Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis (1986)

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

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horror1966
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Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis (1986)

Beitrag von horror1966 »

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Die Rückkehr der Wildgänse
(Cobra Mission)
mit Oliver Tobias, Christopher Connelly, Manfred Lehmann, John Steiner, Ethan Wayne, Donald Pleasence, Gordon Mitchell, Maria Koltay, Kordy Mounir, Richard Lester, Luciano Pigozzi, Brad Fletcher, Jene Davis
Regie: Fabrizio De Angelis
Drehbuch: Gianfranco Clerici / Vincenzo Mannino / Fabrizio De Angelis / Erwin C. Dietrich
Kamera: Sergio D'Offizi / Sergio Salvati
Musik: Francesco De Masi
keine Jugendfreigabe
Deutschland / Italien / 1986

USA 1986 - Der Vietnam-Krieg ist seit Jahren beendet. Doch vier Green Barretts können noch immer nicht ihre vermissten Kameraden vergessen. Um der Welt zu beweisen, dass viele davon noch leben, planen die vier eine "private" Befreiungsaktion. Mit Hilfe alter Freunde gelangen sie nach Hanoi und erreichen nach draufgängerischen Abenteuern das erste Gefangenenlager. Doch keiner der über Hundert befreiten GIs will fliehen. Völlig überrascht suchen die vier Draufgänger nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten. Sie stoßen auf internationale Staatsgeheimnisse und stehen plötzlich zwischen allen Fronten...


Der etwas irreführende deutsche Titel dieses Filmes könnte manch einen auf eine falsche Spur bringen und dabei suggerieren, das es sich um eine Fortsetzung des Klassikers "Die Wildgänse kommen" handelt, dabei handelt es sich vielmehr um eine der unzähligen italienischen B-Movies, die zur damaligen Zeit die Runde machen. Thematisch gesehen handelt es sich einmal mehr um die Frage, ob es noch immer amerikanische Kriegsgefangene in Vietnam gibt, was von den jeweiligen Regierungen selbstverständlich bestritten wird. So zählt das Werk also zu der Gruppe von etlichen billig produzierter Szenarien und erinnert phasenweise schon ein wenig an Filme wie "Rambo 2 - Der Auftrag" oder auch "Missing in Action", denn einige offensichtliche Ähnlichkeiten kann man keinesfalls übersehen. Lediglich im Bezug auf die Qualität sind dann jedoch diverse Unterschiede festzustellen, und "Cobra Mission" wie der Film im Original heißt, lässt eine trashige Note erkennen, die dem Gesamtbild allerdings recht gut zu Gesicht steht.

Wie in vielen vergleichbaren Szenarien wird der Zuschauer auch hier mit mehreren Kampfhandlungen konfrontiert, die schon auf den ersten Blick relativ unglaubwürdig erscheinen, denn es ist doch nur sehr schwer vorstellbar, das eine vierköpfige Truppe ehemaliger Soldaten sich mit den hier dargestellten Erfolgen gegen eine gigantische Überzahl des Gegners durchsetzen kann. Dabei sind die Ereignisse generell mit unzähligen Klischees ausgestattet, der Amerikaner wird wie eigentlich immer als glorreicher Held dargestellt, wohingegen die Soldaten des Vietkong zumeist mit der Bezeichnung Bestie tituliert werden, was für den erfahrenen Kenner diverser Kriegsfilme nicht unbedingt eine Neuigkeit darstellen dürfte.

Im Bezug auf die Kampfhandlungen und die Action-Passagen ganz generell sollte man keinerlei Wunderdinge erwarten, denn wirklich spektakuläre Dinge bekommt man nicht geboten. Zudem dauert es auch eine geraume Weile, bis die Geschehnisse so richtig in Fahrt kommen, denn die Einführung in die Geschichte nimmt doch einen nicht unwesentlichen Anteil der Laufzeit ein. Für viele Leute mag sich das nun alles eher negativ anhören, doch ehrlich gesagt versteht es "Die Rückkehr der Wildgänse" durchaus, dem Betrachter kurzweilige und solide Unterhaltung anzubieten, die zum Ende hin sogar noch einen Schuss Gesellschaftskritik enthält. Das Finale entlässt einen nämlich relativ nachdenklich und mit einem bitteren Beigeschmack aus den Ereignissen, was man nun wirklich nicht unbedingt vorhersehen konnte.

