Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann (1979)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann (1979)

Beitrag von Onkel Joe »

Die Hamburger Krankheit.jpg
Die Hamburger Krankheit.jpg (359.04 KiB) 368 mal betrachtet

Originaltitel: Die Hamburger Krankheit
Herstellungsland: Deutschland/Frankreich/1979
Regie: Peter Fleischmann
Darsteller: Helmut Griem, Fernando Arrabal, Carline Seiser, Tilo Prückner, Ulrich Wildgruber, Rainer Langhans, Leopold Hainisch, Romy Haag, Evelyn Künneke und Peter von Zahn.

Story: Eine verheerende Seuche verbreitet sich ausgehend von Hamburg über Deutschland Die Seuche hat im Volksmund schnell den Namen "Die Hamburger Krankheit". Während sich die Gelehrten noch über die Herkunft der Seuche streiten versucht die Politik verzweifelt die Ausbreitung einzudämmen und schreckt auch vor der Zwangs-Isolation der bereits Infizierten nicht zurück: Auch Personen die nur vermutlich infiziert sind, oder mit Infizierten Kontakt hatten, werden mit in die Quarantäne gesteckt.Unter den Eingesperrten ist auch der Glücksritter und Würstchenverkäufer Heribert (Ulrich Wildgruber) der jedoch bereits seine Flucht geplant hat. Mit ihm flüchten der Arzt Sebastian (Helmut Griem), die introvertierte Ulrike (Carline Seiser) und der an den Rollstuhl gefesselte Ottokar (Fernando Arrabal). Im letzten Moment, bevor alles abgeriegelt wird, schaffen es die vier Hamburg zu verlassen. Auf einer Odyssee durch Deutschland Richtung Süden treffen die Flüchtlinge auf menschenleere Landstriche, verlassene Dörfer und leere Autobahnen - und auch auf viele Tote.

Ein absoluter Geheimtip, dieser Film ist grandios und für uns Fan des Exploitionkinos ein muss.
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Nello Pazzafini
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Nello Pazzafini »

der klingt aber gut, kenn ich noch gar nicht.....muss ich mal meine fühler ausstrecken danach :D
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Onkel Joe
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Onkel Joe »

Nello Pazzafini hat geschrieben:der klingt aber gut, kenn ich noch gar nicht.....muss ich mal meine fühler ausstrecken danach :D
Mach das, der Film ist Klasse und recht günstig auf DVD zu bekommen.
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Nello Pazzafini
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Nello Pazzafini »

wird gemacht! Geiles Plakatmotiv!! :thup:
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Onkel Joe
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Onkel Joe »

Nello Pazzafini hat geschrieben:Geiles Plakatmotiv!! :thup:
Von Roland Topor ;) :popcorn:
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jogiwan
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von jogiwan »

Sehr seltsame Mischung aus Katastrophenfilm und Drama mit Heimat-Einschlag, der teils surreal, teils grotesk die Geschichte einer mysteriösen Krankheit erzählt, die die Bevölkerung von Deutschland sterben lässt. Mittendrin sind eine Handvoll Protagonisten, die auf ihrer Flucht immer wieder auf die unterschiedlichsten Befindlichkeiten der deutschen Bevölkerung stößt und sich dennoch nicht beirren lassen. Irgendwie ist der Streifen schon sehr strange, aber auf eine positive Art und Weise und auch wenn mir "Die Hamburger Krankheit" einen Ticken zu lang erscheint, so bleibt die ungewöhnliche Reise durch das kontaminierte Deutschland mit seinen skurrilen Figuren und der Musik von Jean Michel Jarre doch immer interessant.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Adalmar
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Adalmar »

Die Hamburger Krankheit (Peter Fleischmann) Deutschland 1979

Eine geheimnisvolle Seuche erfasst Deutschland, vermutlich vom Hamburger Hafen aus eingeschleppt. Die Opfer der Krankheit erstarren in einer embryonalen Haltung. Ein Medizinprofessor (Helmut Griem) versucht der Sache auf den Grund zu gehen und schlägt sich mit anderen Ausreißern aus der unter Quarantaine gestellten Stadt nach Süden durch.

Das Hauptfigurenpärchen könnte zunächst klischeehafter nicht sein. Ein gut aussehender blonder Mediziner, der gedankenvoll die Krankheit "analysiert", und eine hübsche junge Frau (Carline Seiser), die ihm überallhin nachläuft und wie gebannt an seinen Lippen hängt. Immerhin machen Fleischmann und sein Co-Autor Roland Topor hier den Publikumserwartungen gegen Mitte des Films einen Strich durch die Rechnung.

