Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von jogiwan »

Parasite

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Originaltitel: Gisaengchung

Herstellungsland: Südkorea / 2019

Regie: Bong Joon-ho

Darsteller: Song Kang-ho, Lee Seon-gyoon, Jo Yeo-jeong, Choi Woo-sik, Park So-dam

Story:

Eine Familie ganz unten, eine Familie ganz oben - nuff said! ;)
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buxtebrawler
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 27.02.2020 bei Koch Films als Ultra-HD-Blu-ray/3-Blu-ray/Audio-CD-Kombination, als Ultra-HD-Blu-ray/Doppel-Blu-ray-Kombination in verschiedenen Mediabooks, auf Einzel-Blu-ray und Einzel-DVD:

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Ultra-HD-Blu-ray/3-Blu-ray/Audio-CD-Kombination

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Einzel-Blu-ray

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Einzel-DVD
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buxtebrawler
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von buxtebrawler »

„Wow, ist das alles metaphorisch!“

Bong Joon-hos „Parasite“, zu dem der südkoreanische Regisseur („Snowpiercer“) auch (zusammen mit Han Jin-won) das Drehbuch verfasste und als Produzent in Erscheinung trat, hat eine Auszeichnung nach der anderen abgeräumt und Rekorde aufgestellt: Der 2019 veröffentlichte Spielfilm hat nicht nur als erster koreanischer Film die Goldene Palme in Cannes, sondern auch mehrere Oscars gewonnen, darunter als erster ausländischer Beitrag überhaupt jenen für den besten Film.

Die vierköpfige Familie Kim – Vater Kim Ki-taek (Song Kang-ho, „Lady Vengeance“), Mutter Chung-sook (Jang Hye-jin, „Secret Sunshine“), Sohn Ki-woo (Choi Woo-shik, „Train to Busan“) und Tochter Ki-jung (Park So-dam, „The Priests“) – lebt verarmt unter menschenunwürdigen Bedingungen in einer Kellerwohnung in den Seouler Slums und versucht, sich mit miesen Nebenjobs wie dem Falten von Pizzakartons im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser zu halten. Ein alter Schuldfreund Ki-woos jedoch vermittelt ihm eine neue, anspruchsvollere Tätigkeit: Er solle ihn als Englisch-Nachhilfelehrer für die Tochter der wohlhabenden Architektenfamilie Park vertreten. Es fehlten lediglich einige kompetenzsuggerierende Dokumente. Diese fälscht Ki-jung kurzerhand für ihren Bruder, der daraufhin die Stelle antritt und die attraktive Schülerin Da-hye (Jeong Ji-so, „The Tiger: An Old Hunter’s Tale“) erfolgreich unterrichtet. Während seines Aufenthalts in der luxuriösen Familienvilla lernt er auch Da-hyes kleinen Bruder Da-song (Jung Hyun-joon) kennen, einen Grundschüler, der gern malt, von seinen Eltern (Cho Yeo-jeong, „Working Girl“ und Lee Sun-kyun, „Ghosts of War“) aber für etwas verhaltensauffällig gehalten wird. Unter falschem Namen schleust er so auch seine Schwester ein, die sich als Kunsttherapeutin ausgibt. Mit List und Tücke bringen die beiden auch ihre Eltern als Fahrer und Haushälterin bei den Parks unter, ohne dass diese wüssten, dass es sich um ein abgekartetes Spiel einer Familie handelt. Jedoch mussten dafür der bisherige Chauffeur Geun-sae (Park Myung-hoon, „Alive“) und die jahrelang treue Dienste geleistet habende Haushälterin Moon-gwang (Lee Jung-eun, „Okja“) geschasst werden…

„Parasite“ verknüpft eine schwarze Komödie inklusive starken gesellschaftssatirischen Zügen mit Motiven aus Home-Invasion-Thrillern und Familiendramen. Reizvolles Schauspiel und eine punktgenaue Kameraführung mit viel Sinn für Dynamik und Details vereinnahmen das Publikum schnell für seinen Kontrast zwischen einer intelligenten, listigen, aber unter prekären Verhältnissen darbenden Familie aus der Unterschicht und ihrem freundlichen, aber oberflächlichen und furchtbar naiven Gegenpol aus der Oberschicht. Vereinzelt, doch pointiert weckt die Handlung falsche Erwartungshaltungen und hält so die Spannung aufrecht: wird es Ki-woo zum Verhängnis werden, dass sich seine Schülerin in ihn verliebt hat? Immerhin hegt sein Freund, der ihm die Stelle vermittelt hat, selbst Interesse an ihr. Oder wird der Vater sich verraten, wenn er aus seiner hyperkultivierten Rolle fällt und einmal zu oft oder zu laut flucht? Wird gar der identische, nach ihrem Kellerloch müffelnde Geruch die in die schillernde heile Welt der Parks eingedrungene Familie verraten? Oder werden die Parks schlicht verfrüht von einem Camping-Ausflug zurückkommen, während die Kims in deren Wohnzimmer feiern und sich über die Alkoholvorräte hermachen?

