Die Rache der Camorra - Pasquale Squitieri
Moderator: jogiwan
Die Rache der Camorra - Pasquale Squitieri
Originaltitel: I Guappi
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Pasquale Squitieri
Darsteller: Claudia Cardinale, Franco Nero, Fabio Testi, Lina Polito, Raymond Pellegrin, Rita Forzano,
Nino Vingelli, Antonio Orlando, Gengher Gatti, Sergio Serafini, Rosalia Maggio, Edoardo Mascia....
Inhalt:
Don Gaetano kontrolliert als Mitglied der Camorra ein Straßenviertel in Neapel. Nicola Belizzi, der hier seine Jugend verbracht hat, kehrt nach seinem Jurastudium in das Viertel der Diebe und Asozialen zurück. Er wird Mitglied der Camorra. Dadurch kann er sich seinen Traum Rechtsanwalt zu werden erfüllen. Doch gerät er durch seinen Gerechtigkeitssinn immer wieder mit dem mit brutaler Gewalt herrschenden Camorra-Chef aneinander.
Fazit:
Ein duchweg stimmiger Film, bei dem man nicht zu viel Action erwarten darf, denn er stimmt einen eher nachdenklich.
Die Handlung wurde hier ins Neapel des ausgehenden 19. Jarhunderts verlegt, ich finde das keineswegs schlecht, wird einem doch hier die Armut und das Elend der Leute noch viel deutlicher vor Augen geführt.
Erzählt wird hier die Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft, es geht um Ehre, Gewissen und natürlich um die Regeln der Camorra.
Der Film ist mit Claudia Cardinale, Franco Nero und Fabio Testi hochkarätig besetzt, trotz seiner Spielzeit von 126 Minuten kommt keinen Augenblick Langeweile auf, im Gegenteil, es war fesselnd bis zur letzten Minute.
Der Schluß ist richtig überraschend und nochmal ein richtiger Schwinger in die Magengrube.
8/10
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- Beiträge: 14488
- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: Die Rache der Camorra - Pasquale Squitieri
Absolut, in allen Punkten Übereinstimmung
Den habe ich auch schon vor vielen, vielen Monden gesehen (und nix geschrieben )
Eine sehr sehr gute Empfehlung vom Board Dealer
Den habe ich auch schon vor vielen, vielen Monden gesehen (und nix geschrieben )
Eine sehr sehr gute Empfehlung vom Board Dealer
- sergio petroni
- Beiträge: 8306
- Registriert: Sa 2. Feb 2013, 20:31
- Wohnort: im Schwarzen Wald
Re: Die Rache der Camorra - Pasquale Squitieri
Enthält spoiler!
Squitieris Film "I Guappi" hat mit den drei überragenden Darstellern Nero, Cardinale
und Testi ein Riesenpfund mit dem er auch überzeugend wuchert. Der für mich heimliche
Hauptdarsteller ist jedoch die Stadt Neapel mit Ihren Einwohnern.
Die Geschichte spielt ca. 1890 und dreht sich darum, wie in ärmlichen Verhältnissen und bei nicht funktionierender Verwaltung das entstehende Vakuum durch andere Personen gefüllt wird, die sich
"ehrenwerte Gesellschaft" nennen.
Teil dieser parallelen Stadtverwaltung im Untergrund ist Don Gaetano (Testi), der als
Vorsteher seines Stadtviertels fungiert. Testis Figur ist verführerisch angelegt. Ausgestattet mit
der zugehörigen Macht in "seinem" Bezirk, möchte er Konflikte möglichst gewaltfrei lösen.
Andererseits läßt er den älteren Herrn Cigino dessen Schuld abbezahlen indem Cigino jeden
Morgen vor Gaetanos Haus warten muß bis dieser herauskommt um dann von Gaetano in aller
Öffentlichkeit in's Gesicht gespuckt zu bekommen. Und dies noch etwa weitere 150 Tage.
Als Gaetano später von oben aufgetragen wird einen abtrünnigen Barden zu ermorden
tut er dies ohne mit der Wimper zu zucken.
Am Ende zeigt er Größe, als er sich dem Befehl widersetzt, den Anwalt Nicola Bellizzi (Nero) zu beseitigen,
mit dem ihn eine echte Männerfreundschaft verbindet. Dies führt den Gesetzen der "ehrenwerten
Gesellschaft" folgend natürlich unweigerlich zu Gaetanos Niedergang.
Nicola Bellizzi stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Er hat jedoch erkannt, daß er es selbst in der Hand
hat, diesen zu entfliehen. Demzufolge betreibt er heimlich ein Jurastudium und schafft es so auch
tatsächlich zum Anwalt ernannt zu werden. Auf dem Weg hierzu lernt er Gaetano kennen und schätzen.
Gaetano führt Bellizzi in die "ehrenwerte Gesellschaft" ein. So kann dieser unter dem Schutz von Gaetano
ungestört sein Jurastudium beenden. Als Anwalt für die Armen kann er schließlich sogar erfolgreich
Gaetano verteidigen. Als er jedoch den in Ungnade gefallenen Cigino bei sich aufnimmt, ist es
auch um Bellizzi geschehen. Die erschütternde Schlußszene im Gericht zeigt mit aller Deutlichkeit
auf welch perfiden Fundamenten die "ehrenwerte Gesellschaft" basiert und daß der
Ehrbegriff nichts weiter als eine hohle Phrase ist.
Claudia Cardinale spielt Don Gaetanos Geliebte. Ihre Rolle ist die einer starken, emanzipierten Frau,
die schließlich öffentlich zu Ihrem Geliebten steht und für diesen alles tun würde. So schläft sie mit
dem schmierigen Inspektor (Pellegrin) um diesen von einer Mordanklage gegen Gaetano abzubringen.
Gaetano, der sie daraufhin wegen "verletzter Ehre" eigentlich töten müßte, verzeiht ihr und steht
nun seinerseits zu ihr.
Squitieri gelingt ein ruhiger und vielleicht gerade deswegen sehr eindringlicher Film. Mit dem Schlußschwenk
aus dem Gerichtssaal der 1890er-Jahre in das Neapel der 1970er bekommt der Zuseher von "I Guappi" eine
ganz besonders pessimistische Note mit auf den Heimweg. Nichts hat sich geändert.
Squitieri selbst stammt übrigens aus Neapel.
Im Bonusinterview mit Claudia Cardinale kommt die "Diva" sehr sympathisch rüber. Ihre Erinnerungen
an den Dreh sind auch 35 Jahre später noch sehr vital. Sie erwähnt auch, daß beide "hübschen"
Hauptdarsteller Nero und Testi sie anbaggern wollten.
Geheiratet hat sie jedoch ein Jahr später den Regisseur Squitieri.
Hauptdarsteller Franco Nero konnte auch hier seinen running gag anbringen, indem er in der
Szene im Gerichtssaal zu Ende des Films seinen Verlobungsring in Großaufnahme in die Kamera hält.
8/10
Squitieris Film "I Guappi" hat mit den drei überragenden Darstellern Nero, Cardinale
und Testi ein Riesenpfund mit dem er auch überzeugend wuchert. Der für mich heimliche
Hauptdarsteller ist jedoch die Stadt Neapel mit Ihren Einwohnern.
Die Geschichte spielt ca. 1890 und dreht sich darum, wie in ärmlichen Verhältnissen und bei nicht funktionierender Verwaltung das entstehende Vakuum durch andere Personen gefüllt wird, die sich
"ehrenwerte Gesellschaft" nennen.
Teil dieser parallelen Stadtverwaltung im Untergrund ist Don Gaetano (Testi), der als
Vorsteher seines Stadtviertels fungiert. Testis Figur ist verführerisch angelegt. Ausgestattet mit
der zugehörigen Macht in "seinem" Bezirk, möchte er Konflikte möglichst gewaltfrei lösen.
Andererseits läßt er den älteren Herrn Cigino dessen Schuld abbezahlen indem Cigino jeden
Morgen vor Gaetanos Haus warten muß bis dieser herauskommt um dann von Gaetano in aller
Öffentlichkeit in's Gesicht gespuckt zu bekommen. Und dies noch etwa weitere 150 Tage.
Als Gaetano später von oben aufgetragen wird einen abtrünnigen Barden zu ermorden
tut er dies ohne mit der Wimper zu zucken.
Am Ende zeigt er Größe, als er sich dem Befehl widersetzt, den Anwalt Nicola Bellizzi (Nero) zu beseitigen,
mit dem ihn eine echte Männerfreundschaft verbindet. Dies führt den Gesetzen der "ehrenwerten
Gesellschaft" folgend natürlich unweigerlich zu Gaetanos Niedergang.
Nicola Bellizzi stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Er hat jedoch erkannt, daß er es selbst in der Hand
hat, diesen zu entfliehen. Demzufolge betreibt er heimlich ein Jurastudium und schafft es so auch
tatsächlich zum Anwalt ernannt zu werden. Auf dem Weg hierzu lernt er Gaetano kennen und schätzen.
Gaetano führt Bellizzi in die "ehrenwerte Gesellschaft" ein. So kann dieser unter dem Schutz von Gaetano
ungestört sein Jurastudium beenden. Als Anwalt für die Armen kann er schließlich sogar erfolgreich
Gaetano verteidigen. Als er jedoch den in Ungnade gefallenen Cigino bei sich aufnimmt, ist es
auch um Bellizzi geschehen. Die erschütternde Schlußszene im Gericht zeigt mit aller Deutlichkeit
auf welch perfiden Fundamenten die "ehrenwerte Gesellschaft" basiert und daß der
Ehrbegriff nichts weiter als eine hohle Phrase ist.
Claudia Cardinale spielt Don Gaetanos Geliebte. Ihre Rolle ist die einer starken, emanzipierten Frau,
die schließlich öffentlich zu Ihrem Geliebten steht und für diesen alles tun würde. So schläft sie mit
dem schmierigen Inspektor (Pellegrin) um diesen von einer Mordanklage gegen Gaetano abzubringen.
Gaetano, der sie daraufhin wegen "verletzter Ehre" eigentlich töten müßte, verzeiht ihr und steht
nun seinerseits zu ihr.
Squitieri gelingt ein ruhiger und vielleicht gerade deswegen sehr eindringlicher Film. Mit dem Schlußschwenk
aus dem Gerichtssaal der 1890er-Jahre in das Neapel der 1970er bekommt der Zuseher von "I Guappi" eine
ganz besonders pessimistische Note mit auf den Heimweg. Nichts hat sich geändert.
Squitieri selbst stammt übrigens aus Neapel.
Im Bonusinterview mit Claudia Cardinale kommt die "Diva" sehr sympathisch rüber. Ihre Erinnerungen
an den Dreh sind auch 35 Jahre später noch sehr vital. Sie erwähnt auch, daß beide "hübschen"
Hauptdarsteller Nero und Testi sie anbaggern wollten.
Geheiratet hat sie jedoch ein Jahr später den Regisseur Squitieri.
Hauptdarsteller Franco Nero konnte auch hier seinen running gag anbringen, indem er in der
Szene im Gerichtssaal zu Ende des Films seinen Verlobungsring in Großaufnahme in die Kamera hält.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40372
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Die Rache der Camorra - Pasquale Squitieri
Erscheint voraussichtlich am 26.02.2016 bei Cargo Records noch einmal auf DVD:
Extras:
Originaltrailer
Featurette mit Interviews
Bildergalerie
Quelle: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... &vid=69112
Extras:
Originaltrailer
Featurette mit Interviews
Bildergalerie
Quelle: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassun ... &vid=69112
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!