I saw the Devil - Jee-woon Kim (2010)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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I saw the Devil - Jee-woon Kim (2010)

Beitrag von horror1966 »

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I saw the Devil
(Angmareul boatda)
mit Byung-hun Lee, Min-sik Choi, Gook-hwan Jeon, Ho-jin Jeon, San-ha Oh, Yoon-seo Kim
Regie: Jee-woon Kim
Drehbuch: Hoon-jung Park
Kamera: Mogae Lee
Musik: Mowg
SPIO/JK
Südkorea / 2010

Kyung-chul ist ein gefährlicher Serienmörder, dem die Polizei schon lange auf den Fersen ist. Skrupellos und äußerst brutal vorgehend, vergreift er sich an jungen Frauen. An einem verschneiten Abend ermordet er Ju-yeon, die Tochter des Polizeichefs Jang, auf bestialische Weise. Ihr Verlobter - Geheimagent Soo-hyun - schwört gnadenlose Rache. Er will Kyung-chul all die Schmerzen zufügen, die dieser seinen Opfern antut. Auch wenn er dazu selbst zum Monster werden muss. Er lässt sich für zwei Wochen beurlauben. Nicht, um das schreckliche Trauma zu verarbeiten, sondern um den psychopathischen Killer auf eigene Faust zu jagen. Ein erbarmungsloser Schlagabtausch beginnt, bei dem Soo-hyun seinen intelligenten Kontrahenten zu unterschätzen scheint...


Es gibt mittlerweile etliche sehr intensive Rachethriller und gerade auch der asiatische Markt kann hier mit einigen wirklich gelungenen Vertretern aufwarten, was der Zuschauer jetzt allerdings mit "I saw the Devil" zu sehen bekommt, ist meiner Meinung nach noch einmal eine erhebliche Steigerung, denn härter und kompromissloser kann ein solcher Film kaum ausfallen. Dabei sollte man vor allem bedenken, das sich der Film von Jee-woon Kim zudem noch von thematisch ähnlich gelagerten Beiträgen erheblich unterscheidet, denn bekommt man es doch nicht nur mit einem handelsüblichen Rachethriller zu tun, sondern vielmehr mit einer äusserst explosiven Mischung, in der auch genügend Anteile des Horrorthrillers und des Folterfilms vertreten sind. Dieser Aspekt sorgt dafür, das man mit einem Gesamtpaket konfrontiert wird das an Intensität und Härte kaum zu überbieten ist, wobei sich der Härtegrad nicht nur visuell, sondern auch psychisch extrem stark bemerkbar macht und dem Betrachter ein wahres Wechselbad der Gefühle beschert. So ist es Regisseur Jee-woon Kim hervorragend gelungen, den Zuschauer im ersten Drittel der Geschichte hauptsächlich mit Ansätzen brutaler Gewalt zu konfrontieren die vor allem einen enormen Härtegrad in dessen Kopf zu manifestieren. In dieser Phase der Geschichte wird nämlich noch größtenteils auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, so das es der eigenen Fantasie überlassen ist, sich die Taten des brutalen Mörders vorzustellen.

