DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
Moderator: jogiwan
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DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
Ich wollte schon vor einiger Zeit ein quais Filmtagebuch gründen, nur hätte ich vorgehabt auch meine alten Kritiken etwas zu überarbeiten und reinzustellen, sprich sämtliche Rechtschreibfehler (selbst die, welche Bux übersehen hat ) auszubessern, Handlungen, sofern es noch keine gab, hinzuzufügen, Covers und Infos über Land/Jahr/Genre/Regisseur beilegen und schlechte Witze, wenn es welche gegeben hätte zu entfernen (ist zwar zeitaufwändig, aber die Weihnachtsferien stehen ja vor der Tür). Aber kurz bevor ich diese weltbewegende Entscheidung getroffen habe brach der ganze Beitragsjubiläumswahn aus und da wollte ich dann doch nicht mit Doppelposts "betrügen" also habe ich bis heute gewartet und kann nun endlich voller Stolz die DrDjango-Kritiken-Praxis-Ordinations-Tagebuch-Irgendwas eröffnen
P.S. Ich werds aber weniger wie ein Tagebuch gestalten und mehr wie eine Kritikensammlung. Ich stelle meine Reviews zwar in der richtigen Reihenfolge hinein (Ordnung sollte ja schließlich sein) aber sofern ich zu irgendetwas keine vollständige Kritik sondern nur ein paar Zeilchen geschrieben habe wird es hier nicht zu finden sein.
P.P.S. Ich wollte nicht zu mitläuferig erscheinen, da wir schon DREI Filmtagebücher (von Bux, Vinz und Jogi) haben, die auf Italowesterntitel anspielt, darum habe ich auf folgende Titel für dieses Tagebuch verzichtet, benutze sie aber hier quasi als Untertitel :
DrDjangoMD - Schwarzer Kritiker des Todes
DrDjangoMD - Die Filme stehen Schlange
Lasst uns kritisieren, Companeros
DrDjangoMD - Eine DVD hat zwei Seiten
Ohne Filme keinen Sarg
Knie nieder und schau Filme
Beichtet, Freunde, DrDjangoMD kritisiert
P.S. Ich werds aber weniger wie ein Tagebuch gestalten und mehr wie eine Kritikensammlung. Ich stelle meine Reviews zwar in der richtigen Reihenfolge hinein (Ordnung sollte ja schließlich sein) aber sofern ich zu irgendetwas keine vollständige Kritik sondern nur ein paar Zeilchen geschrieben habe wird es hier nicht zu finden sein.
P.P.S. Ich wollte nicht zu mitläuferig erscheinen, da wir schon DREI Filmtagebücher (von Bux, Vinz und Jogi) haben, die auf Italowesterntitel anspielt, darum habe ich auf folgende Titel für dieses Tagebuch verzichtet, benutze sie aber hier quasi als Untertitel :
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- buxtebrawler
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DrDjangoMD hat geschrieben:P.P.S. Ich wollte nicht zu mitläuferig erscheinen, da wir schon DREI Filmtagebücher (von Bux, Vinz und Jogi) haben, die auf Italowesterntitel anspielt, darum habe ich auf folgende Titel für dieses Tagebuch verzichtet, benutze sie aber hier quasi als Untertitel :
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Ich glaube, mit dem jetzigen Titel hast du eine ganz gute Wahl getroffen
Ein ehrbares Unterfangen, für das ich gutes Gelingen wünsche!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
"Knie nieder und schau Filme" find ich aber auch ganz reizvoll
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DJANGO - DER RÄCHER
Originaltitel: Texas Addio
Alternativtitel: Django 2
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1966
Genre: Western
Regie: Ferdinando Baldi
Handlung:
Vor vielen vielen Jahren hat ein übler Bösewicht Djangos Vater abgemurkst. Zusammen mit seinem kleinen Brüderlein beschließt Django nun, dass es Zeit für Rache ist und die beiden reiten nach Mexiko, wo der Mörder sich ein kleines Imperium voller schießwütiger Gehilfen aufgebaut hat…
Kritik:
ACHTUNG! Folgende Abhandlung beinhaltet viele Mini-Spoiler. Zu viele um sie alle zu kennzeichnen, aber keine Sorge, große Plottwists werden nicht gespoilert.
„Django der Rächer“ gehört meiner Meinung nach zu den unterschätztesten Genrevertretern des Italowestern. Nicht, dass ihm keine Achtung entgegen gebracht wird, aber das gesamte Potential des Filmes scheinen nur wenige zu erkennen.
Die meisten Aspekte sind schlichtweg perfekt. Die Story, mag sie auch nicht die neueste sein, zieht einen kontinuierlichen Spannungsbogen und wartet stets mit neuen Twists und vormals unbekannten Charakteristikern der Hauptpersonen auf. Neros Django ist immer noch so seriös und pessimistisch wie das Original, weist aber schon ein wenig den Humor eines Polen/ Schweden auf. Kamera und Soundtrack sind ebenso perfekt wie Kostüme und Nebendarsteller.
Was den Film aber aus denen hervorhebt, die einfach nur „perfekt“ sind, ist dass Ferdinando Baldi hier einen Vergleich zwischen Amerikanischen und Italienischen Western aufstellt. Dies macht er, indem er die erste Viertelstunde, die in Texas spielt, wie einen Ami-Western gestaltet, sobald wir dem Helden nach Mexiko folgen aber einen typisch italienischen Stil an den Tag legt. Die Bedeutung dieses Ortswechsels zeigt sich auch im Original- bzw. Englischen Titel „Texas, addio“/ „Texas, goodbye“.
Der gewichtigste Unterschied ist wohl die Gewalt, die in den italienischen Produktionen ja meist qualitativ und quantitativ die ihrer amerikanischen Vorgänger übertrifft. So haben wir es in Texas nur mit einem Toten zu tun. Und diesem gehen vier Minuten opferlose Schießerei voraus.
Vier Minuten pro Toten können wir uns in Mexiko nicht erlauben, hier beträgt der Bodycount nämlich 85 darunter Frauen, Greise und Unbewaffnete (ohne Gewähr, könnte mich verzählt haben ). Dementsprechend wird das Sterben und Töten als gar keine so große Sache mehr angesehen. Da gibt’s zum Beispiel diese schöne Szene, in der Django vier Leute in einer Bar niederschießt und die Bardame danach nichts Besseres zu tun hat, als den Tresen aufzuwischen, als würde sie der Staub am Tresen mehr stören als die vier Leichen in ihrer Bar. Wir finden auch mehrmals den beliebten Tabubruch Schützen und Erschossenen in der selben Einstellung zu zeigen (das war vor „Für eine handvoll Dollar“ in den USA noch ein kontroverses No Go), wogegen wir in Texas das in Amerika beliebte Getroffener-fällt-von-Felsen-runter haben.
