@freudschi: Ich habe keine einzige Notiz gemacht, das war lediglich eine Schutzbehauptung
„Ju-on: The Curse“, eine japanische TV-Horror-Produktion von Takashi Shimizu aus dem Jahre 2000, ist der Auftakt zur „Ju-on“- bzw. „The Grudge“-Filmreihe um ein verfluchtes, von tödlichen Geistererscheinungen heimgesuchtes Haus, die später ostasiatische Kino-Remakes sowie eine populäre US-amerikanische Neuverfilmung und weitere Fortsetzungen erfuhr.
Gewöhnungsbedürftig ist zunächst einmal der TV-Look des Films, der atmosphärischen Grusel nur schwer vorstellbar macht. Doch recht schnell wird klar, dass man „Ju-on“ damit Unrecht tut, denn die mit eher einfachen Mitteln – einer unheimlichen Geräuschkulisse und Make-Up-Effekten – umgesetzten Schockmomente haben es in sich. Die meisterlich erzeugte Spannung, die diese Szenen ankündigt, trägt entschieden zum Gelingen bei und der TV-Look, der nun einmal derartiges kaum vermuten lässt, lässt sie umso verstörender erscheinen. Ja, die Japaner wussten, was sie taten, als sie mit dieser Art von Geisterfilmen auf den Markt drängten und ein neues Kapitel des Suspense-Horrors einläuteten.
Neben den japanischen Darstellern und ihren aus westeuropäischer Sicht exotisch anmutenden Namen macht es aber der sperrige Aufbau des in einzelne mal mehr, mal weniger Bezug aufeinander nehmende, zu unterschiedlichen Zeitpunkten spielende Episoden unterteilten Films für hiesige Sehgewohnheit nicht unbedingt leicht, die Zusammenhänge zu erkennen und der Handlung zu folgen. Mit Eintreten des Abspanns bleiben viele Fragen offen, zum Teil durchaus beabsichtigt, wie die Fortsetzung zeigen wird, aber im Gedächtnis spuken die unheimlichen Erscheinungen munter vor sich hin, die nachhaltig beeindrucken – meines Erachtens allen voran die Szene, in der einem Mädchen der komplette Unterkiefer fehlt. Da wird es fast nebensächlich, warum der nun fehlt, ihre Wirkung verfehlen solche Momente dadurch nicht. Wer braucht da schon eindeutige Sympathieträger, Hauptrollen oder eine stringent erzählte Geschichte?
Wer Lust auf exotischen Suspense-Horror verspürt, der so richtig schön gegen den Hollywood-Einheitsbrei gebürstet ist und eine kleine Herausforderung für das gewohnte Sehverhalten darstellt, ist hier goldrichtig.