Letztendlich handelt es sich hier wirklich um keinen schlechten Film und Fabrizio De Angelis hat neben den üblichen Zutaten eben diese nachdenklich stimmende Note mit eingebracht, die das Ganze in meinen Augen auch noch ein wenig aufwertet. Und so kann man dann auch ohne Weiteres eine Empfehlung an all jene aussprechen, die einen soliden Söldnerfilm zu schätzen wissen, denn dieses Sub-Genre hat etliche Beiträge zu bieten, die nicht annähernd so gut unterhalten, wie es bei "Die Rückkehr der Wildgänse" der Fall ist.


Fazit:


Ein wenig "Rambo 2" und ein bisschen "Mission in Action", schon bekommt man eine italienische B-Produktion mit trashigem Anstrich, die aber durchaus sehenswert und kurzweilig erscheint. Wer Filme dieser Art mag darf definitiv einen Blick riskieren und wird diese Entscheidung sicherlich nicht bereuen.


6,5/10
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Arkadin
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von Arkadin »

Nach zehn Jahren immer noch nicht wirklich in der Heimat angekommen, erfahren die vier Vietnamveteranen Roger (Christopher Connelly), Richard (Oliver Tobias), Mark (Manfred Lehmann) und James (John Steiner) von ihrem ehemaligen Vorgesetzen, dass immer noch amerikanische Kriegsgefangene in Vietnam festgehalten werden. Die vier machen sich daraufhin auf, die Sache selber in die Hand zu nehmen, und die Gefangenen zu befreien. Dies läuft auch zunächst recht glatt, doch dann werden sie von der halben vietnamesischen Armee gehetzt…

1978 verwirklichte der Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich seinen Traum von einer internationalen, mit namenhaften Stars gespickten Großproduktion. Nachdem er in den späten 60ern und vor allem in den 70er Jahren hauptsächlich mit Sexfilmen sein Geld machte – und mit Jess Franco das Frauengefängnis-Genre zu neuem Leben erweckte – sollte “Die Wildgänse kommen” mit Richard Burton, Roger Moore und vielen anderen Stars eine neue Ära einläuten. Daraus wurde dann – auch durch Streitigkeiten mit den Mitproduzenten – leider nichts. Doch Dietrich hatte ein neues Gerne für sich entdeckt, welches er dann Mitte der 80er Jahre kräftig molk: Den Söldnerfilm. Dieser wurde nach dem Abebben der Sexfilm-Welle zu seinem neuen Standbein. Co-produziert wurden diese Filme mit Italien und meistens führte Action-Spezi Antonio Margheriti, alias Anthony Dawson, Regie. “Die Rückkehr der Wildgänse” (dessen italienischer Titel “Mission Cobra” lautete) ist bereits der dritte Film in dieser kleinen Reihe. Die Regie übernahm ausnahmsweise Fabrizio De Angelis, besser bekannt als “Larry Ludman”, ein sehr erfolgreicher Produzent und eher mittelbegabter Regisseur. Aus den vorangegangenen Filmen wurde der junge Manfred Lehmann (hierzulande besser bekannt als “Bruce Willis’ Stimme”) übernommen, der damit in allen vier Söldnerfilmen dabei war.

