Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von jogiwan »

Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Bild

Originaltitel: Gorgo

Herstellungsland: Großbritannien / 1961

Regie: Eugene Lourie

Darsteller: Bill Travers, William Sylvester, Vincent Winter, Christopher Rhodes

Story:

Nach einem unterirdischen Vulkanausbruch kommt es an der Westküste Irlands zu einem folgenschweren Seebeben, das mehrere Schiffe manövrierunfähig macht und in die Tiefe reißt. Kurz darauf wird die Fischereiflotte eines nahe liegenden Küstendorfes von einem prähistorischen Ungeheuer angegriffen. Joe Ryan und seiner Crew gelingt es jedoch, die Bestie mit vereinten Kräften einzufangen. Sie verkaufen sie an einen Londoner Zirkus - dort soll sie unter dem Namen "Gorgo" als Attraktion zur Schau gestellt werden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es sich bei "Gorgo" um ein Jungtier handelt - und die Mutter des Kleinen ist alles andere als begeistert. Wutentbrannt macht sie sich auf den Weg, um ihr Kind nach Hause zu holen. In ihrem gnadenlosen Zorn verwüstet sie halb London und niemand ist in der Lage, sie aufzuhalten...

Ein phantastisches Actionspektakel mit wegweisenden Spezialeffekten!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Blap
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von Blap »

Gorgo

Ein Schiff macht Zwangspause vor der Küste Irlands. Man hat mühsam schwerem Seegang standgehalten, will nun ein paar Reparaturen durchführen und frisches Trinkwasser aufnehmen. Die Bewohner des kleinen Ortes an der Küste zeigen sich nicht besonders entgegenkommend, auch der verantwortliche Regierungsbeamte grummelt vor sich hin. Als man jedoch ein grosses, unbekanntes Tier bei einem Tauchgang entdeckt, wird die Neugier der Schiffsbesatzung geweckt. Plötzlich erscheint das Monster, will offensichtlich an Land. Den Männern gelingt es das ungefähr vier, fünf Meter hohe Biest zu verjagen. Der geschäftstüchtige Kapitän kommt nun auf die Idee das Monster einzufangen. Diese Aktion birgt zwar diverse Risiken, letztlich gelingt sie mit Hilfe der Besatzung. Irische Gelehrte erscheinen auf der Bildfläche, bitten um Aushändung des Fanges zu Forschungszwecken. Doch Käpitän Ryan hat bereits andere Pläne. Er schafft seinen Fang nach London, verkauft das Tier an einen Zirkus, dessen Besitzer ihn dafür ordentlich entlohnt. Von der grossen Gefährlichkeit des inzwischen "Gorgo" genannten Monsters, können sich einige Unglückliche beim Transport des Tieres überzeugen. Letztlich gelingt es aber das Urvieh in sein mit Strom abgesichertes Gehege zu schaffen. Wissenschaftler warnen, es würde sich nur um ein Jungtier handeln. Ein ausgewachsenes Tier hätte vermutlich eine Höhe von mindestens 70 Metern! Doch wo ein Jungtier ist, da müssen auch irgendwo die Eltern sein!? Den Beteiligten fährt der Schrecken ins Gebein...

"Gorgo" weckt natürlich sofort Assoziationen zu Godzilla. Doch "Gorgo" ist kein Produkt der japanischen Filmschmiede Toho, es handelt sich um eine waschechte Produktion aus Großbritannien. Dieses herrliche Monsterfilmchen kam 1961 in die Kinos. Optisch ist bezüglich der Monster-Action und den zertrampelten Gebäuden, eine grosse Nähe zu Godzilla vorhanden. Die übrige Handlung wirkt aber typisch westlich, unterscheidet sich daher durchaus von den Toho Filmen. Die Schauspieler agieren auf ordentlichem Niveau, bleiben aber beliebig austauschbar. Die Attraktion ist natürlich ganz klar das Monster, wie es sich für einen derartigen Film gehört.

