Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti (1980)

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

Moderator: jogiwan

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Santini
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Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti (1980)

Beitrag von Santini »

jaeger_der_apokalypse.jpg
jaeger_der_apokalypse.jpg (87.83 KiB) 801 mal betrachtet

Originaltitel: L'ultimo cacciatore

Herstellungsland: Italien / 1980

Regie: Antonio Margheriti

Darsteller: David Warbeck, Tisa Farrow, Tony King, Bobby Rhodes, Margit Evelyn Newton, John Steiner, Massimo Vanni, Luciano Pigozzi u. A.

Story:

US-Offizier Harry Morris erhält während des Vietnamkrieges einen geheimen Spezialauftrag.
Er soll einen im Dschungel gelegenen Privatsender des Vietcong zerstören.
Dieser trägt wesentlich dazu bei, dass es mit der Moral und Stimmung der amerikanischen Soldaten bergab geht.
Harrys Begleitung sind zwei Soldaten und die verwegene Journalistin Jane.
Gemeinsam brechen die vier nun auf, um in der grünen Hölle Vietnams ihren Auftrag zu erledigen.
Was sie vorfinden, ist Folter und Zerstörung!


“Sie hassen den Vietcong.“

“Ich habe keine Zeit sie zu hassen. Ich töte sie.“
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Santini
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Santini »

Scan vom VMP Video-Katalog
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
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Onkel Joe
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Onkel Joe »

Klasse, du hast zu 100% ähnlich viel Scheiß rumfliegen zu Hause wie ich :lol: .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Santini
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Santini »

Onkel Joe hat geschrieben:Klasse, du hast zu 100% ähnlich viel Scheiß rumfliegen zu Hause wie ich :lol: .
Scheiß?! :o :shock:

Ich würde sagen total überflüssiger Dreckskram, den außer uns niemand haben mag und der in Hunderten von Schubladen vor sich her gammelt. :lol:

Ich fange erst an - much more things to come. ;)
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Salvatore Baccaro
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Mir scheint es, dass die Italiener oftmals von (den meist amerikanischen) Vorbildern einzig und allein das äußere Gerüst kopierten, und dieses dann schonungslos verzerrten und übertrieben: die Substanz bleibt größtenteils auf der Strecke. Wie man auch bei diesem Filmchen sehen kann: jedes Vietnam-Klischee wird mindestens hoch drei genommen. Es fehlt schlichtweg die Moral. Wohl in jedem amerikanischen Vietnam-Film kommt irgendwann die Sprache darauf, wie schrecklich der Krieg sei (was für manche Leute schon genügend Grund ist, jeden Film mit solch einer Dialogzeile als Anti-Kriegsfilm zu bezeichnen... ;-) ). So auch zwar hier, aber meiner Meinung nach wirkt es schlichtweg lächerlich, wenn der Spruch aus dem Mund einer Kriegsreporterin stammt, die zuvor noch ihr eigenes Leben für spektakuläre Aufnahmen mitten im Kugelhagel riskierte. Es wird kopiert, was man in den Vorbildern vorfindet, allerdings ohne das alles zu einem sinnvollen, moralischen Ganzen zusammenzufügen. Eine Szene wie die eben erwähnte verliert nicht nur ihren Sinn, sondern wird zudem noch ins Groteske verzerrt. Die italienische Filmindustrie dieses Kalibers benimmt sich wie ein Kind, das nicht richtig versteht, was es da eben gesehen hat. In diesem Fall hat es sich eben Apocalypse Now angesehen, und es kennt Homers Odyssee nicht, und auch nicht Joseph Conrad, und die Dialogszenen fand es sowieso langweilig, also spielt es nur das Geballer nach, und zwar auf eine infantil-vergnügliche Weise, die nicht anders als harmlos wirkt. Einerseits ist ein Film wie der hier wesentlich rassistischer und propagandistischer als es sich je ein amerikanischer Regisseur zu drehen gewagt hätte, andererseits lässt er nie einen Zweifel daran, dass das alles nur ein Sandkastenspiel ist...
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buxtebrawler
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von buxtebrawler »

Kritische Worte zum "European Genre Cinema" :o
An meine Brust, Bruder! :prost:

Sehr schön beschrieben (auch wenn ich diesen Film hier gar nicht kenne) und zugleich eine anschauliche Definition von Exploitation geliefert.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Santini
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Santini »

buxtebrawler hat geschrieben:Kritische Worte zum "European Genre Cinema" :o
Wenn nicht hier - wo dann? ;)

Wie sagte ich noch vor kurzem zu Jemandem:
Jäger der Apokalypse ist ein wunderbarer "Männerfilm". ;) Randvoll mit Blut, Schweiß, Gewalt, Dreck und Dschungelmief.
Dazu eine Portion Pseudo-Moral um dem Ganzen den scheinbaren Anstrich eines Anti-Kriegsfilms zu geben.

