A... come assassino - Angelo Dorigo (1966)
Moderator: jogiwan
A... come assassino - Angelo Dorigo (1966)
A... come assassino
Originaltitel: A... come assassino
Herstellungsland: Italien / 1966
Regie: Angelo Dorigo
Darsteller: Sergio Ciani, Mary Arden, Ivano Davoli, Aiché Nana
Story:
When a very rich man is found murdered,the whole family is reunited for the reading of the will (it's actually a tape made by the deceased).Only some of them will get any money...the ones that are still alive after staying for a month in the castle. (quelle: lovelockandload.net)
Originaltitel: A... come assassino
Herstellungsland: Italien / 1966
Regie: Angelo Dorigo
Darsteller: Sergio Ciani, Mary Arden, Ivano Davoli, Aiché Nana
Story:
When a very rich man is found murdered,the whole family is reunited for the reading of the will (it's actually a tape made by the deceased).Only some of them will get any money...the ones that are still alive after staying for a month in the castle. (quelle: lovelockandload.net)
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
- sergio petroni
- Beiträge: 8337
- Registriert: Sa 2. Feb 2013, 20:31
- Wohnort: im Schwarzen Wald
Re: A... come assassino - Angelo Dorigo (1966)
Ist's ein früher Giallo? Wohl eher ein murder-mystery mit hohem komödiantischem Anteil.
Angelo Dorigos Film aus dem Jahre 1966 nach einem Drehbuch von Ernesto Gastaldi spielt zum größten Teil
auf dem Schloß des Patriarchen Prescott. Diesen bekommt man nur als Leiche mit durchschnittener Kehle zu sehen. Mit seinem Testament vom Tonband löst Prescott posthum Entsetzen unter seinen Nachkommen aus.
Die sieben vom Testament erwähnten Erbberechtigten sind eine illustre Schar an undurchsichtigen Charakteren,
die sich zumeist untereinander nicht riechen können. Da hätten wir Prescotts Schwester, die aufgrund eines
lange zurückliegenden Ereignisses nicht gut auf ihren Bruder zu sprechen war. Dann wären da noch der geistig zurückgebliebene Sohn Julian, die Nichte Angela (Mary Arden) und ihr Liebhaber Armando, Neffe George
und dessen Frau Adriana (Aïché Nana) sowie den Hausbediensteten Giacomo.
Die sieben werden dazu verdonnert, vier Wochen gemeinsam auf dem Schloß zu verbringen. Nach dieser
Zeit dürfen drei Personen vorstellig werden, die das Erbe beanspruchen. Wollen mehr Personen etwas
vom Kuchen abhaben, bekommt keiner etwas. Unter dieser Voraussetzung ist klar was passieren muß.
Versucht man zunächst, das ganze durch Absprachen vernünftig zu lösen, scheitert dies alsbald am
gegenseitigen Mißtrauen. Der erste Tote läßt nicht lange auf sich warten....
Positiv in's Auge fiel mir Adriana in Person von Aïché Nana (die am 29.01.2014 verstarb, R.I.P.), die durch ihre laszive Darstellung zu begeistern weiß. Natürlich hat auch sie verborgene Absichten; womit sie Nichte Angela in nichts nachsteht. Die Frauen in diesem Stück scheinen die Strippenzieherinnen zu sein, die Männer nur willfährige Werkzeuge.
Trotz der kurzen Laufzeit von knapp 80 Minuten schleichen sich mehrere kleine Längen ein. Insgesamt wird
man jedoch sympathisch unterhalten und darf sich von dem ein oder anderen Plottwist überraschen lassen.
6/10
Angelo Dorigos Film aus dem Jahre 1966 nach einem Drehbuch von Ernesto Gastaldi spielt zum größten Teil
auf dem Schloß des Patriarchen Prescott. Diesen bekommt man nur als Leiche mit durchschnittener Kehle zu sehen. Mit seinem Testament vom Tonband löst Prescott posthum Entsetzen unter seinen Nachkommen aus.
