Tourist Trap - David Schmoeller (1979)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Tourist Trap - David Schmoeller (1979)

Beitrag von Blap »

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Kleine Hartbox von '84 Entertainment (Cover A)


Tourist Trap (USA 1979, Originaltitel: Tourist Trap)

Touri-Nepp der besonderen Art

Fünf junge Leute, zwei Autos, eine Reifenpanne. Ein Bürschlein macht sich auf die Suche nach einer Tankstelle, gerät dabei in eine tödliche Falle. Verbleiben noch drei Damen und ein Männlein, deren Gefährt kurze Zeit später ebenfalls den Geist aufgibt. Während die drei Grazien ein Bad in einem idyllisch gelegenen See nehmen, taucht plötzlich ein seltsamer Typ auf, der sich als Mr. Slausen (Chuck Connors) vorstellt. Molly (Jocelyn Jones), Eileen (Robin Sherwood) und Becky (Tanya Roberts) sind zunächst ein wenig erschrocken, doch Mr. Slausen scheint lediglich ein verschrobener Kauz zu sein, der sich als harmlos und sogar hilfsbereit erweist. Der kantige Kauz unterhält ein bizarres Museum, dessen grösste Attraktion diverse Wachsfiguren darstellen. Slausen macht sich mit Jerry (Jon Van Ness) auf den Weg zum defekten Auto, er rät den Mädchen dazu auf jeden Fall im Haus zu bleiben. Selbstverständlich kann eine der Damen die aufkommende Neugier nicht unterdrücken. Sie will sich im nahegelegenen Nachbarhaus umsehen, denn dort soll Slausens Bruder leben. Als Eileen nicht zurückkehrt, läuten bei Molly die Alarmglocken, doch Becky hält die Angst ihrer Freundin für übertrieben. Während sich Becky und Molly auf die Suche nach Eileen machen, ist die junge Frau längst einem unvorstellbaren Grauen zum Opfer gefallen...

Charles Band produzierte diesen kleinen Flick, etliche Jahre vor der Gründung seiner legendären "Full Moon" Filmschmiede. David Schmoeller gab seinen Einstand als Regisseur, später inszenierte er für Band z.B. den Full Moon-Klassiker "Puppetmaster" (1989). "Tourist Trap" ist ein Horrorstreifen mit Backwood-Atmosphäre, hält sich im Bezug auf Mettgut und Möpse aber weitgehend bedeckt. Die Stimmung erinnert mich an "Motel Hell" (1980), bei dem die Killer zwar auf andere Weise vorgehen, doch die groteske Schlagseite bringt die Filme sehr nahe zusammen. Ein gepflegtes Double Feature drängt sich in diesem Fall geradezu auf!

Puppen spielen in "Tourist Trap" eine entscheidende Rolle, was bei mir für unzählige Gruselschauer sorgt. Was gibt es unheimlicheres als Puppen? Wenn sich vermeintlich starre Augen -die ins Nichts blicken sollten- plötzlich bewegen, bringen mich solche Momente an den Rand des Herzinfarkts. Fieses Gelächter ertönt aus grausigen Puppenfratzen, der Killer beherrscht die Telekinese, mir geht der Arsch auf Grundeis. Ohne Zweifel, die Puppen sorgen hier für den Horror, bei Verzicht auf ausufernde Gewalt. Eckschädel Chuck Connors erweist sich als gute Wahl für die Rolle des merkwürdigen Mr. Slausen, der befremdlicher als sein Kuriositätenkabinett anmutet. Ich kann wegen Spoilergefahr nicht weiter auf Connors eingehen, überzeugt euch also bitte selbst davon. Die Damenriege geizt leider mit Einblicken, was zumindest im Fall von Robin Sherwood und Tanya Roberts schade ist. Jocelyn Jones mag zwar die unattraktivste Dame im Ring sein, liefert aber die beste Leistung neben Chuck Connors ab. Ihre ängstliche und verklemmte Molly hat es dem wirren Mr. Slausen ganz besonders angetan, die beiden haben ein paar herrliche Szenen miteinander. Jon Van Ness fehlte es damals noch an Profil, doch er ergänzt die zentralen Figuren brauchbar.

