Last Night in Soho - Edgar Wright (2021)

Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Last Night in Soho - Edgar Wright (2021)

Beitrag von Arkadin »

Ich schließe mich der hier vorherrschenden Minderheitenmeinung von Blap und dem Onkel an. Ich mochte den. Ich verstehe aber auch, wenn man da so seine Probleme hat. Zumal - so ging es mir zumindest - der Trailer einen ganz anderen Film versprach. Ja, es dauert lange, SEHR lange bis der Film Fahrt aufnimmt. Was ich gestern aber gar nicht schlimm fand, da ich die Figur der Ellie - super und sympathisch gespielt von der mir bis jetzt unbekannten Thomasin McKenzie - sehr mochte und ihr gerne durch ihre erste Tage in London, der schrecklichen Modewelt und vor allem dem sehr schönen und gut gewählten Soundtrack-Songs folgte. Ich war auch in der Stimmung mich einfach mal so treiben zu lassen. Ausstattung, Look und Kostüme waren absolut brillant, was ja auch bei aller Kritik immer gewürdigt wird. Was ich zu meckern hätte: Die Auflösung ist wirklich schon sehr früh klar. Den Verdacht hatte ich sehr früh, absolut klar war es dann spätestens in der Szene in der Bibliothek, wenn sie durch die Zeitungsauschnitte geht. Und dann fällt der Film etwas auseinander, bzw. unterläuft zumindest meine Erwartungen (siehe meine Bemerkung zum Trailer):
► Text zeigen
Schön fand ich die ganzen Anspielungen auf Argento (auch wenn "Last Night.." nun in meinen Augen überhaupt kein Giallo oder Neon-Giallo ist). Erkannt habe ich "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", "Suspiria", "Tenebrae" und "Inferno". Thomasin habe ich ja schon gelobt, Anya Taylor-Joy muss aber auch unbedingt erwähnt werden. Sie ist (mal wieder) großartig und hat eine tolle Präsenz. In den Extras sagt Edgar Wright, sie wirke als könne sie auch aus den 60er, 40ern oder sogar 20ern stammen. Und das stimmt. Tolle Schauspielerin und "Erscheinung". Am Ende ist der Film etwas drüber, aber okay. Konnte ich akzeptieren. Man kann den Film lesen als Anti-Nostalgie (früher war es auch nicht besser und die Erinnerung verdeckt mit Glanz das Elend) und Beitrag zur MeToo-Bewegung, die toxische Männer zeigt, die Frauen ausnutzen und vernichten, damit aber durchkommen und noch dafür von ihren Kumpels gefeiert werden. Das war sehr unangenehm und bedrückend. Aber so war (und leider noch viel zu häufig ist) es ja, und ich fand gut und aufrüttelnd, die dies dargestellt und drauf aufmerksam gemacht wurde. Auch gerade in einem "Unterhaltungsfilm".
Früher war mehr Lametta
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sergio petroni
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Re: Last Night in Soho - Edgar Wright (2021)

Beitrag von sergio petroni »

Die junge Eloise zieht vom Land nach London, um Modedesignerin zu werden. Sie schwärmt für
die Swinging Sixties und richtet auch ihren Mode- und Musikstil danach aus. Dank einer vermeintlichen
Gabe, durch die Eloise immer wieder Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter hält, gerät sie
in den Bann von Sandy (Anya Taylor-Joy), die ein ausschweifendes Leben in den 60ern führte und in deren
Umfeld es zu mehreren Gewalttaten kam. Nicht lange, da droht die Gewalt auch im Leben
von Eloise auszubrechen.

Edgar Wrights Grusler wartet zwar mit einer eher generischen Story auf, bietet dafür aber
ein tolles Portrait eines vergangenen Londons. Nostalgiker kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten.
Kamera und Ausstattung können definitiv einiges in diesem Streifen. Und bei wem dann noch
die Namen Diana Rigg, Rita Tushingham und Terence Stamp Erinnerungen wachrufen,
der kann hier wirklich nicht viel falsch machen. Den drei britischen Schauspielikonen wird hier
ein würdiges Denkmal gesetzt.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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