The Butcher III - Zombies im Blutrausch - Maik Ude (2005)

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Salvatore Baccaro
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The Butcher III - Zombies im Blutrausch - Maik Ude (2005)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: The Butcher III - Zombies im Blutrausch

Produktionsland: Deutschland 2005

Regie: Maik Ude

Cast: Nadine Depping, Maik Dubbert, Maik Ude, Boris Klemkow, Tobias Lindau, Mirco Masic, Franziska Sauerländer, Sebastian Sauerländer


Zwischen Maik Udes Debüt-Slasher THE BUTCHER, (den Ude & Co. Anfang der 90er im Teenager-Alter auf die Beine gestellt haben), und dem Sequel THE BUTCHER II musste weit über eine Dekade ins Land ziehen. THE BUTCHER III indes schiebt man dem zweiten Teil ohne Atempause hinterher: Bereits 2005, also nur ein Jahr nach THE BUTCHER II, erblickt ZOMBIES IM BLUTRAUSCH das Licht der bierseligen und goreschwangeren Heimkinoabende – und schließt handlungstechnisch exakt dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat:

Der Bruder des Drogendealers, der sich, wie wir uns erinnern, am Ende von Teil Zwei die Kugel gegeben hat, nachdem er vom Maskenmeuchler Butcher in eine beklemmende Parallelwelt entführt worden ist, möchte den rätselhaften Tod seines Bruderherzes aufklären, nachdem man diesen in einer ominösen ruinösen Villa im Wald aufgefunden hat, offizielle Diagnose: Suizid aus depressiver Verstimmung. Hierzu schaut besagter Bruder erstmal bei Maik Ude persönlich vorbei, der erneut einen in THE BUTCHER II nur an der Handlungsperipherie in Erscheinung getretenen Kokaindealer verkörpert. Grund ist, dass Udes Figur dem Verstorbenen kurz vor dessen Ableben Drugs verkauft haben soll: Der Bruder erhofft sich nähere Informationen darüber, in was für einer Geistesverfassung sich der Tote befunden habe, was ja Aufschluss darüber könnte, ob die Vermutung wirklich so plausibel ist, dass er aus freien Stücken den Tod gewählt hat. Ude allerdings ist gar nicht begeistert davon, mit derlei Fragen gelöchert zu werden: Er lügt den vor seiner Haustür Stehenden frech an – „ich kenne Deinen Bruder nicht!“ – und fängt sich dafür eine, die ihn jaulend aufs Wohnzimmerparkett wirft.

Das Bruderherz indes möchte nicht lockerlassen. Zusammen mit drei Freunden – einem Mann und zwei Damen – macht er sich zur verflucht geltenden Waldvilla auf, um dort lange nach Abzug des letzten Polizisten noch einmal den Tatort inspizieren. Seine Freunde stehen dem Vorhaben sehr wohlwollend gegenüber, immerhin ist der Tote auch mit ihnen befreundet gewesen – und schon verkrümelt sich die Vierer-Bande ins Einzugsgebiet des untoten Jack, der, noch immer vermummt mit seinem Kopfkissenbezug, einmal mehr zu Kettensäge, Machete und (als Novum) einem Baumstammprügel greift, um den austauschbaren Chargen die Lebenslichter auszublasen. Zu allem Überfluss pilgert auch Dealer Ude mit zwei zugekoksten und zugesoffenen Kompagnons zur Villa, um sich für die kassierten Schläge beim Bruderherz zu rächen – und gerät damit ebenso in die Schusslinie unseres liebgewonnenen Metzgermeisters…

Diesmal erhält der Butcher zu allem Überfluss tatkräftige Unterstützung von einem Rudel Zombies, das sich auf seinen Befehl hin aus dem Waldboden erhebt. Wer diese wesenden Kadaver sind, weshalb sie bestattet mitten im Forst herumliegen und wieso der Butcher über die Macht verfügt, sie wie Marionetten zu dirigieren, das hält Udes Drehbuch nicht für erklärungsbedürftig, (und könnte ich ihm all diese Frage stellen, würde seine ernüchternde Antwort wohl lauten, dass ein weiterer klassischer Slasher-Aufguss doch zu eintönig sei, und es doch definitiv mehr Gore brächte, wenn man diese Genre-Formel noch mit etwas Zombie-Horror mixt.) Gerade bei der Erweckungszeremonie, die der Butcher veranstaltet, um seine modrigen Handlanger unterm Laub hervorzulocken, muss ich erneut an Bethmanns Diptychon DER TOTENHÜGEL denken. Wie Jack mit ausgebreiteten Armen oberhalb des Zombiefelds thront und die Untoten wie an unsichtbaren Fäden aus dem Humus krauchen, - nun, das erinnert mich inszenatorisch doch stark an eine ganz ähnliche Szene in HÜGEL DER LEBENDEN TOTEN, zumal Ude ja schon in THE BUTCHER II einen Prolog einflocht, der im Jahre 1794 spielt, was genau das Jahr ist, in dem auch sämtliche Rückblenden in Bethmanns TOTENHÜGEL-Saga angesiedelt sind…

Bezüglich der Mise en Scène macht THE BUTCHER III allerdings sowieso keinen Hehl daraus, dass es bei den in ihm versammelten Ideen, Topoi, Figuren ausschließlich um welche handelt, die man als Genre-Fan bereits zur Genüge kennt: Man verschanzt sich vor der Zombiebrut in einem Keller wie in NIGHT OF THE LIVING DEAD; einer unserer Protagonisten wird gebissen und zombifiziert innerhalb kürzester Zeit, worauf er von seinen Gefährten eliminiert werden muss, wie in DAWN OF THE DEAD; in einer Szene scheint Ude geradewegs Bianchis Meisterwerk LE NOTTI DI TERRORE zu zitieren, (dem er ja bereits in THE BUTCHER II die Reverenz erwiesen hat), wenn sich ein vermeintlich heilsbringender Waldgänger, ähnlich wie der Pater am Ende des italienischen Schockers, nicht als Rettungsanker, sondern als Zombie-Ungetüm präsentiert, sobald es unseren Helden die entstellte Fratze zuwendet.

Dazu ertönt plakativster Death Metal, die handgemachten Splatter-Effekte ermüden, die gesamte, nicht einmal eine Stunde dauernde Chose steckt trotz des minimalistischen Plots voller Logiklöcher, von denen ich einmal nur die allergrößten aufzählen möchte: Weshalb fahren Ude und seine beiden Freunde zur Villa im Wald, wenn sie an jenem Typen Vergeltung üben wollen, der Ude zuvor die Fresse politiert hat? Gehen sie etwa davon aus, dass der Mann in der Ruine wohnt, wo sein Bruder sich ermordet hat? Weshalb reißt der Butcher in einer Szene einem Zombie mit bloßen Händen das Herz heraus, wenn er diese doch überhaupt erst zum Leben erweckt hat, um Kampfgefährten für seine Bluttaten zu besitzen? Und wieso hält es Ude nach THE BUTCHER II erneut für eine glorreiche Idee, uns minutenlang zu zeigen, wie sich irgendwelche Schmalspurganoven, die niemals anders wirken als Abziehbildchen einschlägiger Tarantino-Krimineller, vor laufender Kamera mit Hochprozentigem die Kante geben, was zur "eigentlichen" Story exakt NICHTS beiträgt?

Von der infantilen Unbedarftheit, die THE BUTCHER als Hobbyprojekt einer Gruppe von 14- bis 16jährigen versprüht hat, ist nichts mehr vorhanden, doch selbst den ansatzweise aufblitzenden Charme von THE BUTCHER II kann ich nur noch schwerlich entdecken: Genre-Versatzstück wird stumpf an Genre-Versatzstück geheftet, ohne dass der Film sich zu irgendeinem Zeitpunkt über das redundante Recycling altbekannter Motive als triviale Nummernrevue erheben würde, wie es vollumfänglich Teil Eins getan hat und wie man es in Teil Zwei mit etwas gutem Willen noch hineinlesen konnte. Es ist nur zu bezeichnend, dass in der Wohnung von Udes Charakter einsam und verlassen ein NIGHT-OF-THE-LIVING-DEAD-Poster an der Wand hängt: Ein vergessenes Relikt, Überbleibsel einer Schaffensperiode, in der die BUTCHER-Serie nicht nur das Verlangen ihres Publikums nach intellektuell nicht überfordernden Metzeleien bediente, sondern zugleich auch denjenigen, denen es nach intellektueller Forderung verlangt, ein selbstironisches und selbstreflexives Manifest dafür lieferten, was junge Menschen in Prä- und Post-Pubertät dazu bewegt, an freien Wochenenden Filme zu drehen, die von nichts anderem handeln, als dass ein entmenschlichter Maskenmörder Jagd auf seine wehrlose Opfer macht.
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Borderline666
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Re: The Butcher III - Zombies im Blutrausch - Maik Ude (2005)

Beitrag von Borderline666 »

Es dauerte nicht lange und schon steht der Butcher im dritten und letzten Teil wieder in den Startlöchern und mitnichten ist das der geilste Teil der Reihe, wenn ich auch wie schon im Review zum zweiten Teil verkündet habe, dass der zweite Teil mein persönlicher Favorit ist. Richtig geil ist, dass Jack bzw. der Butcher nun die "magische" Fähigkeit hat, Zombies auferstehen zu lassen und das macht den Film erst recht Top! Zombies gab es zwar schon im ersten Teil, aber hier kommt das ganze noch viel besser rüber.

Vielleicht wäre es noch angebracht, zu sagen, dass die Filmpremiere zum dritten Teil damals 2005 im Hansekino in Lemgo war und die Zweitaufführung 2005 auf dem damaligen Indigo Filmfest in Baden Baden. Leider war ich zu der Zeit noch nicht so tief involviert was Amateursplatterfilme betreffen.

Man könnte bemängeln, dass die Effekte nicht unbedingt teuer waren, tu ich aber nicht, denn genau das will ich in einem Amateursplatterfilm sehen wenn er im Low Budget-Bereich angesiedelt ist. Auch sollte man hier keine oscarreifen Darsteller erwarten, dann braucht man hinterher auch nicht rumflennen, wenn es einem nicht gepasst hat und das tun die Leute nur zu gerne, vor allem wenn sie wissen, was sie erwartet oder erwarten könnte. Mir hat der Film im ganzen bestens gefallen, auch weil er direkt nach dem zweiten Teil spielt.

In innigster Hoffnung bete und hoffe ich schon lange, dass der Butcher irgendwann in einem vierten Teil zurück auf die Leinwand kehrt. Low Budget hin, High Budget her, man verzeihe mir die Wortwahl, aber: Scheiß drauf! Maik Ude ist definitiv eine Legende und brauch sich nicht davor zu scheuen mit anderen Amateur-Regisseuren auf eine Stufe zu stellen, denn auch seine anderen Werke die zum Beispiel ABNORMIS wissen sehr gut zu gefallen und haben definitiv ihren Platz verdient.
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