Die sieben vom Testament erwähnten Erbberechtigten sind eine illustre Schar an undurchsichtigen Charakteren,
die sich zumeist untereinander nicht riechen können. Da hätten wir Prescotts Schwester, die aufgrund eines
lange zurückliegenden Ereignisses nicht gut auf ihren Bruder zu sprechen war. Dann wären da noch der geistig zurückgebliebene Sohn Julian, die Nichte Angela (Mary Arden) und ihr Liebhaber Armando, Neffe George
und dessen Frau Adriana (Aïché Nana) sowie den Hausbediensteten Giacomo.
Die sieben werden dazu verdonnert, vier Wochen gemeinsam auf dem Schloß zu verbringen. Nach dieser
Zeit dürfen drei Personen vorstellig werden, die das Erbe beanspruchen. Wollen mehr Personen etwas
vom Kuchen abhaben, bekommt keiner etwas. Unter dieser Voraussetzung ist klar was passieren muß.
Versucht man zunächst, das ganze durch Absprachen vernünftig zu lösen, scheitert dies alsbald am
gegenseitigen Mißtrauen. Der erste Tote läßt nicht lange auf sich warten....
Positiv in's Auge fiel mir Adriana in Person von Aïché Nana (die am 29.01.2014 verstarb, R.I.P.), die durch ihre laszive Darstellung zu begeistern weiß. Natürlich hat auch sie verborgene Absichten; womit sie Nichte Angela in nichts nachsteht. Die Frauen in diesem Stück scheinen die Strippenzieherinnen zu sein, die Männer nur willfährige Werkzeuge.
Trotz der kurzen Laufzeit von knapp 80 Minuten schleichen sich mehrere kleine Längen ein. Insgesamt wird
man jedoch sympathisch unterhalten und darf sich von dem ein oder anderen Plottwist überraschen lassen.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
-
- Beiträge: 14488
- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: A... come assassino - Angelo Dorigo (1966)
Italienische Synchro (mein Fehler, das ich die Sprache nicht kann) mit englischen Untertiteln. Film ist in schwarz-weiss.
Serviert bekommt man einen Erbschaftskrimi mit einigen Horrorelementen, sehr klassisch wie Blitz und Donner und überwiegend spielt sich alles in einem Schloss ab.Der Soundtrack ist auch sehr an alte Horrorfilmen orientiert, schaurig-schön zum Teil mit Kirchenorgel, wenn ich es richtig herausgehört habe. Also alles sehr atmosphärisch.
Ja wenn einer stirbt und dies auch noch mit einer fetten Erbschaft verbunden ist, dann zieht ein Tod den nächsten nach sich.Überwiegend wie viele alte Schinken ist dieser hier auch sehr dialogreich, aber ist ja in erster Linie auch ein Psychospiel. Sehr stimmig fand ich die Autofahrt, wo der Fahrer, eines der potentiellen Erben, diverse Flashbacks hat und dieser schliesslich in einem Unfall mit tödlichen Ausgang endet.Immerhin eine willkommene und sehenswerte Abwechslung, da sich mancher endloser Dialog, der nur im Schloss sich abspielt, einen kurz mal ermüden lässt, da einfach die Abwechslung fehlte. Alles in allem aber ein seltener Film, der teils auch optisch wirklich was zu bieten hat, wenngleich dieses einfach nach bewährtem Strickmuster erfolgte. Aber wer genau das liebt, der kommt auch auf seine Kosten. Die Qualität ist allerdings nicht die beste, manches ist schon ein bisschen verschwommen, aber durchaus noch annehmbar, wenn man kein Blu-Ray Faschist ist. Man beachte eben den Seltenheitswert des Films, siehe auch ofdb wo keine einzige Fassung eingetragen ist und ich der erste war, der dort eine Punktewertung abgab. Inhaltsangabe fehlt dort auch, ich kann sie leider nicht eintragen. Schau mir den Film sicher mal wieder gerne neu an.
