Eine mysteriöse Windböe zerteilt den Bus und auch die Klassenkameradinnen von Mitsuko auf dem Weg zum Schulausflug in zwei Hälften, während die etwas verträumte Schülerin durch einen Zufall unverletzt bleibt. Als auf ihrem Weg zurück in die Stadt weitere Menschen zerstückelt werden, flüchtet das Mädchen in Panik nur um wenig später wieder in einer Gruppe von Schülerinnen zu landen, die sich als ihre Klassenkameradinnen zu erkennen geben und so tun, als wäre nie etwas Sonderbares geschehen. Während die verstörte Mitsuko zunehmend an ihrer Wahrnehmung zweifelt, geschehen aber erneut sehr merkwürdige Dinge und der kurze Besuch in der vermeintlich neuen Schule endet abermals im Massaker, nur um das Mädchen kurz darauf erneut in eine vollkommen neue Realität zu katapultieren…
Die Filme von Sion Sono mag ich ja eigentlich wegen ihrer Unvorhersehbarkeit und der erfrischend unbekümmerten Herangehensart, die sich um keine Genre-Grenzen kümmern. Im Falle von „Tag“ hat mich der fleißige Viel-Filmer aber nicht so wirklich überzeugt und nach dem Auftakt mit dem Paukenschlag, geht der Streifen wie schon sein „Suicide Circle“ mehr und mehr in eine seltsame Richtung, die auch mehr Fragen aufwirft, als er letzten Endes beantworten kann und versucht, dieses mit hektischen und gorigen Momenten zu überdecken. „Tag“ ist wohl als augenzwinkerndes und blutiges Statement zu strengen Gesellschaftsordnungen, japanischen Geschlechterbilder und dem Versuch mit fragwürdigen Mitteln daraus auszubrechen zu sehen, aber die Form wie dieses auf die Leinwand gezaubert wird, ist leider meines Erachtens nicht gänzlich geglückt. Das Erzähltempo wirkt überhastet, die Geschichte inklusive haarsträubender Auflösung wenig gehaltvoll und auch die Gore-Effekte kommen größtenteils aus dem Rechner und sehen leider auch so aus. Sono hat wohl auch den Drohnen-Flug für sich entdeckt und filmt seine weiblichen Darstellerinnen, wie sie munter durch die herbstliche Landschaften flüchten aus der Luft, während am Ende wieder einmal der Selbstmord auf fragwürdige Weise glorifiziert wird. Zurück bleibt aber neuerlich die Frage nach dem Warum, bzw. ob der Streifen, der im Original-Trailer intensiv um ein weibliches Teenie-Schülerinnen-Publikum buhlt, thematisch nicht doch etwas zu unreflektiert übers Ziel hinausschießt. Mittelprächtig!
PS: die deutsche Blu-Ray-Disc von I-On ist ungekürzt, trägt trotz FSK-16-Freigabe des Hauptfilms aber das rote 18er-Siegel. Das Fehlen von Untertiteln zum O-Ton ist natürlich ärgerlich, aber die Snychro fand ich durchaus gelungen und da hat man aus der Asia-Ecke schon weit Schlimmeres gehört. Außerdem ist die Blu aktuell für knapp 11 Euro zu haben, sodass man durchaus einen Blick riskieren kann.
PPS: Hauptdarstellerin Reina Triendl ist übrigens in Wien geboren und wer das hübsche Ding deutsch sprechen hören möchte, kann dieses auf DuRöhre begutachten.
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