Während man noch darüber rätselt, aber eigentlich mit den Kims, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird, bangt, nimmt der Film eine überraschende Wendung, die „Parasite“ ein Mehr an komödiantischer Absurdität, aber auch an Thriller-Elementen verleiht und lediglich den Ausgangspunkt für zunehmend gewalttätige, dramatische und böse Entwicklungen darstellt. Mehrfach ändert der Film seinen Tonfall, was zu einem immer hysterischeren Ritt durch die exemplarisch nachgezeichnete südkoreanische Klassengesellschaft avanciert. Das ist sicherlich Geschmackssache und vielleicht auch zu viel des Guten, lässt es den Film doch gewissermaßen inkohärent wirken. Andererseits entspricht es sowohl der von vornherein karikierenden Überzeichnung sowie dem Wechselbad der Gefühle, das nahezu alle Figuren durchleben. Der Epilog indes ist dann aber doch zu dick aufgetragen und an den Haaren herbeigezogen.

Unabhängig davon ist Bong Joon-ho eine schwer unterhaltsame Klassenkampfparabel gelungen, die bei aller Überzeichnung die Ambivalenz ihrer Figuren und derer Verhaltensweisen herausstellt. Besonders bitter wirken die subtileren Momente, in denen die oberflächlich betrachtet so freundlichen Herr und Frau Park ehrenrüchige Kommentare über die Kims fallenlassen oder sie immer mehr wie Leibeigene behandeln, bis auch ohne weitere Zuspitzungen die Scharade wohl bald ein Ende gehabt hätte, weil die Kims vermutlich entnervt das Handtuch geworfen hätten.

Vor allem aber ist „Parasite“ ein Sinnbild für die Unfähigkeit der Angehörigen der Unterschicht, sich untereinander zu solidarisieren und zu organisieren statt die Ellbogenmentalität des Systems zu übernehmen und sich gegenseitig zu zerfleischen – weshalb sie dazu verdammt sind, letztlich immer den Kürzeren zu ziehen. Oder sind es „Besitz“ und „Status“ – seien sie auch noch so trügerisch, weil in diesem Falle lediglich an Besitz und Status anderer partizipiert wird –, die derart schnell korrumpieren?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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jogiwan
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von jogiwan »

Es mutet nach Sichtung schon etwas seltsam an, dass ein Film wie „Parasite“ ein so großes Publikum hinter sich vereinen kann und alle Preise abräumt, obwohl er für Fans des Regisseurs gar nicht mal so originell erscheint. Bong Joon-ho bleibt ja seinem Lieblingsthema treu und präsentiert eine gesellschaftskritische Bestandsaufnahme, die hier zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist und erst am Ende die Genre-Kurve streift. Hier ist es eine Familie, die ganz unten angekommen ist und mit allerlei Kreativität die Bediensteten eines reichen Haushalts nach und nach ersetzt um sich wie die Made im Speck zu fühlen. Doch dann lässt ein Ereignis die geschickt aufgebaute Tarnung kippen und auch sonst gibt es noch Stolz und andere Befindlichkeiten, die wohl dafür gesorgt hätten, dass der Schein wohl auch nicht allzu lange aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Dabei portraitiert der Film vor allem den Druck auf sozial Schwächere und bleibt dabei zum Glück ohne Schadenfreude, zu der der Stoff aber ausreichend Gelegenheit geboten hätte. Die reiche Familie ist zwar finanziell abgesicherter, aber erscheint auch nicht glücklicher als die arme Familie, die aber in Krisenzeiten zusammenhält und am Ende gibt es ohnehin keine Gewinner. Irgendwie hätte ich mir persönlich für „Parasite“ auch einen versöhnlicheren Schluss gewünscht und auch wenn man die Welt mit ihrem Materialismus nicht ändern kann, so wenigstens die eigene Einstellung dazu. Was bleibt ist ein interessanter Streifen, aus dem abermals jeder etwas anderes für sich mitnehmen kann und der seine bittere Botschaft auch ganz geschickt verschleiert und trotzdem wirkungsvoll in den Köpfen seines Publikums hinterlässt.
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karlAbundzu
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von karlAbundzu »

