Bohr weiter Kumpel - Siggi Götz (1974)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Bohr weiter Kumpel - Siggi Götz (1974)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Bohr weiter, Kumpel

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Siggi Götz Entertainment #1

D 1974

D: Puppa Armbruster, Alexander Grill, Uschi Karnat, Marie Luise Lusewitz, Alena Penz, Werner Röglin, Rinaldo Talamonti, Elisabeth Volkmann


Egon Kappes hat ein Problem. Seit Jahren schon spielt der ehrliche und rechtschaffene Bergmann mit seinen Kumpels aus dem Pütt Lotto, und nun steht doch tatsächlich ein nicht unerheblicher Gewinn infolge eines Fünfers mit Zusatzzahl an. Doch Egon kann den Lottoschein nicht finden, und seine Kumpels haben die paar Tage bis zur erwarteten Gewinnauszahlung bereits mit einem Wucherkredit von Fleischermeister Noppeney überbrückt, weil Neuanschaffungen ja nicht ein paar Tage warten können. Da die Finanzlage somit nicht rosig ist, und Egon über der Suche nach dem Schein auch seine ehelichen Pflichten vergisst, verdingt sich Ehefrau Erna (Alena Penz) kurzerhand im Puff von Frau Dose (Elisabeth Volkmann). Das sie das dort erwirtschaftete Geld umgehend in Lebensmittel und neue Stiefel (Frauen... :roll: ) umsetzt, führt jedoch dazu, dass die Frauen der anderen Kumpel der Verdacht aufkommt, Egon habe den Gewinn alleine einkassiert, und wolle nun nicht teilen. Erst in einer psychiatrischen Klinik kommt Egon dank des physischen Einsatzes der aufopferungsvollen Krankenschwestern Monika und Veronika (Uschi Karnat)wieder zu der Erkenntnis, wo der Lottoschein abgeblieben ist...

Bevor es zum obligatorischen Happy-End kommt, werden wir aber noch mit mit einem Subplot um die 19jährige Heike (Puppa Armbruster), die Tochter von Egons Kumpel Heinrich, und ihren Freund Achim konfrontiert, die nirgends ein kuscheliges Plätzchen zum bumsen finden können.

Bei dieser Lisa-Film-Produktion müssen wir allerdings unfassbarerweise auf Otto Retzer verzichten, dafür hat Werner Röglin seinen üblichen Kurzauftritt als sehr warmer Bruder, Rinaldo Talamonti (heute Gastronom und FDP-Mitglied im Münchener Stadtrat) darf natürlich als Papagallo nicht fehlen, und schließlich war Marie Luise Lusewitz hier sowohl als Maskenbildnerin aktiv als auch vor der Kamera, wo sie als Wirtin der "Glückauf"-Kneipe dankenswerterweise wieder ihre Möpse entblößt. In beiden Tätigkeiten schreckte die gute Marie-Luise auch vor pornographischen Tätigkeiten nicht zurück.

Derlei gibt es hier natürlich nicht, doch ist die Tonspur manchmal schon derbe.

"Pass doch auf" (Noppeney zu Erna, nachdem sie etwas runtergeschmissen hatte)
"Ich muss nicht aufpassen, ich nimm doch die Pille"
"Mann, bist du doof!"
"Doof fickt gut!"

Und wer glaubt, dass das "arschgefickte Suppenhuhn" eine Erfindung der Sadomania-Synchro war, darf sich hier auch einen besseren belehren lassen.

Dass sich hinter dem Pseudonym "Siggi Götz" Sigi Rothemund verbirgt, ist bekannt. Auch andere Beteiligte zogen es hier vor, im unbekannten zu bleiben. So nennt sich der Kameramann "G. Ford" und der Drehbuchautor "G. Elsenkirchen" (dabei wird der G-Punkt im Film doch gar nicht erwähnt, muahaha), was für den Buio-Omega-Club doch eine Verpflichtung darstellen sollte, dieses Werk zurück auf die große Leinwand zu bringen.

Ach ja, Gerhard Heinz versorgt uns wieder mit deutschem Liedgut "jajaja bumsfallera", womit der Filminhalt letztlich auch hinreichend wiedergegeben ist.

Fazit: Macht Laune, doch fragt man sich bang: Gab es wirklich mal eine Zeit, in der Frauen (hier: Erna) gerne potthässlichste Perücken trugen?
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Nello Pazzafini
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Re: Bohr weiter Kumpel - Siggi Götz

Beitrag von Nello Pazzafini »

der unterhält recht gut wenn man auf solche Klamotten steht......alles dabei was Mann braucht :D
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster directupload.net leider nicht mehr verfügbar.
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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Maulwurf
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Re: Bohr weiter Kumpel - Siggi Götz

Beitrag von Maulwurf »

Bohr weiter, Kumpel!
Deutschland 1974
Regie: Siggi Götz
Alexander Grill, Leopold Gmeinwieser, Klaus Münster, Roman Skrobek, Gerhard Ruhnke, Renate Kasché, Bert Lock, Puppa Armbruster, Rinaldo Talamonti, Elisabeth Volkmann, Alena Penz, Claudia Fielers