Dadurch wird schon einmal ein enormer Druck aufgebaut der in der Folgezeit durch wirklich derbe und harte Passagen noch zusätzlich untermauert wird, die jedem Gorehound das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Dabei sind die jeweiligen Momente äusserst gut über den gesamten Film verteilt worden, so das zu keiner Zeit der Eindruck einer vollkommen sinnbefreiten Schlachteplatte entsteht, denn jederzeit steht trotz des sehr hohen Härtegrades immer die Geschichte an sich im Vordergrund. Und die ist von der ersten bis zur letzten Minute extrem spannend und interessant in Szene gesetzt worden und beinhaltet trotz einer Laufzeit von knapp 137 Minuten keinerlei langatmige Passagen. In den ersten gut 40 Minuten wird man dabei mit einem waschechten Thriller mit Serienkiller-Thematik konfrontiert, bevor der Plot anschließend in eine Mixtur aus Rachethriller-und Folterfilm umschwenkt und hier aber auch einen eher ungewöhnlicheren Weg beschreitet, als man es aus etlichen anderen Vertretern dieser Art kennt. Im Normalfall kennt man ja eher das Szenario, wenn der Rächer seine aufgestaute Wut möglichst schnell entladen will und den Gejagten schnellstmöglichst zur Strecke bringt, bei "I saw the Devil" jedoch entwickelt sich ein perfides Katz-und Maus Spiel, in dem der Mörder immer wieder gefoltert und gequält werden soll, damit er die gleichen Schmerzen wie seine bisherigen Opfer verspüren soll, um letztendlich förmlich um seine Erlösung zu betteln. Und so entwickelt sich mit der Zeit ein regelrechter Zweikampf zwischen Soo-hyun, der den Tod seiner Verlobten rächen will und dem offensichtlich psychophatischen Frauenmörder Kyung-chul, der von seinem Jäger immer wieder attackiert und gefoltert wird, um später wieder einen Vorsprung zu bekommen, damit die perfide Jagd von Neuem beginnt. Im letzten Drittel der Story nimmt das Geschehen dabei sogar noch eine Wendung, die für zusätzliche Spannung sorgt, dreht der Gejagte doch den Spieß um und kann für eine kurze Zeitspanne sogar die Oberhand gewinnen, was für einige Tote mehr sorgt, die in dem perfiden Spiel gar nicht eingeplant waren.

Das Ganze wurde dabei so temporeich und hart in Szene gesetzt, das man kaum einmal dazu kommt, sich zwischendurch etwas vom knallharten Szenario zu erholen. Dem Zuschauer werden hier kaum Ruhepausen gegönnt und selbt die wenigen etwas ruhigeren Phasen des Filmes bieten immer noch soviel Intensität und Faszination, das man die gesamte Laufzeit über wie unter Strom steht und voll konzentriert bei der Sache ist, um auch nicht eine einzige Sekunde des Geschehens zu verpassen. Selten habe ich in den letzten Jahren einen Film gesehen der dermaßen viel Härte beinhaltet, was aber nicht nur auf die visuellen Gewaltdarstellungen bezogen ist. Es ist vielmehr die Kombination der eigenen Fantasie und die bildlich gezeigte Gewalt, die hier eine Wucht entfachen, der man sich unmöglich entziehen kann. Die Brutalität der Ereignisse trifft einen dabei wie ein Keulenschlag in die Eingeweide, von dem man sich nicht so schnell erholen kann, da er die gesamte Laufzeit über stetig wiederkehrt. Und die Sequenzen, in denen der Splatter-und Gore Liebhaber auf seine Kosten kommt, sind teilweise so hart und eklig, das man es fast körperlich spüren kann. Dennoch entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, das der Härtegrad den Rahmen sprengen würde, oder sogar die Geschichte darunter leiden würde, denn Jee-woon Kim hat sorgsam darauf geachtet, das die Anteile in seiner Story gut verteilt sind und letztendlich nahezu perfekt ineinanderpassen, so das letztendlich ein herausragender Gesamteindruck entsteht.

