The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky (2008)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von horror1966 »

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The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz
(The Wrestler)
mit Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Todd Barry, Wass Stevens, Judah Friedlander, Ernest Miller, Dylan Keith Summers, Rommy Farra, Mike Miller, Marcia Jean Kurtz, John D'Leo, Ajay Nadu, Gregg Bello
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Robert D. Siegel
Kamera: Maryse Alberti
Musik: Clint Mansell
FSK 16
Frankreich / USA / 2008

Randy "The Ram" Robinson ist ein Gladiator des Pop-Zeitalters. Als Wrestler feierten ihn früher die Fans von ganz Amerika. Doch der Preis dieses Ruhmes war hoch: Der Star von einst ist ein Wrack, er hält sich mit Billigkämpfen, für seine letzten, unverbesserlichen Anhänger über Wasser. Selbst mit der täglichen Dosis an Steroiden lässt sich der körperliche Verfall nicht mehr aufhalten. Nach einem Herzanfall erkennt Randy endlich die Grenzen dieser Existenz: Der Einzelgänger nimmt Kontakt zu seiner lang entfremdeten Tochter Stephanie auf, findet in der Stripperin Cassidy eine Seelengefährtin und wagt die ersten Schritte in ein gewöhnliches Berufsleben. Doch Wrestling ist mehr als ein Job, den man einfach so ablegt, es ist ein Schicksal... Gilt auch für "The Ram" die alte und brutale Ring-Weisheit "Sie kommen nie zurück"?


Das Mickey Rourke schon immer mit unendlich viel schauspielerischen Talent gesegnet war, konnte man schon in mehreren Filmen bewundern, das er sein Talent durch seine privaten Eskapaden teils sinnlos verschenkt hat, ist auch keine weltbewegende Neuheit. Was lag also näher, als ihn für die Rolle eines abgewrackten Wrestlers zu besetzen, der nach einem Herzinfarkt versucht, ein ganz normales Leben zu führen, letztendlich aber doch daran scheitert? Ganz sicher kamen ihm bei der Interpretation der Rolle seine eigenen Erfahrungen zugute, dennoch ist seine herausragende darstellerische Leistung nicht allein darin zu begründen. Die Authenzität und Glaubwürdigkeit des von ihm gespielten Charakters ist absolut beeindruckend, umso unverständlicher erscheint es, das er für diese Meisterleistung nicht mit dem Oscar belohnt wurde.

Doch sollte man "The Wrestler" nicht allein auf seinen alles überragenden hauptdarsteller reduzieren, denn präsentiert sich dem Zuschauer doch ein äusserst gefühlsbetontes Drama, das über sehr viel Tiefgang verfügt und einem zudem noch einen meiner Meinung nach extrem realistischen Einblick in die Welt der Wrestler gestattet. So wird man ziemlich oft mit Passagen aus der Umkleidekabine der modernen Gladiatoren konfrontiert, in denen Absprachen über die Gestaltung der bevorstehenden Kämpfe getroffen werden. Auch die Kämpfe an sich können sich durchaus sehen lassen und so manches Mal hat man dabei nicht zwangsläufig den Eindruck, das einem im Endeffekt lediglich eine nahezu perfekte Show geboten wird. Insbesondere diverse Neuheiten, die einen Kampf für das Publikum noch interessanter machen sollen, sind stellenweise schon als absurd zu bezeichnen, da werden Wrestler beispielsweise mit einem Tacker maltretiert oder durch Glasscheiben geworfen, was dem Zuschauer allein schon beim Anschauen Schmerzen bereitet.

