Texas Chainsaw 3D - John Luessenhop (2013)

Moderator: jogiwan

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fritzcarraldo
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Re: Texas Chainsaw 3D - John Luessenhop (2013)

Beitrag von fritzcarraldo »

jogiwan hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 11:24
fritzcarraldo hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 10:48 Ob ich mir LEATHERFACE von Bustillo/ Maury (Inside) auch noch ansehe? Ich glaube ja.
Den aktuellen Netflix-Kram aber nicht.
Warum den neuen Netflixer nicht? Der ist doch spaßig :kicher:
Der Trailer schreckte schon so ab....
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Blap
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Re: Texas Chainsaw 3D - John Luessenhop (2013)

Beitrag von Blap »

fritzcarraldo hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 14:52 Der Trailer schreckte schon so ab....
Och, der Film hat durchaus seine Reize. So gibt es z. B. einige wunderschöne Momente in einem Sonnenblumenfeld. Die Metzelmasse blieb mir allerdings eher gleichgültig, aber so übel ist der Stoff nicht.
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buxtebrawler
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Re: Texas Chainsaw 3D - John Luessenhop (2013)

Beitrag von buxtebrawler »

„Du wurdest in einem Haufen Scheiße geboren!“

Mit der „The Texas Chainsaw Massacre”-Reihe ist es ähnlich unübersichtlich geworden wie mit den „Halloween“-Filmen, woran u.a. dieser Film aus dem Jahre 2013 schuld ist: Diese von Tobe Hooper, Regisseur des unübertroffenen Originals und Backwood-Terror-Subgenre-Begründers aus dem Jahre 1974, mitproduzierte und von John Luessenhop („Takers“) inszenierte Fortsetzung ignoriert nicht nur Remake samt Prequel, sondern auch alle drei vorausgegangenen Fortsetzungen des Originals. Damit bildet der für 3D-Kinos gedrehte, aber auch in herkömmlichen 2D-Fassungen erhältliche „Texas Chainsaw 3D“ einen neuen Ast innerhalb der Mythologie um die ikonische, kettensägenschwingende und Masken aus Menschenhaut tragende Horrorfigur Leatherface aus, die ursprünglich an den realen Serienmörder Ed Gein angelehnt worden war.

„Sie waren nie wirklich weg!“

Nachdem die Untaten der degenerierten Sawyer-Familie bekanntgeworden waren, hatte eine Bande benachbarter Rednecks das Grundstück gestürmt und der Familie den Garaus gemacht. Einer der Angreifer entriss der Familie dabei ein Neugeborenes, das er an sich nahm und selbst aufzog. Jahrzehnte später ist aus dem Baby eine attraktive junge Frau geworden: Heather (Alexandra Daddario, „Bereavement – In den Händen des Bösen“) weiß nichts von ihrer Adaption und aus welcher Familie sie eigentlich stammt, bis sie darüber informiert wird, das alte Familienanwesen geerbt zu haben. Zusammen mit ihrer Clique macht sie sich auf den weitentfernten Weg nach Texas, um sich mit ihrer Erbschaft vertraut zu machen. Doch das Haus steht nicht komplett leer: Im Keller vegetiert der die damaligen Lynchmorde überlebt habende Leatherface (Dan Yeager, „Metal Heads“) vor sich hin – und kommt angesichts des eintreffenden Frischfleischs bald wieder auf den Geschmack…

„Ein richtiges Herrenhaus, wie geil!“

Tobe Hooper hatte sich seinerzeit für eine ganz andere Form der Fortsetzung entschieden, die zwar recht originell ausgefallen, sich aber derart stark vom Original und dessen grimmiger Stimmung unterschied, dass sie nicht auf ungeteilte Zustimmung gestoßen war. Dieser neue Versuch beginnt mit einem Rückblick aufs Original und knüpft an dieses unmittelbar an, wenn er nahtlose in neue Szenen übergeht: Die Polizei trifft am Tatort ein, dem die von Leatherface gejagte Sarah in letzter Sekunde entkommen konnte. Lynchgeile Rednecks stoßen hinzu und entfachen ein Inferno – womit sich die Sawyers plötzlich in der Opferrolle befinden. Nach dem Babyklau Szenenwechsel und Zeitsprung: Ein paar Mädels planen einen Ausflug nach New Orleans, eines von ihnen ist Heather. Nachdem sie von ihrer Erbschaft erfahren hat, lautet das neue Reiseziel Texas.

