Das praktische Filmtagebuch des Theoretikers

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Il Grande Silenzio
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#52 - NADER UND SIMIN - EINE TRENNUNG

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Filmdaten:

Originaltitel: Jodaeiye Nader az Simin
Herstellungsland: Iran
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Peyman Moaadi, Leila Hatami, Sareh Bayat, Shahab Hosseini, u. a.


Handlung:

Simin (Laila Hatami) und Nader (Peyman Moaadi) sitzen vor dem Scheidungsrichter in Teheran, weil Simin sich scheiden lassen will. Nach langer Zeit hat sie endlich die Ausreisepapiere aus dem Iran für ihre Familie erhalten - dazu gehört noch die gemeinsame 12jährige Tochter - und jetzt will ihr Mann nicht mehr mitkommen. Dieser möchte sich weiter um seinen schwer an Alzheimer erkrankten Vater kümmern, der in ihrer Wohnung lebt.

Dem Scheidungsrichter genügen ihre Argumente nicht, weshalb Simin erst einmal zu ihrer Mutter zieht, während ihre Tochter bei ihrem Vater bleibt. Doch dieser benötigt einen Ersatz für die Pflege des Vaters, wenn er tagsüber seiner Arbeit nachgeht. Über Simin erhält er einen Kontakt zu Razieh (Sareh Bayat), die dringend eine Arbeit benötigt, da ihr Mann arbeitslos ist. Doch die streng religiöse Frau darf es ihrem Mann nicht verraten, da dieser niemals einwilligen würde, dass sie bei einem Mann arbeitet, der keine Frau hat, und dazu noch einen kranken Mann pflegt.

Diese Situation überfordert Razieh, die zudem schwanger ist, so sehr, dass sie den alten Mann ans Bett fesselt, als sie tagsüber etwas Wichtiges erledigen muss, denn am Tag zuvor war er aus der Wohnung ausgebrochen und sie musste den verwirrten Mann auf der Straße wieder auflesen. Als Nader an diesem Tag etwas früher nach Hause kommt, findet er seinen Vater, gefesselt, vom Bett gefallen und ohne Bewusstsein wieder, was ihn so zornig macht, dass es zu einem verhängnisvollen Streit mit Razieh kommt, als sie wieder zurückkehrt...

Quelle: http://www.ofdb.de/film/210307,Nader-un ... e-Trennung


Kritik:

Denkt man bei dem Titel an ein reines Ehedrama à la '"Kramer gegen Kramer", entwickelt sich dieses Werk von Asghar Farhadi zu einem spannenden Konflikt zwischen 2 Familien und letztendlich auch zu einem Thriller.

Farhadi wählt hierbei einen dokumentarischen Stil, der dem Zuschauer aber das eine oder andere quasi vorenthält, da entscheidende Momente nicht in den Fokus gerückt werden, sondern nebenbei passieren, sodass dem Zuschauer erst später klar wird, dass er zum einen besser hätte aufpassen müssen und zum anderen solche "Nebensächlichkeiten" enorme Auswirkungen haben können.

Dieser zurückhaltende Erzählstil fordert dem Zuschauer sehr viel ab, sorgt aber auch für einen gleichbleibenden Spannungsbogen. Die Verknüpfung von Drama- und Thrillerelementen gelingt dabei meisterlich, die angedeutete Sozialstudie (Nadar und Simin gehören zur Mittelschicht, Razieh und Hodjat gehören zur Unterschicht) fügt Farhadi gelungen in diesen Kontext ein. Gewissensfragen müssen sich dabei alle Protagonisten stellen, der Zusammenhalt der Familie, (juristische) Schuld- und auch Glaubensfragen stehen im Raum.

Angenehm dabei ist, dass Regime-spezifische Themen außen vor bleiben, lediglich Glaubensfragen, die sich Razieh stellt, werden angerissen; von Kleinigkeiten, die den Alltag beeinflussen bis hin zur entscheidenden, die Razieh dazu bewegt,
► Text zeigen
Die Darstellerleistungen sind sehr solide, die Leistung der Darstellerin der Termeh (die 12-jährige Tochter Farhadis) ist besonders hervorzuheben.

Absolut sehenswert - 9/10
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#53 - THE MASTER

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Filmdaten:

Originaltitel: Master, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2012
Regie: Paul Thomas Anderson
Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Joaquin Phoenix, Amy Adams, Laura Dern, u.a.



