Kiba - Der Leibwächter - Tatsuichi Takamori (1973)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Kiba - Der Leibwächter - Tatsuichi Takamori (1973)

Beitrag von Blap »

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Frontansicht der kleinen Hartboxen von Eyecatcher, links Cover A, rechts Cover B


Kiba - Der Leibwächter (Japan 1973, Originaltitel: Bodigaado Kiba: Hissatsu sankaku tobi)

Chiba (Sonny Chiba) ist mit dem Flieger unterwegs, plötzlich reissen Kriminelle die Gewalt über die Linienmaschine an sich. Kein Problem für den obercoolen Karatemegameister, er prügelt die Banditen kurzerhand windelweich. Um die Werbetrommel für seinen Kampfsport zu rühren, nutzt Chiba die Aufmerksamkeit der Presse geschickt aus, bietet seine Dienste als Leibwächter an. Wenig später steht eine junge Frau (Mari Atsumi) vor der Tür, Reiko möchte vier Tage lang von Chiba geschützt werden. Freudig nimmt der harte Bursche den Auftrag an, er ahnt noch nicht, dass die Kacke bald gewaltig dampfen wird. Seine Auftraggeberin ist die Witwe eines ermordeten Mafiabosses, sie will eine grosse Menge Drogen verkaufen. Die Aussicht auf das Geld lockt jede Menge Schmeißfliegen an, ergo gibt es für den Leibwächter jede Menge Fressen zu polieren und Knochen zu brechen...

Allzu viel gibt es nicht über diesen Film zu sagen. "Kiba" ist ein Starvehikel für Sonny Chiba, der hauptsächlich von ein paar netten Kloppereien lebt. Bei Sonny Chiba geht es stets kurz aber schmerzhaft zu. Jedoch reisst er in diesem Flick seinen Gegnern nicht die Eingeweide raus, ein Schurke verliert lediglich einen Arm, sonst sind keine weiteren Exzesse zu vermelden. Chiba ist -auch wenn es abgedroschen klingt- einfach ein cooler Typ, dessen harte Gesichtszüge einen Hang zur Arroganz und zum Sadismus ausstrahlen. Damit ist er gewissermaßen der ideale Held für Eastern-Action der rustikalen Sorte.

Die Story bleibt überschaubar, Chiba muss sich mit Gesindel aus unterschiedlichen Lagern beschäftigen. Die Mafia will die Drogen, drei irre Brüder wollen die Drogen. Ferner schleicht ein schleimig-schmieriger Typ durch das Szenario, freilich will sich auch dieser Kerl, die zu erwartenden Erträge unter den Nagel reissen. Die Zusammenhänge wirken mehr als einmal an den Haaren herbeigezogen, so spaziert man z.B. ganz locker in eine Kaserne der US-Streitkräfte, um einen gut gefüllten Sarg abzuholen. Optisch und technisch schwankt der Streifen zwischen Weltklasse und Murks. Es gibt grandios gefilmte Momente zu sehen, deren Atmosphäre mich vor Freude nahezu aus dem Sofa haut, dem stehen fahrig ausgeführte Schnitte, holprige Szenenwechsel gegenüber. Es mag aber auch sein, dass der Film Federn lassen musste, ich finde leider keine zuverlässige Quelle. Letztlich stören mich Schwächen bekanntlich nicht, oft tragen sie zum Charme kleiner Perlen und Schätzchen bei. So funktioniert auch "Kiba" für mich zufriedenstellend, auch wenn z.B. Chibas "Street Fighter" Flicks in einer weitaus höheren Liga angesiedelt sind.

An dieser Stelle ein paar Worte zu den Mitwirkenden. Zu Sonny Chiba habe ich mich bereits geäussert, der Kerl ist schlicht und ergreifend eine Macht, ein eigenwilliger Sympathieträger, und vor allem ein echter Typ, ein Charakterkopf! Als Gegenspieler tauchen mehr oder weniger bewährte Fratzen auf, erspart mit bitte die Aufzählung der japanischen Namen. Neben Sonny Chiba ist Mari Atsumi die Attraktion des Films. Mir kam ihr Gesicht gleich bekannt vor, tatsächlich sah ich sie erst vor wenigen Wochen im ersten Teil der Hanzo-Trilogie, als sie auf dem Dorn von Shintarô Katsu multiorgasmische Freuden erleben durfte. Mari Atsumi hat nicht viel mit den Klischees zu tun, die man mit einer hübschen, zarten, zerbrechlichen Dame aus Japan verbindet. Sie wirkt ein wenig grobschlächtiger, ist mit Sicherheit keine Schönheit. Doch die Frau hat eine sehr, sehr heisse Ausstrahlung, wirft jede Menge Sexappeal in die Waagschalen der Wonne. So passt die verruchte, undurchsichtige Rolle dann auch prima zu ihr, man hätte diesen Part kaum besser und treffsicherer besetzen können.

Fazit: Chiba, Atsumi, fiese Fressen, Fratzengeballer und Schmerzen, Pistolengeknalle und Tote, Drogen. Die Inszenierung von Tatsuichi Takamori bewegt sich zwischen Welt- und Kreisklasse, für gute Laune ist gesorgt. Kein Film für Einsteiger, jedoch ein sehenswerter Beitrag für Fans. Mir liegt die DVD von Eyecatcher vor, deren Qualität recht mittelprächtig ausfällt, zum Glück scheint das Bildformat korrekt zu sein. Die deutsche und die US-Synchro sind an Bord, mir gefällt der englische Zungenschlag in diesem Fall etwas besser. Im Bonusbereich findet man ein paar Kleinigkeiten, sowie diverse Trailer zu weiteren Titeln aus dem Programm des Labels. Wie üblich stehen unterschiedliche Cover zur Auswahl bereit, die DVDs kommen in kleinen Hartboxen ins Haus.

6,5/10 (Oberste Mittelklasse, inklusive Fan-Bonus)

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Il Grande Racket
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Re: Kiba - Der Leibwächter - Tatsuichi Takamori

Beitrag von Il Grande Racket »

Ich glaube, Kiba ist wirklich der großkotzigste Charakter, den Chiba je gespielt oder, eher gesagt, Ausdruck verliehen hat. Zackig und brutal, da hält es kein Arm an der Schulter.
Eigentlich ein sehr schwacher Chiba-Film, der sich an einer dünnen Story entlanghangelt, um dann immer wieder einige, zwar teils brutale, aber nicht sehr ansehnlich choreographierte und hakelig montierte Fights einzustreuen. Als Chiba-Fan ist das für mich okay, aber ich würde auch gerne mal den zweiten Film dazu sehen. 6/10
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Adalmar
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Re: Kiba - Der Leibwächter - Tatsuichi Takamori

Beitrag von Adalmar »

Aus der Erinnerung: Solider Actionstreifen, der allerdings an die besten Filme mit Sonny Chiba nicht herankommt. Für Fans des japanischen Actionstars der 70er aber lohnend.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Kiba - Der Leibwächter - Tatsuichi Takamori (1973)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich denke, das war der erste Sonny Chiba-Film, den ich damals auf Video sah und er gefiel mir immerhin so gut, dass er mich anfixte, mich um weitere Werke wie die Streetfighter-Reihe zu bemühen. Von daher würde meine Wertung höher ausfallen als bei den geschätzten Vorrednern.
Nebenbei hat die deutsche Silwa-VHS einen festen Platz in meiner Sammlung. :vhs:
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