Deliria-Italiano

Adalmar hat geschrieben:Habe ich geschrieben, dass ich Grace Kelly unattraktiv finde? Sie kommt mir nur oft zu glamourös rüber und auch Darsteller wie Cary Grant oder James Stewart sehen immer aus wie aus dem Ei gepellt. Die Besetzung von Frenzy finde ich überzeugender, gerade weil die Darsteller nicht nach oberflächlicher Attraktivität ausgewählt sind. Das könnten wirklich Menschen von nebenan sein, was sie ja auch darstellen sollen.

Unterschreibe ich sofort. Füge allerdings noch hinzu, dass ich James Stewart extrem ekelhaft finde.

"Frenzy" wurde im Laufe der Zeit zu einem meiner liebsten Streifen des Meisters. Er baut nicht auf glatte Hollywood-Langweiler, der Film bedient sich oft harscher Sprache, glänzt mit jeder Menge düsterem Humor. Alles andere als ein mildes Alterswerk.

Großartig!

Mit seinem vorletzten Film kehrte Alfred Hitchcock in seine englische Heimat zurück und lieferte einen Thriller at its best ab. Hitch zeigte sich up to date und ließ seinen Film in den Straßen und den Pubs von London spielen, dazu wurden noch nie die sexuellen Mordmotive so klar benannt. Die Identität des Mörders wird bereits früh enthüllt, während der heruntergekommene Ex-Offizier Richard Blaney für die Polizei der Hauptverdächtige ist. Blaney neigt zu unkontrolliertem Zornanfällen, ist also alles andere als ein klassischer Sympathieträger. Hitchcock gelingt es aber, den Zuschauer dazu zu bringen, mit dem unschuldig Verfolgten mitzuleiden. Einige herrliche Prisen schwarzen Humors runden den Film ab. Und gab es vorher bei Hitch schon mal Titten zu sehen? Chapeau!

ugo-piazza hat geschrieben:Und gab es vorher bei Hitch schon mal Titten zu sehen?

Nicht dass ich wüsste ... wurde aber in beiden Fällen von Bodydoubles übernommen.

Es wird ja berichtet, dass Hitch sehr beeindruckt von Argentos "Geheimnis der schwarzen Handschuhe" war, und offenbar hat dann wiederum der Giallo ihn beeinflusst. Mit einer Story um einen psychopathischen Krawattenkiller greift Hitchcock in die vollen, und weiß dies geschickt mit seinem klassischen Thema eines unschuldig Verfolgten zu verbinden. Auch die Entscheidung, nach London zurückzukehren, reicht dem Film zum Vorteil und sorgt für stimmige Locations. Dazu kommt klassisch britisch schwarzer Humor: Eine Leiche wird am Themseufer angeschwemmt, just als ein Programm zur Säuberung des Flusses angekündigt wird. Einer anderen müssen die Finger gebrochen, um an ein verräterisches Beweisstück zu kommen, und der ermittelnde Inspektor muss leiden, weil seine Frau sich in französischer Küche versucht, während er doch nur endlich mal ein Steak haben möchte.

Well done!