Handlung:


Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, gelingt es dem ehemaligen Marine-Soldaten Freddie Quell (Joaquin Phoenix) nicht mehr, ins zivile Leben zurückzukehren. Ständig alkoholisiert verliert er seinen Job als Fotograf und schlägt sich irgendwie durch. Bis er, vollkommen heruntergekommen, zufällig Zeuge einer festlichen Veranstaltung auf einem Schiff wird und einfach an Bord geht.

Als er in einer Koje aufwacht, kann er sich an nichts mehr erinnern, aber Lancaster Dodd (Philipp Seymor Hoffmann), dessen Tochter auf dem Schiff ihre Hochzeit feiert, geht ausgesprochen freundlich mit ihm um. An seiner Seite findet Quell langsam wieder Halt, denn er beginnt, den selbsternannten Philisophen und Heilsbringer zu bewundern, der von seinen Anhängern nur "The Master" genannt wird, auch wenn er dessen Ideen nicht wirklich versteht. Als sie mit dem Schiff in New York landen, wohin Dodd eingeladen wurde, muss er erstmals erleben, dass ihn nicht jeder so vorbehaltlos bewundert...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/228884,526402,The-Master


Kritik:

Paul Thomas Anderson ist ja nicht gerade für massentaugliche Film-Kost bekannt. THE MASTER macht hier keine Ausnahme, wenig dynamische und schwer zugängliche Narration, keine echte Aussage oder gar ein Statement zu "philosophischen Anführern" und deren Praktiken.

Kritiker und Publikum sind sich daher auch nicht einig, wie sie THE MASTER einzuschätzen oder gar zu bewerten haben. Unstreitig sind die grandiosen Leistungen der Darsteller, allein die Performance von Joaquin Phoenix sucht ihresgleichen, Körpersprache, Mimik und Sprache - absolut perfekt.

Im Mittelpunkt steht die (schwierige) Beziehung zwischen dem eher einfach gestrickten, impulsiven und scheinbar Instinkt-gesteuerten WW2-Veteran Freddie Quell und dem Philosophen und Gründer von "The Cause" (Der Ursprung), Lancaster Dodd.

Der Charakter des L. Dodd zeigt recht deutliche Parallelen zum Leben des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard. Dodd schart einen kleinen, treuen Kreis an "Gläubigen" und Förderern um sich, wobei offen bleibt, inwiefern er seine eigenen Thesen zur Gänze ernsthaft selbst glaubt, oder sie in erster Linie einsetzt, um sich über seine Förderer zu finanzieren und letztendlich zu bereichern.

Die Rollen innerhalb der Beziehung zwischen Quell und Dodd werden von Anderson aber nur vordergründig eindeutig zu gewiesen. Dodd manipuliert Quell mit seinen Methoden zwar sehr direkt, was dieser aber zumindest unterbewusst auf seiner Suche nach Orientierung auch zulässt. Der Kopfmensch Dodd wiederum scheint von dem Bauchmensch Quell aber auch angezogen zu werden und ihn für dessen triebhaftes Leben zu bewundern.

Anderson begeht bei der Entwicklung der Charaktere eine echte Gratwanderung, da Quell sich mehr und mehr mit seinen verdrängten Gefühlen auseinandersetzt, sodass der Eindruck entsteht, dass Anderson mit der manipulativen Strategie Dodds sympathisiert. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Quell am Ende tatsächlich den Bruch wagt, weil er auf Dodds Führung nicht mehr angewiesen ist.

Oftmals bleibt dem dominanten, teils cholerischen Dodd aber auch nur der rhetorische Rückzug, wenn er mit der Unsinnigkeit seiner Thesen konfrontiert wird. In diesen Momenten zeigt Anderson einen zutiefst verunsicherten "Sektenführer", der im Grunde genommen ein emotional und empathisch überforderter Mensch ist, der scheinbar selbst von seiner rational und resolut agierenden Frau Peggy aufgrund monetärer Motive gelenkt wird.

Natürlich liegt Anderson nichts ferner, als hier wirklich Stellung zu beziehen. Gerade das macht die Sperrigkeit und den Anspruch seiner Werke aus und fordert so vom geneigten Zuschauer sehr viel ab, dem dadurch aber jeglicher Spielraum für eigene Interpretationen geliefert wird.

9/10
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#54 - TAKESHI KITANOS DOLLS

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Filmdaten:

Originaltitel: Dolls
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Miho Kanno, Tatsuya Mihashi, Hidetoshi Nishijima, u.a.


