Budapest antwortet nicht - Robert Parrish & Phil Karlson (1952)

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Maulwurf
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Budapest antwortet nicht - Robert Parrish & Phil Karlson (1952)

Beitrag von Maulwurf »

Budapest antwortet nicht
Assignment: Paris
USA 1952
Regie: Robert Parrish & Phil Karlson
Dana Andrews, Märta Torén, George Sanders, Audrey Totter, Sandro Giglio, Donald Randolph, Herbert Berghof, Ben Astar, Willis Bouchey, Earl Lee, Jay Adler, Frank Arnold


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OFDB

In Ungarn wird ein US-amerikanischer Staatsbürger wegen vermeintlicher Spionage zu einer langjährigen Strafe im Arbeitslager verurteilt. Die Wogen in der westlichen Welt gehen hoch, und als der Korrespondent der Herald Tribune in Budapest krank wird, nutzt der Journalist Jimmy Race („A one-man newspaper crusade …“) die Chance nach Budapest zu kommen und dort Kontakt mit dem Widerstand aufzunehmen. Dazu kommt, dass der Chefredakteur in Paris mit der Frau liiert ist, in die Jimmy Race sich verliebt hat, nämlich der Journalistin Jeanne Moray. Die vorher nur knapp aus Budapest herausgekommen ist, ohne allerdings wichtige Beweise für eine Abkehr Ungarns von der Sowjetunion bekommen zu können. Der ungarische Geheimdienst wiederum beschattet Jeanne und ermittelt so die Kontakte von Jimmy Race in Budapest. Die Situation spitzt sich zu, als Jimmy Race die gesuchten Beweise in die Hand bekommt, und die Ungarn gleichzeitig auf die Spur des totgeglaubten Widerstandskämpfers Gabor Czeki kommen und eine Verhaftungswelle beginnt, der auch Jimmy zum Opfer fällt. Der Vorwurf lautet natürlich: Spionage.

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Hübsch fotografierter Krimi aus der McCarthy-Ära. Die Kommunisten sind ganz klar die Oberschurken, denen alles Böse und Schlechte auf der Welt zuzutrauen ist. Sogar einen kleinen Jungen wollen sie erschießen! Potzblitz …
Aber mal abgesehen von dieser billigen und einfältigen Masche ist ASSIGNMENT: PARIS ein durchaus spannender Krimi, der eben mit schönen Bildern von Budapest und Paris punkten kann (gedreht wurde jeweils vor Ort), und der vor allem im letzten Drittel ein gerüttelt Maß an Spannung auffährt. Wenn Jimmy Race sich in Budapest immer mehr im Spinnennetz des Geheimdienstes verfängt, und die Schurken beginnen Beweismittel zu fälschen, dann ist die Spannung tatsächlich mit den Händen zu greifen. Auch die Folterszene Jimmys, die viele Jahre später als Titelsequenz in James Bonds STIRB AN EINEM ANDEREN TAG hommagiert wird, ist mächtig eindrucksvoll und sehr düster.

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Umso bedauerlicher ist es, dass Dana Andrews als Jimmy Race hier ausgesprochen unsympathisch rüberkommt. Mit seiner oft etwas rüpelhaften Art eckt er nicht nur bei seiner Umgebung an, sondern präsentiert sich auch von Beginn an als Hoppla jetzt komm ich-Amerikaner mit Sendungsbewusstsein sowie einem unstillbaren Hunger nach Frauen und Whisky. Ein Auftreten wie Robert Stack in Sam Fullers TOKIO STORY, und da hat mir ebenfalls die Hauptfigur den Spaß nachhaltig versaut.
George Sanders als Chefredakteur Nick String ist ein wenig blass, und Märta Torén als Jeanne Moray beginnt sehr stark als klassisch-unabhängige Frau, wird dann aber doch mit zunehmender Laufzeit zur zahmen Tigerin, die immer eine starke Männerschulter braucht. Schade, denn die Torén hätte als Hauptdarstellerin wesentlich mehr hergemacht, und dem Zuschauer eine gute Identifikationsfigur und einen interessanten Charakter geboten.

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Nichtsdestotrotz unterhält ASSIGNMENT: PARIS vortrefflich und ohne Längen, und ist trotz seiner billigen Anti-Kommunismus-Haltung auch heute noch ein gut ansehbarer Spannungsstreifen.

7/10
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