Die DVD aus dem Hause CMV ist ordentlich ausgefallen. Die Farben wirken ein wenig blass, die Schärfe ist ebenfalls nicht optimal. Aber will dies bei einem 47 Jahre alten Monsterfilm wirklich bemängeln? Die gebotene Qualität ist daher durchaus im grünen Bereich. Es wurde nettes Bonusmaterial aufgespürt, insgesamt also eine liebevolle Veröffentlichung.

Fazit: Eine wilde Bestie zerstampft London. Dies kommt eher selten vor, meist trifft es bekanntlich die geplagten Japaner. Diese Tatsache macht den Film zu einer kleinen Rarität. Freunde guter alter Monsterfilme sollten sich "Gorgo" ins Regal stellen. Ein liebenswerter Beitrag zum Genre.

Gut und sympathisch = 7/10
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buxtebrawler
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 16.10.2015 bei Edel Germany auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Kroete
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von Die Kroete »

Der würde auf 3D-Bluray sicher noch um einiges besser kommen!

:twisted:
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Il Grande Silenzio
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Nette Alternative zu Tohos Godzilla & Co., auch wenn man von den Effekten nicht viel erwartet, sind diese doch mit weniger Liebe zum Detail gestaltet, als die japanischen Vorbilder. Leider ist die Bildqualität der CMV-DVD nicht besonders gelungen.

5/10
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Arkadin
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von Arkadin »

Die beiden Schatztaucher Joe Ryan und Sam Slade (Bill Travers und William Sylvester) kommen vor der irischen Küsten durch Zufall einem dinosaurierartigem Wesen auf die Spur, welches sie einfangen und nach England verschiffen. Dort soll es in London gegen sehr gutes Geld in einem großen Zirkus als Attraktion ausgestellt werden. Doch dann stellt sich heraus, dass Gorgo, wie das Wesen getauft wurde, noch ein Baby ist. Und seine Mama ist ziemlich sauer darüber, dass jemand ihr Kind entführt hat…

Wenn der Film beginnt und in gewaltigen Scope-Lettern der Titel auf die Breitwand geworfen wird, wähnt man sich beinahe schon in einem Monumentalfilm. Doch davon ist „Gorgo“ weit entfernt. Seine Produzenten, die King Brothers, hatten zuvor vor allem Filme für die us-amerikanische Billig-Produktionsfirma Monogram produziert. Und obwohl „Gorgo“ demgegenüber sicherlich über ein weit höheres Budget verfügte, ist es doch ein eher kostengünstiges Monster-B-Movie mit einem „Mann im Monsteranzug“. Diese Vorgehensweise war von den beiden erfolgreichen ersten „Godzilla“-Filme aus Japan übernommen worden und löste das aufwändige Stop-Motion-Verfahren ab, welches Regisseur Lourié noch in seinen früheren Filmen verwendete. Doch während Godzilla durchaus bedrohlich aussah, fällt das Design des Gorgo-Monsters doch eher in die Rubrik „niedlich“. Mit seinen lustigen großen Ohren, starren, ab und zu rot leuchtenden Augen und den überproportional großen Klauen, wirkt er eher wie ein Urahn des Augsburger-Puppenkiste-Stars „Urmel aus dem Eis“. Dass es Regisseur Eugène Lourié aber trotzdem gelingt, dies in einigen durchaus stimmungsvollen Szenen vergessen zu machen, und dem eher lustig und doch sehr unecht aussehenden Monster eine Persönlichkeit zu verleihen, ist ihm hoch anzurechnen.

Insbesondere die Szenen in Irland zeichnen sich durch eine beunruhigende Grundstimmung aus, was neben Louriés Blick für eine effektive Filmarchitektur (z.B. das Haus des Hafenmeisters) auch der sauberen Kameraarbeit und dem ewig diesigen Wetter geschuldet ist. Bei „Gorgo“ wird Lourié stark durch einen bombastisch-eingänglichen Soundtrack unterstützt, der von dem Italiener Angelo Francesco Lavagnino komponiert wurde, und den ganzen Film gleich sehr viel teurer und epischer wirken lässt, als er eigentlich ist.