Der grosse Knüller ist "Tourist Trap" sicher nicht. Der Streifen punktet jedoch mit seinen gut ausgeführten "Puppeneffekten", einer insgesamt runden und intensiven Atmosphäre, einem starken Chuck Connors, die hübschen Mädchen sind das kleine Sahnehäubchen obendrauf. Ausdrücklich weise ich erneut darauf hin, dass der Film ein stimmiges Double Feature mit "Motel Hell" ergeben würde. Die Beschaffung der Flicks sollte keine Schwierigkeiten bereiten, denn auch "Motel Hell" wurde inzwischen offiziell in Deutschland veröffentlicht, CMV hat sich erbarmt. "Tourist Trap" liegt mir als DVD von '84 Entertainment vor, die Scheibe hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck. Der "Farbregler" wurde oft zu weit aufgedreht, die Kompression arbeitet nicht optimal, ferner spielte man offenbar mit Filtern rum. Ein Ausfall ist die DVD nicht, Qualitätsfetischisten sollten aber die Finger von dieser Scheibe lassen. Wie bei '84 üblich, wurde die DVD in diversen Hartboxen auf den Markt geworfen, so sollte jeder das "passende" Cover finden.

Angenehm und sympathisch. Obere Mittelklasse = 6/10

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purgatorio
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von purgatorio »

Zum Start der neuen Website von FULL MOON (> http://fullmoonhorror.com/) wurde dieser Film hier zum kostenlosen Ansehen auf YouTube.com bereit gestellt! Hat ich's erwähnt? GRATIS! Hier zum selber klicken:

Hier direkt:


:thup:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Arkadin
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von Arkadin »

Übrigens (laut seinem Buch "Danse Macabre") einer der Lieblingsfilme von Stephen King.
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Nello Pazzafini
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von Nello Pazzafini »

 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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sergio petroni
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von sergio petroni »

Horrors Einkauf vom heutigen Tag hat mir auch diesen Streifen mal wieder in Erinnerung gerufen.
Damalige Erstsichtung vor laaanger Zeit auf verwaschener VHS ist mir aufgrund der morbiden
Gruselstimmung immer positiv in Erinnerung geblieben. Nachdem der Film lange Zeit nur
schwer oder sehr teuer zu erwerben war, schaffte die '84-Veröffentlichung Abhilfe.
Ein Vergleich der Neusichtung mit der nostalgischen Erinnerung ließ die Bewertung zwar
etwas nach unten sacken. Schmoellers Genrebeitrag ist jedoch immer noch überaus
sehenswert, und das von Herrn blap angeregte Doublefeature mit "Motel Hell" wäre
wahrhaft passend.
"Tourist Trap" ist für mich einfach ein im positiven Sinne altmodischer, charmanter
Gruselfilm, den ich dem beileibe nicht schlechten "House of Wax" (2005) vorziehe.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Die Kroete
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von Die Kroete »

Zusammen mit Puppet Master, definitiv Schmoeller's bester Film! :thup:

... den er auch wirklich selbst machen durfte. :twisted:
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horror1966
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von horror1966 »

Tourist Trap
(Tourist trap)
mit Chuck Connors, Jocelyn Jones, Jon Van Ness, Robin Sherwood, Tanya Roberts, Dawn Jeffory, Keith McDermott, Shailar Coby, Arlecchino, Victoria Richart, Millie Dill, Albert Band
Regie: David Schmoeller
Drehbuch: David Schmoeller / J. Larry Carroll
Kamera: Nicholas Josef von Sternberg
Musik: Pino Donaggio
ungeprüft
USA / 1979

Eine Gruppe junger Menschen wird durch eine Autopanne mitten in der Wildnis festgehalten. Sie stoßen dabei auf ein ehemaliges Wachsfigurenkabinett, das nur noch von einem alten Mann bewohnt wird. Leider entpuppt sich dieses Örtchen als Todesfalle, denn ein Killer mit Ledermaske will den jungen Leuten plötzlich ans eigene Leder. Als in dem Wachsfigurenkabinett auch noch die Puppen anfangen zu leben, bricht für alle ein gnadenlos blutiger Psychoterror aus!


