bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Ein schwarzer Tag für den Widder
Der Reporter Andrea (Franco Nero) verlässt sturzbetrunken eine Sylvesterparty mit illustren Gästen, darunter auch seine ehemalige Geliebte Helene. Am nächsten Morgen erfährt er, dass John (Maurizio Bonuglia), einer der Gäste, auf dem Heimweg brutal niedergeschlagen wurde und den Angriff nur um Haaresbreite überlebt hat. Als kurz darauf auch die querschnittsgelähmte Signora Bini getötet wird, die ebenso wie John auf der Party anwesend war, beginnt Andrea auf eigene Faust Nachforschungen mit entlarvenden Resultaten anzustellen, während der ermittelnde Commissario (Wolfgang Preiss) die seinigen mehr und mehr auf Andrea richtet, der einziges Bindeglied zwischen den Opfern zu sein scheint, von denen regelmäßig jede Woche ein weiteres aufgefunden wird…
Luigi Bazzonis Ausnahme-Giallo aus dem Jahre 1971 mit Franco „Django“ Nero in der Hauptrolle ist ein unheimlich durchästhetisiertes Meisterwerk in Sachen Cinematographie. Kameramann Vittorio Storaro, der später „Apocalypse Now“ drehte, zieht von der ersten Sekunde an sämtliche Register und setzt die Drehorte, insbesondere ihre Architektur, überaus stilvoll in Szene, dass man sich in den Bildern, die passend zur Stimmung des Films düster, kalt, abweisend und traurig, dabei aber seltsam faszinierend wirken, verlieren möchte und die eigenwillige Atmosphäre in sich aufsaugt. Die sparsam, zurückhaltend eingesetzte Filmmusik von Maestro Ennio Morricone unterstreicht die Atmosphäre geschickt und erzielt durch die zahlreichen ruhigen, gänzlich ohne musikalische Untermalung auskommenden Szenen, eine noch intensivere Wirkung. Bei meinen Gedanken an diese ihrer Zeit voraus wirkende, perfekt subtile Emotionen hervorrufende Gestaltung durchfährt mich eine Gänsehaut. Die Geschichte des Films weist viele Giallo-typische Versatzstücke auf; so gibt es einen Mörder mit einem undurchsichtigen Motiv, der unerkannt meuchelt, einen mehr oder weniger durch Zufall involvierten Mann, der auf eigene Faust Ermittlungen anstellt und selbst in den Verdacht der Polizei gerät und schöne Frauen, in diesem Falle in tatsächlich erotischen Szenen anstelle schmierigen Sleazes. Franco Nero mimt den Reporter Andrea, dem der Fall keine Ruhe lässt, bis er selbst in Gefahr gerät und gibt dabei einen klassischen, immer nachvollziehbaren Anti-Helden, der in Frauengeschichten verwickelt ist, gerne mal tiefer ins Glas schaut und den eine melancholische Aura umgibt, die sich auf den Zuschauer überträgt. Eine von Neros eher „leiseren“ Rollen, die er mit Bravour meistert. Dabei drosselt das Drehbuch das Tempo der Handlung stellenweise doch arg, was ohne die meisterliche Atmosphäre, den Stil des Films, sicherlich nicht so ohne weiteres funktionieren würde. So aber gibt man sich der behutsamen Dramaturgie gerne hin und braucht gar keine sonderlich spektakuläre, überraschende Wendung mehr. Inhaltlich ist das, was „Ein schwarzer Tag für den Widder“ bietet, aber grundsolide, nicht unkomplex und keinesfalls langweilig, das Spannungsbarometer köchelt auf kleinerer Flamme beständig vor sich hin. Das Erzeugen der speziellen, unterkühlten Ästhetik wurde nach meinem subjektiven Empfinden in den 1980ern des Öfteren versucht, allerdings selten so erfolgreich wie in diesem Frühsiebziger-Werk. In der richtigen Stimmung und ohne falsche Erwartungshaltung konsumiert, nein, erlebt, ist „Ein schwarzer Tag für den Widder“ ein Genuss der besonderen Art, dem man sich mit Einsetzen des Abspanns am liebsten gleich noch einmal hingeben würde. Dem Drehbuch liegt übrigens eine Literaturvorlage zugrunde, ich wage aber zu vermuten, dass es sich um keinen Groschenroman im gelben Einband gehandelt hat, oder?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von dr. freudstein »

Hey Bux, hab mich durch das Buchstaben-Wirr Warr gewurschtelt und das klingt nach 8/10, richtig?