Regisseur Eugène Lourié flüchtete 1921 im Zuge der Bürgerkriegswirren aus seiner Heimat Russland und landete zunächst einmal in Frankreich, wo er Jean Renoir kennenlernte und für diesen als Filmarchitekt arbeitete. Gemeinsam flohen sie später vor den Nazis in die USA und setzten ihre Zusammenarbeit dort fort. Als Renoir nach Frankreich zurückkehrte, blieb Lourié. 1952 debütierte er als Regisseur mit dem Monsterfilm-Klassiker „Panik in New York“, in dem ein von Ray Harryhausen animierter Dinosaurier die amerikanische Metropole heimsucht. Dieser Film trat eine Welle von „Große-Monster-Filme“ los und war auch Inspiration für „Godzilla“, der wiederum später „Gorgo“ möglich machte. Lourié blieb dem Monster-Film treu und realisierte 1957 „Der Koloß von New York“ und ein Jahr später „Das Ungeheuer von Loch Ness“, indem ein riesiges Reptil – hier noch per Stop-Motion zum Leben erweckt – bereits kurz vor „Gorgo“ London heimsucht. Nach Gorgo wand er sich dann wieder ausschließlich der Filmarchitektur zu und arbeite dabei hauptsächlich für das Fernsehen.

Hauptdarsteller des Filmes sind Bill Travers und William Sylvester. Der Engländer Bill Travers ist vor allem mit dem 1965 gedrehten Tierfilm „Frei geboren“ bekannt geworden. Lustigerweise verschrieb er sich nach den Dreharbeiten zu „Frei geboren“ dem Tierschutz, gründete eine eigene Tierschutzorganisation und prangerte die Haltung und zur Schaustellung wilder Tiere in Zoos an. Quasi in genauer Umkehrung zu seiner Rolle in „Gorgo“.Der Amerikaner Sylvester hatte eine kleine, aber markante Rolle in Stanley Kubriks Meisterwerk „2001“, spielte aber sonst nur in preisgünstigen, unbekannteren Produktionen mit.

Interessanterweise wird keiner der beiden Helden besonders positiv gezeichnet. Beide sind vor allem auf Profit aus und verhalten sich anderen gegenüber barsch und drohend. Sympathieträger sind sie beide nicht. Und während der von William Sylvester gespielte Sam Slade zumindest in der zweiten Hälfte der eine oder andere Gewissensbiss quälen darf, bleibt Bill Travers‘ Joe Ryan der große Draufgänger, dem außer dem eigenen Interesse so ziemlich alles egal ist. Die Rolle des Helden im eigentlichen Sinne übernimmt der 12jährige Vincent Winter, als Waisenkind Sean, der sich mit dem Monster befreundet. Obwohl solche Rollen gerade in Horrorfilmen oftmals sehr nerven, hält sich dies bei Vincent Winter noch im Rahmen, da seine Figur auch nicht inflationär eingesetzt wird.

Die große Pointe des Filmes – die verraten werden kann, da der Film sowieso nicht großartig auf Spannung, sondern eher auf Spektakel setzt – ist es, dass der am Anfang gefangene Gorgo trotz seiner beeindruckenden Größe nur ein Baby-Gorgo ist und seine Mutter nicht gerade amüsiert über die Entführung ihres Kindes ist. Wenn dann diese riesige Kreatur auftaucht, rappelt es ordentlich im Karton. Sie bewegt sich auf einem Pfad der Zerstörung (von dem man aus Kostengründen mehr zu hören als zu sehen bekommt) auf London zu. Ist sie in der britischen Hauptstadt angekommen, setzt es eine wunderbare Zerstörungsorgie, die den besten Godzilla-Filmen Konkurrenz macht und das Herz des Monsterfilm-Fans höher schlagen lässt. Wie Gorgo die Metropole auseinandernimmt, ist mit viel Liebe zum Detail und Auge für sensationelle Bilder umgesetzt worden. Der Film mündet in einem wunderschönes Schlussbild, welches, offensichtlich als Hommage an „Gorgo“, in dem 30 Jahre später entstandenen „Godzilla Vs. Mechagodzilla II“ (bei Splendid erscheinen, Review folgt in nächster Zeit) übernommen wurde. Wie überhaupt „Gorgo“ die Godzilla-Reihe stark beeinflusst hat, denn nach dem großen Erfolg des britischen Filmes in Japan, wurde dort von Toho der seit sechs Jahren ruhende Godzilla-Franchise wieder zum Leben erweckt und (die beiden US-Remakes nicht mitgezählt) bis 2006 ganze 26 weiteren Filme mit dem (der?) großen Grünen gedreht.

