Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti (1989)

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

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Salvatore Baccaro
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Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti (1989)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Alien Degli Abissi

Regie: Antonio Margheriti

Darsteller: Daniel Bosch, Marina Giulia Cavalli, Robert Marius, Luciano Pigozzi, Charles Napier

Für einen Film, den ich für 3 Euro im Grabbelkasten des DVD-Kellers meines Vertrauens aufstöberte, nimmt ALIEN DEGLI ABISSI seinen Mund ordentlich voll: nicht nur, dass sein italienischer Originaltitel marketingstrategisch wohl eher weniger erfolgreich versucht, gleich zwei James-Cameron-Werke in sich zu vereinen, und seine Zuschauer dahingehend zu täuschen, das vorliegende Machwerk könne auch nur ansatzweise etwas mit Blockbustern wie ALIENS oder THE ABYSS zu tun haben, auch das, was großspurig auf der Rückseite der DVD verkündet wird, lässt staunen: "Im Sci-Fi-Schocker DAS ALIEN AUS DER TIEFE nimmt das Grauen neue Dimensionen an. In einem Feuerwerk aus Spannung, gigantischen Explosionen und fesselnden Schockmomenten ist dieser Film nicht nur für Horror-Fans beste Unterhaltung." Ich werde wohl nicht zu viel vorwegnehmen, wenn ich schon jetzt sage, dass ALIEN DEGLI ABISSI das Schlechteste ist, was ich von Antonio Margheriti, der mir immerhin leidlich unterhaltsame Stunden mit hirnlosen Action-Kloppern wie JÄGER DER APOKALYPSE oder COMMANDO LEOPARD bescherte, bis jetzt zu Gesicht kriegte, und dass keiner der angeführten Punkte dem, was einen in den folgenden neunzig Minuten erwartet, auch nur ansatzweise gerecht wird.

Die Helden des Films sind zwei Greenpeace-Aktivisten, Lee und Jane, die es auf eine abgelegene (Südsee?)-Insel verschlägt, wo sie dem Treiben eines Konzerns namens E-CHEM auf den Grund gehen wollen, der dort in nächster Nähe eines friedlichen Eingeborenenstammes mitsamt christlichem Missionar und bedrohlich brodelndem Vulkan eine Kernkraftanlage unterhält. Zu diesem Unternehmen haben Lee und Jane nichts weiter mitgenommen als ihre Körper und eine Kamera, mit der sie für die Nachwelt festhalten wollen, was ihnen auf der Insel Verbrecherisches begegnet. Ohne weitere Schwierigkeiten schaffen die Beiden es, sich Zutritt zur Anlage zu verschaffen. Während ein eingeweihter Eingeborenenjunge zwei Lebensmittellieferanten mit Bier ablenkt, steigen unsre Helden einfach in deren Lastwagen ein und lassen sich auf das angeblich sorgsam bewachte und abgeschirmte Gelände fahren, wo sie dann in aller Seelenruhe herumspazieren, Photos schießen und bis ins Herz der Anlage vordringen können, das ihren diffusen, nicht näher begründeten Verdacht bestätigt: Colonel Kovacks, seines Zeichens Vietnam-Veteran und Chef der Anlage, hat einen leichten, sparsamen Weg gefunden, sich radioaktiven Abfall aus aller Welt vom Hals zu schaffen: man kippt ihn nämlich einfach in den aktiven Vulkan hinein (!). Lee und Jane dokumentieren das alles noch immer seelenruhig, witzeln sogar noch darüber, dass ihre Körper gerade höchst aggressiver radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, als dann aber eine, nicht wirklich versteckte, Überwachungskamera sie erspäht, sehen sie sich gezwungen, sich zu trennen und die Flucht anzutreten. Das Videoband mit den komprimittierenden Details legt Lee, statt es mit nach draußen zu bringen, spontan auf eine Dekontaminierungsschleuse (!), was nur insofern Sinn ergibt, dass der Film irgendeinen Grund braucht, unsre Helden noch einmal in die Anlage zurückzuschicken, sonst erschließt es sich mir nicht im Geringsten, dass man wichtiges Beweismaterial genau dort zurücklässt, wo es einem am wenigsten Nutzen bringt. Sowieso wird in den folgenden Minuten erst mal nicht mehr nachgedacht, sondern geflohen und geballert. Während Lee alsbald von Kovacs Schergen geschnappt wird, rettet Jane sich in einen Hubschrauber, den man aussendet, um sie im Dschungel zu suchen (wo sie, wenn man bedenkt, dass man sie erst kurz zuvor entdeckte, nun höchstens hätte sein können, wenn sie die Fahigkeit hätte, sich beamen zu können). Aus mindestens 30 Meter Höhe (!) wirft sie sich in einen See (bzw. ein äußerst schlechter Dummy übernimmt das für sie), und trifft im Urwald einen gewissen Bob, von Beruf Schlangenjäger, deren Gift er entimmt, um es an Pharmakonzerne zu verkaufen, und eine bizarre Mischung aus billiger Indiana-Jones-Kopie und grusligem Nerd abgibt, der die erstbeste Gelegenheit nutzt, Jane an den Busen zu grapschen, während sie von ihren Verfolgern in Beschuss genommen werden, und so blöd ist, seinen eigenen Munitionsgurt aus mir unerfindlichen Gründen an den Ast eines Baumes zu hängen und dort zu vergessen (!). Immerhin bringt Bob Jane und uns Zuschauern etwas über Schlangen bei, das kein wissenschaftliches Handbuch bisher verriet: die beste Waffe, um ihnen beizukommen, sind Kaugummis. Ganz recht, Bob demonstriert es auch gleich, als sie auf ihrer Flucht mit einer konfrontiert werden: man spucke ihnen das Kaugummi einfach ins Gesicht und schon nehmen sie die nicht vorhandenen Füße in die Hand (!). Auch dass Schlangen wie die Ratten in Matteis THE RIFFS III springen und sich durch Schutzanzüge und die darunter liegenden menschlichen Körper fräsen können, weiß der Film zu berichten, als Bob Janes Jägern eine Falle in einer Schlangengrube stellt, wo diese elendig und äußerst amüsant ihr Leben lassen müssen.

