Das 7. Opfer - Franz Josef Gottlieb (1964)

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Das 7. Opfer - Franz Josef Gottlieb (1964)

Beitrag von sid.vicious »

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Alternativer Titel: Das siebente Opfer
Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
Produktion: CCC Kunstfilmstudio GmbH (Artur Brauner)
Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Franz Josef Gottlieb
Drehbuch: Franz Josef Gottlieb
Kamera: Richard Angst
Schnitt: Walter Wischniewsky
Musik: Raimund Rosenberger
Länge: ca. 93 Min.
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Hansjörg Felmy: Peter Brooks
Ann Smyrner: Avril Mant
Hans Nielsen: Reverend Turner
Wolfgang Lukschy: Ed Ranova
Heinz Engelmann: Inspektor Bradley
Helmuth Lohner: Gerald Mant
Walter Rilla: Lord Mant
Harry Riebauer: Veterinär Trent
Peter Vogel: Butler Irving
Trude Herr: Molly Dobson
Alice Treff: Jenny Stratford
Ann Savo: Yo Ma
Friedrich G. Beckhaus: Jockey Palmer
Edgar Wenzel: Giuseppe Ranova
Rolf Eden: Ed Ranovas Bodyguard
Werner Peters: Mysteriöser Partygast
Dieter Borsche: Mysteriöser Mann im Club
Rolf Zacher: Kellner im Club

Innerhalb einer Adelsfamilie kommt es nach und nach zu Todesfällen die durch Mord hervorgerufen werden. Weiterhin tauchen immer mehr dubiose Gestalten auf die das Rennpferd der Familie schwächen wollen, da dieses als Favorit in einem anstehenden Derby gilt.

Franz Josef Gottlieb der u.a. auch die beiden Karl May Orient Filme „Durchs wilde Kurdistan“ und „Im Reiche des silbernen Löwen“ drehte hat mit „Das siebente Opfer“ eine unterhaltsame Bryan Edgar Wallace Verfilmung geschaffen. Unterhaltsam, aber auch nicht mehr, denn von Lobeshymnen ist dieser Film weit entfernt. Die Story ist vereinzelnd recht wirr inszeniert und es stellt sich heraus, dass fast jeder der Beteiligten Schulden bei einem anderen hat oder letztendlich eine unrühmliche Vergangenheit vorweisen kann. Was die Beteiligten nun tun wollen um ihrer prekären Lage zu entfliehen, wissen sie vereinzelnd selber nicht.

Gottliebs Film steigert sich allerdings in seinem Verlauf, was die Spannung anbelangt und dieses muss man ihm zu Gute halten, auch wenn die Lösung eher altbacken und bekannt ist.

Die Darsteller machen ihre Sache recht sauber. Heinz Engelmann zeigt als Inspektor Bradley eine sehr dominante und auch sympathische Person, die das Rätsel gezielt zu lösen vermag. Hansjörg Felmy holt aus der Rolle des Peter Brooks das raus, was möglich ist. Die Dänin Ann Smyrner kann den Part der Avril Mant überzeugend vermitteln und Peter Vogel ist als Butler Irving ein Klugscheißer par Excellence. Der gebürtige Wiener sollte dem Freund des europäischen Kriminalfilms noch aus der Serie „Kottan ermittelt“ bekannt sein. Vogel verkörperte die Rolle des Major Kottans dreimal („Hartlgasse 16a“, „Der Geburtstag“, „Nachttankstelle“). Neben dem auflockernden Part des Butlers hat der Film weiterhin Trude Herr als Molly Dobson zu bieten. Auch dieser Part nervt nicht, sondern dient zur allgemeinen Handlungsauflockerung.

Atmosphäre hat der Film eher wenig zu bieten, abgesehen von einigen Außenaufnahmen im Nebel. Die Räumlichkeiten innerhalb des Schlosses sind mit einem gewissen Wohlfühlfaktor gepaart.

Fazit: Eine durchschnittliche Bryan Edgar Wallace Verfilmung, die nach dem bekannten Prinzip vorgeht. Nichts Überragendes, aber auch nicht schlecht inszeniert.

6,5/10
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Nello Pazzafini
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Re: Das siebente Opfer - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Nello Pazzafini »

ich fand den schon recht gut, leicht gialloesk sogar, definitiv eine der besseren frühen Bryan E. Wallace Verfilmungen.
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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Blap
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Re: Das siebente Opfer - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von Blap »

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Das 7. Opfer (Deutschland 1964, Originaltitel: Das siebente Opfer)

Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf (nicht) Galopp!

Satan ist ein erstklassiges Rennpferd, es soll für seinen Besitzer Lord John Mant (Walter Rilla) ein vielbeachtetes und prestigeträchtiges Rennen gewinnen. Beim Training fällt der Jockey einem "Unfall" zum Opfer, wenig später wird auf dem Anwesen der Familie Mant ein Musiker getötet. Inspektor Bradley (Heinz Engelmann) trifft bei seinen Ermittlungen auf zahlreiche Verdächtige, doch die Mordserie soll erst noch auf Touren kommen. Tatsächlich wird wenig später Lord Mant mit einer Forke erstochen, seine Leiche findet man in den Stallungen auf. Welche Rolle spielt Peter Brooks (Hansjörg Felmy), der seit kurzem als Gast bei der Familie Mant wohnt? Brooks schnüffelt in der Nacht herum, seine Absichten sind undurchsichtig. Besonders verdächtig macht sich der zwielichtige Barbesitzer Ed Ranova (Wolfgang Lukschy), der um jeden Preis den zu erwartenden Sieg von Satan verhindern will. Ranova übt Druck auf den Tierarzt Dr. Trent (Harry Riebauer) aus, der selbst mit einer fragwürdigen Vergangenheit zu kämpfen hat. Weitere Morde geschehen, Inspektor Bradley fühlt Ed Ranova erneut auf den Zahn, doch dieser kann sich wie ein glitschiger Aal dem Zugriff entwinden. Dr. Trent schiebt derweil Liebeskummer, denn die hübsche Avril Mant (Ann Smyrner) erteilt ihm eine eindeutige Absage. Lässt Trent seinen Zorn über die vergebliche Liebesmüh, an der Familie Mant und deren Umfeld aus? Was treibt die schrullige Molly (Trude Herr) für ein Spiel, die sich offiziell als "Diät-Schwester" um Peter Brooks kümmern soll? Selbst Gerald Mant, der Sohn des ermordeten Lord John, zählt zum Kreis der Verdächtigen. Geralds Verhältnis zu seinem Vater war nicht das Beste, zu allem Überfluss verbindet den Erben eine gefährliche "Geschäftsbeziehung" mit Ed Ranova...

"Das siebente Opfer" ist der letzte von insgesamt sechs "Bryan Edgar Wallace" Streifen aus dem Hause CCC-Film, der noch in klassischem Schwarzweiß produziert wurde. Erst 1969 bemühmte CCC-Film den bekannten Namen "Bryan Edgar Wallace" erneut, Dario Argento lieferte sein Debüt "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ab. Freilich in Farbe gefilmt, zählt dieses Werk zu den bekanntesten Vertretern des Giallo, aber das ist eine andere Geschichte...

Franz Josef Gottlieb nahm bei "Das siebente Opfer" auf dem Regiestuhl Platz. Zuvor hatte er "Das Phantom von Soho" (1964) für die Reihe inszeniert, weitere Streifen für CCC-Film und Rialto gehen ebenfalls auf sein Konto: "Der Fluch der gelben Schlange", "Der schwarze Abt" (beide 1963), "Die Gruft mit dem Rätselschloss" (1964). Besondere Beachtung verdient die grandiose Kameraarbeit von Richard Angst. Obwohl "Das siebente Opfer" lediglich im Format 1,33:1 vorliegt, zaubert Angst wundervolle Einstellungen und äussert stimmungsvolle Bildkompositionen aus dem Hut. Diese herausragende Qualtität wertet den Film deutlich auf, es ist ein Hochgenuß diese Bilder sehen zu dürfen! Musikalisch geht es unscheinbarer zur Sache, der Score von Raimund Rosenberger erfüllt seinen Zweck, kann sich aber nicht in den Ohren festbeissen. Bei Franz Josef Gottlieb scheinen Talent und Gemurkse oft einen Kampf miteinander auszutragen, man schaue sich die reichlich mittelprächtige Rialto Produktion "Die Gruft mit dem Rätselschloss an". Doch "Das siebente Opfer" ist ein toll inszenierter Film, der kurzweilig und humorig angelegt ist, mit seinem knuffigen Charme offene Türe bei mir einrennt.

Die Besetzung bietet viele bekannte Gesichter auf. Die ganz grosse "Starpower" mag auf den ersten Blick fehlen, aber alle Akteure sind passend besetzt und spielen motivert auf. Hansjörg Felmy wird weniger abverlangt, als er in der tragischen Rolle zeigen musste, welche er in "Das Ungeheuer von London-City" innehatte. Negativ wirkt sich diese Tatsache keineswegs aus, Felmy bietet eine launige und durchweg sympathische Darbietung, nicht zu glatt, nicht zu eckig. Heinz Engelmann gefällt mir als knarziger Kriminalist sehr gut, ihn hätte ich gern in weiteren Filmen aus dem "Wallace Universum" gesehen. Hans Nielsen überzeugt als Kirchenmann mit Hang zur Schleimerei, Walter Rilla verabschiedet sich in der Rolle des Lords recht früh, seine Darbietung ist tadellos. Für die schauspielerischen Highlights sorgen die "windigen" Gestalten, allen voran Wolfgang Lukschy, der einen reichlich abscheulichen Ganoven abgibt, was ihm ganz großartig gelingt! Helmut Lohner gefällt als hektischer, unsympathischer "Junglord", der den Vorfällen zu keiner Zeit gewachsen ist, mit hysterischen Ausbrüchen für Unruhe sorgt. Harry Riebauer darf einen besonders interessanten, ambivalent angelegten Part spielen, auch vor seiner Leistung verneige ich mich sehr gern. Peter Vogel gewinnt der meist sehr klischeehaften Rolle des Butlers neue Facetten ab, was für die Qualität seiner Darstellung spricht. Gleichwohl auch für die Klasse des Drehbuchs, welches wir Regisseur Gottlieb zu verdanken haben. Herrlich die unglaublich groteske Arroganz von Alice Treff, die als Lady Stratford hochnäsig und borniert durch die Kulissen stolziert. Ann Smyrner fungiert als Blickfang, allerdings stiehlt ihr die sehr attraktive Anneli Sauli die Show, sowohl in optischer Hinsicht, als auch von der Anlage der Rolle her. Trude Herr soll nicht ungenannt bleiben, sie bringt zusätzlichen Schwung in die Sause, stürmt mit ihrer grob-herzlichen Art auf den Filmfreund ein.

