Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Moderator: jogiwan

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dr. freudstein
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Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von dr. freudstein »

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Originaltitel: Im Banne des Unheimlichen

Herstellungsland: Deutschland / 1968

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Joachim Fuchsberger, Siw Mattson, Wolfgang Kieling, Pinkas Braun, Monika Burg, Peter Mosbacher,
Siegfried Rauch, Otto Stern, Renate Grosser u.a

Story:
Bei der Beerdigung des Landadligen Sir Oliver Ramsey ertönt dessen eigenes Lachen: Der Auftakt zu einer Reihe von unheimlichen und auch tödlichen Ereignissen. Der Bruder des Verstorbenen glaubt sogar fest daran, dass der verstorbene Bruder noch lebt und beauftragt deshalb Inspektor Higgins (Joachim Fuchsberger) damit, das Geheimnis des lachenden Leichnams zu lüften ...

http://www.ofdb.de/film/9094,Im-Banne-des-Unheimlichen
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Blap
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von Blap »

Im Banne des Unheimlichen (Deutschland 1968, Originaltitel: Im Banne des Unheimlichen)

Als Sir Oliver Ramseys sterbliche Überreste nach einem Flugzeugabsturz beigesetzt werden, glaubt man in der Kirche ein grausiges Lachen aus seinem Sarg zu vernehmen. Sir Cecil (Wolfgang Kieling), der Bruder des Verblichenen, ist fest davon überzeugt, dass Oliver noch unter den Lebenden weilt. Kurze Zeit später wird der Anwalt der Familie Ramsey, von einer unheimlichen Gestalt mit einem an einem Ring montierten Giftstachel ermordet. Scotland Yard nimmt die Ermittlungen auf. Dabei trifft Inspektor Higgins (Joachim Fuchsberger) immer wieder auf die vorwitzige Journalistin Peggy Ward (Siw Mattson), die auf eigene Faust (oft am Rande der Legalität) Recherchen betreibt. Weitere Morde geschehen, der Killer trägt eine Totenschädelmaske und verbreitet Angst und Schrecken. Sir Cecil ist dem Terror nicht gewachsen und droht langsam in den Wahnsinn abzudriften. Derweil macht Sir Arthur (Hubert von Meyerinck) Druck, der neue Vorgesetzte von Inspektor Higgins will nicht als Versager dastehen. Die Mordserie reisst nicht ab, auch Peggy hat bald ungebetenen Besuch, kommt aber knapp mit dem Leben davon. Kann Higgins maskierten Mörder enttarnen, wer steckt hinten den brutalen Tötungen...???

Schon sind wir bereits bei der 26. Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto angekommen. Wieder arbeitete ein bewährtes Team zusammen, Alfred Vohrer führte Regie, Karl Löb bediente die Kamera, Peter Thomas sorgte für die musikalische Untermalung. Ebenso bewährt die Riege der Darsteller, für die weibliche Hauptrolle holte man jedoch mit der Schwedin Siw Matton ein neues Gesicht an Bord. Die Dame mag vielleicht nicht zu den hübschesten "Wallace Girls" gehören, kommt aber sehr sympathisch rüber, und weht wie ein frischer Wind durch das liebenswerte Treiben. Allerdings sollte dies ihr einziger Auftritt in der Reihe werden, eigentlich schade. Joachim Fuchsberger gibt erneut den coolen Macho, seine Rolle ist hier aber wieder ein wenig bodenständiger als z.B. in "Der Mönch mit der Peitsche" angelegt, auf neudeutsch würde man wohl "Back to the Roots" sagen. Statt des knuffigen Siegfried Schürenberg in der Rolle des Sir John, bekommen wir Hubert von Meyerinck als Scotland Yard Obrigen zu Gesicht. Schürenbergs Sir John wuchs einem über die Jahre doch sehr ans Herz. Seine Darbietung wirkte -obwohl oft reichlich grotesk- fast immer stimmig, von Meyerinck versucht mit völlig maßlosen Übertreibungen dagegenzuhalten. Lustig die Szene, in der seine Sekretärin (Ilse Pagé) ihn versehentlich mit Sir John anspricht, was Sir Arthur umgehend auf die Palme bringt. Er habe schliesslich den in den Ruhestand gewechselten Sir John ersetzt (von Meyerinck war nicht nur im echten Leben ein paar Jahre älter als Schürenberg, er sah auch mindestens zwanzig Jahre älter aus). Ilse Pagé kommt leider kaum zum Zuge, ihre Rolle wurde massiv eingeschrumpt, in "Der Hund von Blackwood Castle" betätigte sie sich quasi als Co-Ermittlerin von Sir John. Vielleicht sei am Rande erwähnt, dass Siegfried Schürenberg noch nicht vollständig aus der Serie ausgeschieden war, dazu mehr wenn die Zeit gekommen ist. Wolfgang Kieling agiert überzeugend am Rande des Irrsinns, Pinkas Braun war schon fieser, gibt sich aber zumindest sehr undurchsichtig, Siegfried Rauch darf als Arzt ein echter Kotzbrocken sein. Herrlich ist es Wolfgang Spier als tuntigen Bestatter zu sehen, während Peter Mosbacher mit grün angemalter Fratze durch die Kulissen taumelt. Thomas Danneberg tritt in einer kleinen Nebenrolle auf, wie auch die sehr süsse Ewa Strömberg, die man diesmal nicht völlig verunstaltet hat, wie es in "Der Mönch mit der Peitsche" der Fall war.