Wie die Gewaltbereitschaft verändert sich auch der Held. Django ist ein texanischer Sheriff der noch an die Gerechtigkeit glaubt (wie putzig) wie ein richtiger Hollywood-Held. Wie wir wissen bevorzugten die Italiener (Gott schütze sie) einen viel cooleren Helden-Typus. Einen fremden Revolverhelden der fast schon mehr negative als positive Eigenschaften aufweist, um zu zeigen, dass in der harten Welt nicht der Gerechtere, sondern der Stärkere, Trickreichere überlebt. Was macht also Django? Er lässt seinen Stern in Texas und kommt als „Fremder“ nach Mexiko, wo er sich auch ziemlich unschön aufführt und seinen Colt hier und da auch mal gegen Unbewaffnete zieht.
Ein Unterschied zeigt sich auch im Score von Abril. Neben den Titelsong bekommen wir im Texas-Teil ein fröhliches kleines Thema, das stark an harmonische Ami-Western erinnert. In Mexiko kommt dieses Thema nicht mehr vor. Nein hier bekommen wir die traurig pathetische Instrumentalversion des Titelsongs, wie sie Morricone oder Bacalov nicht hätten besser komponieren können.
Dieses Spielchen kann man mit allen möglichen Aspekten des Filmes anstellen. Seien es der Schurke, die Nebencharaktere, die Kostüme (von Carlo Simi) oder die Grundstimmung. In Texas erinnert alles an einen Hollywood-Western wogegen in Mexiko eindeutig Spaghetti Territorium ist.
Dies bewirkt, dass der Film nicht nur einfach spannungsgeladen und unterhaltsam ist sondern auch sehr interessant für jeden Freund des Italowestern. 10/10
Originaltitel: Texas Addio
Alternativtitel: Django 2
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1966
Genre: Western
Regie: Ferdinando Baldi
Handlung:
Vor vielen vielen Jahren hat ein übler Bösewicht Djangos Vater abgemurkst. Zusammen mit seinem kleinen Brüderlein beschließt Django nun, dass es Zeit für Rache ist und die beiden reiten nach Mexiko, wo der Mörder sich ein kleines Imperium voller schießwütiger Gehilfen aufgebaut hat…
Kritik:
ACHTUNG! Folgende Abhandlung beinhaltet viele Mini-Spoiler. Zu viele um sie alle zu kennzeichnen, aber keine Sorge, große Plottwists werden nicht gespoilert.
„Django der Rächer“ gehört meiner Meinung nach zu den unterschätztesten Genrevertretern des Italowestern. Nicht, dass ihm keine Achtung entgegen gebracht wird, aber das gesamte Potential des Filmes scheinen nur wenige zu erkennen.
Die meisten Aspekte sind schlichtweg perfekt. Die Story, mag sie auch nicht die neueste sein, zieht einen kontinuierlichen Spannungsbogen und wartet stets mit neuen Twists und vormals unbekannten Charakteristikern der Hauptpersonen auf. Neros Django ist immer noch so seriös und pessimistisch wie das Original, weist aber schon ein wenig den Humor eines Polen/ Schweden auf. Kamera und Soundtrack sind ebenso perfekt wie Kostüme und Nebendarsteller.
Was den Film aber aus denen hervorhebt, die einfach nur „perfekt“ sind, ist dass Ferdinando Baldi hier einen Vergleich zwischen Amerikanischen und Italienischen Western aufstellt. Dies macht er, indem er die erste Viertelstunde, die in Texas spielt, wie einen Ami-Western gestaltet, sobald wir dem Helden nach Mexiko folgen aber einen typisch italienischen Stil an den Tag legt. Die Bedeutung dieses Ortswechsels zeigt sich auch im Original- bzw. Englischen Titel „Texas, addio“/ „Texas, goodbye“.
Der gewichtigste Unterschied ist wohl die Gewalt, die in den italienischen Produktionen ja meist qualitativ und quantitativ die ihrer amerikanischen Vorgänger übertrifft. So haben wir es in Texas nur mit einem Toten zu tun. Und diesem gehen vier Minuten opferlose Schießerei voraus.
Vier Minuten pro Toten können wir uns in Mexiko nicht erlauben, hier beträgt der Bodycount nämlich 85 darunter Frauen, Greise und Unbewaffnete (ohne Gewähr, könnte mich verzählt haben ). Dementsprechend wird das Sterben und Töten als gar keine so große Sache mehr angesehen. Da gibt’s zum Beispiel diese schöne Szene, in der Django vier Leute in einer Bar niederschießt und die Bardame danach nichts Besseres zu tun hat, als den Tresen aufzuwischen, als würde sie der Staub am Tresen mehr stören als die vier Leichen in ihrer Bar. Wir finden auch mehrmals den beliebten Tabubruch Schützen und Erschossenen in der selben Einstellung zu zeigen (das war vor „Für eine handvoll Dollar“ in den USA noch ein kontroverses No Go), wogegen wir in Texas das in Amerika beliebte Getroffener-fällt-von-Felsen-runter haben.
Wie die Gewaltbereitschaft verändert sich auch der Held. Django ist ein texanischer Sheriff der noch an die Gerechtigkeit glaubt (wie putzig) wie ein richtiger Hollywood-Held. Wie wir wissen bevorzugten die Italiener (Gott schütze sie) einen viel cooleren Helden-Typus. Einen fremden Revolverhelden der fast schon mehr negative als positive Eigenschaften aufweist, um zu zeigen, dass in der harten Welt nicht der Gerechtere, sondern der Stärkere, Trickreichere überlebt. Was macht also Django? Er lässt seinen Stern in Texas und kommt als „Fremder“ nach Mexiko, wo er sich auch ziemlich unschön aufführt und seinen Colt hier und da auch mal gegen Unbewaffnete zieht.
Ein Unterschied zeigt sich auch im Score von Abril. Neben den Titelsong bekommen wir im Texas-Teil ein fröhliches kleines Thema, das stark an harmonische Ami-Western erinnert. In Mexiko kommt dieses Thema nicht mehr vor. Nein hier bekommen wir die traurig pathetische Instrumentalversion des Titelsongs, wie sie Morricone oder Bacalov nicht hätten besser komponieren können.
