Viking Vengeance - Jordan Downey (2018)

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Maulwurf
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Viking Vengeance - Jordan Downey (2018)

Beitrag von Maulwurf »

 
Viking Vengeance
The head hunter
USA 2018
Regie: Jordan Downey
Christopher Rygh, Cora Kaufman


Viking Vengeance.jpg
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OFDB

Eine dunkle und rohe Welt. Ein Mann in einer furchterregenden Rüstung sitzt in einem verschneiten Wald und wartet. Er wartet auf den Tod, den er austeilt. Einst hat ein Monster seine Tochter getötet, und nun will er Rache. Im Auftrag anderer jagt er Monster, schlägt ihnen die Köpfe ab und steckt sie auf Spieße in seiner Hütte. Jetzt, nach Jahren des Wartens, ist dasjenige Monster, dass seine Tochter tötete, wieder da.

Eine dunkle und rohe Welt. Eine archaische Welt, in der es nur Blut und Tod, Schmerz und Sühne gibt. In ruhigen und getragenen Bildern sehen wir zu, wie dieser namenlose Mann eine Rache an Wesen ausübt, für die in der Hölle kein Platz ist, und die die Hölle auf die Erde tragen. Auch wenn wir meistens nah bei dem Mann sind, so sehen wir sein blutiges Handwerk doch nur in sen seltensten Fällen. Wir hören ihn schreien, wir hören ihn kämpfen, und wir sehen das Ergebnis an der Wand der Hütte. Geschickt baut das Drehbuch eine Steigerung auf und vermeidet den zu frühen Overkill. Erst spät im Film sehen wir eines seiner Opfer, und dann wissen wir dass es gut ist, dass dieser Mann da draußen ist. Im Dunklen. In der Einsamkeit. In einem Land, das ausschließlich den Tod verspricht.

Ich könnte über die sichtlich einfachen Produktionsbedingungen herziehen. Ich könnte auch darüber palavern, dass der Film mit künstlichen Effekten geizt und stattdessen lieber diesen wilden Krieger in seiner furchterregenden Rüstung zeigt, wie er durch den Wald läuft oder am Grab seiner Tochter sitzt. Kein Schlachtgetümmel, kein Heroismus, und vor allem kein Triumph. Doch das alles würde nur vom Wesentlichen ablenken, nämlich von einem Mann, der eine Rache auszuüben hat, und der nur für diese Rache lebt. Der Schmerz verspürt, und der Schmerzen austeilt. Die Monster schlagen ihm ihre Klauen in den Körper, und sein Heilmittel, eine schwarze Paste aus einem Krug, tut so überwältigend weh, dass er darüber das Bewusstsein verliert. Aber er lebt für die Rache, und die Rache ist sein Leben. Dies, der Schmerz, und diese unglaubliche und unendliche Einsamkeit, die den Film durchzieht wie ein Blutsfaden.

Ich sehe WALHALLA RISING in VIKING VENGEANCE, und ich sehe einen Film wie SWORD OF GOD – DER LETZTE KREUZZUG. Ähnlich wie der erstgenannte verweigert sich VIKING VENGEANCE einer ausgetüftelten Dramaturgie, von einer Handlung gleich ganz zu schweigen, und wie der zweitgenannte aalt er sich in schön eingefangenen Bildern von Natur und Tod. Die Ruhe in der Natur und die Ruhe die im Tod gefunden wird, sie sind die beherrschenden Elemente des Films, und sie geben dem Film eine enorme Kraft und dreschen, so seltsam dies klingt, wild auf den Zuschauer ein. Aus diesem Zwiespalt, Ruhe als Lautstärke darzustellen, kommt eine eigentümliche Faszination. Wie kaltes und ruhges Winterwetter in einer nordischen Berglandschaft überträgt sich eine eisige Kälte auf den Zuschauer, und lässt doch gleichzeitig sein Blut in den Ohren tosen.

Woran ich aber in erster Linie denken musste war der Roman Ich bin Legende von Richard Matheson und seine verschiedenen Verfilmungen. Ein Mann, der als letzter Mensch in einer von Monstern bevölkerten Welt lebt, und dabei gar nicht merkt, dass er selber das Monster ist, welches einer neuen Rasse im Weg steht. In VIKING VENGEANCE gibt es keine anderen Menschen, nur den Mann und seine Tochter. Sind die beiden vielleicht die letzten einer untergehenden Rasse? Hätte die Tochter vielleicht ein neues Menschengeschlecht hervorbringen sollen? Wenn dem so wäre, dann würden die letzten beiden Worte, die im Film gesprochen werden, plötzlich einen grausamen und doch logischen Sinn ergeben …

Ein dunkler und roher Film in einer dunklen und rohen Welt, der oft an die Musik der kanadisch-russischen Band Nadja denken lässt. Oder an Sunn 0))) Oder vielleicht auch einfach nur an die Musik eines Michael Ford a.k.a. Darkness Enshroud. Da sitzen, zuschauen, und in eine andere und fremde, eine dunkle und rohe Welt einsinken …

7/10
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