Deal: Du leihst mir den und ich Dir die per PN angeforderten Filme, okay?
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:Hey Bux, hab mich durch das Buchstaben-Wirr Warr gewurschtelt und das klingt nach 8/10, richtig?
Deal: Du leihst mir den und ich Dir die per PN angeforderten Filme, okay?
Genau, 8/10 und der Deal ist gebongt! 8-)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von dr. freudstein »

:prost:
Ganz offiziell :D
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Lady Frankenstein
Baron Frankenstein (Joseph Cotten) hat in seinem Schloss aus zusammengesetzten Leichenteilen eine Kreatur (Paul Whiteman) erschaffen und diese zum Leben erweckt. Dummerweise hat er dem Wesen das Gehirn eines Schwerverbrechers eingepflanzt und wird schließlich von ihm getötet. Die Kreatur kann aus dem Schloss entkommen und verbreitet Angst und Schrecken in der Umgebung, indem sie wahllos Menschen tötet. Tania Frankenstein (Rosalba Neri), die schöne Tochter des Barons, die gerade erst ihr Medizinstudium abgeschlossen hat, führt die Experimente ihres Vaters mit Hilfe seines ehemaligen Assistenten Dr. Marshall (Paul Müller) fort und verliebt sich schon bald in den älteren Mann. Da Marshall Tania aber zu alt ist, töten die beiden den zurückgeblieben Hausdiener Thomas (Marino Masé) und verpflanzen Marshalls Gehirn in den jungen Körper. Währenddessen macht sich die vom Baron erschaffene Kreatur auf den Weg zum Schloss und auch ein wütender Mob, der sich aus den verängstigten Bewohnern der nächsten Stadt zusammensetzt, ist im Anmarsch, um den grausamen Experimenten ein Ende zu bereiten...
„Lady Frankenstein“, diese 1971er Italo-Gothic-Exploitation (Regie: Mel Welles und Aureliano Luppi) mit interessanter Besetzung, nämlich Joseph Cotton als Baron Frankenstein, Herbert Fux als schmierigem Leichendieb und Rosalba Neri als Frankensteins Töchterchen, beginnt reichlich unspektakulär. In zugegebenermaßen für diese Billigproduktion überraschend gelungenen Kulissen wird die altbekannte Frankensteinleier zum x-ten Male runtergespult und fällt lediglich durch die etwas, ähem… rustikaleren Dialoge auf. Doch mit Erweckung der Kreatur in ihrer gleichzeitig fiesen und belustigenden Maske und dem Ableben des Barons ändert sich das alles schlagartig, denn der Film gewinnt an Tempo und Frankensteins vorher eher unscheinbare Tochter nimmt das Zepter in die Hand, um das Werk ihres Vaters fortzuführen – skrupelloser als zuvor. Von nun an wird der Zuschauer mit allerlei kruden Ideen und einer kranken „Romanze“ konfrontiert sowie einigen erotischen Momenten. Unvergessen, als unsere Lady F. beim Geschlechtsakt mit ihrem geistig zurückgebliebenen Diener, der gerade ermordet wird (!), offensichtlich einen Orgasmus erlebt – die vielleicht stärkste Szene des Films. Nebenbei gibt es auch noch einen klasse Subplot um den lüsternen Unterwelt-Geschäftsmacher, der grandios von Herbert Fux verkörpert wird und leider viel zu früh abtreten muss. Außerhalb des Frankenstein-Schlosses wütet natürlich die entstellte Kreatur bzw. stapft plump durch die Gegend, schafft es aber trotzdem, sich das eine oder andere Opfer zu krallen. Kleine Kinder hingegen werden verschont, selbst in dieser Variation. Ein herrlich unterhaltsames Potpourri des abseitigen Geschmacks! Leider wirkt das Ende dann aber ziemlich abrupt und etwas unbefriedigend und ist nicht der zumindest von mir erwartete Paukenschlag. Dennoch, dieser quirlige Frankenstein-Billig-Rip-Off hat mich trotz seiner Blutarmut wegen seiner vielen Ideen, sorgfältigen Inszenierung (als Kontrast zur sehr offensichtlichen Maske des Monsters…), seines Detailreichtums und nicht zuletzt des illustren Darstellerensembles angenehm überrascht. Emanzenterror mal anders - ein sympathischer Film.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
