Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Moderator: jogiwan

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Reinifilm
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von Reinifilm »

karlAbundzu hat geschrieben:PS: Nur die Bedeutung ds Titels mußte ich mir ergoogeln, das kann ja so kaum wer wissen, oder?
Meine Freundin als Germanistin kannte das, ich hätte es auch nicht gewusst. Finde ich aber dennoch einen sehr guten Titel für so eine großartige Folge.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

Reinifilm hat geschrieben:Lass den Mond am Himmel stehn
Reinifilm hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:PS: Nur die Bedeutung ds Titels mußte ich mir ergoogeln, das kann ja so kaum wer wissen, oder?
Meine Freundin als Germanistin kannte das, ich hätte es auch nicht gewusst. Finde ich aber dennoch einen sehr guten Titel für so eine großartige Folge.
Ich finde das auch einen guten Titl, den ich trotz meines Germanistik-Studiums nicht kannte. Und selbst die kurze Internet Recherche bracht nur Tatort-bezogene Ergebnisse. Andere Leute werden ob des Titels noch mehr die Stirn runzeln, obwohl: Den meisten ist der Titel wahrscheinlich sowieso schnuppe.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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McBrewer
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von McBrewer »

Der letzte Münchner Tatort war ganz stark & ziemlich niederschmetternd zum Schluss.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

McBrewer hat geschrieben:Der letzte Münchner Tatort war ganz stark & ziemlich niederschmetternd zum Schluss.
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Das habe ich mich auch gefragt, und mal einen Strafrechtler konsultiert,
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jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Tatort: Freunde

„Wozu diese Eile, meine Herren? Am Tatort ist man immer zu spät.“

Der fünfzehnte Einsatz des Duisburger Kult-„Tatort“-Ermittlungsduos Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik), wie üblich unterstützt von „Hänschen“ (Chiem van Houweninge), wurde kurz vor Jahresende 1986 erstausgestrahlt. Die Regie führte Klaus Emmerich („Die erste Polka“), der damit innerhalb der Reihe debütierte. Es wurde sein erster von bis dato drei „Tatorten“. Das Drehbuch stammte vom Duisburg-erfahrenen Team aus Horst Vocks und Thomas Wittenburg.

„Ich hab‘ dir nie getraut!“

Ein Geldtransporter wurde überfallen. Als Schimanski das Gebiet mit einem Helikopter umkreist, wird er mit schwerem Geschütz, u.a. einer Bazooka, angegriffen. Die Täter können entkommen. Die erste Spur führt zu Schimanskis Jugendfreund Frieder Schoen (Klaus Wennemann, „Der Fahnder“), der sich als kleiner Fisch, als harmloser Schmuggler, geriert. Doch die Kripo misstraut Schoen, nicht zuletzt, da erst kürzlich in dessen Wohnort Düsseldorf ein Geldtransporter auf ähnliche Weise ausgeraubt wurde. Jedoch: Schoen hat ein Alibi, befand er sich doch zum Zeitpunkt des Überfalls ausgerechnet zusammen mit Schimanski in einem niederländischen Bordell. Der als verdeckter Ermittler im Milieu des illegalen Glücksspiels ermittelnde Hänschen gibt Schimmi den Tipp, sich einmal den Taxifahrer Albino (Klaus Kelterborn, „Blue Moon“) vorzuknöpfen, der mutmaßlich den bei den Überfällen verwendeten Störsender gebastelt hat. Dies muss der schließlich eingestehen, es soll sich jedoch lediglich um eine Auftragsarbeit gehandelt haben. Die Ermittlung der Auftraggeber führt zu einer Gruppe von Fälschern antiquarischer Möbel, der auch Schoen angehört. Die Überfälle betreffend beteuert Schoen jedoch weiterhin seine Unschuld…

Der initiale Hubschrauberflug übers Industriegebiet zeigt Duisburg in all seiner „Pracht“, der Bazooka-Angriff sorgt bereits zum Auftakt für ordentlich Action. Die ersten gesprochenen Worte: „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Ein guter Teil der Handlung definiert Schimmis Beziehung zu Frieder Schoen: Der Kommissar knobelt mit seinem alten Freund auf dem Polizeirevier und scheint ihm etwas schuldig zu sein, nachdem dieser ihn vor etlichen Jahren einmal gedeckt hatte. Dass Schimanski selbst kein Unschuldslamm ist, ist ebenso wenig überraschend wie sein Bordellbesuch mit dem Verdächtigen – im Gegensatz zum Umstand, dass Hänschen Schimanski zusammenschlägt, als dieser ihn bei seinem Inkognito-Einsatz überrascht. Schließlich gilt es, die Tarnung zu wahren! Als schlagkräftiger Pokerspieler in verqualmten Spelunken macht Hänschen eine gute Figur, und auch Thanner findet sich in eher ungewöhnlicher Rolle wieder: Dieser ist in dieser Episode mächtig auf Zinne und haut ständig irgendetwas kaputt.

Die Ermittlungen hindern Schimanski keineswegs daran, privat weiter mit Frieder zu verkehren, in einer Kneipe führt er gar Kunststücke auf und im Stadion schaut man sich gemeinsam einen Fußikick an. Weniger zimperlich geht man mit Albino im Verhör um, die Grenze zur Polizeigewalt wird überschritten. Die Kripo setzt schließlich alles daran, den nächsten mutmaßlichen Überfall zu vereiteln, wobei sie von der Polizeitrachtengruppe amüsanterweise selbst für Kriminelle gehalten wird. Es wird in diesem „Tatort“ also viel gehauen, außerdem viel gebrüllt und sich gegenseitig zu übertölpeln versucht, und in einer meiner Lieblingsszenen macht Thanner gar mit Schimmi Schluss. Doch Fall und Tätersuche bleiben irgendwie schwammig und undurchsichtig – ganz wie Frieder Schoen, insofern also durchaus passend. Dieser ist ein echter Hansdampf in allen Gassen, hängt auch beim Pokern mit drin, in dessen Zuge Hänschen Schimmis Ersparnisse verzockt.

Der gegen Ende sogar kurz in Hamburg spielende „Tatort: Freunde“ präsentiert auch Kriminalrat Königsberg (Ulrich Matschoss) in einer größeren Rolle – gottlob, denn Schimmi stellt sich bisweilen auch wirklich etwas dämlich an. Der spannende und wendungsreiche Fall kommt schließlich zu einem fast schon melodramatischen Ende, wenngleich mehr als die eigentlichen Verbrechen Schimanskis Beziehung zu Schoen im Vordergrund steht. Wennemann rief für seine ambivalente, zwielichtige und wandlungsreiche Rolle viele Facetten seines Könnens ab und schuf so eine bis zum Schluss faszinierend ungreifbare Figur. Ex-Can-Musiker Irmin Schmidt unterlegte diesen „Tatort“ unter anderem mit schönen jazzigen Saxofonklängen, allen in allem eine runde Sache. Aber: Aus dem Motiv möglicherweise auf die andere Seite des Gesetzes überlaufender Polizeibeamter – Hänschen beim Glücksspiel, Schimanski in Komplizenschaft mit einem alten Kumpel – hätte man mehr herausholen können. So bleibt es nur ein nie dominierender Aspekt von so vielen, die die Autoren hier in die Waagschale geworfen und den „Tatort“ damit reichlich überfrachtet haben, statt sich stärker auf diese spannende Frage nach polizeilicher Integrität und Käuflichkeit zu fokussieren.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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McBrewer
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von McBrewer »

karlAbundzu hat geschrieben:
McBrewer hat geschrieben:Der letzte Münchner Tatort war ganz stark & ziemlich niederschmetternd zum Schluss.
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Das habe ich mich auch gefragt, und mal einen Strafrechtler konsultiert,
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Das ist ja sehr bedrückend ich dachte wenigsten...
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buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Tatort: Der letzte Schrey

„Wir zwei sind unschlagbar!“

Der zehnte Weimarer „Tatort“ ums Ermittlungsduo Dorn (Christian Ulmen) und Lessing (Nora Tschirner) knüpft wieder an die lose Tradition der Feiertagsausstrahlungen dieser Subreihe an: Gedreht im Mai/Juni 2019, wurde „Der letzte Schrey“ rund ein Jahr später an Pfingsten erstausgestrahlt. Regisseurin Mira Thiel („Gut zu vögeln“) debütierte mit der Verfilmung des Drehbuchs von Weimar-Stammautor Murmel Clausen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimiserie.

Ein junges Verbrecherpaar (Christopher Vantis, „Herr und Frau Bulle: Abfall“ und Sarah Viktoria Frick, „Lago Mio“) dringt in die Villa der Strickwarenfirmenbesitzer Schrey (Jörg Schüttauf, 2002-2010 Frankfurter „Tatort“-Kommissar, und Nina Petri, „Lola rennt“) ein und ermordet erst deren Hund und schließlich Frau Schrey, nachdem es Gerd Schrey niedergeschlagen hat. Dieser befindet sich weiterhin in der Gewalt der Kriminellen, die von Schreys Sohn Maik (Julius Nitschkoff, „Als wir träumten“) ein hohes Lösegeld fordern. Für die Kripo riecht die ganze Chose jedoch eher nach versuchtem Versicherungsbetrug, hatte Gerd Schrey doch kürzlich eine Entführungs/Lösegeld-Versicherung abgeschlossen. Auch Maik gerät ins Visier der Ermittlungen, denn bei der Toten handelte es sich um seine Stiefmutter, zu der er kein gutes Verhältnis pflegte...

Der Auftakt in Form einer inszenatorisch recht starken Exposition zeigt die Ermordung des Hunds und anschließend Frau Schreys und mündet in einer Visualisierung Lessings Tathergangsthese. Die Täter bekommt man als Zuschauerin oder Zuschauer zunächst kurz zu Gesicht, ihre Motive kennt man jedoch nicht. Für ein wenig Humor sorgt der Konflikt zwischen dem auch privat liierten Ermittlungsduo um die Verpflichtung eines Au-pair-Mädchens fürs gemeinsame Kleinkind – und der Umstand, dass sich als beste Tatzeugin ausgerechnet eine blinde Frau herausstellt. Das Publikum dieses „Tatorts“ kommt also in den Genuss eines Wissensvorsprungs gegenüber Dorn und Lessing, kann mit diesem aufgrund des Whydunits jedoch nicht allzu viel anfangen.

Im weiteren Verlauf werden der Entführer und die Entführerin zunehmend charakterisiert, ihre Verbindung zu ihren Opfern bleibt indes bis zum Finale diffus. Dass beide nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind, bereitet einige weitere humoristische Momente aus Situationskomik und etwas Slapstick, die sich schwärzen, wenn der Entführer seine Partnerin erschlägt. Nach einigen Wendungen werden schließlich alle Fäden kongenial zusammengeführt – ganz wie im Betrieb der Schreys, gewissermaßen. Der Weg dorthin ist gepflastert mit zahlreichen zerstörten Telefonen, den obligatorischen Literaturzitaten Lessings und Jumpcuts im Percussionrhythmus der „jerks.“-Titelmelodie, der aktuellen Sitcom Christian Ulmens also. Der tiefere Sinn hinter diesem Semi-Insider-Gag bzw. -Audiozitat hat sich mir ehrlich gesagt nicht erschlossen.

Zwar knüpft das Finale, das die Handlung in einer überraschend komplex verwobenen Geschichte auflöst, stilistisch grundsätzlich an die besten Fälle des zuletzt etwas schwächelnden Weimar-„Tatorts“ an, doch leider fehlt über weite Strecken der intelligente Witz, der sich bis 2018 insbesondere in den Dialogen ausbreiten durfte. Beamte auf dem Sprung in den Südsee-Urlaub in alberner deutscher Tourikluft sind diesbezüglich kein vollwertiger Ersatz (aber dennoch für den einen oder anderen Schmunzler gut). Ebenso fehlt die Ebene, die Empathie bis Sympathie für den oder die Täter(innen) generiert und Einblicke in einen fremden Mikrokosmos oder alternative Lebensentwürfe gewährt. Damit einher geht ein geringeres Spannungslevel, das jedoch weiterhin über dem bemüht lustiger Krimikomödien oder deutscher TV-Krimi-Konfektionsware anzusiedeln ist.

Gegenüber „Der höllische Heinz“ und „Die harte Kern“ ist somit wieder eine positive Entwicklung in Weimar zu verzeichnen, sodass Anlass zur Hoffnung besteht, dass das Team eventuell schon mit seinem nächsten Fall komplett zurück in die Spur findet.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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McBrewer
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von McBrewer »

Es kann übrigens noch für den WUNSCH TATORT am 21.Juni aus Tatort Folgen der letzten 20 Jahre abgestimmt werden:

https://www.daserste.de/unterhaltung/kr ... rt100.html

Ich bin bei der Auswahl selbst noch etwas unschlüssig, zumal ich die tollen Cenk Batu - Folgen aus Hamburg vermisse :basi:
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

McBrewer hat geschrieben:Es kann übrigens noch für den WUNSCH TATORT am 21.Juni aus Tatort Folgen der letzten 20 Jahre abgestimmt werden:

https://www.daserste.de/unterhaltung/kr ... rt100.html

Ich bin bei der Auswahl selbst noch etwas unschlüssig, zumal ich die tollen Cenk Batu - Folgen aus Hamburg vermisse :basi:
Ich vermisse da so einiges :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von McBrewer »

buxtebrawler hat geschrieben:
McBrewer hat geschrieben:Es kann übrigens noch für den WUNSCH TATORT am 21.Juni aus Tatort Folgen der letzten 20 Jahre abgestimmt werden:

https://www.daserste.de/unterhaltung/kr ... rt100.html

Ich bin bei der Auswahl selbst noch etwas unschlüssig, zumal ich die tollen Cenk Batu - Folgen aus Hamburg vermisse :basi:
Ich vermisse da so einiges :D
Aus dem Bauch heraus hätte ich vielleicht ja Borowski & der stille Gast gewählt..aber selbst der fehlt :doof:
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