Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

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McBrewer
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Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von McBrewer »

220px-Rita_of_the_West.jpg
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Originaltitel: Rita nel West
Alternativtitel: Crazy Westerners, Little Rita nel West, Rita of the West, Blaue Bohnen für ein Halleluja
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Ferdinando Baldi
Darsteller: Rita Pavone, Terence Hill, Lucio Dalla, Teddy Reno, Nina Larker, Pinuccio Ardia, Gordon Mitchell, Kirk Morris, Fernando Sancho

"Texas-Joe (Terence Hill) und seine Partnerin Little Jane kämpfen mit allen Tricks, originellen Gags und Blauen Bohnen gegen eine Horde Banditen mit ihrem Anführer Pancho, die sich auf Goldraub spezialisiert haben, welches hauptsächlich den Indianern gehört. Deren Boß "Gereizter Büffel" ist von den beiden begeistert, zumal sie die namhaften, ebenfalls goldinteressierten Herren Django und Ringo mit viel Können ins Jenseits befördern...." (quelle: ofdb.de)

http://www.ofdb.de/film/9136,Blaue-Bohnen-f%C3%BCr-ein-Halleluja
http://www.imdb.com/title/tt0062205/
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McBrewer
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von McBrewer »

Bei diesem Film müssen (Italo-)Western Freunde ganz stark sein :hirn:
Blaue Bohnen für ein Halleluja ist wirklich schon harter Tobak...ABER (!!!) wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man durchaus seinen Spaß haben. So wie ich. Ich hatte fast 10 Jahre den film nun im DVD Regal hin & her geschoben und dann doch tatsächlich in (m)einer nüchternen (!) Phase eingeworfen. Und schon gleich, nachdem die erste Kutsche überfallen wurde, trällert die kleine, jungenhafte Rita Pavone los. Da sist also ein kunterbuntes Western-Musical ?! Da fliegen die Bohnen tief und Scheuklappenfrei kann man hier dann doch seinen Spaß haben. Und es wird oft gesungen & cheografisch-toll getanzt: in der Prärie, im Saloon, um den Marterpfahl. Puristen dürften da die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Aber Handwerklich ist dem Film nichts vor zu werfen. Das hat der Ferdinando schon ordentlich hin bekommen. Und auch die Songs gehen Schlager-like ins Ohr, ohne das gleich der Schädel weg fliegt. Rita teilt sich den Gesang oft mit hörbaren Lucio Dalla. Als weiteres augenzwinkerndes Highlight dürfte dann Gleich noch Gordon Mitchell als Indianer-Büffelhäuptling abgefeiert werden. Mario Girotti agiert wie erwartet, relativ cool & tough, wie schon in dem zuvor entstandenen "Gott vergibt - Django nie!".

Fazit: der Film ist wirklich besser als sein ihm vorauseilender Ruf, hat einige kuriose Szene, eingängige Lieder (bin ich eigentlich der Einzige,der bei dem Song "Ma che te ne fai" - "Mach den Pi**el" verstanden hat :? :palm: ) und ganz sicher Einzigartig im Italo-Western Universum
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McBrewer
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von McBrewer »

McBrewer hat geschrieben: (bin ich eigentlich der Einzige,der bei dem Song "Ma che te ne fai" - "Mach den Pi**el" verstanden hat :? :palm: )


:hirn: :mrgreen:
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jogiwan
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von jogiwan »

ganz klar: "Mach den Pimmel frei" (0:25) :pfeif:

Jetzt weiß ich auch, welchen Western ich als nächstes gucken mag! :nick:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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McBrewer
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von McBrewer »

jogiwan hat geschrieben:ganz klar: "Mach den Pimmel frei" :pfeif:

Jetzt weiß ich auch, welchen Western ich als nächstes gucke! :nick:
:thup: :prost: :popcorn:

Der könnte MAMA MIA! glatt den Rang ablaufen :nick:
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jogiwan
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von jogiwan »