Je mehr Gedanken ich mir über den Film mache, umso liebenswerter erscheint mir "Das siebente Opfer". Flott-freche Inszenierung, ein pfiffiges Drehbuch, die Kameraarbeit auf höchstem Niveau. Dazu gut aufgelegte Schauspieler, eine wohl dosierte Menge Ironie. Abgerundet durch die von Fans geschätzten Standards, so fehlt es auch hier nicht an Nebel, ehrwürdigen Gemäuern, sowie einer miesen Spelunke. Besonders gut hat mir der exquisit gestalte Vorspann gefallen, bei dem mir sofort das Herz aufging. Franz Josef Gottlieb hat alles richtig gemacht, neben "Der Fluch der gelben Schlange" seinen besten "Wallace-Film" in trockene Tücher gebracht.

"Das siebente Opfer", auf der DVD-Hülle als "Das 7. Opfer" bezeichnet, teilt sich die "Bryan Edgar Wallace DVD Collection 1", mit den beiden folgenden Titeln aus der Filmreihe von CCC:

• Das Geheimnis der schwarzen Koffer
• Der Würger von Schloss Blackmoor


Mit den schwarzen Koffern läuft die Box unrund an, schwingt sich aber sogleich mit dem Würger zur Topform auf, das 7. Opfer rundet das Paket stattlich ab! Für Fans ganz klar Kaufpflicht, auch für Einsteiger eine lohenswerte Überlegung. Universum hat die Filme mit Sorgfalt aufbereitet, die Box sieht hübsch aus, der Preis ist fair: KAUFEN!

Gut und sehr knuffig = Dicke 7/10

Lieblingszitat:

"Das ist ein Männergespräch, da kann ich dich nicht gebrauchen."

***

Für Statistiker meine kleine "Rangliste", welche die sechs "Bryan Edgar Wallace" Filme beinhaltet, die in der Zeit von 1962-1964 entstanden:

1. Der Würger von Schloss Blackmoor - Schöner Beitrag mit einem "gialloesken" Killer.
2. Das siebente Opfer - Bewährtes trifft auf frischen Wind, eine sehr positive Überraschung!
3. Der Henker von London - Trotz kleiner Schwächen sehr sympathisch.
4. Das Ungeheuer von London-City - Der gruseligste Beitrag in dieser Liste, mit herrlich fiesen Morden.
5. Das Phantom von Soho - Regisseur Gottlieb war diesmal nicht in bester Form, trotzdem ein angenehmer Streifen.
6. Das Geheimnis der schwarzen Koffer - Recht dröge und zähflüssig, teils schwach besetzt. Zusammen mit "Der Rächer" der Bodensatz der Wallace Filme.

Fazit: Die beiden Spitzenreiter liegen nahezu auf gleicher Höhe, #3 fällt knapp zurück. Position vier und fünf sind solide, doch man hätte mehr daraus machen können. Lediglich der sechste Rang fällt deutlich ab, ist nur für Fanatiker und Komplettisten von Belang.
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Re: Das siebente Opfer - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 25.09.2020 bei Pidax noch einmal auf DVD:

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Extras:
- Booklet mit vielen Bildern und Infos (Nachdruck der Illustrierten Film-Bühne)
- dt. Werberatschlag (PDF)
- Bildergalerie
- Interview mit Regisseur Franz Josef Gottlieb
- dt. Trailer

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=104300
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das siebente Opfer - Franz Josef Gottlieb

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 02.04.2021 bei Pidax auf Blu-ray erschienen:

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Extras:
- Interview mit Regisseur Franz Josef Gottlieb
- Werbematerial (PDF)
- Bildergalerie
- dt. Trailer

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=107680
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das 7. Opfer - Franz Josef Gottlieb (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.03.2023 noch einmal bei Pidax innerhalb der "Bryan Edgar Wallace Krimi-Collection"-9-DVD-Box:

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Beinhaltet:
Das Geheimnis der schwarzen Koffer
Der Würger von Schloss Blackmoor
Der Henker von London
Das Phantom von Soho
Das Ungeheuer von London-City
Das 7. Opfer
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
Der Todesrächer von Soho
Das Geheimnis des gelben Grabes

Bemerkungen:
9 DVDs in einem Keepcase mit Wende-Inlay (inwendig ohne FSK-Logo)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=122221
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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