The Curse of the Crying Woman
The police are unable to solve a recent rash of murders in a remote area deep in the woods just out side of town. Amelia (Rosa Arenas) and Jaime (Abel Salazar) her husband arrive at her aunt Selma’s (Rita Macedo) home which is coincidently located near where all the unsolved murders happened. There is something about aunt Selma’s place that disturbs Amelia and Jamie who decide they are going to leave in the morning. By dawn their plans of leaving has been disrupted. Amelia starts investigate about her family. Will she be able to uncover the truth before she becomes the next victim? [Quelle: www.10kbullets.com]
„The Curse of the Crying Woman“ ist ein in schwarz/weiß gedrehter mexikanischer Gothic-Grusler von Rafael Baledón aus dem Jahre 1963, der leider nicht in deutscher Sprache vorliegt. Dank englischer Untertitel konnte ich der Handlung aber gut folgen. Im Prinzip geht es um die Reinkarnation eines weiblichen Dämons (oder so), der von der offensichtlich in seiner Erbfolge stehenden Selma in seinen knochigen Überresten aufbewahrt wird. Als Selmas Nichte Amelia und ihr Mann Jaime ihre Tante aufsuchen, werden sie zu Teilen des teuflischen Plans. Wird sich der Fluch auch auf Amelia übertragen? Der Film beginnt sehr stimmig mit düsteren, nebelverhangenen Bildern und erinnert zumindest in der Szene, in der Rita Macedo mit ein paar überdimensionalen Hunden am Wegesrand harrt, an Mario Bavas „Die Stunde, wenn Dracula kommt“. Ansonsten fühlte ich mich aber eher an die ganz alten „Universal“-Klassiker erinnert. Mit einfachen Mitteln erzeugen Baledón und sein Team maximale Wirkung, sei es in invertiert gefilmten Rückblenden, mit relativ simplen Überblendeffekten (die Gebeine des Dämons verwandeln sich gerne mal ansatzweise in eine menschliche Form und wieder zurück – Horror!) oder aufgeklebten, unmenschlich wirkenden, rabenschwarzen Augenpartien. Apropos Augen: Sehr zu meiner Freude wurde mit vielen Close-Ups gearbeitet und zahlreiche wunderschön morbide, porträtartige Einzelszenen kreiert, was dem Film einen durchaus künstlerischen Anstricht verleiht. In Kombination mit der atmosphärischen Dichte entstehen einige überraschend gruselige Momente, die ich dem Film so nicht unbedingt zugetraut hätte. Erst später wird es etwas trashig, beispielsweise bei schlecht choreographierten Kämpfen oder wenn die Hunde losgelassen werden und ihre vermutlich mit Hundefutter eingeriebenen „Opfer“ herzlich abschlecken, die dabei tun müssen, als würden sie gerade aufgefressen… Tante Selma hält ihren missgebildeten und zu einem Monstrum deformierten Ehemann in Kerkerhaft gefangen und hat zudem noch einen zurückgebliebenen Diener, der ihr treu zur Seite steht. Viel Stoff für so einen B-Grusler, der Langeweile erfolgreich vorbeugt. „The Curse of the Crying Woman“ bleibt bis zum Schluss angenehm mystisch und versucht gar nicht erst, sämtliche seltsamen Phänomene, denen der Zuschauer beiwohnte, zu erklären. Ein guter, altmodischer Low-Budget-Horrorfilm mit einigen handwerklichen Schwächen, aber auch gleich mehreren positiven Überraschungen, der sich nicht allzu weit hinter US-amerikanischen oder britischen Genrebeiträgen zu verstecken braucht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Der Schlitzer
Der Automechaniker Jack (David Hess) vergewaltigt eine Frau und erwürgt diese. Als er abends mit seinem Kollegen Ricky (Giovanni Lombardo Radice) auf die Piste gehen will, erscheint ein junges Paar in seiner Werkstatt. Diese sind gerade auf dem Weg zu einer Party und laden die Beiden ein, mit ihnen zu kommen. Ohne zu wissen in welcher Gefahr sie sich befinden, fahren sie mit dem Psychopathen zur Feier. Nachdem alles harmlos anfing, eskaliert die Lage während eines Pokerspiels und Jack fängt mit dem Morden an ...
„Der Schlitzer“ alias „The House at the Edge of the Park“ ist ein exploitativer „Last House on the Left“-Rip-Off aus dem Jahre 1980 vom berüchtigten Italo-Regisseur Ruggero Deodato („Cannibal Holocaust“), der für die Hauptrolle aber ebenfalls wie seinerzeit Wes Craven auf den charismatischen David Hess zurückgreifen konnte, der im Quasi-Original ebenfalls den sadistischen Killer spielte. Hier heißt er Jack und Ihm zur Seite steht als Ricky niemand Geringerer als Giovanni Lombardo Radice alias John Morgen („Cannibal Ferox“, „Asphaltkannibalen“, „Ein Zombie hing am Glockseil“), der hier einmal mehr einen geistig derangierten Charakter mimt. Für einen stimmigen Soundtrack sorgte Riz Ortolani. Der Film steht und fällt mit seinen Hauptdarstellern, denn die Nebencharaktere verblassen neben der Sado-Psycho-Show, die Hess und Radice abliefern. Zumindest optisch sehr auffällig ist aber eine glatzköpfige schwarze Schönheit, die wie auch die anderen weiblichen Darstellerinnen zeigen darf, was sie hat. Denn Deodato setzt einerseits zwar auf eine Art abstrahierte Klassenkampfthematik, als Jack sich gegen die arrogante, ihn und vor allem seinen Kumpel verlachende Partygesellschaft aus besserem Hause zunächst verbal, dann aber mit Waffengewalt stellt, zu mindestens gleichen Teilen aber auch auf sleazige Erotik, die nicht so recht zur Thematik passen will. Auch hätte man die Handlung wesentlich interessanter gestalten können, hätte man Jack nicht schon im Prolog zu einem eiskalten Frauenkiller erklärt, sondern ihn erst im Rahmen der „Party“ eine entsprechende Entwicklung durchmachen lassen. Durch diese Ungereimtheiten entfaltet „Der Schlitzer“ nur selten bis gar nicht eine ähnlich intensive Wirkung wie „Last House on the Left“ und ist einfach nicht der erwartete Magenschwinger. Klar, „Rape & Revenge“ ist auch hier das Thema, aber die erzählte Geschichte höchst unglaubwürdig. Mit grafischer Härte hielt man sich auch eher zurück, die psychische funktioniert nicht. Dass sich einem der Geiselnehmer, dem mehr oder weniger überraschend letztlich dann doch gutmütigen Ricky, tatsächlich eine seiner Geiseln als paarungsbereit anbietet, passt wohl besser in naive Softsexstreifen als in einen Vertreter des eben erwähnten Subgenres. Ohne Hess’ beängstigend realistisches Spiel wäre „Der Schlitzer“ wohl ein recht maues, durchschnittliches bis langweiliges Filmerlebnis geworden, lediglich aufgelockert durch Fleischbeschau und eine unglaubliche Tanzeinlage von Radice, die man allerdings gesehen haben muss! Hess und Radice retten „Der Schlitzer“ über die Spielzeit, die den Zuschauer kälter lässt, als es Regisseur und Drehbuchautor bei einem Film mit dieser Thematik gewollt haben können. Mit einer entsprechend angepassten Erwartungshaltung aber durchaus passabel goutierbar, lässt man die Alibi-Handlung außer Acht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Cabal – Die Brut der Nacht
Aaron Boone wird geplagt von seltsamen Alpträumen. Er träumt von einem Leben in der Stadt Midian. Da gibt es leider nur ein Problem: Zu der unter einem Friedhof gelegenen Stadt haben nur Freaks und Monster zutritt. Verzweifelt sucht Aaron den Psychologen Dr. Decker auf, um sich von seinen Alpträumen befreien zu lassen. Doch Decker hat etwas ganz anderes im Sinn. Er führt schon lange Krieg gegen den Dreck und Schmutz, der seine Erde bevölkert. Dass dabei meist nur Familien mit Kinder ausgelöscht werden stört ihn reichlich wenig. Als Aaron ihm nun seine Träume offenlegt, sieht Decker die Möglichkeit ihm alles in die Schuhe zu schieben. Außerdem hat er es lange schon auf die Brut von Midian abgesehen. Aaron scheint dazu die Eintrittskarte zu sein. So stellt Decker Aaron eine Falle und läßt ihn von der Polizei aus dem Weg räumen. Jedoch nicht ohne sich vorher die Stadt aus Aarons Träumen zeigen zu lassen. Jetzt soll er der Brut der Nacht an den Kragen gehen. Doch die Monster haben schon lägst den toten Aaron zu sich geholt und so kommt Decker nicht ganz unangekündigt. Die Schlacht um die Stadt Midian beginnt...