Trailershow inclusive: The embalmer/The Phantom of Soho/ The dead eyes of London (der einzige den ich kenne)/The murder clinic/The Gorilla Gang/a black Veil of Lisa/Paranoid!...würden mich auch alle interessieren
6/10
Serviert bekommt man einen Erbschaftskrimi mit einigen Horrorelementen, sehr klassisch wie Blitz und Donner und überwiegend spielt sich alles in einem Schloss ab.Der Soundtrack ist auch sehr an alte Horrorfilmen orientiert, schaurig-schön zum Teil mit Kirchenorgel, wenn ich es richtig herausgehört habe. Also alles sehr atmosphärisch.
Ja wenn einer stirbt und dies auch noch mit einer fetten Erbschaft verbunden ist, dann zieht ein Tod den nächsten nach sich.Überwiegend wie viele alte Schinken ist dieser hier auch sehr dialogreich, aber ist ja in erster Linie auch ein Psychospiel. Sehr stimmig fand ich die Autofahrt, wo der Fahrer, eines der potentiellen Erben, diverse Flashbacks hat und dieser schliesslich in einem Unfall mit tödlichen Ausgang endet.Immerhin eine willkommene und sehenswerte Abwechslung, da sich mancher endloser Dialog, der nur im Schloss sich abspielt, einen kurz mal ermüden lässt, da einfach die Abwechslung fehlte. Alles in allem aber ein seltener Film, der teils auch optisch wirklich was zu bieten hat, wenngleich dieses einfach nach bewährtem Strickmuster erfolgte. Aber wer genau das liebt, der kommt auch auf seine Kosten. Die Qualität ist allerdings nicht die beste, manches ist schon ein bisschen verschwommen, aber durchaus noch annehmbar, wenn man kein Blu-Ray Faschist ist. Man beachte eben den Seltenheitswert des Films, siehe auch ofdb wo keine einzige Fassung eingetragen ist und ich der erste war, der dort eine Punktewertung abgab. Inhaltsangabe fehlt dort auch, ich kann sie leider nicht eintragen. Schau mir den Film sicher mal wieder gerne neu an.
Trailershow inclusive: The embalmer/The Phantom of Soho/ The dead eyes of London (der einzige den ich kenne)/The murder clinic/The Gorilla Gang/a black Veil of Lisa/Paranoid!...würden mich auch alle interessieren
6/10
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3071
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: A... come assassino - Angelo Dorigo (1966)
Der Name Angelo Dorigo hat mir bis zur Lektüre von Christian Keßlers Giallo-Buch überhaupt nichts gesagt: Mag man den einschlägigen Sekundärquellen Glauben schenken, hat der Mann lediglich in sieben Filmen Regie geführt, von denen einzig seinem 1958er Debut, der romantischen Komödie AMORE E GUAI, (nicht zuletzt aufgrund der schauspielerischen Leistung Marcello Mastroiannis), von der zeitgenössischen Kritik und dem zeitgenössischen Publikum beibescheinigt wird, ein sehenswertes Werk zu sein. Da ich allerdings weder diesen Streifen kenne noch einen der vier übrigen, die Dorigo in den frühen und mittleren 60ern verantwortet hat, kann ich mich seinen beiden Gialli – A… COME ASSASSINO von 1966; ASSASSINO SENZA VOLTO von 1968 – relativ unvoreingenommen zuwenden – und auf angenehme Überraschungen hoffen…
