Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von jogiwan »

Lost in Translation

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Originaltitel: Lost in Translation

Herstellungsland: USA, Japan / 2003

Regie: Sofia Coppola

Darsteller: Bill Murray, Scarlett Johannson, Givanni Ribisi, Ana Farris, Akiko Takeshita

Story:

Bob Harris und Charlotte sind zwei ziellose Amerikaner mitten in Tokio. Bob, ein alternder Schauspieler, der gerade in der Stadt einen Werbespot für Whiskey dreht, und Charlotte, eine junge, frisch verheiratete Frau, die ihren Mann, einen viel beschäftigten Fotografen, begleitet. In einer schlaflosen Nacht lernen sich Bob und Charlotte an der Bar eines Luxushotesl kennen. Und was als zufällige Begegnung beginnt, entwickelt sich überraschend schnell zu einer ungewöhnlichen und intensiven Freundschaft. Ihre gemeinsamen Streifzüge durch die fremde Metropole am anderen Ende der Welt führen sie nicht nur in amüsant-bizarre Situationen, sondern eröffnen den beiden ungahnte Persepektiven und einen überraschenden Blick auf ein Leben, das sie bisher nicht kannten... (quelle: amazon.de)
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jogiwan
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Re: Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von jogiwan »

Wunderbar schöner, melancholischer, witziger und unspektakulärer Streifen über zwei verwandte und einsame Seelen die sich in in Tokyo treffen und gemeinsam die exotische Welt erkunden. Sofia Coppola schafft es auf unaufgeregte und augenzwinkernde Weise die Unterschiede zwischen westlicher und asiatischer Kultur humorvoll aufs Korn zu nehmen, ohne dabei respektlos vorzugehen und zeigt Kuriositäten auf beiden Seiten. Auch die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen der jungen und frisch-verheirateten Frau und dem alternden Filmstar in der Midlife-Crises wird ohne Kitsch erzählt und überlässt dem Zuschauer, wie er diese mitsamt dem gelungendem Ende interpretiert. Alles in allem ein toller Film mit tollen Locations und einem charismatischen Hauptdarsteller, der auf feinsinnige Weise dennoch begeistert.
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Arkadin
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Re: Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von Arkadin »

Sehr schön ausgeführt, jogi. Das kann ich nur mit unterschreiben und nichts weiter hinzufügen.
Früher war mehr Lametta
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Il Grande Silenzio
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Re: Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Dem kann ich mich auch anschließen. Eines der besten Drehbücher überhaupt, zu Recht oscarprämiert. Unglaublich intensives Spiel zwischen Murray und Johansson.

Der Film funktioniert vor allem aufgrund der Location Tokyo. Tolle Stadt, kann ich nur empfehlen, "Lost" ist aber vorprogrammiert. :mrgreen:

9,5/10

Die imho beste Szene, absolute Gänsehautperformance, grandioser Song:

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buxtebrawler
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Re: Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 12.12.2020 bei Birnenblatt auf Doppel-Blu-ray in verschiedenen Mediabooks sowie auf Blu-ray in einer "Piece of Art Box":

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Cover A, limitiert auf 444 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 222 Exemplare

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Cover C, limitiert auf 333 Exemplare

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Piece of Art Box

Extras:
* 24-seitiges Booklet: "‚Lost in Translation‘ - Mit Scarlett Johansson und Bill Murray durch die Einsamkeit"

* Bonus-Disc: "Die Filmanalyse: Lost in Translation" (neu produziert; deutsch, deutsche UT) [Mediabook-exklusiv!]

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Lost in Translation - Sofia Coppola (2003)

Beitrag von buxtebrawler »

„Lupfe mein' Schlumpf!“

Mit ihrem zweiten Spielfilm schuf Sofia Coppola, Tochter des großen Francis Ford, einen modernen Klassiker: Der mit verhältnismäßig geringem Budget US-amerikanisch und japanisch koproduzierte sowie von ihr inszenierte „Lost in Translation“ aus dem Jahre 2003, zu dem sie auch das Drehbuch verfasste, heimste einen Oscar für eben jenes ein und versetzte der Sparte des tragikomischen Liebesfilms neue Impulse.