Natürlich stand Apocalypse Now sichtbar Pate.

Das ändert jedoch nichts an den Schauwerten die dieser Film bietet.

Des Weiteren könnte Jäger der Apokalypse auch interessant für Leute sein, die (Anti) Kriegsfilmen sonst nichts abgewinnen können.

So ganz nebenbei ist die Härte des Films auch nicht Ohne. :lol:

Sollte man(n) auf jeden Fall gesehen haben.
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Salvatore Baccaro
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Eigentlich waren die Worte ja gar nicht kritisch gemeint, sondern lobend ;)

(Wobei ich das schlicht unfassbare Finale noch gar nicht gewürdigt habe - wenn ich das richtig verstanden habe, wird da suggeriert, dass David Warbeck vor drei Jahren noch als Pazifist in den Staaten GEGEN Vietnam protestierte - und inzwischen hat er sich zum gnadenlosen Dschungelkämpfer gemausert!? Haha. Von dem tollen demoralisierenden Feindsender gar nicht erst zu sprechen, der die amerikanischen Soldaten mit Sätzen und Argumenten zum Desertieren bringt, die mich persönlich, gelinde gesagt, NICHT überzeugt hätten, meine Waffe wegzuwerfen und zu gehen - vor allem: wohin überhaupt gehen mitten im Dschungel!? Das tendiert ja alles fast schon in den künstlerischen Bereich...)
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Santini
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Santini »

Salvatore Baccaro hat geschrieben:vor allem: wohin überhaupt gehen mitten im Dschungel!?
Wie hieß es in einem ganz altem Werbespot: Erst mal zu McDonalds gehen. :lol:
Salvatore Baccaro hat geschrieben:Das tendiert ja alles fast schon in den künstlerischen Bereich...)
Diesem Eindruck konnte ich mich bei Sichtung des Films auch des Öfteren nicht verwehren.
Betonung dabei auf deinem "fast". 8-) ;)
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Blap
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Re: Jäger der Apokalypse - Antonio Margheriti

Beitrag von Blap »

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Grosse Hartbox Nr. 109 von X-Rated (Cover A)


Jäger der Apokalypse (Italien 1980, Originaltitel: L'ultimo cacciatore)

Die italienische Sicht auf den amerikanischen Albtraum

Captain Henry Morris (David Warbeck) wird mit einer brisanten Mission beauftragt. Irgendwo tief im Dschungel hat der Feind einen Radiosender installiert, der die Moral der US-Soldaten mehr und mehr der Zersetzung anheimfallen lässt. Bereits die "Anreise" zum Ausgangspunkt des Auftrages wird zum Höllenritt, die Hubschrauber geraten ins Visier der erbarmungslosen Widersacher. Als Morris schliesslich wieder Boden unter den Füßen hat, trifft er in der grünen Hölle auf einen kleinen Unterstüzungstrupp, aus dem sich bald George Washington (Tony King) und Carlos (Bobby Rhodes) als zuverlässigte Helferlein hervortun. Über die Anwesenheit der Journalistin Jane Foster (Tisa Farrow) ist Morris zunächst weniger begeistert, man arrangiert sich jedoch nach einer kurzen Anlaufzeit. Immer wieder geraten Morris und seine Mannschaft in Bedrängnis, ist die Mission zum Scheitern verurteilt...???

Wenn der von mir sehr geschätzte Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl sitzt, dann wird dem Freund des gepflegten Eurokinos fast immer herrliche Unterhaltung geboten. Wir verdanken Margheriti stimmungsvolle Krimis (teils mit Mystery-Schlagseite), starke Western, bekloppten SF-Trash und vieles mehr. Hier ein minimaler Auszug aus seinem Schaffen, fünf Werke die mir ganz besonders am Herzen liegen:

• Sieben Jungfrauen für den Teufel (Nude... si muore, 1968)
• 7 Tote in den Augen der Katze (La morte negli occhi del gatto, 1973)
• Satan der Rache (E Dio disse a Caino, 1969)
• Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor, 1983)
• Kommando Leopard (1985)

"Jäger der Apokalypse" trägt den Originaltitel "L'ultimo cacciatore", die Übersetzung lautet "Die letzten Jäger". Von dem vielsagen Wort "Apokalypse" versprach sich der deutsche Vertrieb damals vermutlich mehr, immerhin flimmerte in den späten siebziger Jahren das bildgewaltige Epos "Apocalyse Now" von Francis Ford Coppola über die Leinwände der Nation. Tatsächlich bedient sich Antonio Margheriti hier und da bei Coppola, streut einige pseudo-dramatische Szenen ein, die dem Zuschauer so etwas wie Tiefgang vorgauklen sollen. Zu Beginn der Selbstmord eines durchgeknallen Kameraden der Hauptfigur, zum Finale ein mit bombastischen Klängen untermalter Hubschrauberangriff. Weitere Beispiele sind mühelos während der Sichtung erkennbar, eine Aufzählung wäre ermüdend, ich rate daher dringend zum Genuss der Sause! Keine Bange, zu einem verquasten "Anti-Kriegsfilm" wird Margheritis Beitrag zu diesem US-Trauma nie, viel zu reisserisch sind die Action-/Gewaltszenen angelegt, die Dialoge und Sprüche greifen mit Beigeisterung in die unteren Schubladen. Um es mit einem Wort/Satz aus dem aktuellen Sprachschatz des Filmfreundes zu beschreiben: "Jäger der Apokalypse" ist extrem "exploitativ" angelegt, bleibt stets ein wüster Reisser, mutiert nie zur ernsthaften Anprangerungsveranstaltung. Klartext: das Teil ist und bleibt zu 100% ein wunderbarer Exploitationfilm, Margheriti gehört zu den Meistern seines Fachs. Damit ist "eigentlich" genug gesagt. Wer sich nicht bereits angewidert abgewendet hat, der sollte sich schnellstmöglich eine geeignete DVD beschaffen und Spass haben!

Ich erlaube mir dennoch ein paar Zeilen zur Besetzung, die Damen und Herren vor der Kamera sollen nicht ungewürdigt bleiben. David Warbeck, jeder Freund des italienischen Horrorfilms erkennt ihn sofort, der gute Mann spielte in Lucio Fulcis Knüller "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) eine Hauptrolle, agiert dort an der Seite der sympathischen Catriona MacColl. Als kantiger und zielstrebiger US-Offizier macht Warbeck einen guten Job, dazu benötigt er keine Muskelfleischberge auf den Knochen, es geht auch ohne "Rambo-Look". Auch Tisa Farrow hatte unter der Anleitung von Lucio Fulci ihren grössten Momente, sie ist im grandiosen "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) am Start, dazu im unvergessenen "Man-Eater" (Antropophagus, 1980) des geschätzten Joe D'Amato. Dank Warbeck und Farrow sind die Hauptrollen folglich mit einem hohen und angenehmen Wiedererkunngswert ausgestattet, das dynamische Duo findet meine volle Zustimmung. Als Co-Helden fungieren Tony King und Bobby Rhodes, die mit ihren flott-dämlichen Sprüchen immer wieder für Schmunzler sorgen. Überhaupt gefällt mir sehr gut, dass man einem schwarzen Sergeant den Namen George Washington verpasst hat. Aus den Nebenfiguren ragt John Steiner hervor, er gibt den schrulligen Major Cash, der im Dschungel auf verlorem Posten einen Sauhaufen von abgewrackten und ausgebrannten Knalltüten befehligt. Die stets liebenswerte Froschfratze Luciano Pigozzi sehen wir als "Barmann", Massimo Vanni legt ein flottes Solo hin, getrieben durch feindliches Feuer. Damit genug, diverse Gesichtsruinen fülllen das Ensemble angemessen auf.

Antonio Margheriti versteht es sein Publikum zu unterhalten. "Jäger der Apokalypse" spult treffsicher sämtliche Klischees ab, das Ergebnis ist ein äusserst kurzweiliger und zeitweise angenehm räudiger Kriegsactioner. Die Action ist stilsicher inszeniert, Freunde rustikaler Momente kommen bei diversen Panschereien auf ihre Kosten. Bevor ich nun in endlose Beigeistungsstürme verfalle, gibt es abschliessend den Blick auf die mir vorliegende DVD-Auswertung. X-Rated hat ursprüglich eine gekürzte Fassung veröffentlicht, die zusätzlich durch ihr falsches Bildformat unangenehm auffiel. Mit der nachgereichten "Perfect 2.35 Uncut Edition" kann ich gut leben, lediglich die Kompression schwächelt ab und zu, insgesamt könnte das Bild eine Prise mehr Schärfe vertragen. Perfekt ist die Scheibe sicher nicht, insgesamt aber eine brauchbare und zufriedenstellende DVD zu einem unverzichtbaren Film!

7,5/10 (gut bis sehr gut - Tendenz steigend)

Lieblingszitat:

"Angenehmes Bad und gute Reise!"
"Arschloch!"


Zur Feier des Tages geht noch ein weiteres Zitat:

"Was schlagen Sie vor?"
"Ich schlage nichts vor, ich folge Befehlen."


(Ich habe bewusst zahme Beispiele gewählt. Die vollständige Wundertüte überschüttet den Zuschauer mit diversen Auswüchsen, herrlich!)
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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