Und wieder einmal ist in einem schaurigen britischen Kastell ein Mord verübt worden und wieder einmal versammeln sich die Hinterbliebenen des gemeuchelten Schlossherrn in den altehrwürdigen Hallen, um darauf zu hoffen, als jeweiliger Alleinerbe der prallen Erbschaft ausgerufen zu werden. Mordopfer ist diesmal ein gewisser Sir Prescott, dem eine südafrikanische Diamantenmine zu seinen Millionen verholfen hat, und der rabenschwarzen Humor beweist, indem er seine Anverwandten noch nach dem eigenen Tode verhöhnt. Er hat nämlich sein Testament auf Tonband gesprochen, und darin lässt er kein gutes Haar an seiner Sippe, die sich die Aufzeichnung in Beisein von Prescotts Notar im Schlosssalon anhören muss: Nichte Angela, die Prescotts Leichnam aufgefunden hat, ist eine intrigante Schlange, ihr Liebhaber Armando ein willfähriges Werkzeug in ihren ränkeschmiedenden Händen; bei Neffe George handelt es sich um einen Blaufußtölpel, der nicht sieht oder nicht sehen will, dass ihm seine nymphomane Gattin Adriana, eine ehemalige Stripperin, fortwährend Hörner aufsetzt; für seine Schwester Martha scheint Prescott zu Lebzeiten nur Verachtung, wenn nicht gar leidenschaftlichen Hass empfunden zu haben; und dann wären da noch Prescotts einziger Sohn, der geistig zurückgebliebene Julian, sowie Giacomo, Prescotts persönlicher Sekretär, die ebenfalls in den Genuss kommen, sich den perfiden Plan anhören zu dürfen, den der verblichene Alte ausgeheckt hat, um seiner Familie noch nach dem Ableben eine schwierige Zeit zu bereiten: Laut Testament besitzen alle genannten sieben Personen, (ob nun mit Prescott direkt verwandt oder nicht), ein Anrecht auf das Erbe erhalten; wollen sie dieses jedoch erhalten, ist jeder von ihnen verpflichtet, einen kompletten Monat im Stammsitz der Familie zu verbringen. Zweiter Haken: Nach Ablauf der Frist dürfen nur drei Personen beim Notar vorstellig werden und die Auszahlung des Erbes fordern – sollten es mehr als drei sein, die ein Anrecht geltend machen, gehen alle leer aus; sollten es weniger als drei sein, wird das Vermögen eben durch zwei geteilt oder einer allein mit dem Geldsegen begossen. Es dürfte klar sein, worauf Prescotts Spielchen hinauslaufen soll: Alsbald gehen sich die Erben in spe gegenseitig an den Kragen, um sicher sein zu können, dass nach Ablauf der vier Wochen tatsächlich nicht mehr als drei lebende Seelen das Prescott-Anwesen verlassen – am besten natürlich noch zwei weniger…
Aber bis dahin ist es ein langer Weg, der gerade im ersten Drittel unnötig mühselig dadurch wird, dass ein (reichlich forsch auftretender) Inspektor unsere Helden in die Mangel nimmt, um herauszufinden, wer von ihnen es gewesen ist, der dem seligen Prescott einen Dolch mit eingraviertem A in den Leib gerammt hat – (A wie Assassino? Oder doch eher A wie Angela, Adriana, Armando oder Anonymus? Wenn ich euch jetzt schon verraten würde, wofür das A wirklich steht, müsstet ihr losprusten, jede Wette!) In RASHOMON-Style rekapituliert jeder der sieben Verdächtige, was genau er oder sie um Punkt 22 Uhr, als Prescott ermordet worden sein soll, getan habe – wobei die einzelnen Aussagen sich natürlich widersprechen und teilweise komplett gegensätzlich auffallen, weshalb Dorigo es für eine brillante Idee hält, uns ein und dieselbe Szene mehrmals aus unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen - tja, und was bei Kurosawa entzückt, wirkt im Falle vorliegenden Films zumindest auf mich eher redundant und einschläfernd, möglicherweise auch wie Laufzeitschinderei. Etwas flotter gerät die Chose, sobald unsere Freunde ihre Gier nicht mehr runterschlucken können, und das große Intrigenspiel ansetzt, bei dem die Frauen die Dirigierstöcke führen und die Männer sich im Minutentakt verführen, gegeneinander aufhetzen, sich ermorden lassen oder selbst ermorden. Durch die Komplexität der weitgefächerten Beziehungsstränge, die die einzelnen Figuren verwandtschaftlich, sexuell oder per verbrecherischer Allianzen miteinander verbinden, wird das alles