Handlung:

Als ein junger Mann Minuten vor seiner Hochzeit erfährt, daß seine Ex-Verlobte wegen der Trennung versucht hat, sich das Leben zu nehmen - und dabei ihren Verstand verloren hat -, läßt er seine Braut stehen und (ent-)führt seine wahre Liebe aus der Psychiatrie. Durch ihre Vergangenheit und durch einen Strick miteinander verbunden, machen sie sich auf eine Reise, die sie Schritt für Schritt immer weiter von dem wegführt, was man "geregeltes Leben" nennt... - Beim Gespräch mit seinem neuen Leibwächter erinnert sich ein alternder Yakuza an das Versprechen, das er einst seiner Jugendliebe gab: sobald er eine Existenz aufgebaut hätte, würde er zu ihr zurück kommen. Als er ihren damaligen Treffpunkt aufsucht, muß er feststellen, daß sie sein Versprechen für bare Münze genommen - und die ganze Zeit über auf ihn gewartet hat. Doch nun erkennt sie ihn nicht wieder... - Ein Mann ist, trotz seines nicht mehr jugendlichen Alters, glühender Verehrer der J-Pop-Prinzessin Haruna. Keine Autogrammstunde, zu der er nicht auftaucht - und keine Minute, in der er nicht an sie denkt. Da hat Haruna einen schweren Unfall - woraufhin ihr Fan drastische Maßnahmen ergreift...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/27220,48046,Tak ... anos-Dolls


Kritik:

Kaum ein Regisseur liefert auf gleichbleibend hohem Niveau filmische Werke wie Takeshi Kitano. Auch DOLLS stellt hierbei keine Ausnahme dar.

Die zu Beginn dargestellte Szene aus dem Bunraku, dem japanischen Puppentheater, zeigt deutlich die Intention Kitanos auf, das Theater auf die Leinwand zu bringen.

In überaus ästhetischen Bildern erzählt Kitano die drei Geschichten um Leben und Tod, Liebe, Opfer und Sühne. Die Geschichten sind zwar nicht miteinander verbunden, "berühren" einander aber auf bildlicher und emotionaler Ebene.

Wie auch in seinen anderen Werken gelingt es Kitano, allein durch kurze Einstellungen, Bild- und Musikkompositionen eine unglaubliche Intensivierung der Dramaturgie zu erreichen. Das mittels eines Seils verbundene Paar ist nicht nur eine der Geschichten, sondern stellt auch dessen (optisches) Bindeglied dar. Durch die großartigen Kostüme des Yohji Yamamotos wird das Bildnis der menschlichen Puppen verdeutlicht.

Die Protagonisten sind Opfer ihrer Entscheidungen. Ihre jeweiligen Lebensumstände ließen ihnen scheinbar keine andere Wahl, Zwänge bestimmen ihr Leben. Diese Zwänge lassen sie puppengleich durchs Leben wandeln, sie sind nicht mehr Herr ihrer selbst, die Zwänge "ziehen an ihnen die Strippen".

Kitanos gelingt es mit DOLLS, die Schwermütigkeit des klassischen Theaters bildgewaltig und ästhetisch in unsere Zeit zu übertragen.

Filmkunst auf höchstem Niveau - 9,5/10
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#55 - AUF U-17 IST DIE HÖLLE LOS

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Filmdaten:

Originaltitel: The Atomic Submarine
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1959
Regie: Spencer Gordon Bennet
Darsteller: Arthur Franz, Dick Foran, Brett Halsey, Tom Conway, u.a.


Handlung:

Im Jahr 1968 (damals noch die Zukunft) verschwinden in der arktischen Region nahe des Nordpols eine Reihe von Passier- und Frachtschiffen, sowie diverse U-Boote. Daraufhin entsendet die amerikanische Regierung das neueste Atom-U-Boot "Tigershark", um den mysteriösen Vorgängen auf den Grund zu gehen. Doch in den Tiefen der Arktis wartet ein krakenähnliches Monstrum auf das Boot, ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/11502,8427,Auf- ... -Hölle-los


Kritik:

Auf U-17 ist die Hölle los" ist der 3. Film der "Galerie des Grauens". Leider entwickelt sich bei diesem Werk kein wirklicher Spannungsbogen, sodass man sich während der kurzen Laufzeit dann doch eher langweilt. Auch wenn die Schauspieler tapfer gegen das schwache Drehbuch anspielen, dümpelt U-17 relativ unmotiviert durch die Arktis. Das Grauen, dass die Besatzung dort erwartet ist dann doch so billig (nicht zu verwechseln mit trashig) umgesetzt, dass nicht ansatzweise eine gruselige Atmo aufkommt.

Das Potenzial der Geschichte, das durchaus vorhanden ist, wird so leider verschenkt. Trash-Puristen werden sich trotzdem unterhalten fühlen.