Eingefleischte Westernfans gelten ja gemeinhin nicht gerade als besonders selbstreflektiert, kritikfähig und/oder sonderlich humorvoll und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Ferdinando Baldi mit seiner „In-your-Face“-Western-Parodie und dem beschwingten Cowgirl-Musical aus dem Jahr 1967 nicht den Geschmack der breiten Masse getroffen hat und sich hier in diesem Thread bislang auch nur aufgeschlossene Menschen zu dem Teil äußern. Dabei ist die Idee zu dem Streifen ja recht witzig und Herr Baldi lässt auch wenig aus um herkömmliche Westernszenarien ganz ordentlich auf den Kopf zu stellen. Das beginnt bei der antimaterialistischen Geschichte als Aufhänger bzw. der androgynen Hauptfigur, die im krassen Widerspruch zu den sonstigen und schweigsamen Paradehelden des Genres steht und gipfelt in der Figur des Djangos, der hier mitsamt seinem Sarg, blutigen Händen und Friedhofsszene ganz ordentlich durch den Kakao gezogen wird. Dazwischen wird eifrig geschossen, geträllert und getanzt bis die Wände des Saloons wackeln und jeder Schenkel vor dem Bildschirm am Wippen ist. Die zahlreichen Songs fand ich ja schwungvoll, eingängig und hübsch umgesetzt, auch wenn die Texte auf der deutschen DVD leider nicht übersetzt wurden und man daher nur erahnen kann, was italienisch gesungene und auf Deutsch klingende Zeilen wie „Mach den Pimmel frei“ wohl tatsächlich bedeuten sollen. Rita Pavone und Lucio Dalla haben jedenfalls sichtlich Spaß an der ganzen Sache, während Mario Girotti a.k.a Terence Hill erst im letzten Drittel auftaucht und seine Rolle als blauäugiger Herzensbrecher im Grunde auch eher zu vernachlässigen ist. Dazwischen schauen auch noch Gordon Mitchell, Kirk Morris und Fernando Sancho vorbei und spielen Rollen, die ihnen nur teils auf den Leib geschrieben worden sind und ebenfalls von einer großen Portion Humor zeugen. Insgesamt schon eine lustige und kuriose Sache für Menschen mit Humor und auch den Platz auf der Liste der ungewöhnlichsten Filme aller Zeiten, hat sich „Little Rita nel West“ meines Erachtens redlich verdient.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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McBrewer
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von McBrewer »

Er hat es tatsächlich getan :shock:
@ :jogi: , ich bin so stolz auf Dich :verbeug: :thup: :prost:
Aber insgeheim wusste ich, das Du an dem Film gefallen finden würdest (oder zumindest hatte ich es gehofft)
Nun hoffe ich , das auch die anderen Open mind Filmwestern Freunde eine (sachliche) Filmkritik dazu kund tun... :popcorn:
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jogiwan
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von jogiwan »

McBrewer hat geschrieben:Er hat es tatsächlich getan :shock:
@ :jogi: , ich bin so stolz auf Dich :verbeug: :thup: :prost:
Aber insgeheim wusste ich, das Du an dem Film gefallen finden würdest (oder zumindest hatte ich es gehofft)
Wie sollte mir so etwas auch nicht gefallen? Ich kenn ja noch nicht so viele Western, aber die Sache mit Django (Klamotten, Sarg, Knarre, Friedhofszene) kam mir gleich sehr, sehr bekannt vor. Gibts eigentlich auch noch andere Filme und FIguren, die hier in "Blaue Bohnen für ein Hallelujah" persifliert werden? Die Figur des Ringo mit seinem Poncho vielleicht? Oder auch die Szene mit den jubelnden Mexikanern und den Kartenspielern? :?
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Salvatore Baccaro
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Re: Blaue Bohnen für ein Halleluja - Ferdinando Baldi (1967)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Puh, was für ein glorreiches Werk!