zwar nie langweilig, davon, dass ich bei A… COME ASSASSINO regelrecht in meinen Heimkinosessel verkrallt gewesen wäre, kann aber ebenfalls keine Rede sein. Da hat der für die Grundstory verantwortliche Ernesto Gastaldi sich im Laufe seiner langen Karriere schon wirklich wesentlich interessantere Geschichten ersonnen, (beispielweise ein Jahr zuvor in seinem Co-Regie-Debut LIBIDO), als diese Mixtur aus harmlosem Murder-Mystery, Gesellschaftssatire und unaufgeregtem Gruselkrimi, der, meiner Meinung nach, nun auch wirklich höchstens marginale Berührungspunkte zu dem aufweist, was man gemeinhin als Giallo-Genre klassifiziert. Angemerkt sei allerdings, dass das Drehbuch von A... COME ASSASSINO auf einem Theaterstück basiert, das Signore Gastaldi bereits Anfang der 60er, und damit noch vor den Genre-Initalzündungen eines Mario Bavas, verfasst hat: Was indes um 1960 revolutionär wirkt, weil es eine typische Agatha-Christie-TEN-LITTLE-INDIANS-Geschichte durch den Fleischwolf dreht, indem es uns nicht einen einzigen Killer präsentiert, sondern nahezu das gesamte Personenensemble aus potenziellen oder tatsächlichen Mördern bestehen lässt, muss im Jahre 1966 natürlich niemanden mehr galvanisieren - (und das gerade auch nicht unter einer betuchten Inszenatorenhand wie derjenigen Dorigos, die beispielweise einen zentralen Plot-Punkt, nämlich, dass das angebliche Testament Prescotts ein Fake des Inspektors ist, der sich davon erhofft, den Mörder des Diamantminenbesitzers überführen zu können, gleich in den ersten zehn Minuten ohne dramaturgische Notwendigkeit einfach so preisgibt.)
Drei Dinge werden mir - (neben dem altehrwürdigen Castello Piccolomini in Balsorano, das Dorigo nicht nur für seinen Folge-Giallo ASSASSINO SENZA VOLTO erneut als Kulisse diente, sondern das später ebenfalls noch Filmteams unter der Leitung von Renato Polselli, Andrea Bianchi und Joe D'Amato beherbergen sollte: Mein Gott, was würden diese Mauern erzählen, wenn sie sprechen könnten!) - jedoch nachhaltig im Gedächtnis bleiben: 1) Sergio Ciani in der Rolle von Sekretär Giacomo, mit der er, wenn ich das richtig sehe, nach Jahren als Herkules, Maciste, Samson erstmals eine, sagen wir, etwas realistischere Figur verkörpert – wobei er jedoch weder sein wundervolles Pseudonym Alan Steel noch seine speziellen schauspielerischen Fähigkeiten ablegt, permanent zu wirken wie ein muskelbepackter Knuddelbär, der über exakt einen einzigen Gesichtsausdruck verfügt. Himmelschreiend ist die Szene, in der er sich mit Adriana vergnügt, deren Gatte George die beiden Turteltäubchen in flagranti erwischt und kurzerhand einen Revolver zückt, um eigentlich auf Giacomo zu schießen, dieser aber flink Adriana als lebendes Schutzschild vor sich hält. Nachdem George, realisierend, was er im Affekt angerichtet hat, davongelaufen ist, wälzt sich Ciani unter dem toten Frauenkörper hervor – und trägt noch immer exakt dieselbe Miene zur Schau wie zu Beginn der Szene. Wirklich, dieser Mann schaut immer gleich aus, egal, ob er gerade, knapp mit dem Leben davongekommen, neben einer Leiche liegt, ob er Sex hat oder ob man Schüsse auf ihn abfeuert: Was für ein Mime! 2) Nachdem George sich solcherart seines Eheweibs entledigt hat, kauen Gewissensbisse auf ihm herum; er setzt sich hinters Steuer, rast wie von Sinnen in die Nacht – und zu eindringlicher Streichermusik zeigt uns Dorigo fortwährend sein zermürbtes Gesicht in Großaufnahme, wozu etliche bereits über die Bühne gegangenen Szenen als Rückblenden eingespielt