Selbstverständlich lässt Alfred Vohrer wieder den Popanz von der Leine. Diverse "unzüchtige" Andeutungen kommen zum Zuge, besondere Freude dürfte ihm der Auftritt von Wolfgang Spier bereitet haben. Für Brüller sorgt Mosbacher als "West-Inder", die scheinbar immer grüne Gesichter haben. Schon der Vorspann macht keine Gefangenen, man beachte das Skelett und den prachtvollen Titelsong. Der Nebel wabert gar allerliebst durch den Film, die Maske des Killers gefällt mir ganz ausserordentlich gut. Würde man mir das Büdget für einen Slasherfilm zur Verfügung stellen, der Schlitzer würde genau diese Maske tragen! Die Story von "Im Banne des Unheimlichen" bietet übrigens mehr Substanz als man zunächst glauben mag. Wir bekommen diverse Verdächtige präsentiert, die Auflösung finde ich durchaus gelungen und nachvollziehbar. Wenn der Film den Schwung der ersten Hälfte beibehalten könnte, hätten wir es für meinen Geschmack mit einem der besten Wallace Streifen zu tun. Da die zweite Hälfte aber ein wenig abfällt -ohne dabei schlapp zu sein- möchte ich das Gesamtbild als gut bis sehr gut bezeichnen. Übrigens wird das Wort "Zombie" hier häufiger benutzt als in manchem Horrorbeitrag, vorzugweise in perfektem Denglisch "Sombie" ausgesprochen.

Wie üblich sei mir der Hinweis auf das Boxset gestattet, welches der Einzelveröffentlichung klar vorzuziehen ist. Die "Edgar Wallace Edition 7" enthält neben "Im Banne des Unheimlichen" folgende Filme:

- Der Mönch mit der Peitsche
- Der Hund von Blackwood Castle
- Der Gorilla von Soho

Erneut ist die Bildqualität sehr ansprechend. Lediglich eine Szene kurz vor Schluss wurde aus einer etwas schwächeren Quelle eingefügt, was aber nicht wirklich störend ist. Für diesen schönen Beitrag zur Edgar Wallace Reihe von Rialto Film ziehe ich gern dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut). Damit macht die siebte Box bisher eine sehr solide Figur, ich freue mich bereits auf die Sichtung von "Der Gorilla von Soho".

Lieblingszitat:

"Aber wer sollte denn auf einer Beerdigung lachen? Ich bitte Sie!"
"Die Erben und der Bestatter!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
dr. freudstein
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von dr. freudstein »

Von mir leider nur wieder Aushangfotos :(

AHF Satz Deutschland
incl. Umschlag der Verleihfirma

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sid.vicious
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von sid.vicious »

Sir Oliver Ramsey wird die letzte Ehre in einer Kapelle erwiesen. Als man seinen Sarg in die Gruft tragen will, ertönt ein lautes Lachen, dass man dem Geist von Sir Oliver zuordnen will. Sein Bruder ist sogar der Meinung, dass Sir Oliver als Untoter umgehen würde. Als es zu den ersten Todesopfern kommt, geht Scotland Yard der absurden Spur auf den Grund.

Was etwas wirr klingt, ist auch ein wenig wirr in seiner Umsetzung. Diese Worte sollte man, wenn man mich als Schreiberling kennt, nicht unbedingt als negativ ansehen, da dieser Film einiges an Unterhaltung zu bieten hat. Dieses ist allerdings u. a. auf einige Momente des unfreiwilligen Humors zu führen. Das Highlight ist demnach wohl Peter Mosbacher als Ramiro. Ramiro hat ein grünes Gesicht im Stile von Hulk und man sagt innerhalb des Films wirklich, dass ein solches Äußeres in Indien normal sein. Ah ja, da haben wir ja zumindest schon wieder was dazu gelernt. Unglaublich ist es auch, das Wolfgang Kieling in der Rolle des Sir Cecil Ramsey, anscheinend tatsächlich der Meinung ist, er würde von einem Skelett bedroht. Nichts gegen die Maskerade, dass ist absolut okay und erinnert mich an die US Punk-Band Misfits, aber wollte Cecil Ramsey dem Zuschauer wirklich weismachen, dass er von einem Toten angegriffen wird?

Hubert von Meyerinck wirkt auf mich in der Rolle von Sir Arthur, wie ein überzogener Klon von Sir John, sprich Siegfried Schürenberg. Habe ich mich in der Vergangenheit vielleicht mal negativ zu Siegfried Schürenberg geäußert, so sei diese Aussage hiermit revidiert. Fakt ist nämlich, dass es Hubert von Meyerinck extrem übertreibt und sehr albern, wenn nicht gar penetrant, wirkt.