Internationale “Starpower” sollen der unvermeidliche Donald Pleasence als Priester in kurzen Hosen und Christopher Connelly als Anführer des Söldner-Kommandos bringen. Während Pleasence nur kurz auftaucht, um einige rassistische Äußerungen abzulassen und die vier Kumpels an die vietnamesische Grenze zu bringen, ist Connelly der eigentlich Hauptdarsteller, auch wenn er in den Credits nur an zweiter Stelle genannt wird. An erster Stelle steht der ehemalige Schweizer Musical-Star Oliver Tobias, der in der Rolle des “Burger” in der Londoner Aufführung des Musicals “Hair” bekannt wurde. In Milos Foremans Filmversion wird “Burger” von Treat Williams gegeben, dem Tobias sehr ähnlich sieht. Tobias’ Charakter heißt “Richard Wagner” wird im Film aber nur “Rick” gerufen. Trotz eines recht vielversprechenden Beginns, gelang Oliver Tobias nie der große Durchbruch als Schauspieler. Heute sieht man ihn vor allem in seichten deutschen TV-Produktionen, wie “Klinik unter Palmen” oder den Rosemund-Pilcher-Verfilmungen. In “Die Rückkehr der Wildgänse” darf er als Rick ordentlich Gas geben und wild in der Gegend rumballern. Auch in Situationen, in denen seine Kollegen ihn um mehr Zurückhaltung bitten.

Neben offensichtlichen Vorbildern, wie “Die Wildgänse kommen” und vor allen Dingen “Rambo 2: Der Auftrag” und “Missing in Action“, bedient sich “Die Rückkehr der Wildgänse” auch ganz ungeniert bei der damals ungeheuer populären TV-Serie “Das A-Team“. Connellys’ Roger Carson erinnert an George Pepparts “Hannibal”, während Oliver Tobias Charakter deutlich an “Mad Murdrock” angelehnt ist, und Manfred Lehmanns Mark scheinbar eine Prollversion von “Faceman” abgeben soll. Connelly ist eigentlich auch schon viel zu alt für seinen Part. Gerade beim scharfen DVD-Bild erkennt man doch überdeutlich die Spuren des Alters ins einem Gesicht. Dass er in Vietnam an vorderster Front gekämpft haben soll, erscheint unwahrscheinlich. Aber das ist in der Filmwelt eines Italo-Söldner-Films natürlich irrelevant. Neben den Genannten schauen noch weitere, gern gesehene Gesichter vorbei. Allen voran natürlich der stoische John Steiner, der hier in einer Szene sogar seine Skimaske aus “Die letzte Rechnung schreibt der Tod” recyceln kann. Allerdings merkt man ihm an, dass er sich nicht nur unterfordert fühlt, sondern auch keine große Lust auf den Film hatte. Ebenfalls immer wieder gern gesehen ist das Eisengesicht von Gordon Mitchell, der hier einen fiesen amerikanischen General gibt. Mitchell muss in seiner Rolle nicht viel mehr tun, als stocksteif dazustehen und böse zu gucken. Diese Aufgabe erledigt er mit Bravour und wenn Mitchell böse guckt, dann kann man es schon mal mit der Angst bekommen. Luciano Pigozzi, einst der italienische Peter Lorre, ist ebenfalls kurz zu sehen und wirkt hier mehr wie der italienische Orson Welles. Auch John Waynes Sohn Ethan hat eine kleine Rolle und sorgt für einen der bleibensten Momente des Filmes. Einmal schaut sogar Enzo G. Castellari vorbei, um den ehemaligen Vorgesetzten des Wildgänse-Teams zu spielen. Schade, dass er den Film nicht auch inszeniert hat.