werden, Szenen wohlgemerkt, die wir teilweise nur wenige Minuten vorher zum ersten Mal gesehen haben. Somit wird gewissermaßen über Minuten (!) hinweg der komplette Film noch einmal häppchenweise nacherzählt, bevor George (endlich!) entgleist und in seinem brennenden Autowrack verendet. Falls Dorigo nicht die Absicht hatte, seinen Film mit diesem „Kniff“ wenigstens über die 75-Minuten-Marke zu hieven, weiß ich nicht, was diese stilistische Entscheidung für einen Mehrwert besitzen sollte. Oder hält mich der Regisseur für unkonzentriert genug, dass ich nach einer halben Stunde Laufzeit vergessen habe, welchen Film ich mir eigentlich gerade anschaue und wovon dieser Film überhaupt handelt? 3) Das Finale ist glorreich grotesk, wenn – SPOILER-Warnung – als einziger Überblender des Erbschaftsmassakers ausgerechnet Julian zurückbleibt, (den der Inspektor nebst Entourage nach ihrem Abzug scheinbar mutterseelenallein im Schloss belassen): Hysterisch lachend, hüpfend wie ein übermütiges Kind tanzt der Jüngling zwischen den Burgzinnen umher und schreit immerfort: Ich bin der letzte Prescott! Ich bin der letzte Prescott! Der Wahnsinn obsiegt endgültig über die Vernunft. Fin.
Hätte A… COME ASSASSINO mehr solcher haarsträubender Momente zwischen seine behäbigen Dialog- und Komplottszenen eingefädelt, würde ich diesem eher mittelmäßigen Pseudo-Giallo sicher wohlwollender gegenüberstehen…
Und wieder einmal ist in einem schaurigen britischen Kastell ein Mord verübt worden und wieder einmal versammeln sich die Hinterbliebenen des gemeuchelten Schlossherrn in den altehrwürdigen Hallen, um darauf zu hoffen, als jeweiliger Alleinerbe der prallen Erbschaft ausgerufen zu werden. Mordopfer ist diesmal ein gewisser Sir Prescott, dem eine südafrikanische Diamantenmine zu seinen Millionen verholfen hat, und der rabenschwarzen Humor beweist, indem er seine Anverwandten noch nach dem eigenen Tode verhöhnt. Er hat nämlich sein Testament auf Tonband gesprochen, und darin lässt er kein gutes Haar an seiner Sippe, die sich die Aufzeichnung in Beisein von Prescotts Notar im Schlosssalon anhören muss: Nichte Angela, die Prescotts Leichnam aufgefunden hat, ist eine intrigante Schlange, ihr Liebhaber Armando ein willfähriges Werkzeug in ihren ränkeschmiedenden Händen; bei Neffe George handelt es sich um einen Blaufußtölpel, der nicht sieht oder nicht sehen will, dass ihm seine nymphomane Gattin Adriana, eine ehemalige Stripperin, fortwährend Hörner aufsetzt; für seine Schwester Martha scheint Prescott zu Lebzeiten nur Verachtung, wenn nicht gar leidenschaftlichen Hass empfunden zu haben; und dann wären da noch Prescotts einziger Sohn, der geistig zurückgebliebene Julian, sowie Giacomo, Prescotts persönlicher Sekretär, die ebenfalls in den Genuss kommen, sich den perfiden Plan anhören zu dürfen, den der verblichene Alte ausgeheckt hat, um seiner Familie noch nach dem Ableben eine schwierige Zeit zu bereiten: Laut Testament besitzen alle genannten sieben Personen, (ob nun mit Prescott direkt verwandt oder nicht), ein Anrecht auf das Erbe erhalten; wollen sie dieses jedoch erhalten, ist jeder von ihnen verpflichtet, einen kompletten Monat im Stammsitz der Familie zu verbringen. Zweiter Haken: Nach Ablauf der Frist dürfen nur drei Personen beim Notar vorstellig werden und die Auszahlung des Erbes fordern – sollten es mehr als drei sein, die ein Anrecht geltend machen, gehen alle leer aus; sollten es weniger als drei sein, wird das Vermögen eben durch zwei geteilt oder einer allein mit dem Geldsegen begossen. Es dürfte klar sein, worauf Prescotts Spielchen hinauslaufen soll: Alsbald gehen sich die Erben in spe gegenseitig an den Kragen, um sicher sein zu können, dass nach Ablauf der vier Wochen tatsächlich nicht mehr als drei lebende Seelen das Prescott-Anwesen verlassen – am besten natürlich noch zwei weniger…