Fuchsberger spielt seinen Part, wie immer routiniert runter und glänzt mit der ein oder anderen wörtlichen Spitzfindigkeit, allerdings ohne dabei Oberlehrerhaft zu wirken. Der weibliche Part, sprich die Rolle der Peggy Ward wird von einer, mir absolut unbekannten, Siw Mattson verkörpert, die ihre Sache aber auch recht ordentlich macht. Ein optisches Highlight hat der Film allerdings zu bieten, nämlich Ewa Strömberg als Bibliothekarin. Ein minimaler, aber sehr ansprechender Auftritt.

Was das Handwerkliche anbelangt, so weist Im Banne des Unheimlichen, eine sympathische Atmosphäre auf. Nett ausgewählte Requisiten, verschönern die konventionellen und schaurig schönen Kulissen. Bei den Außenaufnahmen läuft die Nebelmaschine übrigens auf Hochtouren.

Was bleibt zu sagen? Ein unterhaltsamer Film, mit einigen farblich herrlichen Bildern und schönen Kulissen, der neben seiner Spannung auch einiges an gewolltem und ungewolltem Vergnügen, vermitteln kann.
7/10
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Nello Pazzafini
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von Nello Pazzafini »

Filmecho Cover 1968

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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
dr. freudstein
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von dr. freudstein »

Zu Anfang sei schon mal der sehr geniale OST des PETER THOMAS hervorzuheben, der mir wahnsinnig gut gefällt. Den auf Vinyl - muss ich haben :nick: Humor, Krimi und Grusel vermischen sich hier wieder auf einzigartige Weise, wie man sie grad von den späteren "Wallace" Filmen gewohnt ist.

Eine lachende Leiche auf Beerdigungen sorgt für Schlagzeilen in den Medien. Aber Leichen dürfen das, wer will ihnen das verbieten? Schließlich haben die Leichen einen Grund zum Feiern, sie müssen keine Steuern mehr zahlen (gute Nachricht für untot). Ärzte und Bestatter freuen sich am meisten über Leichen, profitieren sie doch davon. Ebenfalls die Erben, aber bitte sehr, der Gönner sollte doch nicht dabei lachen, wie unverschämt. Sombies ziehen umher und treiben die Lebenden in den Wahnsinn, eine Frechheit. Schmuck ist nicht immer schön, wenn es sich um DEN Skorpionring handelt. Achtung, Flucht ist angesagt. Die Maskerade ist natürlich total glaubwürdig. Eine Totenkopfmaske und Skeletthandschuhe, ich grusel mich :angst: :lol:

Die Kirche erweisen sich nicht überraschenderweise als LBS Kunden, sondern gewohnt als Schnorrer. Man mag es ihnen nicht verdenken angesichts der schlechten Konditionen. Wo es Whisky gibt bei einem Pfarrer, wird einem auch schnell offenbart. Somit erweist sich die Bibel doch mal als nützlich.

Gewohnt gute Wallace Kost mit einer Mischung aus Grusel, Humor (besonders anzüglichem...MundzuMundbeatmung erfreute nicht nur Teenies als Vorwand) und Krimi mit einer altbekannten Besetzung. Macht sehr viel Freude das Filmchen und daher zücke ich auch

7,5/10
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DrDjangoMD
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von DrDjangoMD »

In jungen jüngeren Jahren war das sogar mein Lieblings Wallace: Die Geschichte fand ich interessant, die Set-Beleuchtung war überhaupt ein Traum und makabre und humoristische Elemente wurden gekonnt eingefügt. Sicher schmerzt es, dass wir diesmal auf Eddie Arent und Klaus Kinski verzichten müssen, und auch viele der Stamm-Wallace-Besetzung wahrscheinlich wegen dem späten Erscheinungsjahr ausbleiben (Elisabeth Flickenschild, Karin Dor, Harry Wüstenhagen, Werner Peters, Siegfried Schürenberg, nicht mal einer von ihnen gab sich die Ehre :( ) aber dafür haben wir wenigstens Blacky Fuchsberger und der hält eigentlich den gesamten Film bei Laune und als kleines Plus wuselt auch Pinkas Braun hier und da mal irgendwo herum. :nick: Super Film!
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Die Kroete
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Re: Im Banne des Unheimlichen - Alfred Vohrer

Beitrag von Die Kroete »

Joachim Fuchsberger ist hier zum dritten und letzten mal in der Rolle des "Inspektor Higgins" zu sehen.
Schon mal jemanden aufgefallen, daß ihm auch hier zum wiederholten mal, kein Assistent zur Seite steht ?!
Doch schon irgendwie merkwürdig, für einen Edgar-Wallace-Film, aus dem Hause Wendlandt :?

Hubert von Meyerinck hatte hier zum ersten mal seinen Auftritt als "Sir Arthur". Dabei bekomme ich den
Eindruck nicht los, als wolle er nicht nur Siegfried Schürenberg, sondern zeitgleich auch Eddi Arent und Klaus Kinski, ersetzen. Die Mischung aus englischem Adel, Witz und Wahnsinn ist kaum noch zu überbieten.

Alles in allem, ist Im Banne des Unheimlichen der letzte gute Beitrag von Alfred Vohrer zur Wallace-Reihe.

7,5/10
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