„Wird das Leben einfacher?“

Die jungvermählte US-Amerikanerin Charlotte (Scarlett Johansson, „Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster“) begleitet ihren Mann, den Fotografen John (Giovanni Ribisi, „The Gift – Die dunkle Gabe“), auf dessen Geschäftsreise in die japanische Metropole Tokio, wo er sich kaum um sie kümmern kann und sie mit ihren Schwierigkeiten, sich an die dortige Kultur zu gewöhnen, und ihrem Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit allein lässt. In der Bar des Nobelhotels lernt sie den alternden US-amerikanischen Schauspieler Bob Harris (Bill Murray, „Die Geister, die ich rief…“) kennen, der für den Dreh eines Werbespots für einen japanischen Whiskey allein nach Tokio gereist ist. Er ist bereits seit 25 Jahren verheiratet, hadert aber mit seiner Ehe. Ihre Schlaflosigkeit und das Gefühl der Einsamkeit vor dem Hintergrund einer ihnen fremden Kultur eint sie und führt sie zueinander. Gemeinsam erkunden sie Tokio und geben sich gegenseitig Halt und Kraft – und Zuneigung…

„'ne harte Nacht gehabt?“

Coppola verarbeitete in ihrem Drehbuch ihre eigenen Erfahrungen, die sie in den 1990er-Jahren gemacht hatte, als Japan aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeiten im Modebereich zu ihrer zweiten Heimat geworden war. Zunächst zeigt „Lost in Translation“ parallel die Erlebnisse Charlottes und Bobs in Tokio und kostet dabei den Culture-Clash-Aspekt inklusive dessen komischen Potenzials umfangreich aus. Murray spielt Bob als müden, in die Jahre gekommenen Filmstar mit Leichenbittermiene und Sarkasmus und bekommt die Gelegenheit zu einigen herrlichen Slapstick-Einlagen. Die blutjunge Johansson ist sehr süß und strahlt als Charlotte eine gewisse Schutzbedürftigkeit aus, vor allem aber das Verlangen nach Beachtung, Zweisamkeit und Orientierung. Für das Abenteuer Tokio ohne zuverlässigen Begleiter an ihrer Seite wirkt sie zu jung. Als sie sich zusammentun, scheinen sie erstmals Spaß an der Stadt zu entwickeln – unter anderem beim Karaoke, bei dem man sogar „God Save The Queen“ der Sex Pistols anstimmt. Eine lange gemeinsame Partynacht wird ausführlich illustriert und im Stripclub gibt’s freizügige Schauwerte.

Neben dem Schauspielensemble finden sich die eigentlichen Schauwerte des Films aber in seiner wundervollen visuellen Gestaltung, die entscheidend dazu beiträgt, die Atmosphäre des paradoxen Einsamkeitsgefühls inmitten einer Millionenmetropole zu vermitteln. In einer besonders gelungenen Sequenz durchstreift Charlotte Kyoto, diese Bilder kommen ohne jeden Dialog aus. Inhaltlich bewegt sich „Lost in Translation“ dann zunehmend weg vom Culture Clash, hin zur persönlichen Beziehung Charlottes und Bobs zueinander. Dass dort offenbar etwas über eine lose Bekanntschaft Hinausgehendes entstanden ist, beweist Charlottes eifersüchtige Reaktion, nachdem Bob eine Nacht mit einer Rothaarigen verbracht hat. Doch wer nun glaubt, dass daraus eine klassische Romanze zwischen Charlotte und Bob entstünde, liegt falsch: Fernab jeglicher Hollywood-Klischees und völlig unkitschig bleibt die Beziehung platonisch. So geht es denn auch vielmehr um Melancholie, leise infrage gestellte Lebensentwürfe und unklare Verhältnisse zwischen Zweckgemeinschaft, Freundschaft und Liebe – und nicht etwa darum, dass ein wesentlich älterer Mann eine junge Frau ins Bett bekommt.

Coppolas Film wurde mit viel Raum für Improvisationen gedreht und kann sich nicht nur in dieser Hinsicht auf Johansson und Murray verlassen. Die einfühlsame, entschleunigte Handlung wird von einem beeindruckenden Gespür für Bilder und guter Musik veredelt, das Ende ist offen und ein bisschen geheimnisvoll – und durch den konsequenten Verzicht auf Untertitelungen fühlt man sich mitunter genauso verloren wie die Protagonisten. Toller Film und vielleicht bis heute Sofia Coppolas bester!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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