Eine vierköpfige Familie lebt in einer schäbigen Wohnung in ebenso einer schäbigen Gegend und schlägt sich mit Hilfsjobs so durch. Der raffinierte und bauernschlaue Sohn bekommt eine Stelle als Nachhilfslehrer bei der Tochter einer reichen Familie: dort neben Teenagertochter ein Sohn im Kindesalter, der gerne malt, eine naive Mutter, und ein snobby Vater. Nach und nach schleust er seine ganze Familie als Kunsttherapeutin, Fahrer und Haushälterin ein. Eines Tages sind die Reichen aus dem Haus und Kis lassen es ein wenig krachen. Die Ex-Haushälterin taucht auf, und ein Geheimnis wird offenbart, dass zu schwierigen Situationen bzw. einer Katastrophe führt.
Oi, was ein Brocken. Er beginnt als Sozialsatire mit grotesken Untertönen, wir fiebern mit der UnderdogFamilie mit, die trotz ihrer kleinkriminellen Anwandlungen ganz sympatisch herüberkommen, während die reichen naiv, snobistisch und arrogant wirken und insofern die Ausbeutung der Ausbeuter einen ganz ok vorkommt. Der Ton ändert sich aber total nach der Wendung. Nach und nach wirken alle unsympatisch, mit der Solidarität zwischen den unteren ist es nicht weit, selbst in den Familien gibt es Risse, es wird noch Grotesker, Heftiger und wirklich am Rande zu Menschenunfreundlich. Und das mal schleichend , mal sprunghaft, aber absolut nachvollziehbar erzählt. Wirklich unangenehm.
Rabenschwarze Komödie? Tragödie? Film über soziale Ungleichheit und fehlende Solidarität? Ja, das alles.
Neben hervorragender Schauspielleistung ist auch bei Kamera und Musik nichts auszusetzen.
Von Bong Joon-ho kannte ich bisher The Host, ein sozialkritischer Monsterfilm, bei dem auch eine Familie im Mittelpunkt steht, auch sehr gut, aber nicht so böse und Snowpiercer, ein gesellschaftskritischer Film im Sci Fi Gewand mit Hollywoodbesetzung, auch brilant. Mutter hatte ich leider verpasst und anscheinend muss schon eine goldene Palme her, damit er im Kino läuft, die beiden Filme zwischen Snowpiercer und Parasite liefen hier jedenfalls nicht.
Sehr gut, empfehlenswert!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben:Es mutet nach Sichtung schon etwas seltsam an, dass ein Film wie „Parasite“ ein so großes Publikum hinter sich vereinen kann und alle Preise abräumt, obwohl er für Fans des Regisseurs gar nicht mal so originell erscheint. Bong Joon-ho bleibt ja seinem Lieblingsthema treu und präsentiert eine gesellschaftskritische Bestandsaufnahme, die hier zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist und erst am Ende die Genre-Kurve streift. Hier ist es eine Familie, die ganz unten angekommen ist und mit allerlei Kreativität die Bediensteten eines reichen Haushalts nach und nach ersetzt um sich wie die Made im Speck zu fühlen. Doch dann lässt ein Ereignis die geschickt aufgebaute Tarnung kippen und auch sonst gibt es noch Stolz und andere Befindlichkeiten, die wohl dafür gesorgt hätten, dass der Schein wohl auch nicht allzu lange aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Dabei portraitiert der Film vor allem den Druck auf sozial Schwächere und bleibt dabei zum Glück ohne Schadenfreude, zu der der Stoff aber ausreichend Gelegenheit geboten hätte. Die reiche Familie ist zwar finanziell abgesicherter, aber erscheint auch nicht glücklicher als die arme Familie, die aber in Krisenzeiten zusammenhält und am Ende gibt es ohnehin keine Gewinner. Irgendwie hätte ich mir persönlich für „Parasite“ auch einen versöhnlicheren Schluss gewünscht und auch wenn man die Welt mit ihrem Materialismus nicht ändern kann, so wenigstens die eigene Einstellung dazu. Was bleibt ist ein interessanter Streifen, aus dem abermals jeder etwas anderes für sich mitnehmen kann und der seine bittere Botschaft auch ganz geschickt verschleiert und trotzdem wirkungsvoll in den Köpfen seines Publikums hinterlässt.
Zwischenzeitlich nochmal geguckt und alle Anwesenden wie üblich total begeistert. Nüchtern betrachtet für mich ein guter, aber kein überragender Film. Anfänglich lustig, dann der überraschende Twist und in weitere Folge eher destruktiv - eine Achterbahnfahrt für den Zuschauer, die zweifelsfrei auch unterhaltsam ist und nie zu sehr in eine Richtung ausschlägt. Als Fan von schrägen Filmen empfinde ich "Parasite" aber beileibe nicht so originell wie überall verkündet und auch der Grundton des Films spricht mich nicht so wirklich an. Aber ich wünsche mir ja generell eine bessere Welt und danach schaut es momentan auch nicht aus...
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Blap
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von Blap »

Gesellschafts- uns Systemkritik mit dem Holzhammer vorgetragen. Als Satire ein wenig plump geraten, erfreut aber mit schöner Kamera, hat ein gutes Gespür für Farben & Formen, dazu bietet der Plot immerhin eine gelungene Überraschung (Keller).

Gut.
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jogiwan
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Re: Parasite - Bong Joon-ho (2019)

Beitrag von jogiwan »

auch hier wieder außerordentlich gut den bislang verborgenen Charakter des Streifens eingefangen: :popcorn:

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quelle: deadly prey gallery/facebook
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