„Aber du weißt doch, das Gesetz!?“ – „Für den Arsch! Ich will Fleisch!“

„Cabal – Die Brut der Nacht“ ist eine bizarre Mischung aus Fantasy und Horror auf Grundlage einer Geschichte von „Hellraiser“-Erfinder Clive Barker, der für seine Verfilmung auch gleich auf dem Regiestuhl Platz nahm. Die US-Produktion wurde im Jahre 1990 veröffentlicht und kann mit all ihren kreativen Masken und Spezialeffekten stilistisch noch gut und gerne den typischen 1980er-Beiträgen zugeordnet werden, die jenes Jahrzehnt zu einem für das Horrorgenre höchst bemerkenswerten machten. Was Atmosphäre und Handlung betrifft, pendelt „Cabal“ aber wie erwähnt zwischen dem Fantasy- und Horrorbereich und läuft dadurch Gefahr, Fantasy-Freunden zu horrorlastig und Horror-Fans zu viele Fantasy-Elemente aufweisend umgesetzt worden zu sein. Im Idealfall empfindet der Zuschauer diese Mischung aber als reizvoll und ungewöhnlich, ich persönlich tendiere eindeutig zu dieser Sichtweise. Die Geschichte um einen mordenden Psychologen, die geheimnisvolle, versteckte, von freakigen Untoten bewohnte Stadt Midian und Aaron Boone, der in seinen Träumen mit jener Stadt konfrontiert und von Dr. Decker dazu benutzt wird, ihn dorthin zu führen, dabei aber von der Polizei erschossen und selbst zu einem Untoten wird, klingt nicht nur fantastisch, sondern wurde in einer verdammt ansehnlichen Ausstattung vollgepackt mit abgedrehten Ideen, vielen Details und aberwitzigen Kreaturen. Selbst eine Romanze darf nicht fehlen, denn Boones Freundin hält weiter zu ihm. Zeit zum Durchatmen bekommt man kaum, zudem mündet das alles in einem furiosen Action-Spektakel, in dem sich Boone und die Bewohner Midians gegen eine selbstgefällige, reaktionäre Staatsmacht verteidigten müssen. („Ob Kommunisten, Monster oder Hormonkrüppel aus der Dritten Welt: Wir sind zur Stelle – die Söhne der Freiheit!“) Als Splatterfest würde ich „Cabal“ nun zwar nicht bezeichnen, aber einige Gemeinheiten haben es dennoch in den Film geschafft. Ich hörte, dass es sich bei den Veröffentlichungen lediglich um R-Rated-Fassungen handeln soll, der Director’s Cut soll wesentlich länger und vermutlich dementsprechend blutiger gewesen sein. Der Unterhaltungsfaktor ist aber auch so – oder durch die Straffung vielleicht gerade deshalb – enorm hoch und auch sämtliche Schauspieler wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. So wird der psychopathische Psycho-Doc Decker sehr gut von David Cronenberg gemimt, Craig Sheffer wirkt glaubwürdig als Aaron Boone und hinter einer der Freakmasken verbirgt sich gar „Pinhead“ Doug Bradley. Natürlich ist „Cabal – Die Brut der Nacht“ recht plakativ, für mystische, gruselige Gänsehautstimmung oder eine subtilere Art, die außenseiterfreundliche Aussage zu verpacken, bleibt kaum Zeit, was ich ein wenig schade finde. So ist das Vergnügen eher kurzweiliger Natur, dafür aber sehr gekonnt umgesetzt worden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
Light of Day
Patty und Joe sind Geschwister. Während Pat nur für ihre Rockkarriere und ihre Band "The Barbusters" lebt, verfolgt Joe neben der Musik noch normale Karrierepläne und zieht nebenher ihren Sohn Benji groß. Besonders Pats Lebensweise ist ihrer streng-gläubigen Mutter ein Dorn im Auge. Als Pat plant, mit ihrem Sohn auf Tournee zu gehen, kommt es zum Eklat in der Familie. Erst eine schwere Erkrankung der Mutter gibt der Familie die Chance wieder zueinander zu finden. (written by Mario007)