Nach einem langsamen, aber soliden Start, der sich darauf konzentriert zu zeigen, wie unerwünscht sich die Vietnam-Veteranen in ihrer Heimat fühlen, freut man sich darauf, dass die Action im Dschungel von Vietnam (bzw. den Philippinnen, die wie so oft das ehemalige Kriegsgebiet doubeln müssen) beginnt. Doch gerade hier gerät der Film zu einer zähen Angelegenheit. Regisseur De Angelis verfügt leider über kein besonders gutes Gespür für Timing. Einige Szenen werden endlos ausgewalzt, während andere viel zu schnell vorbei sind. So ist z.B. die Befreiung der amerikanischen Kriegsgefangenen kurz und unspektakulär, ihre Flucht dann aber wiederum viel zu lang und lahm. Auch hilft es nicht, wenn sich die Szenen immer wieder gleichen. Ständig werden die Helden mit Sperren des Vietcongs konfrontiert, die sie dann irgendwie in die Luft sprengen. Interessante Ansätze, wie der Schockeffekt einer schönen Vietnamesin, deren Körper über und über vernarbt ist, werden kurz abgehandelt, obwohl hier durchaus Potential für eine Charakterentwicklung der Hauptfiguren bestanden hätte. Aber daran ist De Angelis nicht interessiert, und so bleiben die Protagonisten den ganzen Film über klischeehafte Abziehbilder. Erschwerend hinzu kommt noch eine wirklich übel-rassistische Synchronisation. In dieser werden alle Asiaten als “Schlitzies” und “Gelbärsche” bezeichnet und nahe legt, dass ausnahmslos jeder Vietnamese ein blutrünstiges Monster sei, welches nur darauf lauert, den guten Amerikanern die Kehle durchzubeißen. Doch gerade dann, wenn man den Film unter “belanglos” abgehakt hat, gelingt es De Angelis doch noch zu überraschen. Dem Publikum wird ein überaus deprimierendes und nihilistisches Finale präsentiert, welches noch über den Abspann hinaus nachwirkt.

Italienisch-schweizerischer Söldnerfilm, der sich weniger an “Die Wildgänse kommen”, als vielmehr “Rambo 2″, “Missing in Action” und sogar dem “A-Team” orientiert. Leider zum Teil etwas zäh und uninteressant inszeniert, so dass sich, trotz gerne gesehener Gesichter, das Interesse in Grenzen hält. Zudem stößt die üble Art und Weise auf, in der alle Vietnamesen als unmenschliche Monster dargestellt und generell alle Asiaten rassistisch beschimpft werden. Erst ganz zum Schluss holt Regisseur Fabrizio de Angelis einen mächtigen und unerwarteten Magenschwinger hervor, der dem Film in den letzten Minuten dann noch zu einem nachhaltigen Eindruck verhilft.

Der legendäre Produzent Erwin C. Dietrich gründete einst das Label Ascot Elite. Nachdem hier jahrelang vor allem aktuelle und anspruchsvolle Produktionen veröffentlicht wurden, erinnert man sich nun den Schätzen aus dem Archiv und veröffentlicht diese in ihrer “Cinema Treasures”-Reihe. So wird neben “Die Rückkehr der Wildgänse”, auch bald Margheritis “Im Wendekreis des Söldners” erscheinen. Das Bild der DVD ist recht ordentlich, bedenkt man, dass es sich hier um eine eher preiswertere 80er-Jahre-Italo-Produktion handelt. Der Ton liegt in auf Deutsch und Englisch vor. Extras gibt es keine, aber eine ausführliche Trailer-Show mit zeitgenössischen Vorschauen auf u.a. alle vier Söldnerfilme des Hauses Dietrich.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2014/01/ ... ildgaense/
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Captain Blitz
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von Captain Blitz »

Jetzt auch in meinem Besitz und bald gibt es auch ein Review dazu. Ich weiß schon gar nicht mehr wohin mit den ganzen Söldner-Streifen von Onkel Erwin. :kicher:
dr. freudstein
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von dr. freudstein »

Captain Blitz hat geschrieben:Jetzt auch in meinem Besitz und bald gibt es auch ein Review dazu.
Juhhuu, ein Review, freu mich drauf :thup:
Captain Blitz hat geschrieben:Ich weiß schon gar nicht mehr wohin mit den ganzen Söldner-Streifen von Onkel Erwin. :kicher:
Hier, ich weiß es, ich, ich *schnipp, fuchtel, wedel*
Zu mir, in mein Regal. War die Antwort richtig?
Komme ich jetzt ins Fernsehen :D

oder hab ich wieder einen Fred geschreddert :oops: :palm: :pfeif:
Captain Blitz
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von Captain Blitz »

Ja, ich muss jetzt öfter mal Reviews schreiben, aus diversen Gründen. :) An buxte werde ich definitiv nicht ran kommen, aber da mache ich mir auch gar keine Hoffnungen und das ist auch gar nicht meine Motivation. ;)

