Curfew - Gary Winick (1989)

Moderator: jogiwan

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Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Curfew

Herstellungsland: USA / 1989

Regie: Gary Winick

Darsteller: Kyle Richards, Wendell Wellman, John Putch, Jean Brooks, Frank Miller, Samuel Braslau, William Graham, Christopher Knight, Audrey Marxer, Nori Morgan, Niels Mueller, Peter Nelson u. A.
Die beiden Brüder Ray (Wendell Wellman) und Bobby (John Putch), wurden wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach 5 langen Jahren, gelingt es ihnen aus dem Staatsgefängnis zu entkommen. Nun wollen sich die beiden schizoiden Psycho-Fanatiker, an denjenigen rächen, welche sie einst hinter Gitter brachten. Bobbys damaliger Psychiater, unterstützte das Urteil, er ist das erste Opfer. Der Richter und seine Ehefrau werden ebenfalls kaltblütig ermordet. Die noch verbleibenden Opfer sind der Staatsanwalt und seine Familie, sie wissen jedoch nicht, was ihnen bevorsteht...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

„,Bitte‘ muss ich nachschlagen… Ah, hier! Abgelehnt!“ (Richter Ray hat gesprochen)

Das Regie-Debüt des US-Amerikaners Gary Winick („30 über Nacht“), der seine Karriere mit Thrillern begann und später ins Komödienfach wechselte, stammt aus dem Jahre 1989 und ist ein fieser, kleiner Lowest-Budget-Thriller, der auf den Namen „Curfew“ hört.

Das wegen Mordes verurteilte Brüderpaar Ray (Wendell Wellman) und Bobby (John Putch) entkommt nach fünf Jahren aus dem Gefängnis. Bobby ist geistig zurückgeblieben, doch Ray ausgesprochen sadistisch veranlagt und so begeben sich die beiden auf eine Terrortour sondergleichen, um sich an denjenigen zu rächen, die sie hinter Gitter brachten…

„Curfew“ ist ein dreckiger, rauer Film in Grindhouse-Manier. Zwar sind die meisten Grausamkeiten nicht direkt zu sehen bzw. geschehen im Off, doch bezieht der Film seine Härte aus seiner unerbittlichen Stimmung, der Unberechenbarkeit zweier kaltblütiger Sozio- bzw. Psychopathen. Zugegeben, der Billig-Synthie-Soundtrack und die nicht sonderlich gut getricksten, arg durchschaubaren Spezialeffekte/Stunts tragen nicht gerade zur Entfaltung einer realistischen Atmosphäre bei, dafür hält die undurchsichtige Hintergrundgeschichte über weite Strecken das Interesse aufrecht. Der Prolog entpuppt sich als Traum Rays, während dieser noch in der Zelle schmort, und gibt dem Zuschauer letztlich nur wenige Informationen an die Hand. Wie sich die beiden aus dem Gefängnis befreit haben, wird auch nicht ganz deutlich. Erst nach etwas über der Hälfte erfährt man, was seinerzeit wirklich passiert ist, verdichten sich die Profile der Straftäter und bekommt die Handlung ihren Rahmen.

Im Laufe der Zeit wird auch die Musik besser, lässt sie passendere, spannungsgeladene Klänge ertönen. Nachdem sich das Duo von der Polizei völlig unbehelligt durch einige Adressen gemordet hat, beginnt im Hause des Staatsanwalts und seiner Familie eine Art Psycho-Kammerspiel, das dem Film gut tut, da es ihn erdet und gleichzeitig die Spannungsschraube kräftig andreht. Man fühlt sich erinnert an den einen oder anderen „Rape & Revenge“-Klassiker à la „Last House on the Left“ oder aus heutiger Sicht auch an Michael Hanekes „Funny Games“, wenn auch weit weniger intensiv. Gelegenheitsfilmschauspieler Wendell Wellman („Dirty Harry kommt zurück“) und der erfahrenere John Putch („Der Voltreffer“, auch selbst als Regisseur tätig) spielen die kreuzgefährlichen Brüder mit ausreichender Hingabe, andere darstellerische Leistungen sind leider stärkeren qualitativen Schwankungen ausgesetzt. Wie der Film ausgehen und wer in welchem Zustand überleben wird, ist nicht unbedingt vorauszuahnen, Empathie mit den Opfern bricht sich ebenso Bahn wie Abscheu für Ray und eine Art Mitleid für Bobby. Der Psycho-Terror regiert, Tochter Stephanie (Kyle Richards, „Halloween I+II“) versucht Einfühlungsvermögen und Intelligenz dagegenzusetzen.

Fraglich bleibt für mich, was „Curfew“ – falls überhaupt – über seinen reinen Thrill-Unterhaltungswert hinaus aussagen möchte. Sieht es anfänglich noch zeitweise nach der blutigen Rache eventuell einem Justizirrtum zum Opfer Gefallener aus, wird später deutlich, dass man es keinesfalls mit Unschuldigen zu tun hat. Zunächst unsympathische Rollen wie die der Eltern Stephanies und deren Umfeld, die in ihrer Kleinstadt-Vorgarten-Spießer-Mentalität die jugendliche Tochter drangsalieren, werden später zu Sympathieträgern, Spielte man hier vorsätzlich mit der Erwartungshaltung des Zuschauers bzw. mit den Mechanismen solcher Filme? Bisweilen wirkt „Curfew“ dann doch so handwerklich unzureichend, dass man schnell geneigt ist, ihm jeglichen tiefergreifenden Anspruch abzusprechen. Mir jedoch drängt sich der Eindruck eines die Gewalt- und Terrorspirale aufzeigenden, desillusorischen „Rape & Revenge“-Rip-Offs auf, der lange Zeit bewusst mit so wenig eindeutigen Sympathieträgern wie möglich arbeitet, dabei unbeabsichtigt mal plumper und mal wirrer als seine Vorbilder vorgeht, letztlich jedoch sehr ähnlich an archaische Überlebens- und Racheinstinkte appelliert und die Justiz aus den Gerichtssälen in den geschändeten, entweihten Privatbereich der ehemaligen heilen Welt verlagert – beginnend mit den fingierten Gerichtsverhandlungen, zu denen Ray und Bobby ihre Opfer zwingen und endend mit... Nein, das verrate ich natürlich nicht.

