SubUrbia - Richard Linklater

Moderator: jogiwan

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dr. freudstein
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SubUrbia - Richard Linklater

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Originaltitel: SubUrbia

Herstellungsland: USA / 1996

Regie: Richard Linklater

Darsteller: Jayce Bartok, Amie Carey, Nicky Katt, Ajay Naidu,
Parker Posey, Giovanni Ribisi, Samia Shoaib u.a.

Story:
Eine Gruppe von jungen Leuten hat nichts anderes zu tun, als jeden Abend vor der selben Tankstelle rumzuhängen, Pizza zu essen und Alkohol zu trinken. Einer ist z.B. ein hoffnungloser Säufer, aus der Armee entlassen. Ein anderer ist ein Dopehead, der nichts als Blödsinn im Kopf hat. Jeff (Giovanni Ribisi) hat den Stumpfsinn der Vorstadt satt, ist hingegen aber auch nicht bereit etwas dafür zu tun, um dies zu ändern. Als seine Freundin Sooze nach New York gehen möchte, kommt er ins Grübeln. Aber wirklich ins Rutschen gerät die Lawine der Gefühle als ein gemeinsamer Schulfreund, Pony, mittlerweile erfolgreicher Folk-Rocksänger vorbeischaut. In dieser Nacht bekommen wir Einsicht in das Gefühlsleben eines jeden Protagonisten.

http://www.ofdb.de/film/13458,subUrbia- ... permarkets
dr. freudstein
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Re: SubUrbia - Richard Linklater

Beitrag von dr. freudstein »

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:vhs:

Eine Gruppe von Jugendlichen hängt die ganze Zeit in ner Ecke an ner Tankstelle rum in Burnfield, weil es da keine Perspektiven gibt, immer nur Langweile. Also Pizza und Bier. Der eine aus der Armee entlassen, hetzt gegen den pakistanischen Pächter. legt sich mit ihm an und säuft den ganzen Tag nur Bier und pöbelt an allen rum.
Der andere, ein Kiffer und Biertrinker macht die ganze Zeit nur Faxen, klaut Gartenzwerge und ist eher lebensfroh.
Sooze möchte raus aus dem Trott und nach New York als Künstlerin. Ihrem Freund Jeff passt das gar nicht, er ist der Grübler, immer depressiv und Sooze würd auch ohne ihn gehen. Eine andere Freundin war schon in ner Klappse und ist Selbstmord gefährdert. Nur Pony hat den Sprung heraus geschafft, ist ein Rockstar geworden und fährt mit ner Limo rum. Als er seine alten Freunde in Burnfield besucht, stößt er nicht bei jedem auf Gegenliebe, sondern auf Neid und Argwohn, denn schließlich sei er ja auch nix besseres, sondern ein Gefangener seiner Verträge, der nur von Konzert zu Hotel und von Hotel zu Konzert tingelt. Sooze und der Dopehead würden gerne über ihn den Sprung nach draußen schaffen. Jeff ist natürlich dagegen. Alle sind sie gefangen in der trostlosen depressiven Welt der Vorstadt, aber für den Sprung daraus will auch kaum einer was tun. Sehr dialoglastig alles und regt zum Nachdenken an, wo ist der Sinn des Ganzen. Die Mucke ist von SONIC YOUTH. Warum nur 5 Punkte? Zu oft gesehen wahrscheinlich. Der Film hinterlässt schon eine Menge Potential zum Nachdenken, wirkt deprimierend. Was macht man aus seinem Leben, so weiter leben bzw. hinvegetieren oder raus in die Welt, was Neues starten? Ich glaub, ich sollte zu meinen 7/10 zurückkehren. Hhhmmm....
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Re: SubUrbia - Richard Linklater

Beitrag von buxtebrawler »