"Tourist Trap" ist das Regie-Debut von David Schmoeller (Puppetmaster) und ist eigentlich ein herrliches Relikt der späten 70er Jahre. Handelt es sich doch um einen äußerst gelungenen Backwood-Horrorfilm, der zudem ohne größere Härte und viel Blutvergießen auskommt, den Zuschauer aber dennoch durchgehend erstklassig unterhalten kann. Zwecks mangelnden Erfolges ist dieses kleine Juwel aber eher in der Versenkung verschwunden und hat leider nie die Beachtung erlangt, die ihm durchaus zustehen müsste. Zwar erscheint die viel zu hohe Alterseinstufung doch ziemlich fragwürdig, denn das Geschehen offenbart im Prinzip so gut wie überhaupt keine visuellen Gewaltdarstellungen, so das eine Einstufung ab 16 Jahre absolut ausreichend wäre. Aber der Film ist dennoch absolut sehenswert, hat Schmoeller seine Geschichte doch in erster Linie mit einer wirklich erstklassigen Grundstimmung ausgestattet, die von Beginn an etwas sehr Bedrohliches beinhaltet, was sich mit zunehmender Laufzeit auch immer stärker bemerkbar macht.

Rein thematisch gesehen offenbart das Szenario doch etliche Parallelen zu einem Film wie "House of Wax", denn auch hier spielen Puppen eine bedeutende Rolle. Mit Chuck Connors in der Rolle als Psychophat hat man hier eine sehr gute Wahl getroffen, denn der alte Haudegen verkörpert den offensichtlich gestörten Killer auf eine sehr überzeugende Art und Weise. Die Opfer hingegen bleiben doch etwas blass und wirken austauschbar, ihre darstellerischen Leistungen reichen aber dennoch aus, um das Geschehen insgesamt gesehen recht glaubhaft erscheinen zu lassen. Auch wenn die Geschehnisse hier nicht sonderlich schwer zu erahnen sind, entwickelt sich äußerst schnell ein gelungener Spannungsaufbau, gleichzeitig verspürt man die gesamte Laufzeit über ein Gefühl der Beklemmung, dessen man sich nur schwer entziehen kann. Auch diverse Ungereimtheiten innerhalb der Story können den insgesamt sehr wohlwollenden Gesamteindruck nicht schmälern, denn "Tourist Trap" erscheint im Prinzip in sämtlichen Belangen äußerst stimmig, so das man diverse kleinere Mankos gern einmal übersieht.

Bis auf einige kaum erwähnenswerte Anflüge von visueller Gewalt hält sich das Werk in diesem Bezug sehr vornehm zurück, was jedoch keinesfalls als negativer Kritikpunkt zu verstehen ist. Schmoeller's Geschichte zählt nämlich ganz eindeutig zu denen, die auch ohne einen extremen Blutgehalt auskommen und ganz einfach durch eine nette Story, jede Menge Spannung und eine extrem dichte Atmosphäre auskommen und dennoch bestens unterhalten. Für mich persönlich ist es eher unverständlich, das diese kleine Perle des Genres ganz augenscheinlich eher unbekannt ist, denn das manchmal schon ein wenig bizarr erscheinende Szenario kann doch jede Menge Pluspunkte beim Zuschauer sammeln und bietet sich gleichzeitig in regelmäßigen Abständen immer wieder für eine neuerliche Sichtung an, die man keinesfalls bereuen wird. Dafür sorgt auch der Gesichtspunkt, das man hier nicht mit den ansonsten üblichen Klischees gelangweilt wird, die doch insbesondere die heutigen Genre-Vertreter nur zu gern in den Vordergrund rücken, um schon gern einmal eine komplette Filmhälfte auszufüllen.