Doch die ganzen positiven Komponenten wäre gar nichts wert, wenn hier nicht auch erstklassige Schauspieler am Werk wären, die den von ihnen dargestellten Charakteren Glaubwürdigkeit und Authenzität verleihen würden. "I saw the Devil" verfügt über diese tollen Akteure, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist die Geschichte absolut perfekt besetzt. Herausragend sind dabei sicherlich die beiden Hauptdarsteller Byung-hun Lee (Soo-hyun) und Min-sik Choi (Kyung-chul), wobei insbesondere Letzterer in der Rolle des Frauenmörders zu glänzen weiss. Wenn man es nicht besser wüsste würde man nie auf den Gedanken kommen, das der mann hier lediglich eine Rolle spielt, denn sein Schauspiel ist schon fast erschreckend authentisch. Die Eiseskälte die dabei von ihm ausgeht, lässt einem streckenweise wirklich das Blut in den Adern gefrieren. Und so gibt es in diesem Film eigentlich rein gar nichts was man ernsthaft kritisieren könnte, da alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, was schon zwangsläufig dafür sorgt, das sich "I saw the Devil" auf einem extrem hohen Qualitäts-Level ansiedelt, das nur ganz schwer zu überbieten sein dürfte. Wer gute Nerven und einen starken Magen hat, wird bei diesem asiatischen Film voll auf seine Kosten kommen und mit einem ganzzeitig qualitativ hochwertigem Szenario belohnt, zartbesaitete Menschen sollten allerdings lieber einen großen Bogen um dieses brutale Meisterwerk machen, handelt es sich doch um einen Film, der sich auch nachhaltig im Kopf des Betrachters festfrisst und nicht so leicht zu verdauen ist.


Fazit:


Gearde aus Asien kommen immer wieder extrem harte Filme zu uns, doch vorliegender Beitrag stößt meiner Meinung nach noch einmal das Tor in eine ganz neue Dimension der Härte und Brutalität auf. Sicherlich gibt es etliche Werke die im Bezug auf die rein visuelle Härte noch besser ausgestattet sind, jedoch ist es in vorliegendem Fall die Kombination aus psychischer und bildlicher Gewalt, die eine hammerharte Wirkung auf den Zuschauer hinterlassen, der während des Geschehens gar keine Zeit hat das Gesehene erst einmal zu verdauen. "I saw the Devil" ist ein dermaßen intensives Filmerlebnis, das auch noch lange nach seiner Sichtung erheblich nachwirkt, so das man eine geraume Zeit benötigt, um die Ereignisse zu verarbeiten und richtig sacken zu lassen. Auf jeden Fall aber sollten sich Genre-Fans diesen nahezu perfekten Film nicht durch die Lappen gehen lassen.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 137 Minuten
Extras: TV-Spots, Interviews, Making Of


10/10
Big Brother is watching you
italofreak1970
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von italofreak1970 »

Sehr schönes Review :thup:
Den werde ich mir gleich mal bestellen, hört sich mehr als vielversprechend an.
untot
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von untot »

Auch von mir gibts hier ein Lob, der Streifen wirkt nach, in jedem Fall!
Der Killer, ein Kotzbrocken, bis zum bitteren Ende, man ist oft regelrecht sprachlos, bei soviel geballter Bösartigkeit.
Mir sind zwar ein paar kleinere Logiklücken aufgefallen, aber das tut dem Filmvergnügen keinen Abbruch.

8/10
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purgatorio
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von purgatorio »

Was für ein Film! In poetischen Bildern im wechselnden Kontrast von extremer Härte und zurückhaltender Melancholie bekommt der Rezipient über zwei Stunden lang den Abstieg eines Polizisten in seine persönliche Hölle präsentiert.

Um den Mörder seiner Frau einer als gerecht empfundenen Strafe zuzuführen, die außerhalb von fairen Verhandlungen und Gefängnisaufenthalt liegt, legt er alles Menschliche ab und wird so Stück für Stück zum bestialischen Racheengel. Mit jeder Spur, die er dem Killer in den Leib schneidet beraubt er sich aber auch seiner Identität als menschliches Wesen und als Polizist. Dass die Gewaltspirale dabei soweit angezogen wurde, dass sie zwangsläufig auf das Umfeld außerhalb des Konflikts übergreifen muss, macht die Unausweichlichkeit beider Schicksale, des Killers wie des Polizisten, in ihrer Härte nur noch konsequenter.

