Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-2020)

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Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-2020)

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Originaltitel: Pastewka

Herstellungsland: Deutschland / 2005-2020

Regie: Joseph Orr, Jan Markus Linhof, Erik Haffner, Tobi Baumann, Peter Welz

Darsteller: Bastian Pastewka, Sonsee Neu, Bettina Lamprecht, Matthias Matschke, Cristina do Rego, Sabine Vitua, Michael Kessler, Dietrich Hollinderbäumer, Hugo Egon Balder, Lisa Sommerfeldt, Annette Frier, Anke Engelke u. A.
Sitcom um das angeblich wahre Leben des TV-Stars Bastian Pastewka! Bastian Pastewka ist so etwas, was man einen "liebevollen Turnbeutelvergesser" nennt. Er hat eine Freundin, Anne (Sonsee Neu), die ihm immer mit Rat und Tat zur Seite steht und einen Bruder namens Hagen (Matthias Matschke) der ihm, zusammen mit seiner 13 Jährigen Tochter Kim (Cristina do Rego), nicht selten das Leben schwer macht. Dazu kommt dann noch Svenja (Bettina Lamprecht), die bösartige Studentin von nebenan, und Vater Volker (Dietrich Hollinderbäumer), der ebenfalls meist für blanke Nerven sorgt. Und zu allem Überfluss muss er dann auch noch seinen Job als TV-Comedian bewerkstelligen. Ein schier unschaffbares Unterfangen, für den stetigen Pechvogel Pastewka, oder?
Quote: www.ofdb.de
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von buxtebrawler »

„Soooo!“

Den deutschen Komödianten Bastian Pastewka hatte ich, wie vermutlich viele andere, seinerzeit in der „Wochenshow“ kennengelernt, jenem von „Rudis Tagesshow“ inspirierten Comedy-Format im Privatsender Sat.1, das in den 1990ern startete und auch für beispielsweise eine Anke Engelke zum Karrieresprungbrett wurde. Nach meinem Empfinden reichlich unlustig begonnen, steigerte sich die Reihe bald und der junge Bastian Pastewka wurde nach und nach zu meinem Lieblingsdarsteller der „Wochenshow“. Pastewka gelang sodann auch eine beachtliche Karriere als Komödiant, Schauspieler, Synchronsprecher etc., bis er schließlich die Rolle seines Lebens bekam: Für die ursprünglich RTL angebotene, letztlich jedoch von Sat.1 ausgestrahlte Sitcom „Pastewka“ spielt er niemand Geringeren als sich selbst. Inspiriert von der Improvisations-Comedy-Serie „Lass es, Larry!“ entwickelte er zusammen mit Chris Geletneky, Sascha Albrecht, Moritz Netenjakob, Oliver Welke, Stephan Pächer und Rene Förder die Idee, woraus eine Drehbuchvorlage von Geletneky und Albrecht entstand. Die Produktion übernahm das Comedy-lastige Medienunternehmen „Brainpool“, das mit „Pastewka“ neben „Stromberg“ sein absolutes Highlight im Programm hat. In schlanken 23-minütigen Episoden startete die erste Staffel im Jahre 2005, als Regisseure gaben sich in den bisher sieben Staffeln Joseph Orr, Peter Welz, Jan Markus Linhof, Tobi Baumann und Erik Haffner die Klinke in die Hand.