@freudschi: Für mich klingt das alles nach einem sehr interessanten "Coming of age"-Streifen, den ich mir irgendwann mal werde von dir ausleihen müssen. ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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dr. freudstein
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Re: SubUrbia - Richard Linklater

Beitrag von dr. freudstein »

buxtebrawler hat geschrieben:@freudschi: Für mich klingt das alles nach einem sehr interessanten "Coming of age"-Streifen, den ich mir irgendwann mal werde von dir ausleihen müssen. ;)
OK, alright. Ich denke, du könntest damit eine Menge anfangen können :nick: Auf deine Kritik wäre ich sehr gespannt. Komisch, das du mit meiner was anfangen konntest :? Aber meine Empfehlung sei dir gewiss :D
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Re: SubUrbia - Richard Linklater

Beitrag von buxtebrawler »

„Wenn alles so sinnlos ist, wieso regst du dich dann verflucht noch mal darüber auf, du Vollidiot?!“ – „Weil ich mir fremd werde!“

„subUrbia“ ist ein hierzulande seltsamerweise anscheinend weitestgehend untergegangenes US-Jugend-/„Coming of age“-Drama aus dem Jahre 1996, entstanden unter der Regie Richard Linklaters („School of Rock“).

Alltag in der US-Kleinstadt Burnfield: Eine Gruppe junger Erwachsener hängt an der Tankstelle herum, betrinkt sich, macht Blödsinn und wälzt Probleme – zum Leidwesen des genervten pakistanischen Tankstellenpächters (Ajay Naidum „The Wrestler“). Unter ihnen befinden sich ein reichlich versoffener Ex-Soldat (Nicky Katt, „Death Proof“), ein in einem Fast-Food-Imbiss arbeitender Kindskopf (Steve Zahn, „E-m@il für Dich“), der nachdenkliche Jeff (Giovanni Ribisi, „The Fan – Schatten des Ruhms“) und seine Freundin Sooze (Amie Carey, „True Vinyl – Voll aufgelegt!“), die Pläne hegt, nach New York zu ziehen. Von dieser Idee ist Jeff nicht sonderlich angetan. Als dann auch noch der ehemalige Schulfreund Pony (Jayce Bartok, „Swing Kids“) zur Gruppe stößt, der mittlerweile erfolgreicher Rocksänger geworden ist, überstürzen sich die Ereignisse…

Linklaters Film porträtiert eine Generation weißer junger Erwachsener aus der Unter- bis Mittelschicht stellvertretend anhand dieser Gruppe Kleinstadt-Tankstellentrinker, die orientierungslos und unzufrieden mit ihren Perspektiven mit ihrem Leben hadert, das geprägt ist vom Alltag einer als immer enger werdend empfundenen Kleinstadt. Eine Generation, deren unzufriedene Protagonisten sich nicht Hals über Kopf dem Rock’n’Roll verschreibt, der seit 40 Jahren untrennbar mit den USA verbunden ist, die nicht auf Motorrädern Freiheit und Unabhängigkeit suchen, die bis zur nächsten Zapfsäule reicht, die nicht weltfremd und verlogen die Gewalt als Teil jedes Menschen leugnen, sich in lächerlichen Klamotten das Hirn wegdrogen und unablässig von Liebe faseln, die zu individuell und bodenständig sind, um eine verschworene Gang zu sein, die nicht oberflächlich genug sind, um Popper zu werden und sich Balzritualen in Discos hinzugeben und sich auch nicht vorbehaltlos in Punk oder eine ähnliche Subkultur stürzen, die ihre Kleinstadt ohnehin nicht zu bieten hat. Nein, diese Jugendlichen gehören der Generation der ‘90er an, einer Zeit, in der die beschriebenen Formen des Aufbegehrens allesamt irgendwie schon alte Hüte waren, aber irgendwie auch nicht, in der einem Teile davon als etwas Neues verkauft wurden, in der das Establishment schon sehr genau Bescheid wusste, wie Rebellion zu kanalisieren und auszuschlachten war, in der es also nicht unbedingt einfach war, eigene, unverbrauchte Wege zum Ausdruck des Gefühlschaos aus Frust, Orientierungs- und Perspektivlosigkeit, Verlustängsten und Drang zur Selbstverwirklichung zu finden. Eine diffuse Unzufriedenheit, wie sie sich nicht mit politischen Parolen ausdrücken lässt und wie sie gerade auch suburbanen Charakters ist, wenn die nächste Großstadt unendlich weit weg scheint und auch sie möglicherweise nur mit trügerischem Neonglanz lockt, sich letztlich aber als lebensfeindliches Haifischbecken entpuppt.

