewesen. Diese Chance ergreift Galluzzo leider nicht, so dass „Psycho Legacy“ bisweilen wie eine Werbeveranstaltung für die Filmreihe wirkt. Generell erscheint die Laufzeit des Films aber auch etwas zu kurz geraten, um wirklich in die Tiefe gehen zu können.

Die Interview-Passagen wurden so zusammengeschnitten, dass sich ein unterhaltsamer, dynamischer Informationsfluss ergibt. Der radikale Schnitt verfuhr jedoch vermutlich nach dem Motto „besser zu wenig als zu viel“ und ließ mit Sicherheit viel Interessantes unter den Tisch fallen, gefangengenommen vom 90-Minuten-Diktat. Wem es nach mehr dürstet, wird aber vermutlich im ausgiebigen Bonusmaterial der Heimkino-Veröffentlichungen fündig werden. „Psycho Legacy“ ist eine unterm Strich nicht uninteressante Ehrerbietung an die gesamte Filmreihe, die in erster Linie dazu animiert, sich selbst mit den Filmen auseinanderzusetzen, aber auch schönes, rares Bild- und Videomaterial Anthony Perkins‘ bietet, der mit seinem Schauspiel alle vier Filme prägte und hoffentlich auf ewig unvergessen bleiben wird.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Arkadin
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von Arkadin »

Mal aus Neugierde gefragt: Wird auch dieses unsägliche TV-Filmchen "Bates Motel" von 1987 erwähnt?
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horror1966
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von horror1966 »

Arkadin hat geschrieben:Mal aus Neugierde gefragt: Wird auch dieses unsägliche TV-Filmchen "Bates Motel" von 1987 erwähnt?

Weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr.
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buxtebrawler
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Re: Psycho Legacy - Robert V. Galluzzo

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben:Mal aus Neugierde gefragt: Wird auch dieses unsägliche TV-Filmchen "Bates Motel" von 1987 erwähnt?
Nur im Bonusmaterial, das ich noch nicht gesehen habe.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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