Das Konzept ist so genial wie einfach, erfordert aber auch einen gewissen Mut und vor allem wenig Hang zur Eitelkeit: Bastian Pastewka schlüpft in die Rolle seiner vermeintlichen Selbst, tut also so, er würde er sich selbst spielen, innerhalb seines Alltags, seines Privatlebens, auf Jobsuche, bei Engagements, mit Kollegen etc. Dabei sind die Geschichten natürlich ebenso fiktional wie seine Charakterzeichnung, wenngleich beides ein Stück weit an die Realität angelehnt sein und sich insbesondere sein Persönlichkeitsprofil innerhalb der Serie in einigen Eckpunkten an reale Charakterzüge, Eigenarten und Macken anlehnen dürfte. So glaube ich gern, dass Pastewka als Kind „zu viel“ vorm Fernseher saß und auch später manch Fernseh- oder Videoabend wilden Partys oder sonstigen sozialen Zusammenkünften vorgezogen und so einen ungeheuren Fundus an Wissen hinsichtlich seiner späteren Branche, nämlich des Fernsehens, aufgebaut hat. Er ist Louis-de-Funes-Fan (worauf das eine oder andere Filmplakat an den Wänden seiner Wohnung hindeutet), hat sämtliche Edgar-Wallace-Filme, „Raumschiff Orion“-Episoden und „Akte X“-Folgen nicht nur gesehen, sondern akribisch sortiert auf VHS mitgeschnitten, hat einen „24“-Klingelton und hört beim Autofahren gern die Titelmelodien klassischer TV-Sendungen und -Serien (mutmaßlich die von mir ebenfalls begeistert goutierte „Generation Fernseh-Kult“-Kompilationen). Er kauft gleich zwei Fernsehzeitungen pro Woche, um in einer alles anzustreichen, was er sich mit einem seiner zahlreichen Festplattenrekorder aufzeichnen wird, denn das alles sei ja auch so’n bisschen sein Beruf, wie er bei Kritik an seinem oftmals für TV-Sucht gehaltenen Verhalten nicht müde wird zu betonen. Dadurch ist er in der Lage, mit von einem Großteil der Bevölkerung unverständlicherweise als unnützes Wissen diskreditiertem Fachwissen zu glänzen, das er auch gern preisgibt. Gesunde Ernährung, handwerkliche Fähigkeiten, Sport sowie alles andere, das mit größeren Anstrengungen oder Verlust an Bequemlichkeit verbunden ist, zählt hingegen weder zu seinen Stärken noch Interessen. Zudem überschätzt er in schöner Regelmäßigkeit seinen Popularitätsgrad.

Bastian ist mit seiner langjährigen Freundin Annemarie „Anne“ Leifert (Sonsee Neu) liiert, mit der er zu Beginn der zweiten Staffel innerhalb Kölns zusammenzieht. Sie brach einst ihr Medizinstudium ab, als sie Bastian kennenlernte, nimmt es in Staffel 7 jedoch wieder auf. Vor einer Heirat mit ihr drückt sich Bastian permanent und vermeidet stets das Thema Nachwuchs, wenngleich er sie durchaus sehr liebt und nicht missen möchte. Dabei braucht Anne generell starke Nerven, denn die intelligente, attraktive und sympathische junge Frau, die sich als Krankenschwester verdingt, leidet nur allzu häufig unter den Charakterzügen des Serien-Bastians, die weit über seine o. g. Marotten hinausgehen: Ist er in den ersten drei Folgen noch ein zwar wenig empathischer, jedoch weitestgehend gut nachvollziehbar agierender Typ, entpuppt er sich ab den darauf folgenden Episoden als schlecht hinter dem Rücken anderer redender, egoistischer und wehleidiger Opportunist, um keine Ausrede und „Notlüge“ verlegen, wenn es ihm zum persönlichen Vorteil gereicht. Wenngleich er zwischenzeitlich auch immer mal wieder komplett unschuldig ist, so zieht sich doch durch den Großteil der Serie, dass er sich derart in Lügengebilde und Widersprüche verstrickt und dabei die Rechnung ohne den Wirt macht, dass er quasi jedes Fettnäpfchen mit Anlauf mitnimmt, die das Leben für ihn bereithält. Das Sprichwort „Man sieht sich immer zweimal“ gilt hier wortwörtlich; denn so konstruiert es gerade in der ersten Staffel häufig erscheint, dass er seinen „Opfern“ jeweils noch einmal begegnet, so witzig ist es doch auch – insbesondere vor dem Hintergrund des (vermeidbaren) Chaos, das er dadurch meist anrichtet, und das eben nicht selten zum Leidwesen seiner eigentlich so verständnisvollen Anne. Mit dem Karma hat’s Bastian nicht so – dafür das Karma umso mehr mit ihm. Dadurch kann einem Bastian nicht selten fast leidtun, mitunter fiebert man regelrecht mit ihm mit – evtl., weil man sich an eigene, nicht ganz unähnliche Situationen erinnert fühlt, in die man sich eigenverantwortlich hineinmanövriert hat.