Dazu kommen ein anarchischer Rollstuhlfahrer namens Ottokar, der gerne Leute anbrüllt (Regisseur und Bühnenautor Fernando Arrabal in einer letztlich etwas behindertenfeindlichen Rolle) und ein Würstchenverkäufer (Ulrich Wildgruber), der dem Professor immer wieder seinen Führungsanspruch streitig macht. Er hat hauptsächlich seine eigenen Interessen, sprich Überleben, im Sinn, wohingegen der passionierte Mediziner ohne jede Vorsichtsmaßnahme die herumliegenden Leichen dreht und wendet.

Auf eine (und sei es nur auf fiktiver Ebene) schlüssige Deutung der Krankheit braucht man hingegen nicht zu warten, denn außer ein paar philosophisch angehauchten Anmerkungen mit Blick in die Weite erfährt man nichts vom Professor. Dafür gibt es zahlreiche völlig wirre Situationen wie ein Gefecht zwischen einem amokfahrenden britischen Panzer und einem Hubschrauber und mitten im Chaos beginnt unser Würstchenverkäufer seine Ware an den Mann zu bringen, obwohl Ottokar zuvor das meiste davon in einem Wutanfall aus dem Wagen gekickt hatte. Später im Film hat der Würstelmann das Metier gewechselt und erklärt nun verschiedene seuchenhygienische Schutzmittel.

Revoluzzer Rainer Langhans hat auch eine Rolle in dem Panoptikum abbekommen und spricht denkbar steif und schwerfällig seinen Text. Ohnehin ist der Film voll von Laiendarstellern, die hölzern ihre kurzen Dialogzeilen an den Mann bringen. Es erstaunt, dass der ganze unfertig und spontan wirkende Film seinerzeit immerhin vier Millionen Mark gekostet haben soll. Er bezieht letztlich mehr Wirkung aus den skurrilen Auftritten verschiedenster Figuren (Transsexuelle Romy Haag in einer Rolle, die sich weitgehend darauf beschränkt, entkleidet und befummelt zu werden), die in dem Chaos des Films einfach irgendwann da sind, ohne dass das alles irgendeinen Zusammenhang haben müsste. Gegen Ende huldigt Fleischmann dann noch einmal einem früheren Werk und präsentiert eine Jagdszene aus (Nieder??-)bayern.

Als fröhliches Wirrwarr schräger Typen aus den Endsiebzigern ist "Die Hamburger Krankheit" nicht uninteressant, aber falls ein durchdachteres Konzept je hinter dem Film gestanden haben sollte, scheint dieser es irgendwann aus den Augen verloren zu haben.
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Reinifilm
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von Reinifilm »

...wer zuviel Geld hat, kann sich beim Deutschen Filminstitut übrigens auch die 35mm-Rolle ausleihen:
http://deutsches-filminstitut.de/wp-con ... 082012.pdf 8-)
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http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
purgatorio
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann

Beitrag von purgatorio »

DIE HAMBURGER KRANKHEIT (Deutschland, Frankreich 1979, Regie: Peter Fleischmann)

Eine tödliche Seuche bricht in Hamburg aus und verbreitet sich schlagartig in ganz Deutschland. Anfangs verschwiegen und kleingeredet, lässt sich die verheerende und absolut tödliche Krankheit bald nicht mehr verbergen. Behörden, Polizei und Militär wirken zunehmend machtlos…

DIE HAMBURGER KRANKHEIT beginnt rasant, mysteriös und glaubhaft. Die geschilderte Hamburger Zwielichtigkeit erweckt zügig den Eindruck, als hätte sie nichts anderes verdient. Unsympathische Charaktere, sinnlos aggressives Gebaren – und plötzlich sind diese Menschen die Protagonisten. Es beginnt eine Flucht durch Deutschland, die zunehmend schrägere Momente offenbart und schließlich in einem Danse Macabre gänzlich ins Surreale kippt. Mal witzig, mal dramatisch, mal völlig überzogen… eine schwer verdauliche, aber durchaus ansehnliche Mischung, die hier und dort ebenso Längen wie unterschiedliche Qualitäts- und Intensitätsstufen offenbart (die Schweinestallszene geht einem ja wirklich an die Nieren!). Gefiel… irgendwie. Lässt aber auch ratlos zurück. Bewertung spare ich mir.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Arkadin
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Re: Die Hamburger Krankheit - Peter Fleischmann (1979)

Beitrag von Arkadin »

Ausgesprochen interessanter Film. Unglaublich, dass an diesem - der Masse eher unbekannten - deutschen Film Leute wie Roland Topor (Romanvorlage zu "Der Mieter", Drehbuch zu "Der fantastische Planet"), Fernando Arrabal (als Darsteller) und Bunuel-Stammautor Jean-Claude Carrière (in einem frühen Stadium, daher nicht in den Credits zu finden) mitgewirkt haben. Dazu agieren vor der Kamera Helmut Griem, Romy Haag (mit Nacktszene!) und Rainer Langhans. Am Anfang noch recht straight, wird der Film immer merkwürdiger und endet kryptisch. Defintiv sehenswert!
Früher war mehr Lametta
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