Dieses Spielchen kann man mit allen möglichen Aspekten des Filmes anstellen. Seien es der Schurke, die Nebencharaktere, die Kostüme (von Carlo Simi) oder die Grundstimmung. In Texas erinnert alles an einen Hollywood-Western wogegen in Mexiko eindeutig Spaghetti Territorium ist.
Dies bewirkt, dass der Film nicht nur einfach spannungsgeladen und unterhaltsam ist sondern auch sehr interessant für jeden Freund des Italowestern. 10/10
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Mo 21. Nov 2011, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE WILDEN ENGEL
Originaltitel: The Wild Angels
Land: USA
Jahr: 1966
Genre: Bikerfilm
Regie: Roger Corman
Handlung:
Der Bandenchef Blues führt seine „Wilden Engel“ von einer Rocker Party zur nächsten und sie kommen bei ihrem Bestreben auf Teufel komm raus „anders“ zu sein auch schon hier und da mit dem Gesetz in Konflikt. Als Blues’ Freund Looser den Löffel abgibt, muss sich der Führer der Gang ihrer Sterblichkeit bewusst werden, was in einer persönlichen Krise gipfelt…
Kritik:
Meine Liebe zu „Easy Rider“ hat mich wieder mal in die Börse greifen lassen, um mir „Die Wilden Engel“ anzuschaffen und ich habe es nicht bereut. Ich schätze den Regisseur Roger Corman vor allem deswegen, weil er trotz seiner „Fließbandproduktion“ von Filmen immer wieder mit netten Ideen aufwartet. So haben wir auch hier spezielle Szenen, die durch gute Regie besonders ergreifend wirken, wie der Tod vom Looser, der Dialog Fonda-Pfarrer oder die Schlussszene.
Peter Fondas Figur des Gangchefs gefiel mir am ganzen Film besonders gut. Der Gute Peter ist schauspielerisch vielleicht nicht gerade das Beste, was seine Sippschaft zu bieten hat, passt aber einfach perfekt in Rollen wie diese oder die von Captain America („Easy Rider“). Als Anführer der Wilden Engel ist zwar seine oberste Priorität wild und frei zu sein, im Gegensatz zu einigen seiner Kumpanen scheint er aber immer zu wissen, wann Schluss mit lustig ist. Dies geht soweit gut, bis ihm die Sterblichkeit seiner Bandenmitglieder und damit seiner Ideale bewusst wird. Das bringt ihn dazu seine letzten guten Grundsätze erst völlig in den Ofen zu schießen und sich in einem Akt völliger Selbstaufgabe schlussendlich der Polente zu stellen.
Im Gegensatz dazu scheint Nancy Sinatra nur in diesem Film zu sein damit, eben Nancy Sinatra in diesem Film ist. Der Rest der wilden Horde reicht schauspielerisch von annehmbar bis gut. Was ich an der Bande aber besonders loben muss sind die Kostüme, die gleichzeitig die Militanz der Gang und ihren dazu widersprüchlichen Drang zur Individualität widerspiegeln.
Bei der Handlung hat man sich nicht so viel Mühe gegeben. Ein Spannungsbogen oder Roter Faden ist nur schwer ausfindig zu machen. Das ganze scheint überhaupt weniger eine Story sondern mehr ein paar Tage im Leben der Wilden Engel zu sein. Dies gibt Raum für eine beträchtliche Summe von Filler, meist in Form von wilden Biker-Partys.
Obwohl sich die Handlung hier und da mal für ne Viertelstunde vertschüsst kommt aber nur sehr selten Langeweile auf. Dies führe ich neben der Interessanten Figur Fondas vor allem auf all die kleinen Dinge zurück, die nicht wirklich witzig sind, aber eindeutig Laune machen. Wie beispielsweise die wortspielliebende deutsche Synchro („Wo ist Joint?“ „Auf Stoßtrupp mit der Krankenschwester“ – Die pietätloseste Umschreibung einer Vergewaltigung seit dem „Verlöten“ aus „…Und Santana tötete sie alle“), oder die Figur des Bestattungsunternehmers, der ohne mit der Wimper zu zucken, die vier brutalen Bikergestalten die ganz plötzlich vor seiner Schwelle stehen gnadenlos über den Tisch zieht.
Die Botschaft, die Corman vermitteln will (es muss eine Geben, sonst bekämen wir nicht all die schönen Worte über Freiheit) erschließt sich mir nur teilweise. Hin und wieder idealisiert er die Bikergang, stellt ihr Leben in Freiheit über alles nur um sie darauf bei Handlungen zu zeigen, die eindeutig falsch sind. Am ehesten könnte man, glaube ich, die Lehre ziehen, dass man Leben soll wie man will, man aber zuerst wissen muss, was man wirklich will. Schön ersichtlich in meiner liebsten Szene, in der Fonda den Priester anschreit, dass er dessen Predigen nicht will der Priester fragt, was er dann nun eigentlich will und Fonda, bevor er zu seinem Monolog über Friede Freude Freiheit Freibier anhebt erst einmal stockt. Darin sah ich die Schlüsselszene: Seine Ideale sind schon richtig, aber er hätte sie genauer definieren müssen.
Fazit: Bewegende Gesellschafts- bzw. Charakterstudie der Biker und deren Anführer mit einem perfekt in die Rolle passenden Peter Fonda. Kleiner Punkteabzug nur für die etwas abwesende Handlung. 8/10
Originaltitel: The Wild Angels
Land: USA
Jahr: 1966
Genre: Bikerfilm
Regie: Roger Corman
Handlung:
Der Bandenchef Blues führt seine „Wilden Engel“ von einer Rocker Party zur nächsten und sie kommen bei ihrem Bestreben auf Teufel komm raus „anders“ zu sein auch schon hier und da mit dem Gesetz in Konflikt. Als Blues’ Freund Looser den Löffel abgibt, muss sich der Führer der Gang ihrer Sterblichkeit bewusst werden, was in einer persönlichen Krise gipfelt…
Kritik:
Meine Liebe zu „Easy Rider“ hat mich wieder mal in die Börse greifen lassen, um mir „Die Wilden Engel“ anzuschaffen und ich habe es nicht bereut. Ich schätze den Regisseur Roger Corman vor allem deswegen, weil er trotz seiner „Fließbandproduktion“ von Filmen immer wieder mit netten Ideen aufwartet. So haben wir auch hier spezielle Szenen, die durch gute Regie besonders ergreifend wirken, wie der Tod vom Looser, der Dialog Fonda-Pfarrer oder die Schlussszene.