Aber bis dahin ist es ein langer Weg, der gerade im ersten Drittel unnötig mühselig dadurch wird, dass ein (reichlich forsch auftretender) Inspektor unsere Helden in die Mangel nimmt, um herauszufinden, wer von ihnen es gewesen ist, der dem seligen Prescott einen Dolch mit eingraviertem A in den Leib gerammt hat – (A wie Assassino? Oder doch eher A wie Angela, Adriana, Armando oder Anonymus? Wenn ich euch jetzt schon verraten würde, wofür das A wirklich steht, müsstet ihr losprusten, jede Wette!) In RASHOMON-Style rekapituliert jeder der sieben Verdächtige, was genau er oder sie um Punkt 22 Uhr, als Prescott ermordet worden sein soll, getan habe – wobei die einzelnen Aussagen sich natürlich widersprechen und teilweise komplett gegensätzlich auffallen, weshalb Dorigo es für eine brillante Idee hält, uns ein und dieselbe Szene mehrmals aus unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen - tja, und was bei Kurosawa entzückt, wirkt im Falle vorliegenden Films zumindest auf mich eher redundant und einschläfernd, möglicherweise auch wie Laufzeitschinderei. Etwas flotter gerät die Chose, sobald unsere Freunde ihre Gier nicht mehr runterschlucken können, und das große Intrigenspiel ansetzt, bei dem die Frauen die Dirigierstöcke führen und die Männer sich im Minutentakt verführen, gegeneinander aufhetzen, sich ermorden lassen oder selbst ermorden. Durch die Komplexität der weitgefächerten Beziehungsstränge, die die einzelnen Figuren verwandtschaftlich, sexuell oder per verbrecherischer Allianzen miteinander verbinden, wird das alles zwar nie langweilig, davon, dass ich bei A… COME ASSASSINO regelrecht in meinen Heimkinosessel verkrallt gewesen wäre, kann aber ebenfalls keine Rede sein. Da hat der für die Grundstory verantwortliche Ernesto Gastaldi sich im Laufe seiner langen Karriere schon wirklich wesentlich interessantere Geschichten ersonnen, (beispielweise ein Jahr zuvor in seinem Co-Regie-Debut LIBIDO), als diese Mixtur aus harmlosem Murder-Mystery, Gesellschaftssatire und unaufgeregtem Gruselkrimi, der, meiner Meinung nach, nun auch wirklich höchstens marginale Berührungspunkte zu dem aufweist, was man gemeinhin als Giallo-Genre klassifiziert. Angemerkt sei allerdings, dass das Drehbuch von A... COME ASSASSINO auf einem Theaterstück basiert, das Signore Gastaldi bereits Anfang der 60er, und damit noch vor den Genre-Initalzündungen eines Mario Bavas, verfasst hat: Was indes um 1960 revolutionär wirkt, weil es eine typische Agatha-Christie-TEN-LITTLE-INDIANS-Geschichte durch den Fleischwolf dreht, indem es uns nicht einen einzigen Killer präsentiert, sondern nahezu das gesamte Personenensemble aus potenziellen oder tatsächlichen Mördern bestehen lässt, muss im Jahre 1966 natürlich niemanden mehr galvanisieren - (und das gerade auch nicht unter einer betuchten Inszenatorenhand wie derjenigen Dorigos, die beispielweise einen zentralen Plot-Punkt, nämlich, dass das angebliche Testament Prescotts ein Fake des Inspektors ist, der sich davon erhofft, den Mörder des Diamantminenbesitzers überführen zu können, gleich in den ersten zehn Minuten ohne dramaturgische Notwendigkeit einfach so preisgibt.)