„Gorgo“ ist ein sehr sympathischer Monsterfilm, der sehr offensichtlich bei „King Kong“ abkupfert und sich auch deutlich vom ersten „Godzilla“ inspirieren ließ. Trotz seines eher lustig-albern aussehenden Monsters, schafft es Regisseur Eugène Lourié diesem einen Charakter zu geben und neben den spektakulären Zerstörungsszenen, auch einige recht unheimliche Szenen atmosphärische Bilder zu zaubern. Ferner wartet Gorgo“ mit einer netten Geschichte und einem bombastischen Soundtrack auf, der den Film sehr viel teurer wirken lässt, als er wirklich ist.
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buxtebrawler
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 09.10.2020 bei noch einmal cmv-Laservision als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

Bild
Cover A, limitiert auf 399 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 399 Exemplare

Extras:
- Original Trailer / Deutscher Kinotrailer
- Dokumentation: The 9th Wonder of the World - The Making of Gorgo
- selbstlaufende Bildergalerie mit seltenem Aushangmaterial, Standbildern, Pressematerial & Merchandise

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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sergio petroni
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von sergio petroni »

Neben "Gorgo" wirkt der kürzlich gesehene "Panik in New York" vom gleichen Regisseur noch wie eine Fingerübung.
Ein riesiges Budget war bei beiden Filmen nicht vorhanden. "Gorgo"ist aber wesentlich actionreicher ausgefallen
und bietet eine Zerstörungsorgie (dieses Mal London, acht Jahre zuvor New York), die doch recht bombastisch
daherkommt.
Die ganze Sause ist diesmal britischen Ursprungs, deshalb ist wohl auch ein Seebeben statt eines Atombombenversuchs
Gorgos Weckruf. Die Darsteller wirken recht austauschbar, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut;
man fiebert ja mit dem "niedlichen" Gorgo mit.
Die eingängige Musik stammt vom Italiener Angelo Francesco Lavagnino.
Leider war dies Eugène Louriés letzte Regiearbeit.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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buxtebrawler
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 14.05.2021 bei Centurio auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD:

Bild Bild

Extras:
- Original Trailer
- Deutscher Kinotrailer
- Dokumentation: The 9th Wonder of the World - The Making of Gorgo

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Gorgo – Eugene Lourie (Trash Collection # 58)

Beitrag von karlAbundzu »