Es ist oftmals schwierig, älteren Generationen, die bereits vermeintlich oder tatsächlich als härter/entbehrungsreicher empfundene Zeiten hinter sich haben, auf ernstzunehmende Weise begreiflich zu machen, womit die Angehörigen der jüngeren Generation hadern. Schnell werden da Vorwürfe von verweichlichten Wohlstandskindern laut, wird in Kurzsichtigkeit und Arroganz eine gewisse materielle Grundsicherung als Garant für Sorglosigkeit missverstanden bzw. überinterpretiert. Auf der anderen Seite flüchten sich von ihren Eltern verhätschelte und unzureichend aufs Leben vorbereitete Jugendliche und Adoleszente nur allzu gern in trotziges Selbstmitleid, den eigenen Stellenwert maßlos überbewertend und nicht selten gar die Legende einer ach so schweren Kindheit strickend, um die sie strenggenommen Millionen beneiden. „subUrbia“ gelingt es nun, einen zu Verständnis- und Unterhaltungszwecken innerhalb eines Spielfilms naturgemäß abstrahierten, dabei jedoch nicht realitätsfernen Tonfall zu treffen – der es erlaubt, die gezeigten Charaktere sowohl wissend zu belächeln, als auch sie in den entscheidenden Dingen ernstzunehmen, zumindest aber zu verstehen. Diese replizieren eine recht breite Palette menschlicher Verhaltensweisen und Eigenschaften, angefangen beim mit rassistischen Ressentiments um sich werfenden und sich in den Alkohol flüchtenden ehemaligen Soldaten, der dadurch seinen Frust zu kompensieren versucht und sich aufgrund mangelnden Selbstwertgefühls mit einer großen, vermeintlich homogenen Masse derjenigen identifiziert, die seine Nationalität teilen, über denjenigen, der sich mit zahlreichen Kaspereien, Provokationen und erfundenen Geschichten den Alltag bunter gestaltet und Bestätigung erlangt, wenn seine Freunde über ihn lachen und sich andere auf den Schlips getreten fühlen, bis hin zum über ein gewisses Maß an politischem Bewusstsein verfügenden, mehr kopf- als bauchfixierten Typen, der über die Ungerechtigkeiten in der Welt Bescheid weiß, aber auch darüber, dass er selbst Teil der westlichen Industriegesellschaft und auf sich allein gestellt kaum in der Lage ist, etwas zu ändern und der auch gar nicht wüsste, wie, in seinem tiefsten Inneren jedoch ein von Verlustängsten geplagter, tendenziell konservativer (im positiven, nicht im politischen Sinne) Mensch ist, der sich schnell einsam fühlt und eigentlich ein ruhiges Leben mit seiner Freundin führen möchte – welche wiederum in unsensibler, egoistischer Weise ohne ihren Freund ihre Zukunft, eine kreative Karriere, plant und wenig Probleme damit hat, Umfeld und Beziehung zurück zu lassen, um sich einem kreativen Chaos ohne viel Absicherung hinzugeben. Das Auftauchen des im Musikgeschäft bereits beachtliche Anfangserfolge erzielt habenden Ponys wirkt dann wie eine Art Katalysator auf das Gruppengefüge. Er wird zur Reflektionsfläche für so unterschiedliche Emotionen wie Bewunderung, Argwohn, Neid und Verachtung, die die Unterschiede der Charaktere sich deutlich herauskristallisieren und schon lange brodelnde Konflikte zum Ausbruch kommen lassen. Das macht die eine Nacht, in der „subUrbia“ vornehmlich spielt, zu einer ganz besonders schicksalhaften, die die Freundschaft der Clique auf eine harte Probe stellt.