"Tourist TraP" hält sich aber erst gar nicht groß mit solchen Nebensächlichkeiten auf, man bekommt keine große Einführung präsentiert, in der erst einmal die handelsüblichen und banalen Verhaltensweisen der jungen Leute thematisiert werden, bevor man sich dann der eigentlichen Thematik zuwendet. Vorliegende Geschichte kommt nämlich ohne größere Umschweife gleich zum Punkt und so muss schon nach wenigen Sequenzen der erste aus der fünfköpfigen Gruppe sein Leben lassen. Diese direkte Art kann man ohne Weiteres als Stärke ausmachen, wird der Betrachter so doch von Beginn an gleich in die richtige Stimmung für ein erstklassiges Horror-Erlebnis gebracht, das bei einer Laufzeit von gut 90 Minuten auch durchgehend so weiter macht, ohne langatmige Passagen zu offenbaren. David Schmoeller hat hier also wirklich sehr viel richtig gemacht und auch wenn "Tourist Trap" nicht im gleichen Atemzug mit den echten Genre-Größen genannt wird, handelt es sich um einen Film, der leider viel zu stark unterschätzt wird und so vielmehr ein Schattendasein im Genre führt, das er eigentlich nicht verdient hat. Wer dieses überzeugende Filmchen noch nicht kennt, sollte diesen Zustand wirklich ändern, denn es lohnt sich allemal einen Blick zu riskieren, den man ganz bestimmt nicht bereuen wird, wenn man atmosphärische Horrorfilme zu schätzen weiß.


Fazit:


Es ist doch immer wieder erstaunlich, auf welch wunderbare Perlen vergangener Jahrzehnte man trifft, wenn man sich einmal die Mühe macht und auch unbekannteren Vertretern eine Chance gibt. Oft trifft man dabei auf kleine und unterschätzte Juwelen und "Tourist Trap" kann man wohl ohne Übertreibung in diese Gruppe einordnen.


8/10
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buxtebrawler
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von buxtebrawler »

„Das wird auch wieder so’ne Touristenfalle sein...“

Der US-Amerikaner David Schmoeller, der als „Puppetmaster“-Regisseur für Charles Bands „Full Moon“-Low-Budget-Schmiede eine gewisse Popularität erlangte, lieferte im Jahre 1979 – ebenfalls unter Produktion Charles Bands – mit „Tourist Trap“ sein Regiedebüt ab und verschrieb sich bereits damit dem Puppenhorror.

Fünf junge Menschen, drei Mädels und zwei Jungs, erleiden in einer gottverlassenen Gegend der USA eine Reifenpanne. Einer begibt sich auf die Suche nach einer Tankstelle, kehrt jedoch nicht mehr zurück. Als auch das zweite Auto nicht mehr fahrtüchtig ist, lernen die Verbliebenen den verschrobenen Einsiedler Mr. Slausen (Chuck Connors, „Nightmare - Im Lager der gequälten Frauen“) kennen, der mit „Slausen’s Lost Oasis“ ein eigenartiges Museum voller Wachsfiguren und Puppen betreibt. Er lädt die Vier in sein Haus ein, doch wann immer er kurz verschwindet, scheinen die Figuren ein mörderisches Eigenleben zu entwickeln, außerdem treibt ein irrer maskierter Killer sein Unwesen, der einem nach dem anderen nach dem Leben trachtet. Steckt Slausens Bruder dahinter, der im Nachbarhaus leben soll?

