Bliss - Joe Begos (2019)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von jogiwan »

Bliss

Bild

Originaltitel: Bliss

Herstellungsland: USA / 2019

Regie: Joe Begos

Darsteller: Dora Madison, Tru Collins, Rhys Wakefield, Jeremy Gardner, Graham Skipper, Chris McKenna

Story:

Malerin Dezzy ist gerade schwer unter Druck und muss erkennen, dass ihre künstlerische Vision nicht so richtig beim Publikum ankommt und das Leben als Künstlerin im Punk-Umfeld von Los Angeles alles andere als kostendeckend ist. Mit der Miete ist sie in Rückstand, ihr Agent droht mit Auflösung des Vertrags und die Galeristin erwartet das versprochene „fuckin‘ Masterpiece“, damit ihre schleppend angelaufene Ausstellung endlich auf Touren kommt. Doch Dezzy hat seit drei Monaten nichts mehr gemalt und befindet sich auch mitten in der künstlerischen Krise, die sie mittels einer neuartigen Designer-Droge namens „Diablo“ überwinden möchte. Dezzy stürzt sich in Drogen, Sex und Alkohol, doch mit der Kreativität lässt sie auch etwas anderes in ihr Leben, dass die Künstlerin und ihr Umfeld geradewegs ins blutige Verderben stürzt.
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jogiwan
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von jogiwan »

Einerseits ist Joe Begos 2019 entstandener „Bliss“ wirklich ein hübsch aussehender Streifen, der wohlwollend an rabiate Exploitationkino der Siebziger erinnert und kaum Rücksicht auf Zuschauerbefindlichkeiten nimmt, andererseits wirkt die Geschichte um die junge Künstlerin bisweilen etwas aufgesetzt und überzogen. Hier geht es um künstlerische Blockaden, Selbstfindung, Drogen, Sex und Alkohol im Punk-Umfeld und beim splättrigen Finale spielt dann auch ein Vampir-Mythos als Metapher mit hinein. Der Leidensweg einer Künstlerin, die für ihr Schaffen andere und sich selbst opfert ist dabei recht ansprechend und blutig in Szene gesetzt, auch wenn die Dialoge etwas zu sehr an Rob Zombie-Filme erinnern und ich es generell furchtbar finde, wenn jedes zweite Wort mit "F" anfängt. Ganz nimmt man der Hauptfigur zu Beginn die leidende Künstlerin und ihre rotzige Punk-Attitüde auch nicht ab, aber ansonsten überwiegen die positiven Dinge. „Bliss“ ist blutig und wild, die Punk-Musik knüppelt wie die Stroboskop-Bilder auf den Zuschauer ein und nach knapp 75 Minuten ist man von diesem Trip auch ziemlich geplättet. Wer Gaspar Noe mag, inhaltlich aufgeschlossen ist und den oberen Härtegrad verträgt ist bei diesem unkonventionellen und Fiebertraum-artigen Indie-Horror aus den Abgründen einer gequälter Künstlerseele jedenfalls durchaus an der richtigen Adresse.
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Klingt interessant...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Arkadin
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben:Klingt interessant...
Der Film hat in Deutschland auch via Drop-Out einen Kinostart. Am Besten mal die Augen aufhalten. Vielleicht gibt es demnächst ja in der Nähe den Film auch auf der großen Leinwand zu sehen. 8-)
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Salvatore Baccaro
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

jogiwan hat geschrieben:Wer Gaspar Noe mag, inhaltlich aufgeschlossen ist und den oberen Härtegrad verträgt ist bei diesem unkonventionellen und Fiebertraum-artigen Indie-Horror aus den Abgründen einer gequälter Künstlerseele jedenfalls durchaus an der richtigen Adresse.
Abnickenswert, was der Ehren-Jogi schreibt, aber ein bisschen weniger klischeebladen hätte es durchaus sein können, (gerade in den Dialogen, puh), und vielleicht auch ein bisschen weniger sklavisch an der Noe-Ästhetik klebend, von der stellenweise ein bisschen prätentiösen Affinität zu Gewalt und Drogen einmal ganz abgesehen. Ich bin nicht schlecht unterhalten worden, aber ein intelligenter Transfer von Avantgarde-Künstlerdramen wie Jean Cocteau LE SANG D'UN POÈTE ins 21. Jahrhundert sieht in meiner Vorstellung irgendwie anders aus... ;-)
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karlAbundzu
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von karlAbundzu »