Zum festen Hauptfigurenkreis zählen darüber hinaus sein Bruder Hagen (Matthias Matschke), alleinerziehender Vater von Bastians pubertierender und notorisch schlechtgelaunter Nichte Kimberley-Jolante (Cristina do Rego), kurz „Kim“ genannt, die von ihrem Onkel so gar nichts hält. Hagen ist nicht in der Medienbranche oder im Showgeschäft tätig, weit weniger vermögend als sein Bruder und zunächst ungebunden, bis er in Staffel 3 ausgerechnet mit Svenja Bruck (Bettina Lamprecht) zusammenkommt – linksalternative Studentin und Bastians Nachbarin, die schwer von ihm genervt ist. Einerseits weil er sich selten an die Hausordnung hält und sein Altpapier im Treppenhaus stapelt, andererseits aber auch, weil sie über keinen seiner Witze lachen kann und ihn vermutlich irgendwie bereits aus Prinzip ablehnt, weil er ein unkritischer Medienkasper ohne jedes revolutionäre Potential ist. Die Feindschaft zwischen beiden erreicht immer neue Höhepunkt, nimmt im Laufe der Serie obsessive Züge und Ausmaße einer Hassliebe an und ist damit ständiger Motor für neue Verwicklungen – und großangelegte Gags.

Bastians und Hagens Vater Volker (Dietrich Hollinderbäumer) ist einerseits ein notorischer Nörgler und altkluger Besserwisser, der ebenfalls so gar keinen Bezug zu Bastians Brötchenerwerb hat und ihn weit häufiger „Dödel“ denn Bastian nennt, scheint andererseits aber auch so etwas wie der Bodenständigste, Vernunftbegabteste der Pastewkas zu sein. Als Bastians Agentin fungiert Regine Holl, die von Staffel zu Staffel immer stärker dem Alkohol zuzusprechen scheint, während Bastians Karrierechancen analog dazu schwinden.

Als Christoph Maria Herbst begann, den unsympathischen Versicherungsvorgesetzten Bernd Stromberg in der Sitcom „Stromberg“ zu spielen, wurde er teilweise auf der Straße von Passanten angefeindet, die nicht zwischen ihm und seiner Rolle unterscheiden konnten. Diese Serie wiederum nimmt starken Bezug auf Pastewkas tatsächlichen beruflichen Werdegang. So hat auch der Serien-Pastewka in der „Wochenshow“ mitgespielt, mit Kalkofe die „Wixxer“-Filme gedreht und hasst er es, auf seine Rolle als „Sex-TV“-Moderator Brisko Schneider reduziert zu werden. Da erfordert es schon ein großes Maß an Furchtlosigkeit, sich selbst als einen häufig unsympathischen Zeitgenossen darzustellen sowie als jemanden, den man im norddeutschen Raum auch gern und schlicht als „Spacken“ bezeichnen würde. Ohne Rücksicht auf eigene Verluste zieht Pastewka sich durch den Kakao, stellt seine wenig ausdefinierte Anatomie nur mit einer Unterhose oder einem Handtuch bekleidet zur Schau und bezieht sämtliche Klischees und Vorurteile ohne mit der Wimper zu zucken auf sich.
    Doch damit nicht genug: Als besonderer Clou wartet die Serie mit zahlreichen, häufig wiederkehrenden Gastauftritten von Kolleginnen und Kollegen wie Anke Engelke, Christoph Maria Herbst, Michael Kessler (mit dem ihm auch eher eine intime Feind- denn eine Freundschaft verbindet), Hugo Egon Balder, Ingolf Lück, Annette Frier, Oliver Kalkofe, Martin Schneider, Axel Stein und vielen mehr auf, die es ihm gleichtun und damit nicht nur viel Fähigkeit und Mut zur Selbstironie beweisen, sondern der Serie einen starken medien- und branchenkarikierenden/-parodierenden Anstrich verleihen (und damit sind nicht nur die famosen „Sketchup“-Parodien gemeint). Im Prinzip nimmt sich mit „Pastewka“ eine ganze Branche kräftig auf die Schippe. Manch Prominenten sieht man dadurch einmal mit völlig anderen Augen. Wiedersehen mit Sympathieträgern wie Helmut Krauss (Herr Paschulke aus „Löwenzahn“) oder mittlerweile Verstorbenen wie Roger Willemsen sind dabei auch losgelöst vom Kontext besonders schön, während es eine mehr als fragwürdige Unterschichten-Trash-TV-Ikone wie Vera Int-Veen hingegen nun wirklich nicht gebraucht hätte. Der überwiegende Teil der Gastauftritte fügt sich jedoch bestens ins Serienkonzept ein und bereichert die jeweilige Handlung – auch ein „Bernd, das Brot“ beispielsweise in einer besonders bizarren Episode.

Die Drehbücher sind i.d.R. stark und unterliegen einer fortwährenden Weiterentwicklung, sodass wann immer man glaubt, die Serie durchschaut zu haben und die diversen Pointen der gagreichen Episoden voraussehen zu können, man doch immer wieder überrascht wird. Wie Puzzleteile setzen sich auch kleinste Details am Ende zu einem großen Ganzen zusammen, meist zum Nachteil des lernresistenten Bastians. Zahlreiche Running Gags sorgen zudem für Wiedererkennungseffekte und werden wohldosiert eingesetzt. Verzettelt hat man sich in den mitunter gar nicht mal so unkomplexen oder trivialen, meist dennoch innerhalb einer Episode abgeschlossenen Episoden erzählerisch nie und lässt auch den Figuren Raum zur Entwicklung und Entfaltung, ohne ihre gestalterischen Grundsätze aufzugeben. Dass man dabei bisher jeweils fast durchgehend auf ein gleich bleibendes Ensemble zurückgreifen konnte, ist ein besonders glücklicher Umstand, der für die Produktion spricht.

Die ersten fünf Staffeln spielen in einem Kölner Mehrfamilienhaus. In Staffel 2 hat man die Kleidung „der Bruck“ stärker an ihr Image angepasst, was ab ihrer Liaison mit Hagen wieder Stück für Stück zurückgefahren wird. In Staffel 2 arbeitet man vermehrt mit offenen Enden und installiert die erste Doppelfolge. Die zweite Staffel endet mit einer gelungenen, jedoch etwas arg unwahrscheinlichen Entwicklung um Ingolf Lücks große Sommerparty. In Sachen Vehemenz legte man für Staffel 3 offenbar ein paar Scheite drauf, Bastian erscheint noch unsensibler und verletzender. Eine ähnliche Entwicklung hin zum weniger Subtilen nahm auch „Stromberg“ ab Staffel 3, krawalliger oder oberflächlicher wird „Pastewka“ dadurch jedoch nicht wirklich. Auch darüber hinaus schien man ab Staffel 3 das Konzept ein Stück weit überarbeitet zu haben: Was ich zunächst für einen Anschlussfehler zwischen zwei Folgen hielt – Kesslers Nasen-OP ist plötzlich kein Thema mehr und zu sehen ist von ihr auch nichts –, ist offenbar einem geänderten, geringeren Kontinuitätsanspruch geschuldet, nach dem aktuelle Ereignisse in späteren Folgen generell keine Rolle mehr spielen. Daran scheint man jedoch im weiteren Serienverlauf die Drehbücher wiederum angepasst zu haben, sodass keine eigentlich episodenübergreifenden Entwicklungen mehr anberaumt wurden und rückte später auch wieder ganz davon ab – spätestens mit Bastians Heiratsantrag am Ende von Staffel 5, der letztlich auch zum superfiesen Cliffhanger zwischen Staffel 6 und 7 führte.
    Zuvor gab es in Staffel 4 jedoch bereits herausragende, besonders erinnerungswürdige Höhepunkte wie den Rückblick auf die Grimme-Preisverleihung mit Anke Engelke sowie die Posse um den „Journalistentarif“. Etwas schade ist es dann aber doch, dass die seinerzeit eingeführte Kiosk-Clique, die als Bastians Rückzugspunkt fungierte, so bald wieder aufgegeben wurde. Die mit besonders ausgeprägter Meta-Ebene arbeitende Folge „Die Sitcom“ aus Staffel 5 verdient ebenfalls besondere Aufmerksamkeit, wenngleich die in dieser Folge gedrehte fiktive Episode auch für Laien erkennbar unrealistisch schnell fertiggestellt und ausgestrahlt wurde. Der von Bastian verursachte Eklat bei einer Comedy-Preisverleihung ist ein weiteres Highlight, zum Brüllen komisch und mit Fremdschampotential zum Im-Erdboden-Versinken.
    Als Anne und Bastian das Mehrfamilienhaus und damit Frau Bruck, Hagen und Kim zu Beginn der sechsten Staffel für eine luxuriöse Wohnung im Kölner Nobelviertel Marienburg verlassen, ist eine Zäsur zu befürchten. Doch bedeutet dieser Schritt glücklicherweise mitnichten eine räumliche Trennung von den liebgewonnenen Figuren, denn die ganze Mischpoke zieht unmittelbar hinterher. Die Weihnachtsspezialausgabe zwischen Staffel 6 und 7 bietet einmal mehr größtes Vergnügen, wirkt jedoch mit seinem am Ende eingesetzten, die finalen Pointen aus dem Off erläuternden Erzähler unfertig bzw. zu umfangreich für die zur Verfügung gestanden habende Spielzeit. Regelrecht makaber wird’s in Staffel 7, als Hugo Egon Balder seinen Selbstmord inszeniert. Der Nachruf auf ihn ist nicht nur ein Höhepunkt der Episode, sondern vielleicht sogar der ganzen Staffel. Eine unfassbare Folge, die einmal mehr ein hohes Maß an Kaltschnäuzigkeit und Furchtlosigkeit seitens der Schauspieler, in diesem Falle Balders, bedarf. Die Staffel und damit auch die bisher im Gratis-TV ausgestrahlte Serie schließt mit der „metatigsten“ aller Episoden, in der die Protagonisten dieser Serie mit dem Konzept derselben konfrontiert werden.

Die ohne Lacher vom Band auskommende Sitcom macht verdammt schnell süchtig und die Charaktere – allen voran der sich hier auch als großartiger Schauspieler beweisende Bastian Pastewka – wachsen wahnsinnig schnell ans Herz. Die Figurenkonstellation ist vielversprechend und die Drehbücher holen ein Maximum aus ihr heraus. Wer sich mit dem Bonusmaterial der Heimkino-Editionen befasst, wird vielleicht zum Schluss kommen, dass jemand wie Pastewka Autoren und Regisseure benötigt, die seine übersprudelnde, manchmal fast hyperaktiv anmutende Energie, komödiantische Ader und Spielfreude in geordnete, durchkonzeptionierte Bahnen lenken. Dies wiederum unterstreicht die Bedeutung des Teamworks, das in diesem Falle ganz besonders gut zu funktionieren scheint. Die Chemie am Set und aller Beteiligten untereinander muss stimmen, anderenfalls wäre eine derart langlebige Serie mit einem derart stabilen Ensemble wohl kaum möglich.
    Pastewka hat sich mit seiner gleichnamigen Serie bereits zu Lebzeiten und in relativ jungen Jahren ein Denkmal und sich an die Spitze deutscher Humoristen gesetzt. Ein Teil meines Überschwangs mag daher rühren, dass ich mich in so einigem in ihm wiedererkenne und mich gut identifizieren kann (TV-SuchtInteresse, unnützes Wissen usw.), doch auch davon unabhängig ragt „Pastewka“, zusammen mit „Stromberg“ und „Der Tatortreiniger“ im zugegebenermaßen übersichtlichen Feld deutscher Sitcom-Serien qualitativ weit heraus. „Pastewka“ erinnert mich zudem an selige Zeiten, in denen Sat.1 zumindest teilweise noch gut guckbar war. Sat.1 hat alle 67 Folgen der sieben Staffeln sowie das Weihnachts-Spezial zwischen 2005 und 2014 erstausgestrahlt, ist seitdem jedoch weiter abgeflacht, sodass entweder Interesse oder Mittel fehlten, sich die mittlerweile erfreulicherweise abgedrehte achte Staffel zu sichern. Diese ist nun lediglich per amazonPrime streambar und ich hoffe, dass man möglichst bald in den Genuss einer Heimkino-Veröffentlichung kommt.
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Adalmar »

Das Warten hat sich gelohnt! Eine umfassende und hervorragend formulierte Besprechung, die hoffentlich vielen Lesern Lust auf diese sehr gelungene Serie macht.

Die erste Folge der achten Staffel wird am 26. 1. auf Amazon Prime veröffentlicht.
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von buxtebrawler »

Adalmar hat geschrieben:Das Warten hat sich gelohnt! Eine umfassende und hervorragend formulierte Besprechung, die hoffentlich vielen Lesern Lust auf diese sehr gelungene Serie macht.
Vielen Dank! :)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Arkadin »

Ja, sehr schöner Text. Das Warten hat sich also gelohnt :) Das mit "dem sich selbst wiedererkennen" kenne ich nur alzu gut. Da lacht man erst schallend, dann wird man rot. Mein liebster Moment: Basian mit seinem neuen, die Uhrzeit an die Decke werfenden Wecker im Bett. :lol: :palm: :oops:
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Adalmar »

Die achte Staffel ist da (Amazon Prime) und schlägt einen ernsteren Ton an als die bisherige Serie. Bastian, der schon vier Staffeln als Schwulenkarikatur in Annette Friers (fiktiver) Serie "Frier" gespielt hat, hat die Nase voll von tuntigen Gesten und den Witzen über seinen Hals. Er ist in der "Midlife Crisis", wie seine liebe Freundin Svenja Bruck schadenfroh feststellt, und macht teils unabsichtlich gravierende Einschnitte in Berufs- und Privatleben, die seinen entspannten Alltag empfindlich erschüttern, aber auch den Weg für neue Erlebnisse eröffnen. Die Gagdichte ist in dieser Staffel für mein Empfinden reduziert und auch wenn Bastians Leben nach wie vor von seinen kleinen Intrigen sowie Verkettungen von Missgeschicken geplagt ist, handelt er hier selbstbewusster und mutiger. Die Serie hat eine filmischere Optik und die Grenzen des Darstellbaren (z. B. was nackte Haut angeht) sind hier auch gegenüber Sat.1-Zeiten erweitert. Sprich, "Pastewka" emanzipiert sich noch weiter vom klassischen Gute-Laune-Comedyformat. Das wird sicher nicht jedem Fan der Serie gefallen. Zum Glück ist das ganze Stamm-Ensemble wieder dabei, nach vier Jahren Pause sicher keine Selbstverständlichkeit. Anne ist mittlerweile Gynäkologin, die frisch verheirateten Hagen und Svenja betreiben einen Bio-Imbisswagen und Kim spielt in einer Band. In vielen Hinsichten wirkt die Staffel wie der Anfang eines neuen Lebensabschnitts Bastians bzw. der Serie und es wäre toll, wenn man diese neu eingeschlagene Richtung in weiteren Staffeln nachverfolgen könnte.
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Arkadin »

Bastian Pastewka hat geschrieben:Liebe PASTEWKA-Freundinnen und Freunde!

Bevor ich hier gleich was Hübsches ankündige (unbedingt "Mehr anzeigen" anklicken), möchte ich zunächst sehr herzlich für Ihre Treue und Hilfe danken, für Ihr Lob, Ihre Kritik, Ihre Lust auf und an unserer jüngsten Staffel. Wir sind absolut hingerissen und staunen über die Menge an Reaktionen - und grüßen hiermit auch die Neueinsteiger, die unsere buckelige Sitcom vielleicht erst jetzt kennengelernt haben, als sie bei Amazon Prime Video DE nach „Paranormal Activity“ gesucht und sich beim Anklicken in der Zeile vertan haben.