4/10
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#56 - DIE BESTIMMUNG - DIVERGENT

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Filmdaten:

Originaltitel: Divergent
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2014
Regie: Neil Burger
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Ashley Judd, u.a.


Handlung:

Chicago in der Zukunft: Die Welt ist in fünf Fraktionen unterteilt. Wie alle Sechzehnjährigen muss sich auch Beatrice einem Eignungstest unterziehen, um in eine der Fraktionen eingeordnet zu werden. Aber ihr Ergebnis ist nicht eindeutig: Sie ist eine Unbestimmte und damit eine große Gefahr für die Gemeinschaft. Aus Angst, ausgestoßen zu werden, verschweigt sie ihr Ergebnis und schließt sich den wagemutigen Ferox an. Dort gerät sie ins Zentrum eines Konflikts, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das derer, die sie liebt, bedroht und muss sich zwangsläufig ihrem Mentor Four anvertrauen...

Quelle: http://www.ofdb.de/film/258134,Die-Best ... -Divergent


Kritik:

Aufgrund des großen Erfolges der TRIBUTE VON PANEM-REIHE war offensichtlich, dass diverse Klone nicht lange auf sich warten lassen.

Die Parallelen sind allzu deutlich, ein Mädchen, das über sich hinauswächst und kämpferisch gegen das diktatorische System aufbegehrt. Natürlich darf auch die obligatorische Romanze nicht fehlen.

DIVERGENT ist auf seine junge Zielgruppe ausgerichtet und nervt mit seichter Gut-gegen-Böse-Story. Inszenierung, Leistungen der Jungdarsteller und Action sind aber durchaus gelungen und da die eine oder andere kleine Wendung den Spannungsbogen aufrecht erhält, kann DIVERGENT doch noch unterhalten, wenn man sich auf Popcorn-Kino einlassen möchte und die Messlatte nicht zu hoch anlegt.

Knappe 5/10
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#57 - GODZILLA VS. DESTOROYAH

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Filmdaten:

Originaltitel: Gojira vs Desutoroia
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Takao Okawara
Darsteller: Tatsumi Takuro, Yôko Ishino, Yasufumi Hayashi, Megumi Odaka, u.a.


Handlung:

Godzilla ist noch mehr als zuvor radioaktiv verseucht. Sein Körper erwärmt sich beständig und der Supergau droht. Als wäre das nicht schlimm genug erscheint auch noch Destroyah, ein Monster das durch den Oxygen-Zerstörer, mit dem der Ur-Godzilla getötet wurde, entstand. In der Millionenmetropole Japan kommt es zum Kampf zwischen den beiden Monstern…

Quelle: http://www.ofdb.de/film/3482,Godzilla-vs-Destoroyah


Kritik:


Nachdem der Erfolg der Godzillafilme in der Heisei-Ära immer mehr aublieb, sollte nun mit dem vorliegenden Werk ein Abschluss gefunden werden.

Die Story ist für meinen Geschmack durchaus gelungen, Big-Gs Gegner erweist sich als tückisches Monster, das variantenreiche Fights erlaubt. Den menschlichen Protagonisten wird relativ viel Raum gegeben, was den Spannungsbogen aufrecht erhalten kann.

Fazit: Zwar ist ""Godzilla vs. Destoroyah" kein würdiger Abschluss, gehört für mich aber zu den besseren Vertretern der Heisei-Ära.

6/10
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#58 GODZILLA - DER URGIGANT

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Filmdaten:

Originaltitel: Gojira tai Biorante
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Kazuki Omori
Darsteller: Kunihiko Mitamura, Yoshiko Tanaka, Masanobu Takashima, u. a.


Handlung:

Das gentechnische Meisterstück, pflanzliche Zellen mit jenen des Monsters Godzilla zu kreuzen, ruft ausländische Agenten auf den Plan. Die Tochter des erfolgreichen Wissenschaftlers Shiragami bezahlt deren Überfall mit dem Leben. Der verzweifelte Vater entwickelt aus den Zellen seiner Lieblingsrose und denen des Monsters den Megaklon Biollante. Diese Superpflanze muss auch sogleich gegen Godzilla antreten. Das Monster, geweckt durch Eruptionen im heimischen Vulkankrater und bereits auf dem Weg nach Tokio, muss gestoppt werden. Biollante unterliegt in dem Zweikampf, auch die neue Superwaffe X2 ist der Super-Echse nicht gewachsen. Erst ein junger Wissenschaftler setzt dem Ungeheuer ein Ende...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/3431,642164,God ... r-Urgigant


Kritik:

Ich bin ja kein so großer Fan der Heisei-Ära, obwohl die Filme dieser Ära eine doch eher düstere und ernste Grundstimmung transportieren wollten. Auch wenn die Showa-Ära streckenweise recht skurril-lustige Szenarien schuf, schaut wohl kaum jemand einen Godzilla-Film, um sich über nukleare Bedrohung belehren zu lassen.