Drei Dinge werden mir - (neben dem altehrwürdigen Castello Piccolomini in Balsorano, das Dorigo nicht nur für seinen Folge-Giallo ASSASSINO SENZA VOLTO erneut als Kulisse diente, sondern das später ebenfalls noch Filmteams unter der Leitung von Renato Polselli, Andrea Bianchi und Joe D'Amato beherbergen sollte: Mein Gott, was würden diese Mauern erzählen, wenn sie sprechen könnten!) - jedoch nachhaltig im Gedächtnis bleiben: 1) Sergio Ciani in der Rolle von Sekretär Giacomo, mit der er, wenn ich das richtig sehe, nach Jahren als Herkules, Maciste, Samson erstmals eine, sagen wir, etwas realistischere Figur verkörpert – wobei er jedoch weder sein wundervolles Pseudonym Alan Steel noch seine speziellen schauspielerischen Fähigkeiten ablegt, permanent zu wirken wie ein muskelbepackter Knuddelbär, der über exakt einen einzigen Gesichtsausdruck verfügt. Himmelschreiend ist die Szene, in der er sich mit Adriana vergnügt, deren Gatte George die beiden Turteltäubchen in flagranti erwischt und kurzerhand einen Revolver zückt, um eigentlich auf Giacomo zu schießen, dieser aber flink Adriana als lebendes Schutzschild vor sich hält. Nachdem George, realisierend, was er im Affekt angerichtet hat, davongelaufen ist, wälzt sich Ciani unter dem toten Frauenkörper hervor – und trägt noch immer exakt dieselbe Miene zur Schau wie zu Beginn der Szene. Wirklich, dieser Mann schaut immer gleich aus, egal, ob er gerade, knapp mit dem Leben davongekommen, neben einer Leiche liegt, ob er Sex hat oder ob man Schüsse auf ihn abfeuert: Was für ein Mime! 2) Nachdem George sich solcherart seines Eheweibs entledigt hat, kauen Gewissensbisse auf ihm herum; er setzt sich hinters Steuer, rast wie von Sinnen in die Nacht – und zu eindringlicher Streichermusik zeigt uns Dorigo fortwährend sein zermürbtes Gesicht in Großaufnahme, wozu etliche bereits über die Bühne gegangenen Szenen als Rückblenden eingespielt werden, Szenen wohlgemerkt, die wir teilweise nur wenige Minuten vorher zum ersten Mal gesehen haben. Somit wird gewissermaßen über Minuten (!) hinweg der komplette Film noch einmal häppchenweise nacherzählt, bevor George (endlich!) entgleist und in seinem brennenden Autowrack verendet. Falls Dorigo nicht die Absicht hatte, seinen Film mit diesem „Kniff“ wenigstens über die 75-Minuten-Marke zu hieven, weiß ich nicht, was diese stilistische Entscheidung für einen Mehrwert besitzen sollte. Oder hält mich der Regisseur für unkonzentriert genug, dass ich nach einer halben Stunde Laufzeit vergessen habe, welchen Film ich mir eigentlich gerade anschaue und wovon dieser Film überhaupt handelt? 3) Das Finale ist glorreich grotesk, wenn – SPOILER-Warnung – als einziger Überblender des Erbschaftsmassakers ausgerechnet Julian zurückbleibt, (den der Inspektor nebst Entourage nach ihrem Abzug scheinbar mutterseelenallein im Schloss belassen): Hysterisch lachend, hüpfend wie ein übermütiges Kind tanzt der Jüngling zwischen den Burgzinnen umher und schreit immerfort: Ich bin der letzte Prescott! Ich bin der letzte Prescott! Der Wahnsinn obsiegt endgültig über die Vernunft. Fin.
Hätte A… COME ASSASSINO mehr solcher haarsträubender Momente zwischen seine behäbigen Dialog- und Komplottszenen eingefädelt, würde ich diesem eher mittelmäßigen Pseudo-Giallo sicher wohlwollender gegenüberstehen…