Auf dem 2019er Terza Visione hatte ich seinerzeit das Vergnügen, Ferdinando Baldis IO NON PROTESTO, IO AMO auf 35mm zu bewundern: Eine quirlige Musikkomödie mit Caterina Caselli als progressiver Lehrerin, die viel trällert und trällernd den Staub aus der konservativen Stadt pustet, in der sie nunmehr die Kinder in Geschichte unterrichten soll. Im gleichen Jahr hat Baldi auch vorliegenden Film gedreht - erneut ein Star-Vehikel, diesmal zentriert um die Pop-Sängerin Rita Pavone, erneut in einer entscheidenden Rolle besetzt mit dem jungen Terence Hill. Schon IO NON PROTESTO, IO AMO hat mich, trotz all seiner klamaukigen Tendenzen, prächtig unterhalten. LITTLE RITA NEL WEST bringt mich demgegenüber regelrecht in Verzückung, - eben weil der Film, wie Jogi auch schon schön ausgeführt hat, sich parodistisch an den Motiven und Topoi eines standardisierten Genres abarbeitet, ohne dass dieser Umstand Baldi dazu veranlassen würde, besonders stumpf in Blödeleien zu wühlen, - ganz im Gegenteil: Wenn Django, Ringo, Gordon Mitchell als Indianerhäuptling auftreten, ist das um Welten ernsthafter inszeniert als eine vergleichbare Persiflage wie DER SCHUH DES MANITOU, und gewinnt an surrealer Qualität, wenn die androgyne Rita plötzlich unvermittelt zu einem Schlager anstimmt oder sich groteske Details in den Vordergrund stehlen wie ihre Sammlung an vergoldeten Sprengstoffen oder eine Bande Mexikaner, die jedes Mal zu saufen und zu tanzen anfängt, sobald der Name ihres Anführers fällt.

Auf der OFDB finden sich derzeit drei Kritiken zum Film. Zwei Schreiber schenken LITTLE RITA NEL WEST einen Punkt von zehnen. Einer gönnt ihm immerhin eine 2/10. In einer der Reviews kann man solche Stilblüten lesen wie, dass man Terence Hill niemals verzeihen solle, in diesem Werk mitgespielt zu haben. Mal abgesehen davon, dass der Verfasser dann wohl niemals Fernando Birris ORG gesehen haben kann: Es mag ja unterschiedliche Geschmäcker geben und man ein Genre mehr als alle andern feiern, aber wie borniert muss man denn sein, um den liebenswerten Charme, die anarchistische Komik, die schiere Spielfreude von LITTLE RITA NEL WEST nicht zu erkennen, und den Film stattdessen unter die schlechtesten Zelluloiderzeugnisse einzuordnen, die jemals das Licht der Projektoren erblickten haben?!

Die grundlegende Botschaft ist sympathisch - in naivem Anti-Kapitalismus möchten Rita und ihr Buddy "Sitting Bison" alles Gold des Westens in einer Mine sammeln und in die Luft sprengen, denn aus Gold resultiere das Böse -; die mir zuvor nahezu unbekannte Rita Pavone spielt auf spannende Weise mit Gender-Konventionen und hat zumindest mir (unter anderem) mit ihrer eigenwilligen Stimme den Kopf verdreht; die Songs sind wahre Ohrwürmer und Anwärter dafür, dass ich meinen Freundeskreis in naher Zukunft mit ihnen torpedieren werde; nicht zuletzt wirkt der Film ästhetisch-technisch wie aus einem Guss: Man merkt, dass da Profis hinter der Kamera standen, die um einen billigen Lacher Willen nicht ihre Professionalität an der Garderobe abgaben. Vielleicht ist die Romanze zwischen Pavone und Hill etwas zu überstrapaziert, und vielleicht ist der Film mit über neunzig Minuten auch etwas zu lang geraten, aber, dennoch: Das ist nicht nur eine intelligente, metalreflexive Western-Parodie, sondern auch ein schmissiger Schlagerfilm mit einer überaus putzigen Hauptdarstellerin, vielen bekannten Gesichtern am Spielfeldrand und zudem in Szene gesetzt, als würde es sich um einen "echten" Italo-Western handeln - inklusive massenweise Body Count in Form von explodierenden Leibern und zu Tode geschossener Ganoven, die allerdings erst ihr Leben aushauchen, wenn Rita mit ihrrer Sangeskunst zum Ende gekommen ist.

Ach, ich bin einfach nur verliebt in diesen Film: Kaum etwas erwartet und ALLES bekommen... <3
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