„Auf die Sawyers!“

Diese Prämisse macht einerseits neugierig, fühlt sich andererseits mit den Sawyers in der Opferrolle aber auch ein wenig seltsam an und folgt grob dem Konzept von Slasher-Fortsetzungen wie „Halloween 4“, wenn neue Verwandtschaftsverhältnisse aus dem Hut gezaubert werden (was indes – s. ebenfalls „Halloween 4“ – keinen Qualitätsabfall bedeuten muss). An einer Raststätte fährt unsere Reisegruppe versehentlich einen Anhalter an, den sie daraufhin nach Texas mitnimmt. Diese Sequenz ist nicht nur eine von vielen Reminiszenzen ans Original, sondern auch ein Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums, das natürlich sofort die ähnliche Szene aus Hoopers Film vor Augen hat. Nach der Ankunft in Texas spulen Luessenhop und sein Team jedoch in erster Linie diverse Genreklischees ab, von denen die sich dämlich verhaltenden und weitestgehend oberflächlich charakterisiert bleibenden Mitglieder der Clique nur eines ist. „Texas Chainsaw 3D“ gibt jeglichen Backwood-Terror-Aspekt zugunsten einer typischen Slasher-Handlung auf. Somit ist das, was passiert, recht vorhersehbar, wenngleich man sich gekonnt an grafisch expliziten Tötungsszenen austobte: Da wird fröhlich aufgespießt, zersägt, gehäutet und zerhäckselt und somit all das gezeigt, was Hooper anno 1974 eher im Verborgenen beließ.

„Es geht nichts über die Liebe der Familie...“

Weniger vorhersehbar ist indes, dass es Leatherface in einer herrlich bizarren Sequenz auf einen Rummelplatz verschlägt, und ab diesem Moment wird’s tatsächlich spannend. Der damalige Rädelsführer des Anschlags auf die Sawyers ist jetzt Bürgermeister (Paul Rae, „True Grit“), der damalige Sheriff (Thom Barry, „Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen“) bekleidet sein Amt noch immer. Eines der Opfer wird nicht von Leatherface gerichtet, sondern von der Polizei erschossen. Der Terroraspekt wird zumindest ein Stück weit bedient, als der Sheriff Jagd auf Heather macht, für wirkliche Backwood-Terror-Stimmung wirkt der Ort aber mittlerweile zu suburban. Die Sawyers in eine Opferrolle zu drängen und somit zu verharmlosen, erweist sich zunehmend als ziemlicher Quatsch, die gesamte Entwicklung im letzten Filmdrittel ebenfalls. Heather solidarisiert sich also mit dem Mörder ihrer Freundinnen und Freunde, die ihr plötzlich scheißegal sind…?! Vielleicht wäre „Texas Chainsaw 3D“ gern ein Film über Familie und Sippenhaft gewesen – und darüber, dass man eventuell nicht, ähem, „aus seiner Haut kann“. Der Intention des Originals wird man damit jedoch nicht gerecht. Und dass man rund 20 Jahre nach den Ereignissen des Jahres 1974, also inmitten der 1990er-Jahre, mit modernen Smartphones hantiert, ist ein derart ärgerlicher Fehler, dass es schwerfällt, wohlmeinend über ihn hinwegzusehen.

Immerhin verfügt der Film über ein ordentliches, knackiges Timing und kann mit Original-Lederfratze Gunnar Hansen, hier als einer der Rednecks, und Marilyn Burns, der Hauptdarstellerin Hoopers Films, als Heathers Großmutter, in netten Cameos aufwarten. Die Hauptdarstellerin dieser Fortsetzung, Alexandra Daddario, hat heftig charismatische Augen und trägt permanent bauchfrei, ist also ein echter Hingucker. Fazit nach Verklingen des Rocksongs mit verzerrter Klampfe im Abspann: Eigentlich zumindest okayes Genre-Popcornfutter, die Anachronismen werden jedoch mit einem Punktabzug getadelt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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