Picco (2010) - Philip Koch

Moderator: jogiwan

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Tomaso Montanaro
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Picco (2010) - Philip Koch

Beitrag von Tomaso Montanaro »

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Produktion: Deutschland 2010

Regie: Philip Koch

Darsteller: Constantin von Jascheroff, Joel Basman, Frederick Lau, Martin Kiefer, Willi Gerk, Edin Hasanovic, Daniel Fripan u.a.

Kevin tritt seine Haft im Jugendknast an. Er teilt die Zelle mit den Häftlingen Marc, Andy und dem schwächlichen Tommy. Nur schwer fügt sich der Neuling (= Picco) Kevin in den Alltag der Anstalt ein. Ständig muss er sich beweisen und wehren, um nicht als Opfer unter den Mithäftlingen zu gelten.

Zugang findet er vorübergehend nur zu dem Mitgefangenen Juli. Dieser wird jedoch brutal vergewaltigt als herauskommt, dass er auf dem Schwulenstrich verhaftet wurde und begeht Selbstmord. Kevin macht sich schwere Vorwürfe weil er nichts dagegen getan hat und gerät mit Tommy aneinander. Dieser macht ihm klar, dass er nur überleben kann, wenn er sich dem System anpasst. Und in diesem System hätten Schuldgedanken keinen Platz.

Als Kevin wieder einmal gedemütigt werden soll, ergreift er die Chance, die Aufmerksamkeit auf Tommy zu lenken. Nachdem Tommy einige Demütigungen ertragen musste, beschließen Marc und Andy, sie würden gerne Tommys Selbstmord sehen. Als sich Tommy dem massiven psychischen Terror und der körperlichen Gewalt lange Zeit widersetzt, verlangen Marc und Andy von Kevin, Tommy umzubringen. Ansonsten müsste er, Kevin, sterben…
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Tomaso Montanaro
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Re: Picco (2010) - Philip Koch

Beitrag von Tomaso Montanaro »

Wer, wie ich, diesen Film ohne jegliche Vorbereitung – sprich: Vorwarnung – sieht, denn trifft dieser wie ein Schlag in die Magengrube. Trist, absolut hoffnungslos, brutal, grau wie kaum ein anderer Film aus deutschen Landen kommt der viel zu unbekannte PICCO daher.

Aber hinter dem seltsamen und unscheinbaren Titel verbirgt sich ein brutales Meisterwerk, das bei seiner Uraufführung 2010 auf dem Max-Ophüls-Filmfestival wegen der Gewaltdarstellung einen Skandal auslöste, gleichwohl anschließend mit Preisen überhäuft und (wenn meine Informationen stimmen) auch in Cannes gezeigt wurde.

Ach ja, selbstverständlich ist auch dieser Streifen von den Ereignissen in SIEGBURG inspiriert, genau wie Uwe Bolls gleichnamiger Film. Aber obwohl SIEGBURG durchaus zu den besseren Werken des Herrn Dr. Boll gehört, gewinnt PICCO natürlich haushoch!

Ich kann diesen Film nur jedem nicht allzu zartfühlenden Filmfan empfehlen. Diese Einschränkung meine ich durchaus ernst, denn PICCO, so brillant er ist, zieht einen erst einmal gehörig runter…
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buxtebrawler
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Re: Picco (2010) - Philip Koch

Beitrag von buxtebrawler »

Danke für die interessante Filmvorstellung! :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Arkadin
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Re: Picco (2010) - Philip Koch

Beitrag von Arkadin »

Der Film soll in der Tat sehenswert sein. Lief vor zwei Jahren auch auf dem Internationalen Filmfest in Oldenburg und hatte danach einen regulären Kinostart.
Früher war mehr Lametta
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Santini
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Re: Picco (2010) - Philip Koch

Beitrag von Santini »

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Danke für den Tip, Tomaso Montanaro.

Wer sich von einem deutschen Film gewaltsam in das Sofa drücken lassen will, schaut sich dieses knallharte, intensive und beklemmende Drama an, das mit einer absolut bedrückenden Atmosphäre und perfekt ausgewählten Darstellern aufwarten kann.

Die gekonnte Inszenierung, und der Verzicht auf Filmmusik, lassen das Ganze fast schon wie einen Dokumentarfilm erscheinen.

Ein Schlag in die Magengrube (oder gar etwas tiefer) und ein perfektes Beispiel dafür, was der deutsche Film (seit jeher) imstande zu leisten ist.
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