Und was einmal in meiner Sammlung landet bekommt NIEMAND! :P
italostrikesback
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von italostrikesback »

Ich habe mir gerade die Ascot Blu-ray angesehen. Die Bildqualität ist meiner Meinung nach ziemlich gut und der Film hat mir wirklich gefallen. Keine Minute langweilig, schön an den Haaren herbeigezogen und ziemlich derb im Bezug auf die Synchro. Die Musik von Francesco De Masi ist auch sehr gelungen.
Auf jeden Fall hat der Film ein paar sehr erinnerungswürdige Momente, die man selbst Angesichts der vielen ähnlich gearteten Werke nicht vergisst.
Der Streifen sieht auch zu keiner Zeit billig aus, auch wenn die Action nicht ganz so opulent ausfällt und wird von den Hauptdarstellern getragen, die alle gern gesehene Gesichter sind.
Am meisten überrascht hat mich Oliver Tobias, der in diesem Film eine unglaubliche Ähnlichkeit mit Pierce Brosnan hat und auch noch mit dessen Synchronstimme spricht.
Irgendwie war Oliver Tobias in den 80ern mal von James Bond Gerüchten umgeben wenn ich mich nicht irre.
Das hätte schon gepasst.

Meine Bewertung: 8 von 10 in seinem Rahmen
Captain Blitz
Beiträge: 587
Registriert: Do 28. Mär 2013, 08:43

Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von Captain Blitz »

Vier Vietnam-Veteranen wollen es noch einmal wissen und zehn Jahre nach ihrer letzten Tour erneut Richtung Vietnam aufbrechen, um einige amerikanische Kriegsgefangene zu befreien. Offiziell gibt es diese dort natürlich nicht, aber dem Quartett sind Informationen zugespielt worden, die das Gegenteil beweisen. James (John Steiner), Mark (Manfred Lehmann), Richard (Oliver Tobias) und Roger (Christopher Connelly) machen sich also auf den Weg zurück in die Hölle, um eine letzte Mission zu meistern und ihre ehemaligen Mitstreiter zu befreien. Doch noch wissen sie nicht, dass sie nur Teil eines schmutzigen Spiels sind. Doch worum geht es und wer sind die Drahtzieher?
- Meinung -
Erwin C. Dietrich präsentiert uns nach Antonio Margheritis Trilogie mit Lewis Collins einen weiteren Söldner-Streifen. Die Story ist schnell erzählt, von Tiefgang gibt es hier kaum eine Spur, aber ganz ehrlich, wir reden hier von einer Dietrich-Produktion eines De Angelis Werkes, will man hier überhaupt tiefgründige Gespräche? Wohl

eher weniger und wenn die Handlung mal in diese Richtung zu kippen droht, besinnt sie sich eines Besseren und haut dem Zuschauer wieder ein paar Plattitüden und rassistische Sprüche um die Ohren und schon sind wir wieder mitten drin im brachialen Geschehen. Neben diesen Dingen hat Fabrizio de Angelis wohl auch ein wenig beim Schreiben des Drehbuchs geschlafen. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, da ich nicht von Filmrissen oder anderen Cuts ausgehen, anders kann ich mir die Anschlussfehler nicht erklären. Besonders merkwürdig kommen einem zwei Szenen vor, wobei ich eine von diesen halt besonders gut finden wollte, doch dabei blieb es dann auch. Das anfängliche Trio (Oliver Tobias stößt beim zweiten Anschlussfehler dazu) stattet dem alten Auftraggeber Major Morris (gespielt von Kult-Regisseur Enzo G. Castellari) einen Besuch ab, man will ein wenig über alte Zeiten plaudern. Morris hat da aber gar nicht so viel Bock drauf, er will lieber sofort auf den Tisch hauen und seine Jungs sollen die sich angeblich immer noch in Vietnam befindenden US-Kameraden befreien. Was macht das Trio? Es lehnt den Auftrag ab, nur um ihn dann doch anzunehmen, nur bekommen wir das wiederum nicht zu sehen! Doch es kommt noch besser, denn der gute Richard steht ja noch auf der Liste und der hat mit seinem Trauma zu kämpfen, deshalb befindet er sich in der Klapse. Man schnackt nett miteinander, das Problem, dass man ihn da raus bekommen muss, steht noch im Raum, doch alles kein Problem, es wird einfach mal nach Vietnam geblendet und das Trio ist jetzt ein Quartett, so einfach geht das. Dennoch sind die Probleme dieses Films anderer Natur, denn die Handlung ist schlicht und ergreifend zu flach, hat bis auf die dumpfe Action sonst nur wenig bis gar nichts zu bieten, außer einem Sack voll Rassismus. Mag sein, dass man im Krieg nur von den Gelben, Schlitzaugen und Reisfressern gesprochen hat, aber das geht einem nach einer Viertelstunde nur noch gehört auf den Zünder. Interessant ist lediglich die Verschwörung, die im Hintergrund abläuft und scheinbar auch die moralische Grundnote präsentieren soll, die dann aber in allen anderen Unzulänglichkeiten untergeht. Schade.