Dass die Clique sich regelmäßig trifft und sich betrinkt, ist dabei mit Ausnahme des Ex-Soldaten noch kein Hinweis auf eine Suchtkrankheit, sondern Mittel zum Zweck, um sich der Zwänge und Hemmungen der sozialisierenden Gesellschaft zu entledigen und Zugang zu finden zu ehrlicher Emotionalität und Spontanität. Es ist eine Art Ritual, um miteinander ins Gespräch zu kommen, das durchaus kreatives Potential besitzt – sei es für Unfug und nicht ungefährliche Streiche/Provokationen, sei es für angeregte Diskussionen und das Herausarbeiten von Sichtweisen und Standpunkten auf der Suche nach einer eigenen Identität. Treffen wie diese finden zuhauf an irgendwelchen Ecken, nie zu weit entfernt vom nächsten Bierverkäufer, in unzähligen Kleinstädten statt, oftmals in Ermangelung von Alternativen: Mit dem örtlichen Jugendzentrum hat man es sich verscherzt oder es gibt erst gar keines, die Kneipe ist zu teuer und auch dort ist man nicht gern gesehen, die Freizeitmöglichkeiten sind eingeschränkt. Diese Stimmung ist es, die „subUrbia“ aufgreift und plastisch macht. Dabei fehlt der Handlung ein bestimmter Punkt, auf den alles zuläuft, der Spannung nach klassischen Vorstellungen erzeugen würde – was jedoch gut zur Orientierungslosigkeit seiner Protagonisten passt, deren Wege sich in jener Nacht vorübergehend trennen, sie unterschiedliche Abenteuer erleben und Erfahrungen machen lässt – und Jeff an die Grenzen seiner Kräfte bringt, der nicht nur auf freundschaftlicher Ebene schwer enttäuscht wird und seine Loyalität und sein Mitgefühl ausgenutzt und bestraft sieht. Die Situation eskaliert am nächsten Morgen in vielerlei Hinsicht; das „Finale“ wurde wendungsreich gestaltet, jedoch zeitweilig dann doch etwas unglaubwürdig bis sogar ein bisschen albern, bis es ganz am Ende noch einmal so richtig dramatisch wird.

Nichtsdestotrotz ist Linklater ein angenehm feinfühliges, dabei niemals allzu sentimentales und schon gar nicht jammeriges Porträt einer Generation bzw. eines bestimmten Teils selbiger gelungen, das dank seines zwar mitunter plakativen, jedoch nicht unrealistischen Stils und seines wachen Blicks viele Facetten der Jugend und Adoleszenz abdeckt, von tragisch bis komisch und zurück. Irgendwo zwischen „Breakfast Club“ und „Clerks“ angesiedelt, machen alle Jungmimen einen prima Job und wurden charakteristisch genug ausgewählt, um die Gesichter lange im Gedächtnis zu behalten. Der Soundtrack setzt sich zu einem großen Teil zusammen aus „Alternative“- und Punk-Acts der ‘90er wie Sonic Youth, Meat Puppets und Pennywise, die auch tatsächlich den Soundtrack zum damaligen Lebensgefühl spielten. Ein unbedingt sehenswerter Film, der hilft, die '90er abseits des Mainstreams wiederzuentdecken, sich an sie zu erinnern, sie zu verstehen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: SubUrbia - Richard Linklater

Beitrag von buxtebrawler »

Hochauflösender Cover-Scan von freudschis VHS:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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