„Light of Day“ mit Michael J. Fox und der Rockmusikerin Joan Jett in den Hauptrollen ist eine Mischung aus Musikfilm und Drama über den „Rock’n’Roll-Way-Of-Life“ und innerfamiliäre Konflikte durch das Aufeinandertreffen desselben mit den bürgerlich-religiösen Wertvorstellungen des Elternhauses. Und natürlich über die Achtziger, denn 1987 von US-Regisseur Paul Schrader verfilmt, steckt solch ein Film natürlich voller Zeitkolorit. Michael J. Fox mimt als Joe einmal mehr den sympathischen, netten jungen Mann und spielt hier zusammen mit seiner Filmschwester Patty (Joan Jett) in der Band „The Barbusters“. Joan Jett beweist dabei durchaus eindrucksvoll ihr Schauspieltalent, indem sie ihren Charakter als antibürgerliche Rock-Rebellin, die es mit Gesetz und Moral nicht so genau nimmt und vor Leidenschaft für ihr Musikerinnendasein brennt, glaubwürdig darstellt. Niemand außer ihr kennt den Vater ihres unehelichen Kindes und mit ihrer zusätzlichen Mutterrolle scheint Patty überfordert zu sein; sie hat Schwierigkeit, beides unter einen Hut zu bringen. Im Laufe des Films werden nach und nach die Gründe für ihre Ablehnung ihres Elternhauses und die Flucht in die Welt der Musik bekannt, angenehmerweise wird sich dabei sehr mit Wertungen und Klischees zurückgehalten. So wird die Musikszene keinesfalls als Sündenpfuhl dargestellt, insbesondere Joe dient als Projektionsfläche für ein (im bürgerlichen Sinne) positives Bild eines Rockmusikers. Eine Ausnahme stellt dabei die Darstellung der Heavy-Metal-Subkultur dar, die als irgendwie böse und klischeebehaftet, oberflächlich und trendig (verglichen mit dem Pubrock der „Barbusters“) gezeichnet wird. („Metal? Was’n Scheiß, ich spiel’ doch keinen Metal-Rock! Jeder Wichser spielt heut Metal-Rock!“ / „Metal braucht keinen Text!“) Dennoch machte man sich die Mühe, authentische Musik für Pattys Zwischenstation in einer Metal-Band auszusuchen, ihre in den Film integrierte Bühnenperformance kann sich hören lassen – wie übrigens auch fast jegliche andere Musik der verschiedenen Bandprojekte, die in diesem Film vorkommen. Die eigene Filmmusik, die nicht dem Rockbereich zuzuordnen ist und zur Untermalung im Hintergrund dient, stinkt dagegen in einigen regelrecht nervigen Momenten ziemlich ab. Die Dramaturgie geriet etwas holperig, mit leichter Überlänge wird der Bogen vom ersten Ansprechen der Konflikte bis zum Ende mit der Auflösung der Hauptursache über zahlreiche Zwischen- und Nebenschauplätze gespannt und sehr weit ausgeholt. Das ist aber nicht unbedingt ein Minuspunkt, denn die in der Musikszene spielenden Szenen machen weitaus mehr Spaß als das dramatische Element, das zudem gegen Ende arg seltsam wirkt: Achtung, Spoiler:
► Text zeigen
Unfreiwillig komisch wird „Day of Light“ dann und wann, wenn die wirklich ganz schlimmen 80er-Klamotten und- Frisuren ausgepackt werden und für den einen oder anderen wird es sicherlich irritierend wirken, Schwiegermamis Liebling Michael J. Fox zusammen mit Joan Jett und mit E-Gitarre in der Hand rocken zu sehen. Für Joan-Jett-Fans ein Muss, für Musik- und 80er-Freunde sicherlich interessant; Liebhaber tiefgründig-dramatischer Kost dürfen „Light of Day“ aber gerne ignorieren; auf diesem Gebiet gibt es weitaus besseres. Ein nettes, kleines Filmchen, das trotz seiner illustren Besetzung ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Dazu bei trug hierzulande vielleicht die sehr mittelmäßige deutsche Synchronisation. Umso bedauerlicher, dass die DVD von e-m-s den Originalton nicht enthält.