Bohr weiter, Kumpel!.jpg
Bohr weiter, Kumpel!.jpg (102.89 KiB) 384 mal betrachtet
OFDB

Die Kumpels arbeiten zusammen unter Tage, nach Feierabend saufen sie gemeinsam in der Kneipe, und vor allem sind sie seit fünf Jahren eine Lotto-Tippgemeinschaft. Und jetzt, jetzt ist es endlich soweit: 5 Richtige mit Zusatzzahl! 33.500 Mark für jeden!! Und Erwin, der auf der Lottoannahmestelle war – weiß nicht mehr, wo der Schein ist ...
Erwin der Unglücksrabe traut sich nicht sein Pech zu erzählen, derweil die Kumpels sich vom Wucherer, dem dicken Noppeney, schon mal jeder 5000 Mark leihen und munter anfangen das Geld auszugeben. Weil aber, was natürlich keiner wissen darf, Erwins Ernaspatz bei der Wirtin Käthe ein paar Mal die Beine breitmacht, und deswegen eine Menge Geld reinkommt, dadurch bekommen die Freunde den Verdacht, dass der Erwin sie gelinkt hat, und die Kohlen für sich behalten will. Ein Teufelskreis …

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Das waren die wirklichen 70er-Jahre: Nix mit J&B, Designerklamotten und stylischen Wohnungseinrichtungen. Stattdessen harte Maloche, knallharter Sex, geschmacklose Tapeten, noch geschmacklosere Schlagermusik und die Suche nach dem großen (Lotto-) Glück. Dazu versmogte Städte und ein Ford Granada als das Größte was es nur gibt. BOHR WEITER, KUMPEL ist eine supersympathische Komödie, die sich nur um zwei Dinge dreht: Ums Bumsen und um die Jagd nach dem verschwundenen Lottoschein. Was anderes hat es hier nicht, und diese beiden Themen reichen locker, um 87 Minuten komplett und ausgesprochen zufriedenstellend zu füllen. Die einfachen Malocher vom Tagebau, ihre Frauen die Zuhause sitzen und drauf warten dass die Männer endlich aus der Kneipe kommen und dann auch noch Lust haben sollen auf Sex, die Jugendlichen, die sich ineinander verlieben aber keinen Platz haben um mal so richtig kuscheln zu können … Alle werden sie mit ihren Stärken und Schwächen gezeigt, der Film macht sie nie lustig über die Charaktere, und man würde mit jedem von den Kumpels in die Kneipe und mit jeder der Frauen ins Bett gehen wollen, so menschlich (und im Falle der Frauen auch sexy) kommen sie rüber.

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Die Geschichte selber, mit all ihren Nebenhandlungen und sympathisch gezeichneten Figuren, ist dabei nicht nur sexy, sondern auch ziemlich lustig, und macht auch heute noch richtig Spaß. Der Kleiderschrank der zu dem schwulen Pärchen gehievt wird (und in dem sich ein nacktes Hetero-Pärchen versteckt), oder die Geschichte um den Wucherer Noppeney, seinen Seitensprung, und das junge Pärchen Oskar und Heike, die sich aus Versehen alle in Noppeneys Liebesnest treffen, und was Oskar aus diesem Treffen alles an Vorteilen für sich und seine geliebte Heike rausholt, das ist lustig. Witzig. Urkomisch. Die Episödchen sind nicht ausgewalzt sondern genau auf den Punkt gebracht und werden genau an der Stelle beendet, an der der Spaß am Größten ist. Der ein oder andere Witz mag deutlich 50 Jahre alt sein, aber im Großen und Ganzen funktioniert diese nostalgisch anmutende Situationskomik auch heute noch einwandfrei. Genauso wie das arschgefickte Suppenhuhn …

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8/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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sid.vicious
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Re: Bohr weiter Kumpel - Siggi Götz (1974)

Beitrag von sid.vicious »

Wird ja bekanntlich nicht zu den "Lass jucken-Filmen" vom (Franz) Marischka gezählt. Die ersten drei der Reihe sind köstlich. Wie sehr ich mich doch freuen würde, wenn diese eine HD-Veröffentlichung spendiert bekommen. Ich durfte sie vor ein paar Jahren gar im Kino schauen und die Stimmung im Publikum war bombastisch, denn die Jokes zündeten nahezu im Sekundentakt. Mit dem Schauplatzwechsel des vierten Films (nach Bayern) wird es für mich leider deutlich schwächer.

BOHR WEITER, KUMPEL! habe ich vor vor einer Ewigkeit mal als VHS gehabt. Es ist halt eine Ewigkeit her, aber da mir ein derart gelagerter Humor sehr zusagt, zudem das Ruhrgebiet der 1970er in wundervoller Erinnerung geblieben ist (von dem damaligen Flair ist hier allerdings nichts mehr zu spüren) würde ich den Film bestimmt auch heute mögen, sodass einer Zeitreise nichts im Wege steht.
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