Peter Fondas Figur des Gangchefs gefiel mir am ganzen Film besonders gut. Der Gute Peter ist schauspielerisch vielleicht nicht gerade das Beste, was seine Sippschaft zu bieten hat, passt aber einfach perfekt in Rollen wie diese oder die von Captain America („Easy Rider“). Als Anführer der Wilden Engel ist zwar seine oberste Priorität wild und frei zu sein, im Gegensatz zu einigen seiner Kumpanen scheint er aber immer zu wissen, wann Schluss mit lustig ist. Dies geht soweit gut, bis ihm die Sterblichkeit seiner Bandenmitglieder und damit seiner Ideale bewusst wird. Das bringt ihn dazu seine letzten guten Grundsätze erst völlig in den Ofen zu schießen und sich in einem Akt völliger Selbstaufgabe schlussendlich der Polente zu stellen.
Im Gegensatz dazu scheint Nancy Sinatra nur in diesem Film zu sein damit, eben Nancy Sinatra in diesem Film ist. Der Rest der wilden Horde reicht schauspielerisch von annehmbar bis gut. Was ich an der Bande aber besonders loben muss sind die Kostüme, die gleichzeitig die Militanz der Gang und ihren dazu widersprüchlichen Drang zur Individualität widerspiegeln.
Bei der Handlung hat man sich nicht so viel Mühe gegeben. Ein Spannungsbogen oder Roter Faden ist nur schwer ausfindig zu machen. Das ganze scheint überhaupt weniger eine Story sondern mehr ein paar Tage im Leben der Wilden Engel zu sein. Dies gibt Raum für eine beträchtliche Summe von Filler, meist in Form von wilden Biker-Partys.
Obwohl sich die Handlung hier und da mal für ne Viertelstunde vertschüsst kommt aber nur sehr selten Langeweile auf. Dies führe ich neben der Interessanten Figur Fondas vor allem auf all die kleinen Dinge zurück, die nicht wirklich witzig sind, aber eindeutig Laune machen. Wie beispielsweise die wortspielliebende deutsche Synchro („Wo ist Joint?“ „Auf Stoßtrupp mit der Krankenschwester“ – Die pietätloseste Umschreibung einer Vergewaltigung seit dem „Verlöten“ aus „…Und Santana tötete sie alle“), oder die Figur des Bestattungsunternehmers, der ohne mit der Wimper zu zucken, die vier brutalen Bikergestalten die ganz plötzlich vor seiner Schwelle stehen gnadenlos über den Tisch zieht.
Die Botschaft, die Corman vermitteln will (es muss eine Geben, sonst bekämen wir nicht all die schönen Worte über Freiheit) erschließt sich mir nur teilweise. Hin und wieder idealisiert er die Bikergang, stellt ihr Leben in Freiheit über alles nur um sie darauf bei Handlungen zu zeigen, die eindeutig falsch sind. Am ehesten könnte man, glaube ich, die Lehre ziehen, dass man Leben soll wie man will, man aber zuerst wissen muss, was man wirklich will. Schön ersichtlich in meiner liebsten Szene, in der Fonda den Priester anschreit, dass er dessen Predigen nicht will der Priester fragt, was er dann nun eigentlich will und Fonda, bevor er zu seinem Monolog über Friede Freude Freiheit Freibier anhebt erst einmal stockt. Darin sah ich die Schlüsselszene: Seine Ideale sind schon richtig, aber er hätte sie genauer definieren müssen.
Fazit: Bewegende Gesellschafts- bzw. Charakterstudie der Biker und deren Anführer mit einem perfekt in die Rolle passenden Peter Fonda. Kleiner Punkteabzug nur für die etwas abwesende Handlung. 8/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
AFTER DEATH – DAS BÖSE IST WIEDER DA
Originaltitel: After Death
Alternativtitel: Zombi 4 – After Death; Zombie 4 – Die letzten Menschen; Zombie Flesh Eaters 3 ; Return of the Living Dead Part 3
Land: Italien
Jahr: 1988
Genre: Horror
Regie: Claudio Fragasso
Handlung:
Eine Gruppe schwer bewaffneter Studenten haben auf einer Tropeninsel ein wenig Doktor Buchter M.D. gespielt. Das gefiel dem lokalen Woodoo-Hexer ganz und gar nicht und er ließ die Toten wieder auferstehen, die sich alsdann an den Studenten gütlich tun. Zwanzig Jahre später kommt eine Gruppe junger Leute auf die Insel, weil…weil alle anderen potentiellen Hauptcharaktere in den vorherigen zehn Minuten getötet wurden und schon erheben sich erneut die Toten (die sich für zwanzig Jahre ziemlich gut gehalten haben) und das Metzeln kann weitergehen…
Kritik:
Oh Gott, wo fange ich an. Das Teil ist nämlich ziemlich schlecht. Die Dialoge machen meist genauso wenig Sinn wie die Handlung. Die Darsteller passen sich dem Skript an und agieren dementsprechend grottig. Kamera und Schnitt wetteifern stets darum, wer das Publikum durch die größere Inkompetenz mehr zur Weißglut bringen kann und die Regie übernimmt Claudio Fragasso – der Regisseur von „Troll 2“ . Diesmal versucht er mit exzessiven Gebrauch von farbigen Licht Filmkunst zu erschaffen, vergisst dabei aber, dass man auch das Talent eines beispielsweise Mario Bavas braucht, damit das bunte Licht atmosphärisch und nicht albern wirkt.
Man freut sich ja anfangs, wenn die erste Schippe von Overacting-Künstlern mit Statisten-Niveau sofort nach ihrem Auftritt gleich wieder abtritt, nur leider ist das was danach kommt nicht merklich besser. Wenigstens kennt man die Protagonisten auf Grund unterschiedlicher Bartlänge bei den Herren bzw. Haarfarbe bei den Damen gut auseinander.
Gedreht hat man zwar auf den Philippinen, nur einen typischen Urwald konnte man dort offensichtlich nicht finden. So bekommen wir Laubwälder mit Nebelmaschine als Dschungel präsentiert. Und damit uns kein Zweifel an der Lokation kommt, wartet Fragasso mit vielen Archivaufnahmen eines richtigen Urwaldes auf, die er zwischen die Szenen mit den Darstellern schneidet.
