Blonde - Andrew Dominik (2022)

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fritzcarraldo
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Blonde - Andrew Dominik (2022)

Beitrag von fritzcarraldo »

"Goodbye, Norma Jeane.
Though I never knew you at all"


Blonde
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1994913.jpg (279.93 KiB) 99 mal betrachtet
(USA 2022)
Laufzeit: 2 Std. 47 Min.
Netflix
Regie: Andrew Dominik
Musik: Warren Ellis, Nick Cave
Mit Ana de Armas, Adrien Brody.
Schon der Anfang deutet die Höllenfahrt der Norma Jeane an. Kurz nachdem die psychisch kranke Mutter der kleinen Norma Jeane kryptisch berichtete, dass ihr Vater ein gefeierter Hollywoodstar ist, fahren sie Richtung eines Waldbrandes. Der Film bebildert dies wie die Ausgeburt des Fegefeuers.
Was dann kommt, ist wie ein fieberhafter Albtraum inszeniert, aus dem es für Norma Jeane/ Marilyn kein Entrinnen gibt. Vergewaltigung, Wahn und Tod stehen ab jetzt im Vordergrund.
Nach dem beschriebenen Anfang gibt es einen Zeitsprung. Die junge Norma Jeane ist nun ein Starlet auf der Suche nach Filmrollen. Sie wird ausgebeutet und missbraucht. Dies ändert sich auch dann nicht, als sie berühmt wird. Alle wollen nur die "Sexbombe" sehen. Norma Jeane sucht Schutz in der Abspaltung. Das auf der Leinwand sei nicht sie, sondern Marilyn. Der Film ist zwar kein typisches Biopic, folgt aber ab jetzt der bekannten Chronologie. Die anfängliche (erfundene) Dreiecksbeziehung zu den Söhnen von Edward G. Robinson und Charles Chaplin ist (scheinbar) das Einzige, bei der sie glücklich wirkt. Später heiratet sie Joe di Maggio, der sich als eifersüchtiger Schläger entpuppt. Arthur Miller, ihr zweiter Ehemann, nimmt sie zunächst nicht ernst. Als er bemerkt, dass "Marilyn" nur eine Fassade ist, verliebt er sich in die Tschechow-Liebhaberin Norma Jeane, nutzt sie aber ebenfalls aus, in dem er über sie schreibt. In dieser Phase verfällt Norma Jean immer mehr dem Wahn. Auch diese Ehe scheitert. Bei der Affäre mit JFK sieht dieser sie dann nur als Prostituierte.
Der Film bebildert dies zunächst alles im 4:3 Format, wechselt aber irgendwann immer ins größere Format und zurück, dann auch von Farbe in schwarz-weiß. Der Film ist so fieberhaft, dass ich dies manchmal nicht mal mehr bemerkt hatte. Zum ersten mal eigentlich, als Arthur Miller in einer riesigen Einstellung vorgestellt wird, die fast nach einer Cinemascope-Darstellung eines 1950er-Films aussieht.
Dies ist dann auch eine der wenigen Szene, in denen die unfassbar brillante Ana de Armas als Norma Jeane/ Marilyn Monroe nicht vorkommt. Sie scheint im Laufe des Films immer mehr mit der Figur zur verschmelzen.
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IMG_20220930_143223.jpg (1.92 MiB) 89 mal betrachtet
Zunächst erkennt man sie noch eben als Ana de Armas. Danach gibt es immer mehr Szenen, in denen sie ganz einfach Marilyn IST. Und dies sogar in teilweise nachgestellten Szenen ihrer berühmtesten Filme. Erst wenn fast nahtlos aus solchen Szenen herausgegangen wird, sieht man wieder Unterschiede.
Fazit: BLONDE ist eine fieberhafte Höllenfahrt mit einer unglaublichen Ana de Armas in der Hauptrolle.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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