Es ist gerade die hier gefundene Mixtur aus Action-Passagen und tiefgehendem Drama, die diesen Film von Darren Aronofsky so besonders macht, denn ist einerseits genügend Platz für die Wrestling-Fans vorhanden, so bezieht sich der Haupt-Erzählstrang der Geschichte ganz eindeutig auf die Figur des Randy, der körperlich wie auch psychisch eigentlich schon eine Abwrackprämie kassieren müsste, aber stattdessen immer noch in kleineren Showkämpfen mitmischt, um sich so sein Leben zu finanzieren. Erst ein herzinfarkt zwingt ihn zum Umdenken, er nimmt eine normale Arbeit an und baut den Kontakt zu seiner mittlerweise erwachsenen Tochter wieder auf. Vor allem in diesen Passagen des Films kann einen schon so manches Mal eine Gänsehaut überkommen, denn zeigt Mickey Rourke, der nach aussen hin wie eine zwar kaputter, aber dennoch harter Typ erscheint äusserst viel Emotion und seine weiche Seite. Es entwickeln sich sehr emotionale Dialoge- und Augenblicke mit seiner Tochter, die einem unter die Haut kriechen und nicht so schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwinden. Und kurz danach kommt postwendend wieder eine Richtungsänderung in die Geschichte, die im Endeffekt auch mitverantwortlich für das hochdramatisch und ergreifende Ende der Story ist, das einen später erwartet.

Denn nachdem Randy seine Tochter wieder einmal sitzenlässt, bricht sie endgültig mit ihm und stösst die Tür der Verbindung für alle Zeiten zu. Als Randy dann auch noch von der Stripperin Cassidy (Marisa Tomei) stark gekränkt wird, die ihm äusserst ans Herz gewachsen ist, ist es mit seinem normalen Leben wieder vorbei. Er gibt sich selbst praktisch auf und widmet sich wieder dem Wrestling zu, obwohl er ganz genau weiss, das jeder kampf ihn töten kann. Ohne zuviel verraten zu wollen, kann sich wohl jeder ausmalen, wie der Film endet, denn es wäre fatal gewesen, diese absolut ergreifende Geschichte mit einem Happy End schließen zu lassen, das die gesamte Glaubwürdigkeit der Geschehnisse in Frage gestellt hätte. So aber wird man mit einem extrem tragischen, aber vollkommen authentischen Schlusspunkt konfrontiert, den man erst einmal sacken lassen muss, um dann den Gesamteindruck so richtig wirken zu lassen, den "The Wrestler" hinterlassen hat. Im Prinzip hat man es ja schon fast mit einem etwas abgeänderten Biopic von Mickey Rourke zu tun, der hier zu einer grandiosen Form aufläuft und ein weiteres Mal aufzeigt, wieviel schauspielerisches Können doch immer noch in ihm steckt. Andererseits ist man auch von seinem heutigen Aussehen geschockt und mag sich kaum vorstellen, das dies dieselbe Person ist, die einst ein vielumschwärmter Womanizer war. Die etlichen Gesichtsoperationen haben hier mehr zur Entstellung als zur Verschönerung beigetragen, aber Gott sei Dank keine negative Wirkung auf Rourke's schauspielerische Fähigkeiten gehabt und dafür sollte man dankbar sein.

Und so kommt man dann letztendlich in den Genuss eines aussergewöhnlich ergreifenden Dramas, das allerdings auch für Wrestling-Fans eine Menge zu bieten hat. Viel Gefühl, ergreifende Passagen und jede Menge Action sorgen für ein Film-Erlebnis der absoluten Extraklasse. Jedoch werden alle diese Dinge von einem alles überragenden Mickey Rourke noch einmal zusätzlich übertrumpft, der hier eine der besten Rollen seines Lebens spielt, wobei er ja im Prinzip größtenteils eigene Erfahrungen widergibt. Das tut er aber auf eine so beeindruckende Art, das man vom dargebotenen Schauspiel richtiggehend ergriffen ist und vielleicht sogar die ein oder andere Träne verdrückt.