Okay, bis hierhin sind etwa 45 Minuten des Films ins Land gezogen, und von einem Tiefen-Alien ist noch nichts zu sehen, stattdessen hat Margheriti einen reinen Actionfilm mit aufgesetzten Öko-Obertönen inszeniert, bei dem ich bis jetzt weder Spannung noch gigantische Explosionen noch Schockmomente ausmachen konnte, und sich dafür mit einer viel zu langen Exposition aufhielt (was sollen die Szenen mit den Eingeborenen und dem Priester? weshalb zeigt Margheritit uns etwas, das ich mal laienhaft als Voodoozeremonie interpretiere? wieso wird der Eingeborenenjunge, der Jane und Lee auf den Lieferwagen verhilft, eingeführt, als sei er im Folgenden der kindliche Sidekick unsrer Helden, taucht dann aber im weiteren Verlauf nie wieder auf? nichtsdestotrotz kann der Bursche einen der besten Sprüche des ganzen Films abgeben, wenn er auf die Frage, wie der Voodoo-Ritus mit dem Christentum zu vereinbaren sei, das sein Stamm schon lange angenommen habe, antwortet, dass Magie für alle Götter gut sei (!) ), und dessen Actiongehalt sich im Grunde auf flüchtende und schießende Menschen beschränkte. Das Ganze wirkt, als habe Margheriti zunächst einen seiner typischen Action-Klopper abdrehen wollen, bevor ihm plötzlich bewusst wurde, dass das allein wohl kaum ausreicht, den Zuschauer noch eine weitere Dreiviertelstunde bei der Stange zu halten, weshalb ein Alien hermuss, wie auch immer. Tatsächlich nimmt das, was jetzt folgt, die hust - "Erklärung", wie aus dem Öko-Thriller auf einmal ein "Sci-Fi-Schocker" wird, keine Gefangenen und ist selbst für eine italienische Genreproduktion des Jahres 1989 schlicht unfassbar. Kovac bekommt von seinem Haus-und-Hof-Wissenschaftler Dr. Geoffrey mitgeteilt, dass "etwas" vor der Insel ins Meer stürzte (zu sehen bekommen wir das nicht: offenbar reichte das Budget nicht dafür aus, eine der im Grunde wichtigsten Szenen des Films optisch umzusetzen), worauf er seine Männer losschickt, die untersuchen sollen, um was es sich handelt, und sich alsbald mit dem titelgebenden Alien konfrontiert sehen, eine Mixtur aus einer Riesenkrabbe mit schicken Scheren bzw. Klauen, und einem stählernen Androiden, dessen Aufmachung man sich wohl ein bisschen bei PREDATOR abschaute. Dieses Vieh, so weiß es Dr. Geoffrey, kann nur durch Energiestrahlen angelockt worden sei, die der Vulkan absondert. Da man diesen seit geraumer Zeit mit radioaktivem Müll fütterte, habe er diesen in reine Energie verwandelt, die, einem Strahl gleich, zum Firmament ins All geworfen wurden, wo sie schließlich auf diese fremde Lebensform trafen, und sie regelrecht magnetisch anzogen. Wie dem auch sei: das Alien, das ja mitnichten aus der Tiefe kommt, sondern aus den Weiten des Universums, ist jetzt vor Ort, und an einer harmonischen Koexistenz mit den E-CHEM-Leuten nicht interessiert. Doch auch unsre Helden legt es Steine bzw. Klauen in den Weg, als die versuchen, sowohl den gefangenen Lee als auch das brandheiße Videoband aus der Kernkraftanlage zu entwenden.

In seiner zweiten Hälfte hat ALIEN DEGLI ABISSI nun viel von einem naiven Godzilla-Filmchen der 60er, was nicht nur an dem eher possierlichen Monstrum liegt, das man gesehen haben muss, um an seine Existenz zu glauben, sondern vor allem an Margheritis Verständnis von atemberaubenden Actionszenen. Sein liebstes Mittel, mit wenig Geld größtmöglichen Schaden anzurichten, sind Modelle. Alles darf nur im Kleinformat zerlegt werden. Nicht mal für stock footage reichte das Budget scheinbar aus, sogar den Vulkan musste man wenig überzeugend nachbauen. Gigantische Explosionen? Zumindest in Form von kostengünstigen Modellen. Spannung? Nicht wirklich, dafür ist der Film nun wirklich zu dröge inszeniert, sodass selbst potentielle Spannungsmomente nie sonderlich an Rasanz gewinnen. Fesselnde Schockmomente? Was den Gewaltgehalt betrifft, trägt der Film sein FSK-16-Logo zurecht, besonders grausam, blutig oder schockierend ist hier nichts. ALIEN DEGLI ABISSI ist dafür lupenreiner Trash, vielleicht nicht einer, den man dem Olymp zurechnen muss, für mich persönlich aber noch immer unterhaltsamer, belustigender und wertvoller als die oben genannten Cameron-Filme, auf seine Art verspielt und sympathisch in seiner grenzenlosen Naivität, wie er Genreversatzstücke aneinanderreiht und sich zuweilen, in der Schlangenszene, in der Herbeizitierung des Aliens, in einem Chaos seiner eigenen Ideen verirrt, die es schwer machen, ihm dafür zu grollen, dass er permanent in einem Halbdämmerzustand vor sich hin träumt, und offenbar nicht mal versucht, etwas mehr Drive zu entwickeln.
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buxtebrawler
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

Großartiger Text, Salvatore, wie immer. Besonders das mit den Schlangen hat mir gefallen :D

Seltsamer Zufall übrigens, hatte vorhin noch an diesen Film gedacht und war auf dessen OFDb-Seite.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Kauf ihn dir getrost, denn dieser Film ist wie ein Sprung ins kalte Wasser (und dennoch brandheiß!) :D