(Achtung, diverse kleinere Spoiler enthalten!) „Tourist Trap“ entpuppt sich als gelungene Mischung aus „Psycho“, was die Motivation und psychopathologischen Hintergründe des Mörders betrifft, „House of Wax“ in Bezug auf die „Wachsfiguren“-Thematik und „The Texas Chainsaw Massacre“ angesichts des Backwood-Terror-Ambientes sowie der Maskerade des Killers. Abgeschmeckt hat Schmoeller das Ganze mit Zutaten aus dem Bereich des Übersinnlichen und damit die Suppe fast ein wenig versalzen, denn dass der Mörder nicht nur Telekinese beherrscht, sondern anscheinend auch noch ein erstklassiger Bauchredner sein soll, ist dann doch etwas zu viel des Guten. Seine Stärken besitzt „Tourist Trap“ jedoch zweifelsohne im makabren Puppenhorror, der an menschliche Urängste appelliert und mit seinen sich bewegenden, kichernden, stöhnenden und sogar redenden Puppen in Menschengröße für manch in dieser Hinsicht anfälligen Zuschauer tatsächlich der blanke Horror sein dürfte. Dabei hält sich Schmoeller zunächst nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf und bietet einen wahnsinnigen Puppenterror quasi direkt als Einstieg. Im Anschluss werden die menschlichen Rollen charakterisiert, wobei dem „markantigen“ Connors die des undurchsichtigen, mal freundlichen, dann wieder bedrohlich wirkenden, mitunter bemitleidenswerten, vereinsamten Slausens zuteilwird, der nie über den Tod seiner Frau hinwegkam und dessen Charakter viel Bitterkeit innewohnt. Ihn umgibt eine unheimliche Aura, dennoch wirkt er bisweilen sympathisch und väterlich – ein Wechselbad der Gefühle. Connors füllt seine Rolle bravourös aus und liefert eine erstklassige darstellerische Leistung, die mir Respekt abzollt. Doch auch er kann nicht verhindern, dass jeder halbwegs gewiefte Genrefreund den entscheidenden Clou der Handlung, den Plottwist, bereits zehn Meter gegen den Wind wittert und es Schmoeller nicht gelingt, den gewünschten Überraschungseffekt zu erzielen. Aus der übrigen, überschaubaren Darstellerriege sticht Jocelyn Jones („Der Unerbittliche“) als schüchternes Mauerblümchen Molly hervor, an der Slausen einen Narren gefressen hat. Zunächst gibt sie das zurückhaltende, keusche, Beschützerinstinkte weckende Mädchen eher übertrieben und klischeebehaftet, entwickelt sich jedoch zu einer überaus passablen Scream Queen. Dass sie das Final Girl sein wird, schreien die ungeschriebenen Genre-Gesetze jedoch lautlos, doch unüberhörbar zwischen den Bildern.

Unverkennbar ist „Tourist Trap“ noch ein Kind der 1970er. Er nimmt sich alle Zeit, die er braucht, ohne das Tempo zu sehr zu drosseln; die Hektik, die in den 1980ern verstärkt Einzug ins Genre hielt, ist ihm fremd. Manch Szene wirkt etwas unbeholfen inszeniert, doch die Schockeffekte sitzen dafür umso effektiver – und kommen ohne Blutfontänen oder sonstiges Geschmodder aus. Die eine oder andere originelle Idee, beispielsweise ein überlaut simulierter Herzschlag kurz vor einem Herztod, verstärken die Wirkung des diabolischen Treibens voller bizarrer Eindrücke; das Finale ist eines, das diese Bezeichnung auch verdient und bietet einen klasse Showdown. Der positive Gesamteindruck dieses augenscheinlich mit Liebe zum Detail – man beachte beispielsweise die phantasievoll gestalteten Kulissen – realisierte Stück Low-Budget-Horror-Geschichte hat nicht viel mit den späteren Trash-Ausflügen Charles Bands gemein und sollte trotz der einen oder anderen Unzulänglichkeit gerade von Freunden der oben genannten Genre-Dreifaltigkeit gern eines Blickes gewürdigt werden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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jogiwan
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von jogiwan »

Ich kann mich da den bisherigen Meinungen nur anschließen und bin ebenfalls durchaus von der kleinen Genre-Perle angetan: "Tourist Trap" ist wirklich ein netter kleiner Reisser im Spannungsfeld von übernatürlichen Prä-Slasher, Psychodrama und Puppenhorror, der zwar das Tempo nicht erfunden hat, aber fraglos doch ein paar gruselige Terror-Momente zu bieten hat. Zwar macht es David Schmöller (oder wars die deutsche Synchro) dem Zuschauer mit der Auflösung seiner ganzen Sause nicht sonderlich schwer, aber auch das ist angesichts der durchaus sympathischen Darsteller und gruseligen Puppen, die ausgiebig gezeigt werden, durchaus verzeihlich. Eigentlich ist der ganze Film recht originell und jedes Mal, wenn man glaubt, jetzt geht "Tourist Trap" die Puste aus, kommt irgendeine Wendung ins Spiel, die den Zuschauer bei Laune hält. Das Ende lässt einen ebenfalls erschaudern und eigentlich ist "Tourist Trap" dann auch genau mein Dingens!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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untot
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Re: Tourist Trap - David Schmoeller

Beitrag von untot »

Den hab ich letzte Woche gesehen, ich fand den auch gut, oldschool so wie das sein muss!! :nick:

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