Fazit:


Für mich persönlich ist "The Wrestler" einer der mit Abstand besten und auch ergreifendsten Filme der letzten Jahre. Die Wiederauferstehung des Mickey Rourke ist mit Worten kaum zu beschreiben, denn man sollte diese schauspielerische Meisterleistung wirklich mit eigenen Augen bewundern. Der Film offenbart ein Gesamtbild, das in wirklich allen Punkten überzeugend ist, so das es keinerlei Grund für irgendwelche Beanstandungen gibt. Deshalb kann es für dieses berührende Drama auch nur eine einzige Wertung gebn und das ist....


10/10
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jogiwan
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The Wrestler - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von jogiwan »

The Wrestler

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Originaltitel: The Wrestler

Alternativtitel: The Wrestler - Ruhm. Liebe. Schmerz

Herstellungsland: USA, Frankreich (2008)

Regie: Darren Aronofsky

Darsteller: Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Todd Barry, u.a.

Story:

Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) steht vor den Trümmern seines Lebens: Die große Zeit als Wrestling-Star in den 80er Jahren ist längst vorbei, finanziell ist es schlecht um ihn bestellt und seine Tochter Stephanie (Evan Rachel Wood) hat nicht mehr als Enttäuschung und Verachtung für ihn übrig. Während sich Randy an seine vergangenen Erfolge klammert, weiterhin auf miesen kleinen Kampf-Events auftritt und sich mit Steroiden in körperlicher Form hält, muss der abgewrackte Profi-Wrestler feststellen, wie weit seine Vereinsamung bereits fortgeschritten ist. Nur mit Stripperin Cassidy (Marisa Tomei) verbindet ihn eine tiefere Freundschaft.

Zu seiner miserablen Gesamtsituation kommen erschwerend gesundheitliche Probleme hinzu, die ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Herzanfall finden. Randy muss das Wrestling an den Nagel hängen um weitere Zusammenbrüche zu vermeiden – doch im Berufsleben kann der alternde Sportler nicht mehr Fuß fassen...

(quelle: ofdb.de)
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untot
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Re: The Wrestler - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von untot »

The Wrestler ist ganz großes Kino.

Die Rolle ist Mickey Rourke auf den Leib geschrieben, ein zutiefst zerissener, unverstandener Mann, der trotzdem versucht sein Bestes zu geben.
Ein Mann, der trotz aller Widrichkeiten sein Ding durchzieht und auf die Konsequenzen pfeift, ein Kerl der nach einem tiefen Fall aufsteht und sich sagt, jetzt erst recht!
Jemand, der begriffen hat, das er nicht aus seiner Haut kann, sich dann damit abfindet und schließlich seinen Frieden mit sich macht.

Solche Menschen bewundere ich, aber nicht die, die solchen Menschen nahe stehen, die können dabei nur verlieren.

Der Film ging mir echt unter die Haut und danach noch lange im Kopf herum.

Ich würde glatt 11 von 10 Punkten geben, denn besser gehts nicht.
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Arkadin
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Re: The Wrestler - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von Arkadin »

untot hat geschrieben: Ein Mann, der trotz aller Widrichkeiten sein Ding durchzieht und auf die Konsequenzen pfeift, ein Kerl der nach einem tiefen Fall aufsteht und sich sagt, jetzt erst recht!
Jemand, der begriffen hat, das er nicht aus seiner Haut kann, sich dann damit abfindet und schließlich seinen Frieden mit sich macht.

Solche Menschen bewundere ich, aber nicht die, die solchen Menschen nahe stehen, die können dabei nur verlieren.
"The Wrestler" hat mich auch begeistern können und war einer der besten Filme, die ich 2009 gesehen habe.

