Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Beitrag von DrDjangoMD »

Bild

Originaltitel: Aventuras del Oeste

Land: Spanien, Italien

Jahr: 1965

Regie: Joaquín Luis Romero Marchent

Darsteller: Rik Van Nutter, Adrian Hoven, Helga Sommerfeld, Francisco Sanz, Raf Baldassarre,...

Handlung:
Skrupellose Waffenhändler verkaufen den kriegerischen Comanchen Gewehre und Munition, worauf diese beginnen wehrlose Siedler niederzumetzeln. Während eine neue Rotte Pioniere ihr Glück versucht, beauftragt die Regierung den Alkoholiker und Meisterschützen Gunn die Waffenhändler ausfindig zu machen und auszuschalten…

Kritik:
Dieser Film ist komisch! Und damit meine ich weniger das „Der letzte Zug nach Durango“-Komisch sonder mehr das „Ich will deinen Kopf“-Komisch. Nicht dass der Film technisch so schlecht gemacht wäre wie ein Fidani aber er ist genauso unberechenbar, ebenso voll von seltsamen Zeugs und man weiß nicht wirklich, in welche Richtung der Ton des Filmes eigentlich zielt.
Die erste Stunde scheinen wir uns noch in einem Winnetou Film zu befinden, denn neben den diversen Topoi der deutschen Western, wie den skrupellosen weißen Bastarden, den unschuldigen weißen Siedlern, den leichtgläubigen und aggressiven Indianern, den treuherzigen anderen Indianern, den liebenswerten witzigen Nebencharakteren und dem typischen Liebespaar haben wir sogar noch in den Figuren des Bill Hickock und des Utah-Häuptlings zwei eindeutige Old Shatterhand und Winnetou Rip-Offs.
Die einzige Figur die nicht komplettes Klischee ist, ist Gunn selbst, welcher von Rik Van Nutter gespielt wird. Angeblich ist er ein hervorragender Schütze mit messerscharfem Verstand, durch sein Alkoholproblem wird er allerdings auch launisch und unberechenbar. Trotzdem verfolgt er vorbildlich sein Ziel und scheint überhaupt und außerdem auch einiges drauf zu haben. Noch dazu haben sie ihm in der deutschen Synchro eine herrliche kleinlaute Säuferstimme verpasst, die das ihrige zu dieser außergewöhnlichen Figur beiträgt.
Zwanzig Minuten vor Schluss wird der Film aber plötzlich ziemlich düster. Ohne Vorwarnung startet aus dem Nichts plötzlich ein Gemetzel, bei den ein Charakter nach dem anderen umgebracht wird ungeachtet Alter, Geschlecht, Sächsischem Akzent :o und Rolle in der Geschichte :shock: . Selbst vor witzigen Nebencharakteren oder jugendlichen Liebhabern wird nicht halt gemacht. In Filmen wie „Django“ mag das ja ganz nett und stimmig sein sympathieträger umzubringen, in einem Film, der bis jetzt eines dieser stilisierten positiven Winnetou-Rip-Offs gewesen ist, wirkt es dann aber doch ziemlich fehl am Platz. Ich frage mich welcher Regisseur nur so unglaublich deprimierend sein kann um dem Film plötzlich so eine Wendung zu…oh der selbe Typ der „Todesmarsch der Bestien“ gemacht hat, sieh mal einer an.
Auch sonst weiß man nicht wirklich, was man mit diesem Film anfangen soll: Es gibt drei (!) Erzähler, von welchen einer komischerweise vor Schluss stirbt; Ortsangaben erstrecken sich riesig über den ganzen Bildschirm und der Schnitt ist ziemlich abgehackt und unästhetisch, wobei letzteres wohl an meiner stark getrimmten DVD liegt.
An einen typischen Italowestern gemahnen, neben dem verdammt harten Ton gegen Ende, nur diverse bekannte Gesichter wie Francisco Sanz, Cris Huerta und vor allem ein junger Raf Baldassarre. Das freut natürlich, meine Kritik ist nur: Welchen Sinn macht es Raf Baldassarre in einem Film zu haben, ohne ihn auch nur einmal manisch lachen zu lassen??? Das ist genauso schlimm wie Vincent Price zu verbieten seine Augenbrauen zu heben oder Malcolm McDowell zu sagen, er müsse sich seinen britischen Akzent abgewöhnen.
Fazit: Obwohl der Film durchaus seine atmosphärischen Momente hat, scheint man sich nicht klar darüber gewesen zu sein, was man jetzt eigentlich machen will, wodurch das Endprodukt ziemlich obskur ausgefallen ist. 5/10
Benutzeravatar
Italo-West-Fan
Beiträge: 269
Registriert: Do 24. Mär 2011, 18:06
Wohnort: Bayerwald

Re: Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Beitrag von Italo-West-Fan »

Der hat mich nie wirklich interessiert, obwohl ich Rik van Nutter in Dynamit Joe recht gut fand ! Da hatte er auch irgendwie das aussehen von Anthony Steffen ! :?
"Sag Aguilar, was für ein Mann bin ich ?...Ein fairer Mann!"
Bild
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Beitrag von DrDjangoMD »

Italo-West-Fan hat geschrieben:Da hatte er auch irgendwie das Aussehen von Anthony Steffen ! :?
...was den Film gut macht :nick: :D
Benutzeravatar
Italo-West-Fan
Beiträge: 269
Registriert: Do 24. Mär 2011, 18:06
Wohnort: Bayerwald

Re: Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Beitrag von Italo-West-Fan »

Hab meine Review aus dem Dirtypictures Forum mal hier rüber kopiert ! Sieh dir den 7. Screenshot an ! Da sieht van Nutter aus wie Steffen ! ;)
"Sag Aguilar, was für ein Mann bin ich ?...Ein fairer Mann!"
Bild
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Die letzte Kugel traf den Besten - J. L. Romero Marchent

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 16.10.2015 bei Edel Germany noch einmal auf DVD:

Bild

Achtung: Voraussichtlich unvollständige Fassung!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten