Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Reinifilm hat geschrieben: Mi 2. Jun 2021, 23:37 "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande" - der war mal etwas anders, aber gut. Mehr Milieustudie als Krimi und
► Text zeigen
kommt natürlich nicht bei allen gut an (gab es auch schon mal bei einem Tatort, da aber dramaturgisches etwas besser verpackt).
Das neue Team ist super und die Darstellerinnen und Darsteller bis in die Nebenrollen auch großartig besetzt.
Wie gesagt - kein klassischer Krimi, aber mir hat der echt gefallen. 08/10
Ich hab den letzte Woche eher zufällig gesehen, und war dann doch so vom Werk eingenommen, dass ich Robert Aldrich beiseite schob und dran blieb. Ein verdammt mutiger Ansatz, einem Millionenpublikum eine Milieustudie unterzuschieben, bei dem die Auflösung des Mordfalls am Ende keinen Zentimeter weiter gekommen ist, aber mir hat der wirklich gefallen.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

Tatort Berlin: Die Dritte Haut
Interessanterweise berichtete mir mein Bruder von Gegenden in Berlin, in dem wir beide gerne langschlawinerten, dass da die WOhnungsnotproblemtaik nicht mehr zu übersehen ist: Überall auf halbwegs graden Naturflächen sind Menschen am campieren oder einfach so am nächtigen, leben. Das war vor dem Tatort.
Und als er gedreht wurde, war noch nicht mal der Mietenspiegel wieder einkassiert.
Hier wird einiges verwoben, was das Thema hergibt: Mietervetreibung, halbgare Sanierung zur Mieterhöhung und Mietervertreibung, soziale Kälte, Problematik der Älteren, der Alleinerziehenden, Junge Leute, die auf Missstände aufmerksam machen, wie Hausverwalter, die erpressen. Aber auch die Zwänge, denen mittelständische Hausverwaltungen ausgesetzt sind.
Mittendrin Rubin und Karow, verbunden durch den Fall und harten, emotionslosen Sex, getrennt in Ansichten und Vorgehensweise.
Eingeblendet auch immer wieder Zitate und Gesichter Echter (?, weiß ich nicht genau, wirkt aber so) Obdachloser dass dem ganzen natürlich noch ein wenig mehr brechtschen Realismus gibt.
Auffällig auch, das der letzte Tatort der Saison der auffälligste Corona-Tatort ist, immer wir werden Masken getragen. Passt.
Und auch der Fall und das Whodunit war spannend, man rätselt mit, und ich persönlich wäre RUbins Vorschlag am Ende gefolgt, ich Sozialromantiker.....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Reinifilm
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von Reinifilm »

karlAbundzu hat geschrieben: Mi 9. Jun 2021, 15:34 Tatort Berlin: Die Dritte Haut
Interessanterweise berichtete mir mein Bruder von Gegenden in Berlin, in dem wir beide gerne langschlawinerten, dass da die WOhnungsnotproblemtaik nicht mehr zu übersehen ist: Überall auf halbwegs graden Naturflächen sind Menschen am campieren oder einfach so am nächtigen, leben. Das war vor dem Tatort.
Und als er gedreht wurde, war noch nicht mal der Mietenspiegel wieder einkassiert.
Hier wird einiges verwoben, was das Thema hergibt: Mietervetreibung, halbgare Sanierung zur Mieterhöhung und Mietervertreibung, soziale Kälte, Problematik der Älteren, der Alleinerziehenden, Junge Leute, die auf Missstände aufmerksam machen, wie Hausverwalter, die erpressen. Aber auch die Zwänge, denen mittelständische Hausverwaltungen ausgesetzt sind.
Mittendrin Rubin und Karow, verbunden durch den Fall und harten, emotionslosen Sex, getrennt in Ansichten und Vorgehensweise.
Eingeblendet auch immer wieder Zitate und Gesichter Echter (?, weiß ich nicht genau, wirkt aber so) Obdachloser dass dem ganzen natürlich noch ein wenig mehr brechtschen Realismus gibt.
Auffällig auch, das der letzte Tatort der Saison der auffälligste Corona-Tatort ist, immer wir werden Masken getragen. Passt.
Und auch der Fall und das Whodunit war spannend, man rätselt mit, und ich persönlich wäre RUbins Vorschlag am Ende gefolgt, ich Sozialromantiker.....
Kann dem nur 100% zustimmen - ein sozialkritischer Tatort muss nicht immer automatisch ein guter Krimi sein, hier hat die Kombi aber sehr gut gepasst. Äußerst unangenehme Folge...
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buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Zum "Tatort: Der Mann aus Zimmer 22" geht's hier:

:arrow: deutschland-f30/tatort-der-mann-aus-zim ... t5426.html
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

Polizeiruf 110 München: Frau Schrödingers Katze
Eine alte Dame kommt in ein Polizeirevier, um das Verschwinden ihrer Katze zu melden. POK Elisabeth Eyckhoff findet gefallen an ihr, fährt sie nach Hause und hilft dann, die Katze zu finden. Das löst eine Ereignisreihe aus, die zu einem Unfall, verschiedenen Morden, Einbrüchen und zur Verhinderungen anderer Straftaten führen.
Wie schon der Titel zeigt, lehnt man sich hier an die Quantenphysik an, aber natürlich auf populärer Ebene und mit ironischem Unterton.
Also eher leichtfüssig, und das passt hier sehr gut. Klar, gibt es auch immer wieder tragische Töne und schließlich passieren auch Morde und die Gier der Menschen wird auch unverblümt gezeigt, andererseits gibt es mit dem Flirtereien zwischen Eyckhoff und dem theoretischen Physiker auch RomCom - Anteile. Die Musik macht dann auch den Ton: Ein Neo-Schlager von Erobique & Jacques Palminge feat. Yvon Jansen läuft am Anfang und hat eben genau die Mischung drin.
Eyckhoff ist ein Ein-Personen-Team, die sich zwar mit ihrem Chef reibt, aber beide in die gleiche Richtung mit ähnlicher Leidenschaft gehen. Fast schade, dass Eyckhoff zur Kripo wechselt, die Geschichte einer unterrangigen Uniformierten die die komplizierten Mordfälle aufklärt hat auch etwas. Aber Verhalten tut sie sich schon wie eine Tatort-Kripo-Kommissarin: Der Hang zu Selbstgängen, Verstärkng erst rufen, wenn es fast zu spät ist, Privatleben dem Job unterordnen, grüblerische Tendenzen. Wunderbar gespielt Verena Altenberger.
Apropos gespielt, auch hier wieder ein guter Cast, bei dem neben Altenberger vor allem Ilse Neubauer heraussticht. Wie umwerfend sie die leicht schusselige, ein wenig gutgläubige, doch sehr sympatische Seniorin spielt, das hat Verve, sie nimmt einen sofort für sich ein. Schöne Rolle für die erfahrene Schauspielerin, hätte ich als Gast gerne weiterhin dabei.
Gut!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von fritzcarraldo »

karlAbundzu hat geschrieben: Mo 21. Jun 2021, 15:08 Polizeiruf 110 München: Frau Schrödingers Katze
Eine alte Dame kommt in ein Polizeirevier, um das Verschwinden ihrer Katze zu melden. POK Elisabeth Eyckhoff findet gefallen an ihr, fährt sie nach Hause und hilft dann, die Katze zu finden. Das löst eine Ereignisreihe aus, die zu einem Unfall, verschiedenen Morden, Einbrüchen und zur Verhinderungen anderer Straftaten führen.
Wie schon der Titel zeigt, lehnt man sich hier an die Quantenphysik an, aber natürlich auf populärer Ebene und mit ironischem Unterton.
Also eher leichtfüssig, und das passt hier sehr gut. Klar, gibt es auch immer wieder tragische Töne und schließlich passieren auch Morde und die Gier der Menschen wird auch unverblümt gezeigt, andererseits gibt es mit dem Flirtereien zwischen Eyckhoff und dem theoretischen Physiker auch RomCom - Anteile. Die Musik macht dann auch den Ton: Ein Neo-Schlager von Erobique & Jacques Palminge feat. Yvon Jansen läuft am Anfang und hat eben genau die Mischung drin.
Eyckhoff ist ein Ein-Personen-Team, die sich zwar mit ihrem Chef reibt, aber beide in die gleiche Richtung mit ähnlicher Leidenschaft gehen. Fast schade, dass Eyckhoff zur Kripo wechselt, die Geschichte einer unterrangigen Uniformierten die die komplizierten Mordfälle aufklärt hat auch etwas. Aber Verhalten tut sie sich schon wie eine Tatort-Kripo-Kommissarin: Der Hang zu Selbstgängen, Verstärkng erst rufen, wenn es fast zu spät ist, Privatleben dem Job unterordnen, grüblerische Tendenzen. Wunderbar gespielt Verena Altenberger.
Apropos gespielt, auch hier wieder ein guter Cast, bei dem neben Altenberger vor allem Ilse Neubauer heraussticht. Wie umwerfend sie die leicht schusselige, ein wenig gutgläubige, doch sehr sympatische Seniorin spielt, das hat Verve, sie nimmt einen sofort für sich ein. Schöne Rolle für die erfahrene Schauspielerin, hätte ich als Gast gerne weiterhin dabei.
Gut!
Alles drin! Alles gesagt bzw. geschrieben.
Wirklich guter Polizeiruf.
Hatte wirklich ein ruhiges Tempo, welches auch fast über die kompletten 90 Min. beibehalten wurde und trotzdem nicht langweilte.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze

„Die theoretische Teilchenphysik find ich ganz spannend, aber viel leidenschaftlicher bin ich in der Beobachtung und Analyse menschlichen Verhaltens. Zum Beispiel frag ich mich, wie sich zwei völlig fremde Menschen an der Ampel treffen, ins selbe Restaurant gehen und sich dann auch noch gegenüber voneinander hinsetzen!“

Der dritte Münchener „Polizeiruf 110“ des Serienzweigs um die Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessy“ Eyckhoff (Verena Altenberger) ist Regisseur Oliver Haffners („Wackersdorf“) Debüt innerhalb der öffentlich-rechtlichen Fernsehkrimireihe. Er inszenierte ein Drehbuch Clemens Maria Schönborns. „Frau Schrödingers Katze“ wurde am 20.06.2021 erstausgestrahlt, es handelte sich um die letzte neue Episode vor der Sommerpause.

Die Seniorin Johanna Schrödinger (Ilse Neubauer, „Anna – Der Film“) beklagt bei der Polizeidienststelle das Verschwinden ihrer Katze Pandora. Während sich der unfreundliche Polizist in typischer Beamtenmanier für nicht zuständig erklärt, nimmt sich dessen Kollegin Elisabeth „Bessy“ Eyckhoff des Falls an. Sie fährt sogar zu Frau Schrödinger nach Hause und plauscht mit ihr, hängt anschließend Suchzettel aus. Karin (Lilly Forgách, „Die reichen Leichen: Ein Starnbergkrimi“) und Michael Meyer (Ferdinand Dörfler, „Sommer in Orange“) jedoch beobachten das mit Argwohn: Zwar geben die Eheleute vor, sich in erster Linie aus Nächstenliebe um den Haushalt Frau Schrödingers zu kümmern, in Wirklichkeit aber versuchen sie, die Dame übers Ohr zu hauen und mittels betrügerischer Machenschaften an ihr Haus zu gelangen. Derweil findet die jugendliche Vicky Neumann (Luna Jordan, „Kommissarin Lucas: Tote Erde“) Pandora und will sie nur gegen Finderlohn hergeben – und lernt Bessy den attraktiven Quantenphysiker Adam Millner (Camill Jammal, „Mutter reicht's jetzt“) kennen…

Zum wundervollen Titelstück „Wann strahlst du?“ von Erobique & Jacques Palminge, gesungen von Yvon Jansen, sind eine streunende Katze – das titelgebende Exemplar – und Bessy bei Dauerlauf und Training zu beobachten, bevor dieser „Polizeiruf 110“ seine eigentliche Richtung einschlägt: Die Verbindung einer zwar in München spielenden, jedoch wie eine schnurrige Provinzposse inszenierten, angeschwärzten Kriminaltragikomödie mit quantenphysikalischen Gedankenspielchen und einer leider nur halbherzig darauf ausgerichteten Handlung. „Frau Schrödingers Katze“ hat ein, zwei witzige Flirts Bessys mit Millner, ebenso viele Tote sowie ein prima aufgelegtes Ensemble und eine eigentlich recht sympathische Geschichte zu bieten, verzichtet jedoch zugunsten eines entschleunigten, gemütlichen, sommerlich-leichten Sonntagabends auf ernstzunehmende Spannung, gönnt seinem Publikum gar einen fast vollumfänglichen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei.

Das ist „nett“, aber schnell alles andere als aufregend, zumal sich die Prämisse um die Quantenphysik als Rohrkrepierer erweist, der diese Episode nicht einmal ansatzweise in eine experimentelle Richtung drängt. So wohnt man der attraktiven Altenberger bei, wie sie sich rührend einer betagteren Dame annimmt und ihren Flirt für die Klärung eines Falls im Restaurant sitzenlässt, kann dabei aber gut seine Aufmerksamkeit teilen und nebenbei andere Sachen erledigen – die Dinge nehmen nachweisbar ihren Lauf, auch ohne dass sie unter permanenter Beobachtung stehen…
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Tatort: Tod im U-Bahnschacht

„Der Ausländer reist, wenn er aus den arabischen Staaten kommt, wie auf einem fliegenden Teppich.“

Der von Regisseur Wolf Gremm („Die Brüder“) nach einem Drehbuch Peter Stripps inszenierte Westberliner „Tatort: Tod im U-Bahnschacht“ ist die erste von nur drei Episoden um Kommissar Schmidt (Martin Hirthe, „Jeder stirbt für sich allein“). Sie wurde am 9. November 1975 erstausgestrahlt und kontrovers diskutiert – nicht nur, weil es sich um den ersten „Tatort“ handelte, der das Gastarbeitermilieu zu seinem Hauptthema machte. Es sollte Gremms einziger Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe bleiben.

„Wenn ich nicht dabei bin, dann klappt auch nichts!“

Beim Ausbau des Westberliner U-Bahnnetzes kommt es zu einem tödlichen Unfall: Der sich illegal in Deutschland aufhaltende junge Türke Mehmet wird von einem Bulldozer überrollt. Vorarbeiter Bauler (Klaus Münster, „Matratzen-Tango“) versucht, das Unglück zu vertuschen, damit die Behörden keinen Wind von den Zuständen auf der Baustelle bekommen: Von einem Menschenschmugglerring lässt man sich eine Vielzahl billiger, aber illegaler Arbeitskräfte vermitteln. Beim Beseitigen der Leiche beobachtet ein Betrunkener (Friedrich G. Beckhaus, „Freispruch für Old Shatterhand“) jedoch ein verdächtig heraushängendes Bein und meldet das der Polizei. Dies ruft die „Arbeitsgruppe Ausländer“ um Kommissar Wagner (Manfred Günther, „Bolwieser“) und seinen Kollegen Schmidt auf den Plan, die sich auf die Suche nach der Leiche begeben. Bauleiter Kaiser (Reinhard Kolldehoff, „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“) hat Sorge, dass Mehmets Schwager Arkan (Erdal Merdan, „Reise der Hoffnung“) etwas ausplaudern könnte, und lässt daher dessen Schwester Ayse (Meral Orhonsay, „Karamurat – Seine Rache bringt den Tod“) entführen und in einem Bordell unterbringen, wo sie zur Prostitution gezwungen wird. Die Polizei hingegen will mit Arkans Hilfe Kaiser sowie Abdullah (Senih Orkan, „Topkapi“), den Chef des Menschenhändlerrings, überführen. Doch Arkan, der wegen einer Messerstecherei verhaftet wurde, ahnt nichts von den Ausmaßen seiner Rolle als Köder, als er während eines Gefangenentransports entkommt. Er begibt sich auf die Suche nach Ayse und schwebt in Lebensgefahr, da Kaisers Männer hinter ihm her sind…

„Zwei Bullen zählen auch nur bis drei!“

Zum Auftakt überfährt einen dieser „Tatort“ regelrecht mit einer erschütternden Szene: Ein Schwarzarbeiter wird zweimal von schwerem Arbeitsgerät überrollt. Die visuelle Drastik, mit der dies einhergeht, war für seinerzeit für den „Tatort“ ungewöhnlich und sicherlich für viele Zuschauerinnen und Zuschauer ein Schock. Kurz darauf wird das Publikum mit den türkischen Menschenhändlern Abdullah und Osman (Tuncel Kurtiz, „Die Hoffnung“) sowie den Vertuschungsabsichten in Bezug auf den tödlichen Unfall konfrontiert. Der Abtransport des Leichnams auf der Ladefläche eines Lkw erinnert an Viehtransporte. Doch die eigentlichen Hinterleute – daran lässt die Handlung keinen Zweifel – sind die sich an den illegalen Machenschaften und prekären Arbeitsbedingungen bereichernden, wohlsituierten Eheleute Kaiser. Diese, so erfährt man, hatten früher DDR-Bürgerinnen und -Bürger in die BRD geschleust: Fluchthilfe mitnichten aus Barmherzigkeit, sondern gegen Bares.

Bei der Polizei wird derweil über illegale Einwanderer referiert, inklusive fragwürdigen Aussagen (s. Eingangszitat). Die ermittelnden Kommissare werden seltsamerweise zunächst gar nicht namentlich eingeführt, sodass erst einmal unklar bleibt, wer Wagner und wer Schmidt ist. Letzterer entpuppt sich hier als selbstgefälliger, eingebildeter und eitler Schnösel, der lange Zeit gar keine führende Rolle einnimmt – so lässt sich nur schwer erahnen, dass der Westberliner „Tatort“-Zweig um diese Figur herum aufgebaut werden soll. Abdullah wiederum erfüllt nicht nur optisch jedes Klischee eines schmierigen türkischen Ganoven, während sein Kollege Osman eher dandyhaft angelegt wurde. Wie in einem trashigen türkischen Genrefilm wurde der fingierte Messerkampf zwischen zwei Türken inszeniert und ein Verhör findet bei Tee und Wasserpfeife statt. Einzig Ayse entspricht keinem Stereotyp, die junge Türkin trägt kein Kopftuch und wirkt modern.

Der mit einigen echten türkischen Schauspielern gedrehte „Tatort: Tod im U-Bahnschacht“ watet also tief durch Klischees, sensibilisiert aber zugleich für die schwierige, unmenschliche Situation illegaler ausländischer Arbeiter, wozu auch die Bilder aus der Abschiebehaft beitragen, und dafür, auf welche Weise andere von deren Nöten und Hoffnungen profitieren. Nachdem sich Schmidt langsam als Leiter der Ermittlungen herauskristallisiert hat, konversiert er weiter dann und wann mit seinem Vorgesetzten Wagner, u.a. beim Karatetraining. Der Gefangenentransport, aus dem sich Arkan befreien soll, wird dann arg offensichtlich „getürkt“ durchgeführt, nicht einmal die Türen des Wagens sind verriegelt. Man muss daher erst einmal darauf kommen, dass die Polizei im Showdown wiederum unabsichtlich ein derart dilettantisches Bild abgibt: Quintessenz des Falls ist es, dass die Exekutive sich am Ende selbst im Weg steht und im Zuge einer Geiselnahme offenbar lieber den Tod des wichtigsten Zeugen in Kauf nimmt, statt ihn zu schützen, und somit fahrlässig die Chance verspielt, der Drahtzieher im Hintergrund habhaft zu werden. Schmidt und Co. schauen dem tragischen Ausgang weitestgehend teilnahmslos ins Auge und entfernen sich im Zeitlupentempo vom Tatort.

Offenbar war es intendiert, dass die Polizei unsympathisch und stümperhaft dargestellt wurde. Daher stand anschließend die Frage im Raum, ob es tatsächlich – wie es in der offiziellen Begründung hieß – die harsche Todesszene vom Beginn war, die den SFB diese Episode bis 1992 in den Giftschrank sperren ließ – oder nicht doch der Umstand, dass sich der reaktionäre CSU-Fettwanst Franz Josef Strauß auf den Plan gerufen fühlte und es zu einem Zerwürfnis zwischen dem SFB und Regisseur Gremm aufgrund der kritischen Darstellung der Polizei gekommen war. Auch die Darstellung der Migranten stieß nicht auf ungeteilte Gegenliebe. All dies macht „Tatort: Tod im U-Bahnschacht“ zu einer brisanten Episode, die ebensolche Themen aufgriff und zeitgenössische deutsche Befindlichkeiten provokant herausforderte. Möglicherweise resultiert die mitunter etwas holprige, uneindeutige Inszenierung aus einem versuchten Spagat zwischen den Ansprüchen des Senders und Gremms Vision für einen etwas anderen „Tatort“.

Beinahe in Vergessenheit drohen darüber die schicken Schlitten, mit denen hier gefahren wird, und die teils abgedreht dissonante und teil folkloristische Musik der De-Angelis-Brüder alias Oliver Onions zu geraten – ganz zu schweigen von der rosafarbenen Herzbrille, die Frau Kaiser auf ihrem vornehmen Näschen spazieren trägt.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

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Tatort: Jagdrevier

„Was hab‘ ich damit zu tun?“

Herbert Lichtenfeld (Drehbuch) und Wolfgang Petersen (Regie) zum Dritten: Der „Tatort: Jagdrevier“, Kriminalhauptkommissar Finkes (Klaus Schwarzkopf) dritter Einsatz, wurde am 13. Mai 1973 erstausgestrahlt und verschlug den Kieler Beamten ins fiktionale schleswig-holstein’sche Dorf Niederau (nicht zu verwechseln mit der sächsischen Gemeinde oder diversen Ortsteilen in Bayern).

„Wir sind hier eigentlich alle irgendwie miteinander verwandt…“

Der Häftling Dieter „Ditsche“ Brodschella (Jürgen Prochnow, „Das Boot“) büchst beim Torfstechen aus, um Rache an Werner Kresch (Walter Buschhoff, „Blutiger Freitag“) zu nehmen – einem reichen Immobilienbesitzer, dem fast das gesamte Dorf Niederau gehört. Ditsches Freundin wurde nach einer Silvester-Party Kreschs tot in dessen Gartenteich gefunden und Ditsche ist davon überzeugt, dass Kresch für ihren Tod verantwortlich ist. Deshalb hat er bereits einen Mordversuch auf dem Kerbholz und seine Haftstrafe zu verbüßen. Kommissar Finke soll Ditsche finden und Kresch Unversehrtheit gewährleisten, doch Kresch verhält sich ebenso wenig kooperativ wieder der kurz vor seiner Pensionierung stehende Dorfpolizist Heise (Uwe Dallmeier, „Der Lord von Barmbeck“), der zugleich Ditsches Schwager ist…

„Es ging heiß her, viele hatten wenig an. Es war ja auch kein Priesterseminar!“

Torfstecherei als Knastarbeit – eine willkommene Gelegenheit, einfach abzuhauen und sich im Heimatdorf, wo man alles und jeden kennt, zu verstecken. Auf seine Freunde Molli (Volkert Matzen, „Hirnhexen“), den taubstummen Szenka (Klaus Helm) und Pitti (Annette Kluge, „Tatort: Schöne Belinda“), die Schwester der Toten, kann Ditsche zählen und wie man sich auf einer Kuhweide eine große Portion nahrhafte Milch organisiert, weiß er auch. Finke verschlägt es zunächst allein ins wenig einladende Dorf, in dem man nicht einmal mehr übernachten kann – die Wirtin des einzigen Gasthauses ist Ditsches Schwester und macht ob der Ankunft des Kommissars nicht gerade Luftsprünge vor Freude. Assistent Jessner (Wolf Roth) ist noch auf einem Polizeischullehrgang, er wird später nachkommen. Manch Dialog erfolgt auf Platt und wird nicht untertitelt, was den spröden Charme weiter Teile des Ensembles und das Lokalkolorit zusätzlich betont.

„Los, nach Duisburg!“

Die Atmosphäre dieses „Tatorts“ jenseits der Moderne, rau, trist und abweisend, die Inszenierung mit ihren weiten Landschaftspanoramen und in Großaufnahmen eingefangenen Gesichtern sowie die Musik machen aus „Jagdrevier“ einen Western, angesiedelt in einem Dorf im Umbruch: Von Idylle kaum eine Spur, eine Chemiefabrik droht als Schreckensvision und man steht mehr oder weniger unter der Knute des vermögendsten Bewohners. Wie dieser tickt, erfährt Finke, der Berti Vogts unter den Kommissaren, vom Dorfarzt. Denn Finke wird hier körperlich übel mitgespielt, wenngleich sich Ditsche als fairer Gegner entpuppt, der keinen Zweifel daran lässt, dass er keinen Hass auf Finke, sondern auf Kresch hegt. Gegen diesen kommen nun auch Vergewaltigungsvorwürfe zur Sprache, die sich bisher nie jemand auszusprechen traute: An Heike (Regine Lamster, „Die erste Polka“), der minderjährigen Tochter der, seit ihr Mann sie sitzen ließ, alleinerziehenden Frau Borcherts (Karen Hüthmann, „Zufall, alles Zufall oder Die vertagte Hochzeitsnacht“), soll sich Widerling Kresch vergriffen haben. Doch ist sie auf Kresch angewiesen: Sie arbeitet für ihn und hofft inständig, dass er ihre Miete nicht erhöht. Als eine ältere Frau ihre Miete nicht mehr zahlen konnte, hatte sie sich erhängt. Das Thema Vergewaltigung und mit ihr einhergehende Täter-Opfer-Umkehr, Ignoranz und Machtlosigkeit wird nicht unbedingt sensibel, aber dafür mit klarer Haltung aufgegriffen.

„Herr Kommissar, das ganze Dorf weiß, wo er steckt – nur Sie nicht!“

Bald muss sich Finke Kritik stellen: seines Assistenten, dass er Ditsche laufen lässt, wenn er ihn eigentlich so gut wie eingefangen hat – und seines Kieler Vorgesetzten Oberrat Mertens (Werner Nippen), den Kresch Finke zurückzupfeifen anwies, seit er bemerkt hat, dass sich die Ermittlungen plötzlich gegen ihn wenden. Doch darum schert sich Finke wenig, die Männer fordern sich gegenseitig heraus und so läuft alles auf einen großen, kinotauglichen Showdown vor einer beeindruckenden Feuersbrunst hinaus. Ein offeneres Ende wäre mir, ähnlich wie bereits im vorausgegangenen „Tatort: Strandgut“, lieber gewesen: Man hätte Ditsche untertauchen und es dabei belassen sollen. Doch da hätten möglicherweise die ARD-Verantwortlichen nicht mitgespielt, die schließlich schon schlucken mussten, dass ein Kommissar nicht nur Sympathien für seinen eigentlichen Gejagten entwickelt, sondern dessen absichtlich nicht habhaft wird und vielmehr den verkörperten Kapitalismus aus dem Dorf zu jagen hilft.

Die auffallend gute Kameraarbeit mit ihren Point-of-View-Einstellungen und anderen filmdienlichen Hinguckern hat neben den darstellerischen Leistungen und der schönen Charakterrolle des jungen Prochnows entscheidenden Anteil daran, dass Petersen mit dem norddeutschen Western „Jagdrevier“ fast schon Kino-Look in die Wohnzimmer brachte. Einen urbanen Kontrast bildet der damals obligatorische Gastauftritt eines anderen Kommissars, in diesem Falle Kressins. Ihn gibt es nur im Gasthaus zu sehen, wo er in „Kressin und die Frau des Malers“ über die Glotze flimmert…
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Tatort: Das zweite Geständnis

„Ich dulde nicht, dass meine Liebe zum Menschen, zur leidenden Kreatur, dauernd in den Dreck gezogen wird…“

Der sechste Fall des Münchner Kriminaloberinspektors Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) wurde am 11. Mai 1975 erstausgestrahlt. Das Drehbuch Michael Molsners verfilmte TV-Regisseur Wilm ten Haaf, der innerhalb der öffentlich-rechtlichen „Tatort“-Krimireihe 1973 mit „Cherchez la femme oder Die Geister am Mummelsee“ debütiert und für den im Februar 1975 erstausgestrahlten „Tatort: Als gestohlen gemeldet“ erstmals mit der Figur Veigl gearbeitet hatte. Bis dato brachte es ten Haaf auf sieben „Tatort“-Episoden.

„Der Fall war von Anfang an klar!“

Landwirt Leo Koczyk (Wilmut Borell, „Nachts, wenn der Teufel kam“) ist im Münchner Untersuchungsgefängnis wegen Mordverdachts inhaftiert. Er soll seinen eigenen Hof in Brand gesetzt und seine Schwägerin Thea (Lisa Fitz, „Schulmädchen-Report“) umgebracht haben. Am Abend vorm ersten Prozesstag liegen die Nerven bei ihm blank, was zu einem Streitgespräch mit dem Schließer (Peter Gebhart, „Ein unheimlich starker Abgang“) führt. Als ihn dann auch noch der Mitinsasse seiner Zelle, Huber (Werner Schnitzer, „Siska“), bis aufs Blut provoziert, droht ihm Koczyk, ihn umzubringen und behauptet ihm gegenüber, den Mord tatsächlich begangen zu haben. Will Koczyk Huber nur Angst machen, damit dieser ihn in Ruhe lässt, oder handelt es sich tatsächlich um ein Geständnis? Huber jedenfalls gibt Koczyks Aussagen sogleich weiter, was Oberinspektor Veigl und die Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft. Ihnen gegenüber beteuert Koczyk weiterhin seien Unschuld. Veigl ermittelt in Koczyks Umfeld, bis er eine Eingebung hat und den Täter überführen kann.

„Du, mir pressiert’s!“

Ten Haaf beginnt seinen „Tatort“ im Untersuchungsgefängnis, dessen unwirtliche Atmosphäre er ausdrückt, indem er einen aufgekratzten Koczyk zeigt, der sich vom Schließer bevormunden und auf seine Zelle schicken lassen muss, in der ihm auch noch Unsympath Huber seinen Broiler weggemampft hat. Nachdem das Geständnis ausgesprochen und der nächste Tag angebrochen ist, installiert ten Haaf recht bald seine unvermittelt einsetzende erste Rückblende, die den damaligen Brand der Scheune Koczyks und die erste Befragung vor Ort zeigt. Dass letztere in relativer Ruhe vor dem Hintergrund lodernder Flammen durchgeführt wird, mutet etwas bizarr an. Man erfährt zudem, dass es sich bei Koczyk um einen ehemaligen DDR-Bürger handelt, der nur vermeintlich politisch verfolgt gewesen sei. So werden weitere Zweifel an Koczyks Integrität gesät.

Auf eine weitere Rückblende zum Leichenfund folgt eine Rückblende innerhalb der Rückblende, womit man sich endgültig von jeglicher klassischer Narration verabschiedet und es sich denkbar einfach macht, um das Publikum mit immer weiteren Details zu versorgen. Dass die Tote Koczyk tatsächlich mit ihren Informationen zum Scheunenbrand erpresst hatte, reitet Koczyk noch weiter rein – er bleibt Hauptverdächtiger. Das ist über weite Strecken vollkommen überraschungsfrei und die dialogreiche klassische Ermittlungsarbeit aus Veigls Perspektive ermüdet zusehends. Was Veigl zu Tage fördert, ist dann zwar nicht ganz trivial, bedauerlicherweise aber trotzdem nicht sonderlich spannend und statt einen aufregenden Subtext zu ergründen, bleibt es bei biederen Untersuchungen, Figuren und Motiven, abgeschmeckt mit Bayern-Klischees wie einer Liebelei in der Heuscheune und mindestens einem Kruzifix in jedem Raum. Und Urbayrischer als Gustl „Meister Eder“ Bayrhammer geht ohnehin kaum. Der gerngesehene Helmut Fischer als Kriminaloberwachtmeister Lenz hat dagegen kaum zu tun. Weshalb der Fall seinem Chef „von Anfang an klar“ gewesen sein soll, bleibt Geheimnis des Dialogbuchs, denn die Handlung beweist das Gegenteil.

Aber: Die finale Auflösung ist durchaus gewitzt, in mancherlei Hinsicht überraschend und entschädigt so für manch Durststrecke, die die eine oder andere Figur wiederum mit frisch gezapftem Hellem bekämpfte, auf das man angesichts der idyllischen, sommerlichen Bilder Münchens und Umgebung selbst große Lust bekommt. Ein stärkerer Kontrast zu den Knastbildern aus dem Auftakt ist nur schwer möglich. Zudem sehen die Damen, Volksschauspielerin Veronika Fitz („Dieser Platonow…“, spielt Koczyks Ehefrau Adelheit) und Lisa Fitz – eigentlich Mutter und Tochter, hier Schwestern – überaus apart aus und meistern ihre Rollen elegant. Auch Borells Schauspiel, der seine Rolle als zwischen Verzweiflung und Berechnung changierenden Mann, der sich stets zu etwas Höherem berufen zu wähnen scheint, auslegt, ist ein Hingucker. Doch, ach – so lange es keine psychologischen Kabinettstückchen sind, tue ich mich mit solchen „Laberkrimis“ schwer; auch wenn sie eine eigentlich so einladende, gemütliche Zeitreise ins Bayern Mitte der 1970er darstellen…
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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