(Übrigens eine der besten Szenen des Films: das Alien hat gerade Lee eliminert, und Jane und Bob sind ihm mit letzter Not entkommen, da fragt sie ihn: Ist es ein Alien?!, und er zögert keine Sekunde mit seiner Antwort: ja, es ist ein Alien!, obwohl er die Bestie, wie sie, eben erst vor ein paar Minuten kennengelernt hat!, haha...)
purgatorio
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von purgatorio »

ich hab letztens erst einen Film mit halbwegs identischem Inhalt gesehen - bis auf die Sache mit dem Vulkan! Ist ja unfassbar, ich komme nicht auf den Titel :(
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Salvatore Baccaro
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Vielleicht war es eine gekürzte Fassung von diesem hier... ;)
purgatorio
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von purgatorio »

hehe - neee, leider nicht! Es war dieser hier: TARGOOR - Das Ding aus dem Inneren der Erde (http://www.ofdb.de/film/7007,Targoor---Reise-ins-Grauen) - mir war's ja klar, es konnte sich nur um eine furchtbare Verwechslung handeln :D
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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dr. freudstein
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von dr. freudstein »

Laut meiner Zeitrechnung müsste hier doch endlich das Review vom bux kommen, welches ich sehnsüchtig erwarte wegen der 4/10. wo bleibt denn das :wart: :wart: :wart:
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buxtebrawler
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:Laut meiner Zeitrechnung müsste hier doch endlich das Review vom bux kommen, welches ich sehnsüchtig erwarte wegen der 4/10. wo bleibt denn das :wart: :wart: :wart:
Nimm dies, Schurke:

„Hat denn dieser Wahnsinn niemals ein Ende?!“

Nach seinen Kriegsfilmen drehte der italienische Multi-Genre-Regisseur Antonio Margheriti („Asphaltkannibalen“) im Jahre 1989 noch einmal einen Science-Fiction-Horrorfilm, der offensichtlich an die James-Cameron-Erfolge „Aliens“ und „The Abyss“ angelehnt war: „Das Alien aus der Tiefe“. Es sollte einer seiner letzten Spielfilme werden.

Die Umweltschutzaktivisten Jane (Marina Giulia Cavalli, „Ghosthouse 4 - Haus der Hexen“) und Lee (Robert Marius, „Jäger der Apokalypse 2 - Zurück in's Inferno“) suchen eine pazifische Privatinsel auf, um in die geheime Fabrik des Chemie-Konzerns „E-Chem“ einzudringen. Sie sind auf der Suche nach Beweisen dafür, dass dort Atommüll in einen aktiven Vulkan verklappt wird, der dadurch erhöhte Aktivitäten aufweist. Doch kaum hat Lee einiges an Bildmaterial gefilmt, werden beide entdeckt. Lee wird gefangen genommen, Jane gelingt an der Seite des Schlangenfarmers Bob (Daniel Bosch, „Good Morning, Babylon“) die Flucht. Während man überlegt, wie man Lee und seine Aufnahmen aus den Fängen des skrupellosen Sicherheitschefs Colonel Kovacks (Charles Napier, „Philadelphia“) befreien kann, lockt der im Vulkan reagierende Atommüll eine außerirdische Lebensform an, die das Leben aller bedroht. Wird man in der Lage sein, zusammen mit dem Fabrikwissenschaftler Dr. Geoffrey (Luciano Pigozzi, „Blutige Seide“) etwas gegen die extraterrestrische Bedrohung zu unternehmen?

„Das Wichtigste im Leben ist, dass man Geld hat.“

Margheritis Abgesang auf die eigenen Arbeiten in den Bereichen Science Fiction und Horror ist wie erwartet ein trashiges kleines Filmchen, das den großen Vorbildern zu keiner Sekunde gerecht wird. Er kleidete „Das Alien aus der Tiefe“ in ein Öko-Horror-Gewand, besetzte die Hauptrollen mit unerfahrenen Darstellern aus den hinteren Reihen, konnte für seine gewichtigen Nebenrollen jedoch abermals großkalbibrigere Namen wie Napier und Pigozzi gewinnen. Das Charisma letzterer hilft tatsächlich ein wenig, den Film über die volle Distanz zu bringen.

Zunächst wähnt man sich jedoch in einem eher unbeholfen konstruierten Öko-Thriller mit überzeichneten Charakteren, der es nicht immer leicht hat, die Handlung glaubwürdig voranzutreiben. Vorläufiger Höhepunkt des Grotesken ist das eigenartige Techtelmechtel, das sich Jane und die ohnehin schon fragwürdige Erscheinung des „Schlangenfarmers“ Bob liefern. Grenzwertiges Verhalten und ebensolche Dialoge bestimmen das Bild, während Lee in Lebensgefahr schwebt. Bis zum ersten Auftauchen des ungebetenen außerirdischen Besuchers vergehen satte 50 Minuten mit viel sinnlosem Herumgeballer und hirnrissigem Gelaber des grenzdebilen Wachpersonals der Anlage. Ist die verwirrend „Alien aus der Tiefe“ getaufte Kreatur, die vielmehr von hoch droben kommt, erst einmal anwesend, kann man sich jedoch an dessen trashigem, ungelenkem „Alien“-Rip-Off-Biomechanik-Design erfreuen, das durchaus seinen Charme hat. Etwaige Grausamkeiten und Gewaltspitzen werden in Sachen blutiger Spezialeffekte indes lediglich angedeutet, dafür weiß aber ein Finale zu gefallen, das sich angesichts des Produktionsjahrs fast schon anachronistisch liebenswürdiger Miniaturmodelle bedient, innerhalb derer Margheriti sich austobt. Außerdem rennt die Cavalli lange Zeit in ultraknappen Klamotten durch die Szenerie und versieht die Sause mit Sex-Appeal.

Wenngleich „Das Alien aus der Tiefe“ knietief im Trash watet und man die einzelnen Handlungssequenzen besser nicht näher auf ihren Logikgehalt hin abklopft, so erleidet er doch nie den Todesstoß jedes unfreiwilligen Trash-Films, die totale Langeweile. Nein, sicherlich ist rasante Spannung etwas anderes und betreibt auch Margheriti hier wieder seine berüchtigte Zeitschinderei, doch ist noch genug Tempo vorhanden, um zumindest kurzweilig zu unterhalten. Ein unterdurchschnittlicher End-Achtziger-Billigfilm in jederlei Hinsicht, aber noch keine Vollgurke.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
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Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von dr. freudstein »

:o :? :D Glückwunsch :prost:
sehr schön beschrieben :D

Nun aber mal in meiner Sammlung geforscht und ich hab den doch nicht hier :o Verliehen, verwechselt oder doch nur mal woanders gesehen??? Klingel ich halt beim Bux oder guck die Tage in meinen Briefkasten :D Könnt ja sein, ich überbiete die 4/10 noch :nick:
dr. freudstein
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Das Alien aus der Tiefe - Antonio Margheriti

Beitrag von dr. freudstein »

Naja hier schon schon einige sehr billige und durchschaubare Effekte fabriziert worden. Aber dem Spass machte das keinen Abbruch. Allein "der Vulkan" den die beiden bei ihrer Landung sichten mussten, ich hab mich weggeschmissen.
Fand das alles aber nicht ärgerlich, die frühen Godzilla Filme mag man ja trotzdem, ich zumindest. Kann man sicher nicht direkt vergleichen, aber ich fühlte mich teilweise schon dran erinnert. Ordentlich Feuerwerk gibt es hier auch und wirklich Langeweile kam nicht auf. Hier auch mal wieder Wissenschaft vs. Militär, das hat man ja nun oft gesehen, machte aber auch wieder Spass. Öko Thriller oder Monsterfilm (ein Alien als Schwenkarm)? Na, von beiden etwas. Sicher, eine Menge billiger Italotrash, aber ich liebe sowas und empfand das nicht als Ärgernis und daher überbiete ich gerne die 4/10 vom Bux, nicht aus Trotz, sondern weil ich mich gut unterhalten fühlte. Mag sein, das dieses Werk zu den schlechteren von Margheriti gehört, aber ich denk mal, es stand ihm nicht viel Budget zur Verfügung und entstand auch in der Todphase des Italokinos. Für mich zählt eh mehr die Unterhaltung als Logik etc. und so bin ich diesem Werk ganz wohl gesonnen. Hab ich mich da von Janes leichter Bekleidung blenden lassen? Ich glaub nicht, aber wenn, wäre es mir auch egal :sabber:

6/10
danke Bux für die schnelle Leihgabe :knutsch:
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