Junge Frau, Malerin, kommt mit ihrem Bild nicht weiter, was schon einer Galeristin versprochen ist, Ärger mit Vermieter, Ärger mit ihren Agentin, Freund tendentiell öde. Was geht da besser als den heftigsten Stoff der Stadt einzufahren, einen drauf zu machen, feiern, mit einer lieben Freundin und ihrem Typen rumzuvögeln. Filmrisse inbegriffen. Doch irgendwie hat sie sich verändert, die künstlerische Blockade ist vorbei, die Erlebnisse werden wiederholt und es wird noch abgefahrener und heftiger, das Verlangen nach Blut und kreativer Ausfluss werden stärker....

Hui, was haben wir hier für in dreckiges Stück Film. Liest sich erst mal nicht besonders originell. Kreative Blockaden einerseits und die Verbindung Vampirismus/Drogensucht waren ja schön häufiger Thema. Aber Begus läßt sich von den richtigen inspirieren (Fulci, Noe, Ferrara), hat gleichzeitig einen Hang zu Nostalgischem, so ist schön körnig auf 16mm gedreht, was allerdings auch ästhetisch sehr gut passt. Und läßt es in den 00ern spielen, wenn ich die Klapphandys so richtig deute. Und auch das passt. Es ist auch eine Beschreibung des Slackertums, nachdem es ihre Unschuld verloren hat. Jeder hat irgendwie mit Kreativem zu tun nd/oder mit Drogen. Aber das Feine Naive Intelektuelle hat sich verloren und ist dem Hdonismus und Grenzverschiebenen gewichen.
So fängt der Film auch wie ein Slackerfilm an: Rumärgern, rumfahren, trotzdem korrekt, zu netten Dealer. Doch gleich der erste Trip bricht sich irgendwann nach längerer Anfahrt mit quatschen und selbstdarstellen in Sex auf, später in Gewalt und alles wird anders, und wir sind eher in einer Neben-Welt.
Dazu ein brillanter Score vom Tausendsassa Steve Moore und klasse Songauswahl. Wenn ich die Nymphs (auch durch deren Geschichte als spät verbrannte Grunge-Band passend) im Vorspann höre: Alles gut. Später dann Hardcoriges, Metalliges mit Gothicen Untertönen, bei Bauhaus entliehen. Ein Zuseher meinte nachher zu mir, dass war wie ein sehr geiles Video zu sehr geiler Musik.
Dazu ein Wiedersehen mit Abraham Benrubi (Parker Lewis, ER) und George Wendt (Cheers, House).
Sex, Musik, Gewalt: Klare Empfehlung!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von Arkadin »

Auch im Kino gesehen, welch Zufall :D Da hat KarlAbundzu eigentlich schon alles zu geschrieben. Ich kann dazu nur anmerken, dass ich trotz der bereits beschriebenen Qualitäten doch ein ziemliches Problem mit dem Film hatte. Die Hauptfigur, an deren schlanken Fesseln wir die komplette Filmzeit über kleben, war und ist mir tierisch unsympathisch. Genau die Art Person, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Egoistisch, unzuverlässig, von sich unheimlich eingenommen, ständig Probleme suchend, wo keine sind oder noch besser, sich die Probleme gleich selbst machend, und sich dann aggressiv darüber beschweren - und sich dabei für wahnsinnig cool und den anderen überlegen halten. Dieses aggressive Rumgenöhle der Dame nervte mich schon ziemlich. Der gute Karl meinte aber, damit seien solche Künstler aber ganz gut getroffen. Im real life hätte ich mich umgedreht und wäre einfach gegangen, wenn ich so jemanden wie Dazze begegnet wäre. Davon ab stimme ich meinen Vorschreibern zu.
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich bereits am 31.05.2021 bei Indeed Film als Blu-ray/DVD-Kombination in x verschiedenen Mediabooks erschienen:

Bild
Cover A, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

Bild
Cover D, limitiert auf 333 Exemplare

Extras:
* 24-seitiges Booklet
* Audiokommentare
* Deleted Scene
* Originaltrailer
* Teaser
* Deutscher Trailer

Erscheint voraussichtlich am 29.10.2021 ebd. noch einmal auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild

Extras:
Audiokommentare
Deleted Scene
Trailer

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 30.06.2022 bei Redrum Films noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination im auf 555 Exemplare limitierten Mediabook ("Cover E"):

Bild

Extras:
Audiokommentar mit Regisseur "Joe Begos", Prduzent "Josh Ethier", Schauspielerin "Dora Madison" & dem Russel FX Team
Deleted Scene
Originaltrailer
Originaltrailer
Deutscher Trailer
24-seitiges Booklet

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=116846
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Bliss - Joe Begos (2019)

Beitrag von Borderline666 »

BLISS ist derzeit mein aktueller Lieblingsfilm zum Thema (Halluzinogene) Drogen, mit einem Schuss Vampirismus und Horror. Joe Negos hat eine brilliante Mischung aus Horror und Drama in bunten und satten Farben erschaffen, die eine grandiose Nachwirkung auf das Bewusstsein haben. Bisher ist er ein noch eher unbekannter Regisseur mit einer kurzen Filmographie, aber wenn er so weiter macht, würde er es zu einer größeren Filmographie schaffen, denn Potenzial hat er.

Anfänglich wird man darauf hingewiesen, dass sich Epileptiker diesen Film nicht ansehen sollten, auf Grund blinkenden Lichtern und man tut gut diese Warnung ernst zu nehmen, weil es ein Feuerwerk aus bunten, blinkenden Lichtern ist. Der Film handelt von einer Künstlerin, die unter einer massiven Blockade im künstlerischen Sinne leidet. Es scheint als ob sie ihr neuestes Gemälde nicht fertig bringt und greift deshalb auf eine Droge zurück, die eine von der Wirkung her eine Mischung aus Kokain und DMT(Dimethyltryptamin) ist. Alsbald fängt sie nach dem Konsum auch an einen Durst für Blut zu entwickeln.

Bis zu den ersten Morden vergehen 50 Minuten und man bekommt Einblicke in die Welt von Dezzy, sie scheint auf der Suche nach dem großen Glück zu sein, aber scheitert oftmals. Bis sie eben zur besagten Droge kommt, die ihre Wahrnehmung relativ verstärkt und ihre Ergebnisse bezüglich des Gemäldes besser werden. Und wie könnte es auch anders sein, beginnt sie alsbald jeden zu töten, der ihren Weg kreuzt. Dargestellt wird das ganze sehr blutig bis splattrig und es kommt Vorfreude auf die restliche halbe Stunde auf, deren Laufzeit der Film noch beträgt. Finger werden abgebissen, Fleischbrocken aus Körpern gerissen und was mir sehr positiv entgegen gekommen ist, nachdem man die "Vampire" killt schmelzen sie auf herrliche Art. Eventuell könnte man hier von FROM DUSK TILL DAWN beeinflusst worden sein.

Bliss stellt eine rasante Mischung aus Sex, Drogen, rockige Musik, Horror, Arthouse und einem reizenden Plot dar, den man sich unbedingt ansehen sollte. Das Hauptaugenmerk sollte man auf die handgemachten Effekte legen, die sehr gut umgesetzt wurden. Empfehlenswert ist hierbei noch etwas Gras und gut gelaunte Mitzuschauer, die den Film zu einem besonderen Erlebnis machen. Falsch machen kann man bei Bliss ganz sicher nichts!
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