P.S.: Ich bin kein Joan-Jett-Experte, insofern entzieht es sich meiner Kenntnis, wie viele ihrer regulären Stücke für diesen Film verwendet wurden, ob etwas und wenn ja, welche Songs von ihr eigens für den Film geschrieben wurden etc.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40653
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Bild
The Nameless
Fünf Jahre nach der grauenhaften Verstümmlung ihrer Tochter erhält die entsetzte Mutter einen telefonischen Hilferuf eines Mädchens, das behauptet, das verstorbene Kind zu sein. Da das Opfer damals zu entstellt war, um zweifelsfrei identifiziert zu werden, es aber bisher nie einen Zweifel gab, beginnt die um Hilfe gebetene mit Ermittlungen. Dabei stößt sie immer wieder auf einen Geheimbund des Bösen, die Namenlosen, deren Ziel die Erschaffung des ultimativen Grauens ist. Sollte ihre Tochter in deren Hände gefallen sein?
„Solche Scheißkerle sind absolut krank! Stecken sich brennende Watte in den Arsch und holen sich einen runter! Ich kenn’ so’n paar!“

Zunächst einmal frage ich mich, warum „The Nameless“ im Deutschen (wohlgemerkt!) nicht schlicht „Die Namenlosen“ heißt, schließlich werden jene in der deutschen Synchronisation auch exakt so genannt. Etwa, weil die englische Übersetzung vermeintlich „hipper“ und „moderner“ klingt? Nun, wer es „hip“ mag, sollte besser die Finger von diesem spanischen Horrorfilm bzw. Mystery-Thriller von Regisseur Jaume Balagueró aus dem Jahre 1999 lassen, denn „The Nameless“ erzählt seine Geschichte langsam und behutsam und setzt auf eine ausdrucksstarke, unheimlich triste, gefühlskalte Atmosphäre statt übermäßig auf grafische Schauwerte oder gar „coole“ Sprüche. Und das gelang zweifelsohne ziemlich gut und sorgt für eine unwohlige Gänsehaut. Man bediente sich dafür einer blassen, tristen Farbgebung, der gesamte Film wirkt wie ein kalter, unwirtlicher Novembertag. Die Farbtupfer in Form von gelegentlichen blutigen oder anderweitig grässlichen Szenen tragen sodann natürlich nicht sonderlich dazu bei, das Geschehen aufzuhellen, im Gegenteil – gut so, man bleibt konsequent seiner Linie treu und setzt die sorgfältig aufgebaute Stimmung nicht aufs Spiel. Ein Zugeständnis an die „Moderne“ sind dabei allerdings die selbstzweckhaften, nicht so recht zum Film passen wollenden Zwischensequenzen; hektisch geschnittene, verfremdete und wackelnde Bildabfolgen, die ein actionreiches Finale, das sich zahlreicher Horror-Elemente bedient, suggerieren, das es zumindest in dieser Form nicht gibt. Die Schauspieler indes sind stets auf der Höhe und fügen sich mit der Verkörperung der ihnen zugeschriebenen, vom Leben gebeutelten Charaktere (den überstrapazierten Begriff „Anti-Helden“ möchte ich in diesem Zusammenhang nicht verwenden) und dem passenden Ausdruck in Mimik und Körpersprache gut in die negative Grundstimmung des Films ein. Die Handlung um ein verschwundenes, für tot erklärtes Mädchen, das sich nach Jahren plötzlich telefonisch bei seiner Mutter meldet und dessen Spuren zu einer finsteren Sekte führen, fiel relativ komplex aus und sichert sich die Aufmerksamkeit des Zuschauers nachhaltig, macht neugierig und übt eine gewisse Faszination aus. Leider entpuppt sie sich am Ende als doch arg konstruiert, denn die Auflösung mit ihrer bösen Pointe hat man zwischenzeitlich durchaus erahnt bzw. befürchtet, als „zu platt“ aber schnell beiseite gewischt. Leider kommt es trotzdem genau so und ist wird dem Vorausgegangenen nicht gerecht. Das ist etwas enttäuschend und wirkt, als wäre es nicht ganz gelungen, alle guten Ideen, alle Fäden zu einem starken Finale zusammenzuziehen; oder aber man hat aus einer schwächeren Grundidee stilistisch und dramaturgisch das beste herausgeholt - je nach Sichtweise. Nichtsdestotrotz ist „The Nameless“ ein guter Film, der besonders Freunden des atmosphärischen Thrillers/Horrors ans Herz gelegt sei.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten