Ausgeräuchert - Fred F. Sears (1954)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 2762
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Ausgeräuchert - Fred F. Sears (1954)

Beitrag von Maulwurf »

Ausgeräuchert
The Miami story
USA 1954
Regie: Fred F. Sears
Barry Sullivan, Luther Adler, John Baer, Adele Jergens, Beverly Garland, Dan Riss, Damian O'Flynn, Chris Alcaide, Gene Darcy, George E. Stone, Wheaton Chambers, Tom Greenway


The Miami story.jpg
The Miami story.jpg (113.55 KiB) 366 mal betrachtet
OFDB

In Miami steppt das Verbrechen. Vor allem das Glücksspielsyndikat von Tony Brill beherrscht hier alles und jeden. Alles und jeden? Nein, eine kleine Gruppe von Geschäftsleuten und Anwälten will sich wehren und Miami wieder zu einer sauberen Stadt machen. Sie engagieren den Ex-Gangster Mickey Flagg, denn Gewalt kann am Besten mit Gewalt bekämpft werden. Mickey Flagg, der vor 12 Jahren in Chicago ein knallharter Mobster war, jetzt aber mit seinem Sohn auf einer Farm in Indiana lebt, willigt ein, den Kampf aufzunehmen. Er setzt bei der rechten Hand von Tony Brill an, Teddy Delacorte, der gerade erst auf dem Flughafen zwei Kubaner erschossen hat. Denn Flagg will als Speerspitze der kubanischen Syndikate auftreten, die das örtliche Business komplett übernehmen wollen.

Bild Bild

THE MIAMI STORY ist sicher keine Sternstunde des Kriminalfilms, und ein Film Noir ist er nur in seiner Grundkonstruktion, nicht in der Ausführung. Aber mit seiner, stark an die zeitgenössischen Semi-Documentaries angelehnten Struktur und dem ein oder anderen Noir-Stilmittel schafft der Film es locker, über seine gesamte Laufzeit zu unterhalten. Keine einzige Länge, keine unnütze Liebesgeschichte, keine Nebenhandlungen lenken von der eigentlichen Story ab – Mickey Flagg geht von Beginn an direkt nach vorne los und macht keine Gefangenen. Die Laufzeit von 75 Minuten wird perfekt ausgenutzt, und der Fehler, den Film mühsam und unnötigerweise auf 90 Minuten zu strecken, wird angenehmerweise vermieden. Stattdessen gibt es eine Anzahl ordentlicher, gut verteilter Actionszenen, und ein paar sehr interessante Charaktere. Namentlich John Baer als Ted Delacorte fasziniert über die gesamte Laufzeit. Sein erster Auftritt ist der eines Sonnyboys den kein Wässerchen trüben kann. Doch innert Sekunden wandelt er sich zum eiskalten und berechnenden Killer, der er dann auch lange Zeit bleibt. Ein wunderbarer Kontrast zu seinem Babyface. Die Wandlungen gegen Ende kommen dann recht überraschend, und geben seinem Charakter und der Handlung viel Farbe und Tiefe.
Auch Adele Jergens als Holly Abbott ist eine interessante Frau: Beileibe nicht nur das Betthaserl des großen Bosses, aber auch keine Killerin, managt sie tatsächlich die Geschäfte von Tony Brill. Sie hat kein Problem damit, junge Mädchen ins Verderben zu schicken, und sie ist absolut loyal zu ihrem Boss. Ja, sie setzt sogar ihren Boss über ihre eigene Familie. Eine Femme Fatale wie sie im Buche steht, und ihrem Charakter wäre erheblich mehr Screentime zu wünschen gewesen. Hauptdarsteller Barry Sullivan als Mickey Flagg wirkt dagegen eher etwas blass und steif. Er vertritt die Seite des Gesetzes, und darf in dieser Eigenschaft nicht nach links und nicht nach rechts schauen. Starr und unnachgiebig, mit geradem Rücken und verkniffenem Gesicht, muss er für Recht und Ordnung sorgen. Das Abbild eines aufrechten Sheriffs oder eines langweiligen FBI-Agenten in den Filmen aus dieser Zeit. Wie wohltuend ist es dagegen, wenn man sich die schwachen und korrumpierbaren Helden der nachfolgenden Jahrzehnte anschaut …

Bild Bild

Nichtsdestotrotz gute und spannende Unterhaltung ohne ernsthafte Schwächen. Ein feiner Feierabendkrimi ohne besonderen Tiefgang oder filmische Raffinessen, aber eben mit einigen interessanten Personen. Und sei es nur (der echte) Senator George Smathers aus Florida, der zu Beginn des Films ein paar Sätze über die Verbrechensbekämpfung vom Stapel lässt. Als ultrarechter Law and Order-Mann genau der richtige …

6/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Antworten