Das größte Tief kommt von Seiten der Zombies. Die sehen nämlich nicht so aus, als wären wirkliche Make-Up-Spezialisten am Werk gewesen, sondern sie sehen so aus wie ich, wenn ich eine Flasche Bourbon auf Ex kippe und mich hernach vorm Spiegel für Halloween schminke. Natürlich reichte die weiße Farbe nur für die Gesichter, vom Hals abwärts bleiben sie ungeschminkt. Wir haben es hier weder mit den klassischen langsamen Zombies noch mit den neumodischen schnellen zu tun sondern mit dieser, für den italienischen Trash üblichen, dritten Art von Untoten, die manchmal wieselflink sind, manchmal im Romero-Stil über den Boden schlurfen und manchmal, wenn es der Dramaturgie gerade gut tut, ganz stehen bleiben.
Sonst haben sie auch ungewöhnlich viele Gimmicks drauf. Die frischeren Zombies können reden und wir bekommen sogar zwei, die den Umgang mit einer MG über den Tod hinaus noch nicht verlernt haben.
Das Ende selbst macht zwar keinen Sinn, ist aber immerhin überraschend, im Gegensatz zum Rest des Filmes.Fazit: Mit miesen Darstellern, einer miesen Crew nach miesem Skript gedrehter Zombiefilm. Doch durch die hohe Trash-Quote (ich wiederhole: Wir bekommen Zombies mit Maschinengewehren!) wird einem wenigstens nie langweilig!
Filmtechnisch: 1/10
Trash-Faktor: 9/10
Originaltitel: After Death
Alternativtitel: Zombi 4 – After Death; Zombie 4 – Die letzten Menschen; Zombie Flesh Eaters 3 ; Return of the Living Dead Part 3
Land: Italien
Jahr: 1988
Genre: Horror
Regie: Claudio Fragasso
Handlung:
Eine Gruppe schwer bewaffneter Studenten haben auf einer Tropeninsel ein wenig Doktor Buchter M.D. gespielt. Das gefiel dem lokalen Woodoo-Hexer ganz und gar nicht und er ließ die Toten wieder auferstehen, die sich alsdann an den Studenten gütlich tun. Zwanzig Jahre später kommt eine Gruppe junger Leute auf die Insel, weil…weil alle anderen potentiellen Hauptcharaktere in den vorherigen zehn Minuten getötet wurden und schon erheben sich erneut die Toten (die sich für zwanzig Jahre ziemlich gut gehalten haben) und das Metzeln kann weitergehen…
Kritik:
Oh Gott, wo fange ich an. Das Teil ist nämlich ziemlich schlecht. Die Dialoge machen meist genauso wenig Sinn wie die Handlung. Die Darsteller passen sich dem Skript an und agieren dementsprechend grottig. Kamera und Schnitt wetteifern stets darum, wer das Publikum durch die größere Inkompetenz mehr zur Weißglut bringen kann und die Regie übernimmt Claudio Fragasso – der Regisseur von „Troll 2“ . Diesmal versucht er mit exzessiven Gebrauch von farbigen Licht Filmkunst zu erschaffen, vergisst dabei aber, dass man auch das Talent eines beispielsweise Mario Bavas braucht, damit das bunte Licht atmosphärisch und nicht albern wirkt.
Man freut sich ja anfangs, wenn die erste Schippe von Overacting-Künstlern mit Statisten-Niveau sofort nach ihrem Auftritt gleich wieder abtritt, nur leider ist das was danach kommt nicht merklich besser. Wenigstens kennt man die Protagonisten auf Grund unterschiedlicher Bartlänge bei den Herren bzw. Haarfarbe bei den Damen gut auseinander.
Gedreht hat man zwar auf den Philippinen, nur einen typischen Urwald konnte man dort offensichtlich nicht finden. So bekommen wir Laubwälder mit Nebelmaschine als Dschungel präsentiert. Und damit uns kein Zweifel an der Lokation kommt, wartet Fragasso mit vielen Archivaufnahmen eines richtigen Urwaldes auf, die er zwischen die Szenen mit den Darstellern schneidet.
Das größte Tief kommt von Seiten der Zombies. Die sehen nämlich nicht so aus, als wären wirkliche Make-Up-Spezialisten am Werk gewesen, sondern sie sehen so aus wie ich, wenn ich eine Flasche Bourbon auf Ex kippe und mich hernach vorm Spiegel für Halloween schminke. Natürlich reichte die weiße Farbe nur für die Gesichter, vom Hals abwärts bleiben sie ungeschminkt. Wir haben es hier weder mit den klassischen langsamen Zombies noch mit den neumodischen schnellen zu tun sondern mit dieser, für den italienischen Trash üblichen, dritten Art von Untoten, die manchmal wieselflink sind, manchmal im Romero-Stil über den Boden schlurfen und manchmal, wenn es der Dramaturgie gerade gut tut, ganz stehen bleiben.
Sonst haben sie auch ungewöhnlich viele Gimmicks drauf. Die frischeren Zombies können reden und wir bekommen sogar zwei, die den Umgang mit einer MG über den Tod hinaus noch nicht verlernt haben.
Das Ende selbst macht zwar keinen Sinn, ist aber immerhin überraschend, im Gegensatz zum Rest des Filmes.
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Filmtechnisch: 1/10
Trash-Faktor: 9/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
KNOCKIN’ ON HEAVEN’S DOOR
Originaltitel: Knockin’ on Heaven’s Door
Land: Deutschland
Jahr: 1997
Genre: Tragikkomödie
Regie: Thomas Jahn
Handlung:
Martin Brest (Till Schweiger) und Rudi Wurlitzer (Jan Josef Liefers) sind zwei sterbenskranke Krebspatienten, die auf den Gedanken kommen, dass es schöner wäre am Meer zu sterben als in der Abkratzstation im Krankenhaus. Ein Ausbruch aus diesem mitsamt Autodiebstahl folgt. Dummerweise gehört das Auto Gangstern, die darin noch eine beträchtliche Geldsumme deponiert haben. Die beiden Protagonisten beschließen vor ihrem Ableben sich noch ihre letzten Wünsche zu erfüllen, was für Schweiger ein besonderes Geschenk für seine Mutter und für Liefers eine Nacht mit zwei Frauen bedeutet. Bei der Erfüllung dieser Wünsche geht es aber nicht immer ganz legal zu, sodass den beiden nicht nur die Gangster, sondern auch noch die Polizei auf den Pelz rückt. Wilde Verfolgungsjagden beginnen, weil man will ja schließlich noch rechtzeitig ans Meer kommen.
Kritik:
(Anmerkung: Ist schon ne Weile her, als ich diesen Film zuletzt im TV sah. Anlässlich des 70. Geburtstages von Bob Dylan (siehe Titel des Filmes) bemühe ich aber doch noch mal mein Gedächtnis…)
Das Regie- und Drehbuchdebüt Thomas Jahns wurde zum erfolgreichsten Deutschen Film des Jahres 1997. Und dies aus gutem Grund. Mithilfe seines Mit-Autors, Mit-Produzenten und Hauptdarstellers Til Schweiger inszenierte Jahn die bekannte Story von Sterbenden, die noch mal die Sau rauslassen wollen, mit einem beträchtlichen Maß an skurriler Komik.
Für mich orientierte er sich besonders was seine grotesken Nebencharaktere und Handlungsverläufe betrifft stark an Tarantinos „Pulp Fiktion“ und „Fargo“ von den Coen-Brüdern. Besondere Erwähnung verdienen hier die Polizisten und Gangster, die stark überzeichnet auf jeden Fall mehr Karikatur als wirkliche Berufsvertreter sind. Hier und da übertreibt Jahn zwar mit der schrägen Komik, sodass der Film an manchen Stellen nicht mehr ernst genommen werden kann, die traurige Prämisse vom bevorstehenden Tod unserer Helden vergisst er aber trotzdem nicht und selbst in den unmöglichsten Spaßszenen bleibt der seriöse Grundgedanke im Hinterkopf des Zusehers.
Die Darsteller liefern gute Charakterzeichnungen ab, besonders Jan Josef Liefers (seit seinen Tatortauftritten auf meiner Liste der „Lieblinge“) weis zu überzeugen. Die Emotionen, die ein Sterbenskranker empfindet sind nachvollziehbar, von der anfänglichen Selbstaufgabe (wo man einfach am Krankenhausboden sitzt und sich betrinkt) bis hin zur Partystimmung kann man alle Handlungen der Sterbenden verstehen.
Um schlussendlich noch zu unserem Geburtstagskind Dylan zu kommen: Obwohl nicht die von ihm gesungene Version gespielt wird, passt der Song inhaltlich wie melodisch natürlich hervorragend zur Handlung. Es ist auch sicher kein Zufall, dass Liefers Charakter Rudi Wurlitzer heißt, genauso wie der Typ, der das Drehbuch zu „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ geschrieben hat“.
Fazit: Erster Film Thomas Jahns, der durch seine Handlung zu berühren und durch seine Inszenierung zu unterhalten weis. Große Emotionen, die durch den skurrilen Witz leicht verdaulich gemacht werden. Ein kleiner Punkt Abzug, wegen dem Übergebrauch dieser Komik hier und da. 9/10
Originaltitel: Knockin’ on Heaven’s Door
Land: Deutschland
Jahr: 1997
Genre: Tragikkomödie
Regie: Thomas Jahn
Handlung:
Martin Brest (Till Schweiger) und Rudi Wurlitzer (Jan Josef Liefers) sind zwei sterbenskranke Krebspatienten, die auf den Gedanken kommen, dass es schöner wäre am Meer zu sterben als in der Abkratzstation im Krankenhaus. Ein Ausbruch aus diesem mitsamt Autodiebstahl folgt. Dummerweise gehört das Auto Gangstern, die darin noch eine beträchtliche Geldsumme deponiert haben. Die beiden Protagonisten beschließen vor ihrem Ableben sich noch ihre letzten Wünsche zu erfüllen, was für Schweiger ein besonderes Geschenk für seine Mutter und für Liefers eine Nacht mit zwei Frauen bedeutet. Bei der Erfüllung dieser Wünsche geht es aber nicht immer ganz legal zu, sodass den beiden nicht nur die Gangster, sondern auch noch die Polizei auf den Pelz rückt. Wilde Verfolgungsjagden beginnen, weil man will ja schließlich noch rechtzeitig ans Meer kommen.
Kritik:
(Anmerkung: Ist schon ne Weile her, als ich diesen Film zuletzt im TV sah. Anlässlich des 70. Geburtstages von Bob Dylan (siehe Titel des Filmes) bemühe ich aber doch noch mal mein Gedächtnis…)
Das Regie- und Drehbuchdebüt Thomas Jahns wurde zum erfolgreichsten Deutschen Film des Jahres 1997. Und dies aus gutem Grund. Mithilfe seines Mit-Autors, Mit-Produzenten und Hauptdarstellers Til Schweiger inszenierte Jahn die bekannte Story von Sterbenden, die noch mal die Sau rauslassen wollen, mit einem beträchtlichen Maß an skurriler Komik.
Für mich orientierte er sich besonders was seine grotesken Nebencharaktere und Handlungsverläufe betrifft stark an Tarantinos „Pulp Fiktion“ und „Fargo“ von den Coen-Brüdern. Besondere Erwähnung verdienen hier die Polizisten und Gangster, die stark überzeichnet auf jeden Fall mehr Karikatur als wirkliche Berufsvertreter sind. Hier und da übertreibt Jahn zwar mit der schrägen Komik, sodass der Film an manchen Stellen nicht mehr ernst genommen werden kann, die traurige Prämisse vom bevorstehenden Tod unserer Helden vergisst er aber trotzdem nicht und selbst in den unmöglichsten Spaßszenen bleibt der seriöse Grundgedanke im Hinterkopf des Zusehers.
Die Darsteller liefern gute Charakterzeichnungen ab, besonders Jan Josef Liefers (seit seinen Tatortauftritten auf meiner Liste der „Lieblinge“) weis zu überzeugen. Die Emotionen, die ein Sterbenskranker empfindet sind nachvollziehbar, von der anfänglichen Selbstaufgabe (wo man einfach am Krankenhausboden sitzt und sich betrinkt) bis hin zur Partystimmung kann man alle Handlungen der Sterbenden verstehen.
Um schlussendlich noch zu unserem Geburtstagskind Dylan zu kommen: Obwohl nicht die von ihm gesungene Version gespielt wird, passt der Song inhaltlich wie melodisch natürlich hervorragend zur Handlung. Es ist auch sicher kein Zufall, dass Liefers Charakter Rudi Wurlitzer heißt, genauso wie der Typ, der das Drehbuch zu „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ geschrieben hat“.
Fazit: Erster Film Thomas Jahns, der durch seine Handlung zu berühren und durch seine Inszenierung zu unterhalten weis. Große Emotionen, die durch den skurrilen Witz leicht verdaulich gemacht werden. Ein kleiner Punkt Abzug, wegen dem Übergebrauch dieser Komik hier und da. 9/10
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE WIEGE DES TEUFELS
Originaltitel: Nero Veneziano
Alternativtitel: Die Hölle schickt ihren Sohn; Schwarzes Venedig
Land: Italien
Jahr: 1977
Genre: Horror
Regie: Ugo Liberatore
Handlung:
Die Schwester des blinden Mark plant in Venedig ein Hotel zu eröffnen. Wie jede anständige Hotelbetreiberin verliebt sie sich auch prompt in den ersten Gast, einen mysteriösen schwarz gekleideten Mann, der sie schlussendlich schwängert. Doch Mark hat Visionen, die ihm verraten, dass das Kind seiner Schwester vom Teufel persönlich stammt (nein, der Name der Schwester ist nicht Rosemary) und versucht mit allen Mitteln sie von dieser erschreckenden Erkenntnis zu überzeugen…
Kritik:
Nachdem ich die erste halbe Stunde mühselig überstanden habe, begann mich der Film plötzlich zu packen und nicht mehr loszulassen.
Das erste Drittel war nur leider wirklich ein bisschen verpatzt. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir nichts außer mit viel Nachdruck gehaltene Erklärungen, was da auf dem Bildschirm gerade so abgeht. So sagt man uns beispielsweise fünfmal, dass der Protagonist blind ist, in der Gefahr, dass wir das von seinen Bewegungen nicht selbst schließen können. Und solche Nebensätze wie "...die Winters, die mich am liebsten Tod sehen würden,.." zeigen, dass der Drehbuchschreiber wusste, was für eine konfuse Story er da erschaffen hat und nun versuchte jede Kleinigkeit möglichst oft in die Gehirne der Zuseher zu hämmern. Danach kommen noch fünf Minuten Weisenkinder-kommen-zu-seltsamen-Verwandten,-beginnen-aber-irgendwann-Akzeptanz-zu-finden, wie sie die Vorlage für einen Cornelia Funke Kinderroman hätten sein können, doch dann kam - Horror!
Kaum kommt der Stock des mysteriösen Fremden zum ersten Mal zum blutigen Einsatz beginnt der Film plötzlich an Fahrt zu gewinnen. Die Story wird deprimierender weil alle Handlungen des Helden aussichtslos erscheinen und wir wissen irgendwie dass die ganze Geschichte nicht gut enden wird. Figuren, denen wir durchaus Sympathie abgewinnen konnten beginnen unheimlich zu agieren. Wir haben Mitleid für den blinden Jungen, weil er praktisch ab der Hälfte des Filmes keine Person mehr hat, der er absolut trauen kann. Klar, da ist dieser Giorgio, der ihm glaubt, aber der ist auch hoffnungslos Alkohol und Frauen verfallen, so dass es ungewiss ist, wie lange er noch auf der Seite des Jungen bleibt.
Den Charakter von Giorgio fand ich überhaupt am interessantesten. Er beginnt irgendwie unscheinbar. Als Freund der Schwester des Helden (= nutzlose Figur um den Bodycount höher zu halten). Danach kommen ein paar eher unsympathische Eigenschaften wie sein unstillbaren Sexualtrieb. Doch als er merkt, dass er von Marks Schwestern nur benutzt wurde um einen Vater für Baby-Antichrist abzugeben schlägt er sich sofort auf Marks Seite, ja scheint sogar die ganze Sache klarer zu durchschauen als Mark selbst. Dennoch weis man durch, wie erwähnt, seine Liebe zu Alkohol und Frauen nie wie lange ihm noch zu vertrauen ist.
Der viel gerühmte Gore haute mich anfangs nicht von den Socken. Dann kam ich aber zu der Einsicht, dass ich in der Beziehung vielleicht nur zu verwöhnt von dem 80-Horror war. Für 1977 muss ich gestehen kommen hier doch ein paar blutige Einlagen zum Vorschein, die damals als ziemlich kontrovers gegolten haben mussten.
Fazit: Ein Film wie eine Gondelfahrt. Es dauert ein wenig, bis du mit dem Gondoliere über den Preis verhandelt hast und sich die Gondel langsam vom Steg gelöst hat, aber dann wirst du begeistert sein. 7/10
Originaltitel: Nero Veneziano
Alternativtitel: Die Hölle schickt ihren Sohn; Schwarzes Venedig
Land: Italien
Jahr: 1977
Genre: Horror
Regie: Ugo Liberatore
Handlung:
Die Schwester des blinden Mark plant in Venedig ein Hotel zu eröffnen. Wie jede anständige Hotelbetreiberin verliebt sie sich auch prompt in den ersten Gast, einen mysteriösen schwarz gekleideten Mann, der sie schlussendlich schwängert. Doch Mark hat Visionen, die ihm verraten, dass das Kind seiner Schwester vom Teufel persönlich stammt (nein, der Name der Schwester ist nicht Rosemary) und versucht mit allen Mitteln sie von dieser erschreckenden Erkenntnis zu überzeugen…
Kritik:
Nachdem ich die erste halbe Stunde mühselig überstanden habe, begann mich der Film plötzlich zu packen und nicht mehr loszulassen.
Das erste Drittel war nur leider wirklich ein bisschen verpatzt. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir nichts außer mit viel Nachdruck gehaltene Erklärungen, was da auf dem Bildschirm gerade so abgeht. So sagt man uns beispielsweise fünfmal, dass der Protagonist blind ist, in der Gefahr, dass wir das von seinen Bewegungen nicht selbst schließen können. Und solche Nebensätze wie "...die Winters, die mich am liebsten Tod sehen würden,.." zeigen, dass der Drehbuchschreiber wusste, was für eine konfuse Story er da erschaffen hat und nun versuchte jede Kleinigkeit möglichst oft in die Gehirne der Zuseher zu hämmern. Danach kommen noch fünf Minuten Weisenkinder-kommen-zu-seltsamen-Verwandten,-beginnen-aber-irgendwann-Akzeptanz-zu-finden, wie sie die Vorlage für einen Cornelia Funke Kinderroman hätten sein können, doch dann kam - Horror!
