DIE TOTE IM DORNBUSCH (Folge 4)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Paul Albert Krumm, Ellen Umlauf, Alice Treff, Jan Hendriks, Arthur Brauss, Thomas Astan, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Georg Tressler
Am Rande der Autobahn wird eine tote Frau gefunden, sie wurde dort einfach abgelegt. Die Ermordete war die Wirtin einer Autobahnraststätte, zu der die ersten Spuren führen. Die Ermittlungen ergeben, dass bei ihr zweifelhafte Kundschaft verkehrte und dass sie diverse Liebschaften pflegte. Verdächtige sind also schnell gefunden, zu denen auch ihr gehörnter Ehemann gehört, der allerdings einen ihrer Liebhaber, einen Lastwagenfahrer, schwer belastet. Als auf der Ladefläche seines LKW auch noch ein Schuh der Toten gefunden wird, verdichten sich die Verdachtsmomente...
Diese Kommissar-Folge wurde von Georg Tressler recht solide inszeniert und die Konzentration liegt ausschließlich auf der Ermittlungsarbeit, die dem Zuschauer Stück für Stück eingängig präsentiert wird. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Grabert, dem Kommissar Keller unterstützend zur Seite steht, ihn quasi mit beinahe rhetorischen Fragen in richtige Bahnen lenkt, wenn es denn sein muss. Eine recht überzeugende Variante bei der im Endeffekt vielleicht ein bisschen zu wenig Spannung vermittelt wird. Von den beteiligten Personen sind schnellstens brauchbare Psychogramme gezeichnet, so dass sich der Kreis der Verdächtigen schließt. Auffallend in dieser Folge sind die emotionalen Anflüge der Ermittlerfiguren, Grabert finde den LKW-Fahrer beispielsweise »zum Kotzen«, Kommissar Keller fragt sich, was die Ermordete nur an ihm gefunden habe und behandelt ihn, oder etwa Jan Hendriks bei den Befragungen teils abschätzig, fungiert also weniger als Zuhörer und erspart sich in manchen Situationen seine Sachlichkeit. Das wirkt insgesamt schon sehr erfrischend, der Zuschauer bekommt einen Einblick in die Arbeit, die auf Dauer sicher aushöhlt, weil man es immer wieder mit den gleichen Leuten und den selben Fällen zu tun hat. Außerdem sieht man noch, dass sich die beiden wirklich gut verstehen.
Die Besetzung zeigt sich insgesamt in guter Spiellaune. Paul Albert Krumm, prädestiniert für Rollen Rund ums Klischee, der zu den Männern gehöre, die weinen wenn sie lieben, spielt recht überzeugend. Mit seiner Frau ist er emotional an seine Grenzen gestoßen und es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er seiner Qual selbst ein Ende gemacht hat, und ihr in einer Ausnahmesituation einfach den Hals umgedreht hat. Jan Hendriks, der in der Raststätte kellnert, erwähnte in einem Nebensatz, dass sich die Ermordete komischerweise nur für ihn nicht interessiert habe, aber für alle anderen, oder Arthur Brauss, dem die Damen seit jeher scharenweise nachgelaufen sein sollen. Trotz eindimensionaler Zeichnungen sind die Rollen überzeugend interpretiert worden. Ellen Umlauf, ein Multitalent für unterschiedlichste Rollen aus jedem Milieu, als neugierige Bedienung, die vom Kommissar permanent herumgeschickt wird, sehe ich immer sehr gerne. Als schließlich der Vater der Toten den Kommissar bittet, seiner Frau keine Details zum Mord zu erklären, erwartet man eine am Boden zerstörte, eingeschüchterte und schwache Frau. Dann taucht diese Frau Kettler in Form von Alice Treff auf, und man ist verblüfft über deren Stärke und nüchterne Ansichten. Was ich persönlich fast tragisch fand ist, dass es im Verlauf keine einzige Träne für die Tote gab, auch nicht von ihren Eltern. Ihre Mutter übernimmt wenigstens ein spätes und eindeutiges Plädoyer für ihre Tochter. Alice Treff überrascht jedenfalls mit der besten schauspielerischen Leistung der Gastdarsteller. Zum Finale der Episode versammeln sich alle Verdächtigen, es gibt nochmals ein unerwartetes Hinzukommen einer Person, die den entscheidenden Hinweis liefert, und es kommt zu einer zufriedenstellenden Auflösung. "Die Tote im Dornbusch" ist für mich kein großes Highlight der Reihe, punktet aber mit gleichbleibendem Niveau in allen Bereichen.