Vor der irischen Küste liegen aufgrund eines Vulkanausbruchs professionelle Schatzsucher brach, bei einem Dorf nicht minder gieriger Dorfbewohner. Riesige Fische, wie entsprungen aus einem Bild Hieronymus Bosch', tauchen auf, und schon bald danach die Riesenechse. Sie wird gefangen und an einen Circus in London verscherbelt. Doch schon bald taucht eine weitere erziehungsberechtigte Echse auf, natürlich viel viel größer, und da Londons hübsche City auf dem Weg liegt, wird es platt gemacht...
Ein Monsterklopper. Interessant: Der Regisseur Eugène Lourié, eigentlich Filmarchitekt vor allem für Jean Renoir aber auch Chaplins Limelight, drehte 1953 Panik in New York, ein Vorbild für Godzilla, allerdings mit Stop Motion Effekten von Harryhausen. Gorgo hingegen ist wiederum von Big G beeinflusst und nutzt Suitmotion. Als weitere Vorbilder dürfen hier neben den genannten King Kong gelten. Gorgo selbst dürfte den japanischen Gappa beeinflusst haben, reiht sich also hübsch in eine Reihe von Monsterfilmen mit großen tierähnlichen kreaturen ein.
Der Film ist sehr stimmig gemacht, erst der Beginn im irischen Nowhere, die Entführung aus dem eigentlichen Lebensraum in das Gewusel Londons. Dann der Walk von Groß-Gorgo auf London. Spannend ist hier, dass das Militär ausgiebig und in seiner ganzen Pracht: Flieger, Flugzeugträger, U-Boote, Raketenwerfer mit u. a. Viel Stock Footage aus Navy-Quellen gezeigt wird, die aber natürlich vollkommen sinnlos sind, also wird die Werbeschau ad absurdum geführt. Schön auch, als nachdem Vorschlag, einfach Klein-Gorgo freizulassen, damit der Große gar nicht erst in die Stadt muss, wird mit dem Argument begegnet: Wir leben doch im 21 Jahrhundert. Genau: Logik und andere Ideen stehen hintenan, wenn man Waffen benutzen kann (Nebenbei: die katholische Filmkritik schlug auch Gift vor). Das 21 Jhd im Drehjahre 1959 noch vollkommen im Banne und Schauder nach zwei Weltkriegen.
Als menschliche Nebengeschichte bekommen wir eine Neugründung einer Familie. In Irland gibt es einen Waisenjungen, der als einziger sich um das Leben und die Freiheit der Gorgos kümmert. Dieser wird, zunächst nicht ganz freiwillig, von Kapitän und Steuermann adoptiert, die in einer kaum verhohlenen ehe-ähnlichen Gemeinschaft leben: So besorgt der Kapitän zB eine Wohnung in Londons feinsten Stadtteil für alle drei. Der Wunsch nach einer heimlichen Familie in dieser Gesellschaft ohne Frauen (hier gibt es tatsächlich keine einzige, die etwas sagen darf, weder im irischen Dorf, dort sind sie nur folkloristische Fassade, noch zumindest als Assistentin bei den Professoren: Die Welt der Abenteurer, der Wissenschaft, der Seeleute, des Militärs ist rein männlich) wird eben so ausgelebt. Und was der Junge fand, wünscht er sich auch für Klein-Gorgo, bei dem vielleicht einzigen weiblichen Wesen, Groß-Gorgo. Aber auch das ist nicht sicher: Es wird immer nur von erwachsenem Saurier geredet, ohne Geschlechtsbezeichnung.
Leider wird das alles im Film nur so hingeworfen, also nicht wirklich entwickelt, im Mittelpunkt steht eben Militär und Monsteraction, und während die Militärwerbeshow ein wenig ermüdend ist, ist die Monsteraction vorzüglich. London wird geplättet, inklusive einiger toller Nachbauten bekannter Sehenswürdigkeiten. Und auch beachtenswert: Hier wird auch gestorben: Häuserwände krachen beständig auf größere Gruppen von Leuten, sie fallen aus Türmen und springen aus Fenstern in den Tod. Die Massenpanik ist wirklich beeindruckend inszeniert, das übervolle London ist hitzig unterwegs, Menschen werden platt getrampelt, und in die vermeintlich sicheren U-Bahnhöfe stürzen unter Gorgos Gewicht ein, natürlich sind sie gerammelt voller Menschen. Diese Szenen holen die Armeeszenen wieder raus.
Ach ja, wichtig: Die Gorgos sehen wirklich toll aus, zwischen gefährlich, tapsig und lustig, schönes Design.
Nicht vergessen sollte man das wunderschöne Ende. Und die gute Musik von Angelo Francesco Lavagnino, der einen Sound zwischen Western und italienischem Monumentalem schafft.
Hat mich begeistert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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