Damals hoffte man wohl inständig darauf, dass aus Oliver Tobias mal ein ganz Großer werden würde, doch dem war nicht so. Gerüchte machten die Runde, dass er James Bond spielen sollte, doch das sollte nie passieren. Stattdessen schlug er sich durch Werke wie dieses hier und wenn jemand seinen Namen sagt, folgt darauf meistens nur ein "Wer?". Ihm zur Seite stehen Haudegen, die den ganzen Italo-Zirkus schon einmal hin und zurück durch hatten, nämlich Christopher Connelly, John Steiner und Manfred Lehmann, ohne den es wohl per se keine Italo-Söldner-Streifen geben kann und darf, denn der ballerte sich auch durch die bereits erwähnte Trilogie mit Lewis Collins. Zu Bruce Willis´ deutscher Stimme muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, er liefert hier das ab, was man von ihm erwartet, er geht mit einer gewissen Grundsteifigkeit durchs Bild, die aber wiederum auch der Rolle geschuldet sein kann. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und so wird das geboten, was man von Lehmann verlangt haben dürfte, einen eisernen Söldner, der nicht nur Patronen, sondern auch coole Sprüche aus der Hüfte schießt. Zu John Steiner und Christopher Connelly muss man ebenfalls keine großen Worte verlieren, denn sie ziehen ebenfalls ihr italoverhorntes Pensum durch und ballern sich ebenfalls von Szene zu Szene. Eine durchaus grundsolide Performance liefert die damals große Hoffnung Oliver Tobias ab, dem man die Abschlussszene und manche pseudotiefgründigen Dialoge nicht immer so wirklich abkauft, aber an die hat er vermutlich nicht mal selbst geglaubt. Dies ist aber ein Grundproblem des Films, das man immer wieder in besagten Szenen zu sehen bekommt. Als würde jemand durchs Bild gehen und den Zuschauer darauf hinweisen, dass jetzt eine wichtige Szene mit ganz tollen Dialogen zweier beinharter Haudegen kommt, die jetzt mal die Emotionssau rauslassen wollen. Egal ob es nun besagter Tobias oder ein Connelly ist, wenn sie sich unterhalten und über ihre Gefühlswelt reden, kommt dies stellenweise schon unfreiwillig komisch rüber und man möchte meinen, dass sie sich gerade denken "Was zum Henker reden wir hier eigentlich, aber egal, zeigen wir ihnen, dass sich die Schauspielschule gelohnt hat!", unterhaltsam ist es allemal. Enzo G. Castellari erwähnte ich bereits, sein Auftritt ist fast zu kurz, um ihn großartig beurteilen zu können, doch was er präsentiert, kann sich sehen lassen. Er hat nur das Problem, in einer völlig nutz- und witzlosen Szene aufzutreten, Stichwort Anschlussfehler. Ein weiterer Darsteller, der sich mit diesem Problem eines witzlosen Auftrittes herumplagen muss, ist Donald "Kein Trash ist mir zu trashig!" Pleasance. Er tritt als Pfarrer in Erscheinung, aber von Toleranz und Nächstenliebe hat er nicht viel mitbekommen oder der Krieg hat ihm diese Tugenden ausgetrieben, denn dieser Charakter ist ebenfalls ein Rassist und zwar im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Herrn. Vielleicht ist dies auch der Grund für seine recht lieblos und uninspiriert wirkende Performance. Er bewältigt hier selbst den Dienst nach Vorschrift nur mühsam, als würde sich alles in ihm gegen diese Rolle streuben. Schade, aber hier hat Pleasance seinen Namen einfach nur hergeschenkt. Es mischen noch weitere Gäste mit, die Filmfreunden sicherlich schon in dem einen oder anderen Genre begegnet sein dürften, unter anderem Richard Lester, Enio Girolami, Gordon Mitchell und diverse andere mischen mit, doch auch sie können nicht mehr aus dem vorhandenen Material machen, aber es darf auch bezweifelt werden, ob sie das überhaupt wollte oder ob es im Bereich ihrer Möglichkeiten lag.