Kaum kommt der Stock des mysteriösen Fremden zum ersten Mal zum blutigen Einsatz beginnt der Film plötzlich an Fahrt zu gewinnen. Die Story wird deprimierender weil alle Handlungen des Helden aussichtslos erscheinen und wir wissen irgendwie dass die ganze Geschichte nicht gut enden wird. Figuren, denen wir durchaus Sympathie abgewinnen konnten beginnen unheimlich zu agieren. Wir haben Mitleid für den blinden Jungen, weil er praktisch ab der Hälfte des Filmes keine Person mehr hat, der er absolut trauen kann. Klar, da ist dieser Giorgio, der ihm glaubt, aber der ist auch hoffnungslos Alkohol und Frauen verfallen, so dass es ungewiss ist, wie lange er noch auf der Seite des Jungen bleibt.
Den Charakter von Giorgio fand ich überhaupt am interessantesten. Er beginnt irgendwie unscheinbar. Als Freund der Schwester des Helden (= nutzlose Figur um den Bodycount höher zu halten). Danach kommen ein paar eher unsympathische Eigenschaften wie sein unstillbaren Sexualtrieb. Doch als er merkt, dass er von Marks Schwestern nur benutzt wurde um einen Vater für Baby-Antichrist abzugeben schlägt er sich sofort auf Marks Seite, ja scheint sogar die ganze Sache klarer zu durchschauen als Mark selbst. Dennoch weis man durch, wie erwähnt, seine Liebe zu Alkohol und Frauen nie wie lange ihm noch zu vertrauen ist.
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Fazit: Ein Film wie eine Gondelfahrt. Es dauert ein wenig, bis du mit dem Gondoliere über den Preis verhandelt hast und sich die Gondel langsam vom Steg gelöst hat, aber dann wirst du begeistert sein. 7/10
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Mo 21. Nov 2011, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
Nicht zu vergessen, dass Du inzwischen in den Genuß des 35mm Trailers auf großer Leinwand gekommen bist.DrDjangoMD hat geschrieben:DIE WIEGE DES TEUFELS
Originaltitel: Nero Veneziano
Alternativtitel: Die Hölle schickt ihren Sohn; Schwarzes Venedig
Land: Italien
Jahr: 1977
Genre: Horror
Regie: Ugo Liberatore
Handlung:
Die Schwester des blinden Mark plant in Venedig ein Hotel zu eröffnen. Wie jede anständige Hotelbetreiberin verliebt sie sich auch prompt in den ersten Gast, einen mysteriösen schwarz gekleideten Mann, der sie schlussendlich schwängert. Doch Mark hat Visionen, die ihm verraten, dass das Kind seiner Schwester vom Teufel persönlich stammt (nein, der Name der Schwester ist nicht Rosemary) und versucht mit allen Mitteln sie von dieser erschreckenden Erkenntnis zu überzeugen…
Kritik:
Nachdem ich die erste halbe Stunde mühselig überstanden habe, begann mich der Film plötzlich zu packen und nicht mehr loszulassen.
Das erste Drittel war nur leider wirklich ein bisschen verpatzt. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir nichts außer mit viel Nachdruck gehaltene Erklärungen, was da auf dem Bildschirm gerade so abgeht. So sagt man uns beispielsweise fünfmal, dass der Protagonist blind ist, in der Gefahr, dass wir das von seinen Bewegungen nicht selbst schließen können. Und solche Nebensätze wie "...die Winters, die mich am liebsten Tod sehen würden,.." zeigen, dass der Drehbuchschreiber wusste, was für eine konfuse Story er da erschaffen hat und nun versuchte jede Kleinigkeit möglichst oft in die Gehirne der Zuseher zu hämmern. Danach kommen noch fünf Minuten Weisenkinder-kommen-zu-seltsamen-Verwandten,-beginnen-aber-irgendwann-Akzeptanz-zu-finden, wie sie die Vorlage für einen Cornelia Funke Kinderroman hätten sein können, doch dann kam - Horror!
Kaum kommt der Stock des mysteriösen Fremden zum ersten Mal zum blutigen Einsatz beginnt der Film plötzlich an Fahrt zu gewinnen. Die Story wird deprimierender weil alle Handlungen des Helden aussichtslos erscheinen und wir wissen irgendwie dass die ganze Geschichte nicht gut enden wird. Figuren, denen wir durchaus Sympathie abgewinnen konnten beginnen unheimlich zu agieren. Wir haben Mitleid für den blinden Jungen, weil er praktisch ab der Hälfte des Filmes keine Person mehr hat, der er absolut trauen kann. Klar, da ist dieser Giorgio, der ihm glaubt, aber der ist auch hoffnungslos Alkohol und Frauen verfallen, so dass es ungewiss ist, wie lange er noch auf der Seite des Jungen bleibt.
Den Charakter von Giorgio fand ich überhaupt am interessantesten. Er beginnt irgendwie unscheinbar. Als Freund der Schwester des Helden (= nutzlose Figur um den Bodycount höher zu halten). Danach kommen ein paar eher unsympathische Eigenschaften wie sein unstillbaren Sexualtrieb. Doch als er merkt, dass er von Marks Schwestern nur benutzt wurde um einen Vater für Baby-Antichrist abzugeben schlägt er sich sofort auf Marks Seite, ja scheint sogar die ganze Sache klarer zu durchschauen als Mark selbst. Dennoch weis man durch, wie erwähnt, seine Liebe zu Alkohol und Frauen nie wie lange ihm noch zu vertrauen ist.Der viel gerühmte Gore haute mich anfangs nicht von den Socken. Dann kam ich aber zu der Einsicht, dass ich in der Beziehung vielleicht nur zu verwöhnt von dem 80-Horror war. Für 1977 muss ich gestehen kommen hier doch ein paar blutige Einlagen zum Vorschein, die damals als ziemlich kontrovers gegolten haben mussten.► Text zeigen
Fazit: Ein Film wie eine Gondelfahrt. Es dauert ein wenig, bis du mit dem Gondoliere über den Preis verhandelt hast und sich die Gondel langsam vom Steg gelöst hat, aber dann wirst du begeistert sein.
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
Glaubs oder nicht, ich hab überlegt wie ich das am besten miteinfließen lassen könnte Aber der Trailer gibt ja den Ton des Filmes nicht wirklich wieder auch wenn er, und das kann ich nicht leugnen, äußerst unterhaltsam war Er kommt in meinem Herzen direkt nach "Hüten Sie sich vor Zombies, besonders vor jenem, welches am Glockenseil hin "Santini hat geschrieben:Nicht zu vergessen, dass Du inzwischen in den Genuß des 35mm Trailers auf großer Leinwand gekommen bist.