Wer auch heute noch derartigen Thrillern aus der B-Reihe etwas abgewinnen kann, kann bei „Curfew“ gern einen Blick riskieren. Ähnlich gut gealtert wie die Klassiker des Genres ist er aber nicht, wirkt bisweilen recht befremdlich und dürfte durch das Heraufbeschwören lebensbedrohlicher, eiskalter Stimmung bei gleichzeitigem „Verstecken“ vieler seiner körperlichen Gewaltspitzen gerade für eine jüngere Generation, die durch ganz anderen Schock-Filme sozialisiert wurde, inkonsequent und damit uninteressant wirken. Ich persönlich empfand diesen Endachtziger-Ausflug als sehenswert und packend und habe dem Film all seine Schwächen größtenteils verziehen – wenn es auch nicht immer leicht fiel.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 12.12.2022 bei WMM als Blu-ray/DVD-Kombination im wattierten, auf 333 Exemplare limitierten Mediabook und ebd. am 10.02.2023 als als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen unwattierten, jeweils auf 333 Exemplare limitierten Mediabooks:

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Cover wattiert

Extras:
Trailer zum Film (Deutsch und Englisch), Trailershow, 20-seitiges Booklet mit einem Text von Peter Osteried, digitales Booklet „Die tödliche Rückkehr“ von Christoph N. Kellerbach

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Cover A unwattiert

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Cover B unwattiert

Quelle: OFDb-Shop
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 28.07.2023 bei Great Movies noch einmal auf Blu-ray und DVD:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von Blap »

Tatsächlich war mir diese kleine Perle des Schmutzes noch unbekannt. Vor ein paar Wochen günstig eingesackt, die aufgerufenen 9€ waren eine sehr gute Investition.

Zwei widerwärtige Brüder, wegen Mordes in den Knast geschickt, sind auf der Flucht. Vor allem will man mit den Herren abrechnen, die das Brüderpaar für seine Verurteilung verantwortlich macht. Psychologe, Richter & Staatsanwalt, deren Gattinen und bei Bedarf weitere Angehörige & Angestellte, sie alle schweben in größter Lebensgefahr!

In Zentrum der Handlung steht Stephanie, die Teenager-Tochter des Staatsanwalts. Während die Killer ihre Blutnacht beginnen, plagt sich Stephanie noch mit ihrem aufdringlichen Freund umher, der nicht anderes als eindringliche Leibesübungen im Kopf hat. Bald soll die junge Dame mit noch weitaus grauenvolleren Dingen konfrontiert werden ...

Rache, Jagd und letztlich Home Invasion als Schwerpunkt. Gary Winick tischt dem geneigten Zuschauer einen sehr stimmungsvollen Bastard auf, in dem sich die Fieslinge psychotisch und gnadenlos präsentieren. Die Leistungen aller Beteiligten sind überzeugend, in der Hauptrolle sehen wir Kyle Richards, die Horrorfreunden vor allem als Lindsey Wallace bekannt ist, ein knuffiger Nebencharakter aus einigen Werken der Halloween Reihe.

Erfreulich mutet auch die Blu-ray an, man hat die Scheibe von Vinegar Syndrome als Vorlage genutzt. Folglich bekommen wir ein schön filmisches Bild geboten, abseits widerwärtiger und gefürchteter Filterorgien.

Klare Empfehlung für Fans der Achtziger, Liebhaber von Home Invasion & sonstige Nachtschattengewächse.
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jogiwan
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von jogiwan »

Arg mittelprächtiger Home Invasion-Thriller über zwei psychopathische Ausbrecher, die eine Spur der Gewalt hinter sich herziehen und sich an Personen rächen, die sie für ihre langjährige Gefängnisstrafe verantwortlich machen. Leider krankt es in dem Streifen aber gleich an ein paar Dingen und so fehlen hier nicht nur Sympathieträger, sondern auch die beiden Verbrecher wirken immer etwas zu durchgeknallt, als dass man ihnen ihre Motivation abnehmen würde. Die Flucht bleibt genauso vage wie der Verbleib von manch anderen Figuren und statt Spannung wirkt die Ereignisse in dem Haus immer etwas gestreckt, bemüht und vorhersehbar. Zwar hat „Curfew“ durchaus auch Momente, wo man sieht, wie sich die ganze Sache auch entwickeln hätte können, wenn das Drehbuch nicht so schlampig verfasst worden wäre, aber insgesamt überwiegen hier einfach die schlechten Momente und auch das Ende kommt ungefähr so überraschend wie der tägliche Sonnenuntergang. Für ein paar Euro, Ramschkiste und unspektakulären Abende des Lebens geht das klar – ansonsten nicht.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Blap
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Re: Curfew - Gary Winick (1989)

Beitrag von Blap »

jogiwan hat geschrieben: Sa 30. Sep 2023, 08:57 Für ein paar Euro, Ramschkiste und unspektakulären Abende des Lebens geht das klar – ansonsten nicht.
Nein. Natürlich prächtig! Kyle Richards! :opa:
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