Umso erstaunerlicher, dass ich untots kurzer Eisnchätzung widersprechen muss. Das sehe ich völlig anders. "The Ram" ist kein Vorbild und er macht auch keinen Frieden mit sich selbst. Er resigniert, weil er erkennt, dass er sich in der normalen Welt nicht zurecht findet. Dass er hier niemals ein strahlender Held sein kann, weil er nicht fähig ist, sozial zu interagieren. Also zieht er sich wieder in die Welt zurück, die er kennt und wo sein Selbstbild noch halbwegs intakt ist: Dem Wrestling-Zirkus. Mit allen (auch tödlichen) Konsequenzen. Das hat aber nichts Bewunderswertes. Eher im Gegenteil.
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untot
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Re: The Wrestler - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von untot »

Da muß ich wiederum widersprechen, ich sehe das ganz anders, von Resignation kann ich hier nichts erkennen.
Und ich hab mit Bewunderung auch nicht gemeint, das die Filmfigur als toller Kerl und "Held" zu bewundern ist, das siehst Du ganz falsch, denn Randy ist eine ziemlich tragische Figur.
Ich spreche hier, von jemandem der einen Prozess durchlebt und an dessen Ende erkennt wer er wirklich ist und auch wenn ihm das nicht gefällt was er sieht, so doch merkt, das man sich nicht auf Dauer verbiegen kann und gegen seine Natur nicht ankämpfen kann.
Er erkennt, das er dieses Leben selbst gewählt hat, das er nie Menschen geduldet hat, wenn die ihm zu nahe kamen, das ER es war, der sich von der Gesellschaft ausgeschlossen hat.
Als er nach seinem Zusammenbruch erneut in den Ring steigt, hat er sein Schicksal angenommen und ohne zu klagen akzeptiert, er geht hoch erhobenen Hauptes, wohin auch immer, ja, ich seh das als Frieden machen und nicht als Resignation an und das finde ich bewundernswert.
Zuletzt geändert von untot am Do 3. Mär 2011, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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buxtebrawler
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Re: The Wrestler - Darren Aronofsky (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

Verdammt, den muss ich endlich sehen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
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Re: The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky

Beitrag von dr. freudstein »

Yepp, bin grad beim Gucken :popcorn: :popcorn: :popcorn:
Die Dame des Hauses hat mich überzeugt :kicher: Ich tue alles 8-)

Grad auf Pause gedrückt wegen "Pferd spielen" und den Pinocchio gelüftet, aber gleich gehts weiter, wirklich guter Tip :thup: Guckt Ihr nicht :? Na ja, ich nehme ihn noch auf. Rocky für Wrestler und ich bei meinem Job "Darfs noch etwas mehr sein?" "nein etwas weniger, etwas mehr, weniger...." und dann mein täglicher Einsatz :evil:

Na ja, so Wrestling ist ja nicht so mein Ding, da guck ich mir Discovery an und lerne etwas dabei, aber hier ists ja mehr ne Persiflage :D

So und nun weiter :popcorn:

Danke :prost:
dr. freudstein
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Re: The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky

Beitrag von dr. freudstein »

:o
Na toll :| , waren ja nur noch wenige Minuten :lol:

Okay, kurzweilig, einfach, aber unterhaltenswert, Abend sinnvoll verbracht :thup:

RANDY, RAAANDY, RAAAAANDY
untot
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Re: The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky

Beitrag von untot »

Freut mich das es Dir gefallen hat Doc! :D
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buxtebrawler
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Re: The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz - Darren Aronofsky

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:Rocky für Wrestler (...)

(...) hier ists ja mehr ne Persiflage :D
dr. freudstein hat geschrieben:Okay, kurzweilig, einfach, aber unterhaltenswert, Abend sinnvoll verbracht :thup:
Öhm... kenne nur den ersten Rocky, aber falls du dich auf den beziehst: Das war ja nun etwas vollkommen anderes, fast schon Gegenteiliges. Und 'ne Persiflage soll "The Wrestler" wohl auch nicht sein. Als kurzweilig und einfach empfand ich den nun auch nicht, viel mehr nachdenklich stimmend, emotional, mit interessanten, ambivalenten Charakteren... Raus mit der Sprache: Welchen Film hast du in Wirklichkeit gesehen? :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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