#Pastewka ist ein großer Spaß: das Ensemble, das Team, die Autoren, die Produzent/innen und unsere Komplizen bei Amazon Prime Video DE versuchen auch weiterhin, Pastewka als bunte Wundertüte zu gestalten - und in dem Wort „weiterhin“ liegt tatsächlich mehr als nur eine Andeutung versteckt, denn in der Tat heißt es jetzt ohne lange Vorrede oder mehr Bedenkzeit:

„Regine Holl Management proudly presents (with a little help from Esther, die das hier tippt): Pastewka - Die Serie: Staffel 9 ... (Trommelwirbel von Kims Band) ... wird kommen!!!“ In UHD und Farbe. Nicht existierender Untertitel der Staffel „You are Onkel!“ Alle sind und bleiben dabei, die Freude ist groß, selbst bei der kaputten Bruck. Ich selber springe schon an die Decke, denn ich möchte selbst wissen, wie es weitergeht, denn so konnte das Ganze ja nicht aufhören, die spinnen ja wohl. Tusch! Weitere Informationen demnächst, denn wir haben noch keine.

Das wars, muss jetzt erstmal „Das geheimnisvolle Kochbuch“ weitergucken. Herzlichen Dank und einen schönen Tag.

Ihr Partyhals der guten Laune!
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Adalmar »

Sehr schön, dass es weitergeht! Von mir aus noch viele Staffeln! Die achte hat ja schon mit einem ordentlichen Cliffhänger aufgehört. Und es stimmt, das Echo auf Amazon in Form von Rezensionen ist in der Tat beachtlich und einige Sachen spalten ja auch die Gemeinde wie z. B. die Nacktszenen (die aber so viele nun auch wieder nicht waren und mich auch nicht gestört haben, entweder sie gehören zur Handlung wie in der Folge "Der Camper" oder sie tragen einfach zum Realismus der Serie bei, man vergleiche die Szene am Ende von S2E9 "Die Einweihungsparty") und die sogenannte Schleichwerbung (mich stört es aber nicht wirklich, wenn statt erfundener Markennamen tatsächliche im Bild sind, das ist mir ehrlich gesagt überhaupt nicht aufgefallen).
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Arkadin »

Pastewka - Staffel 8, Folge 1: Ganz gleich, aber doch anders. Lustig, aber melancholisch. Toll.

Pastewka - Staffel 8, Folgen 2-4 - Nach der wie ich fand doch recht melancholischen, ein-stündigen Auftaktfolge geht es nun im Halb-Stunden-Takt in bewährter Manier weiter. Wobei Bastians Grundunzufriedenheit mit seiner Gesamtsituation den ernsthaften Boden für den ganzen Irrsinn bildet. Folge 2 ist dabei erstaunlich zeigefreudig. Spielt ja auch auf einem Nudisten-Campingplatz. Aber auch "die Bruck" lässt hier den Nippel blitzen. Folge 3 zeigt ein großartiges Brüderduell und wenn Dietrich Hollinderbäumer als Vater Volker dabei ist, ist das ja auch schon die halbe Miete. Folge 4 ist dann etwas losgelöst vom Handlungsstrang und zeigt Bastians erschreckende Verwandlung in einen "Game of Thrones"-Junkie und Power-Binger (am Anfang gibt es sogar eine Hinweis-Tafel, dass man die Folge nur gucken soll, wenn man bei GoT uptodate ist). Grandiose Komik zu der auch wieder der tolle Michael Kessler als "Herrn Pawelka"s Erzfeind beiträgt. Danach wäre es mir fast selber wie Bastian gegangen, und ich hätte am Liebesten noch bis Folge 10 durchgeguckt. Aber im Gegensatz zu Bastian hat bei mir dann doch die Vernunft gesiegt.
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Re: Pastewka - J. Orr, P. Welz u.a. [TV-Serie] (2005-)

Beitrag von Adalmar »



Über diesen aktuellen deutschen Pop der Marke "Menschen Leben Tanzen Welt" lässt sich ja streiten, aber meiner Ansicht nach fängt das Lied die Stimmung der achten Staffel recht gut ein.
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