Im Grunde erzählt der Film keine innovative Geschichte. In ihren rudimentären Bausteinen ist sie längst bekannt und frei von etwaigen Story-Twists und Überraschungen. Aber die extreme Härte und der menschliche Verfall beider Hauptdarsteller ist authentisch und glaubwürdig und lässt einen sprachlos zurück. Ganz starker Film für ganz starke Nerven. 8/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Adalmar
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von Adalmar »

Der Film hat gutes Potenzial, aber dass der Polizist den Killer mehrmals wieder laufen und neu rummorden lässt, wollte mir einfach nicht in den Kopf.
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purgatorio
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von purgatorio »

Adalmar hat geschrieben:Der Film hat gutes Potenzial, aber dass der Polizist den Killer mehrmals wieder laufen und neu rummorden lässt, wollte mir einfach nicht in den Kopf.
dass der weiter mordet war so eigentlich nicht geplant. Oft genug Schritt der Polizist auch rechtzeitig ein.
Den Mörder ständig mit neuen Blessuren wieder laufen zu lassen war seine Form der Folter
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purgatorio
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von purgatorio »

I SAW THE DEVIL (악마를 보았다 – AKMAREUL BOATDA, Südkorea 2010, Regie: Kim Jee-Woon)

Ist und bleibt ein großartiger Film, der durchaus an die Nieren geht. Aber einige „zufällige“ Begebenheiten und Logikprobleme bleiben nach der Zweitsichtung doch länger im Gedächtnis und verhinderen die im Moment des PLAY-Drückens lauthals geforderte Aufstockung der Punktzahl auf 9/10. Somit ultradicke 8/10, der Film ist und bleibt ein klarer Tipp!
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McBrewer
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von McBrewer »

Interessante & sehr intensive Rache-Thematik. Leider sind die Frauen in I SAW THE DEVIL(wie so oft) nur als Opfer zu sehen und haben keinen nennenswerten Einfluss auf die handelnden Charaktere.
Und was @Adalmar auch schon angeführt hat, war für mich ebenso ein Großer Minuspunkt.
Schon alleine die Logik, den Tatort am Anfang nicht vernünftig abzusperren, so das eventuelle Hinweise von dutzenden Schaulustigen & Paparazzis zertrampelt wurden, ärgerte mich doch schon sehr.
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karlAbundzu
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim

Beitrag von karlAbundzu »

als ihn damals im Kino (ich glaube auf dem fff) sah, hat er mich umgehauen, gleichzeitig so menschenverachtend und poetisch, fies wie fast schön, toll. tolle schauspieler und meist kommt gutes aus südkorea.
die kritik verstehe ich nicht ganz, bzw. sehe das anders, da der komissar ja nicht "ermittlungslogisch" handelt, sondern eher aus einer "ich bin auch ein Monster"-logik heraus. der ist ja nicht Schenk und auch nicht schimanski.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: I saw the Devil - Jee-woon Kim (2010)

Beitrag von jogiwan »

Inhaltlich sehr sonderbarer Film, der quasi als Schlechtmenschen-Utopie aus einem Parallel-Universum für psychopathische Serienkiller daherkommt, in dem ein nicht mit minder fragwürdigeren Charakterzügen ausgestatteter Mensch ein bisschen aufmischt. Klar ist der sehr ansprechend gemacht, hart und vollkommen kompromisslos, aber auf der anderen Seite auch so haarsträubend unlogisch und völlig emotionsfrei präsentiert, dass zumindest ich die brutalen Ereignisse auf dem Bildschirm auch völlig distanziert betrachten konnte. Dinge wie Figurenzeichnung, Logik und Empathie kann man getrost außer Acht und den rachsüchtigen Gefühlen und niederen Instinkten freien Lauf lassen, wenn hier 140 Minuten lang ein sadistisches Feuerwerk als Zweikampf zwischen ehemals Gut und abgrundtief Böse abgefackelt wird, dass den Zuschauer bis zum Ende auch kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Ich fühlte mich unterhalten, aber nicht angesprochen und die ganzen Lobeshymnen kann ich daher nur bedingt nachvollziehen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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