Die Untermalung kommt von Francesco De Masi, der schon Kracher wie New York Ripper, The Riffs 2, Giant Killer, diverse Kommissar X Filme, zahlreiche Western und viele weitere Werke mit seinen Kompositionen veredelt hat, aber auch er bleibt meiner Meinung nach hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auch er liefert nur ab, aber das gewisse Etwas bleibt hier leider aus und so kann man sagen, dass die Klänge gut ins Ohr gehen, ihren Zweck erfüllen, aber leider nicht hängen bleiben. Der Ton an sich ist gut und dieser liegt in Mono und Stereo vor. Außerdem liegt der Film in vier sprachen vor, Deutsch, Englisch, Französich und Italienisch, da gibt es mal rein gar nichts zu meckern.

Die Bildqualität ist gut, was mich aber auch keineswegs verwundert, denn anscheinend liegt hier eine Abtastung direkt vom Negativ vor und es wurde ganze Arbeit geleistet. Stellenweise wirkt das Bild zwar etwas sehr grobkörnig, doch damit lässt sich ganz gut leben.

An der Extras-Front sieht es dagegen leider sehr mau aus, bis auf eine Trailershow wird nichts geboten, was man schon als eine kleine Enttäuschung bezeichnen kann, aber scheinbar gab es keine nennenswerten Extras, die man der Blu-Ray beilegen konnte.

Wer den Hals nicht voll genug bekommen kann, wenn es um Söldner-Kracher und Trashfilme geht, der kann sich De Angelis´ Werk zu Gemüte führen, doch für meinen Geschmack war der gute Mann als Produzent eindeutig besser aufgehoben. Unterm Strich bleibt dieser Film in so gut wie allen Bereichen hinter den Erwartungen zurück und lediglich der Trashfaktor sorgt dafür, dass man ihn sich anschauen kann, ohne ein Vietnam-Trauma zu erleiden.
Zuletzt geändert von Captain Blitz am Do 20. Mär 2014, 13:15, insgesamt 3-mal geändert.
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buxtebrawler
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von buxtebrawler »

Hey, sehr lesenswerte Kritik, Capitano! :thup:

Da haben sich aber ein paar merkwürdige Zeilenumbrüche eingeschlichen :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Captain Blitz
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von Captain Blitz »

buxtebrawler hat geschrieben:Hey, sehr lesenswerte Kritik, Capitano! :thup:

Da haben sich aber ein paar merkwürdige Zeilenumbrüche eingeschlichen :-?
Danke!

Ich kriege die nicht weg. Ich habe das Ding ganz normal im Texteditor gehackt, aber irgendwie ist das widerspenstig. :(

Edith sagt: Jetz is bessä!
dr. freudstein
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Re: Die Rückkehr der Wildgänse - Fabrizio De Angelis

Beitrag von dr. freudstein »

WOW, die erste ausführliche Kritik vom Blitzschi und wirklich schön flüssig und interessant erzählt, weiter so :thup:
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