Neben dem üblichen Nuklearszenario kommt bei URGIGANT nun auch eine ökologische Komponente hinzu, da die Gene des Big-G auch noch für Gen-Experimente herhalten müssen, die natürlich - oh, Wunder - in die Hose gehen.

Wenn dann Biolante auftaucht, eine zunächst bösartig anmutende Killer-Rose, dann wird's nicht nur drollig, sondern auch ein bisschen dröge, was auch dem unpassenden Score geschuldet ist. Die Story nimmt einen vorhersehbaren Lauf, es knallt aber zumindest an allen Ecken und Enden und am Ende kann die Rose Big-G ins Meer zurückdrängen.

Fazit: DER URGIGANT versucht zu viele erhobene Zeigefinger unterzubringen, hinzu kommt eine originelle, aber eher belustigende Gegnerin, die Big-G wenig überzeugend in die Flucht schlägt.

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#59 - IN THE BLOOD

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Filmdaten:

Originaltitel: In the Blood
Herstellungsland: Großbritannien/ Puerto Rico
Erscheinungsjahr: 2014
Regie: John Stockwell
Darsteller: Gina Carano, Danny Trejo, Cam Gigandet, u.a.


Handlung:

Während eines romantischen Hochzeitsurlaubs geraten Ava (Gina Carano) und Derek (Cam Gigandet) in einige Schwierigkeiten. Zuerst bekommen sie in einem Nachtclub Streit mit einem Schläger (Danny Trejo) und dann widerfährt ihnen am Tag darauf beim Seilrutschen ein furchtbarer Unfall: Derek stürzt mehrere dutzend Fuß in die Tiefe und wird schwer verletzt. Er wird umgehend ins Krankenhaus gebracht, doch als Ava dort ankommt, scheint niemand irgendetwas über ihren Mann zu wissen - als wäre er nie angekommen, als ob er gar nicht existieren würde. Schnell zieht Ava die Behörden zu Rate, doch auch dort trifft sie auf unsichtbare Mauern. Sie ahnt, dass irgendjemand ihren Mann verschleppt hat und sie ihn möglicherweise nie wiedersehen wird. Daraufhin fasst sie den Entschluss, sich nur noch auf sich selbst zu verlassen und Derek auf eigene Faust zu retten.

Quelle: http://www.filmstarts.de/kritiken/203576.html


Kritik:

Gina Carano ist als weibliche Actiondarstellerin spätestens seit Soderberghs HAYWIRE ein Begriff. Zwar ist sie kein herausragende Darstellerin, spielt aber durchweg solide und überzeugt durch ihre Martial Arts-Fähigkeiten.

IN THE BLOOD ist völlig auf die hübsche und vor allem schlagkräftige Mimin ausgerichtet. Inszenierung und vor allem die Action überzeugen, Carano darf in den Fights und Shootouts ihre männlichen Gegenspieler blutig dezimieren.

Die Story ist leider das Manko des Films, dessen Auflösung zwar überraschend kommt, aber dann doch ziemlich abstrus ist. Bis dahin muss Carano den Film tragen und kämpft sich durch die eine oder andere Länge.

Als Actionfilm überzeugend, als Thriller dann doch eher ein Ausfall.

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Re: Das praktische Filmtagebuch des Theoretikers

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#60 - TRANCE

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Filmdaten:

Originaltitel: Trance
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 2013
Regie: Danny Boyle
Darsteller: James McAvoy, Vincent Cassel, Rosario Dawson, Danny Sapani, u.a.


Handlung:

Simon (James McAvoy) ist ein gefeierter Auktionator und maßgeblich daran beteiligt, etwa das berühmte Goya-Bildnis "Tanz der Hexen" bis zur Versteigerung abzusichern. Das würde funktionieren, hätten die Räuber, die alles über den Haufen werfen und das Auktionshaus stürmen, nicht einen Insider gehabt: eben auch wieder Simon!
Doch just als er das Gemälde aushändigen will, geht etwas schief und er bekommt einen heftigen Schlag auf den Kopf - und wacht nach Tagen im Krankenhaus wieder auf. Doch da wartet auch schon Franck (Vincent Cassel) mitsamt Kumpanen auf ihn, die natürlich nicht glauben wollen, dass Simon durch den Schlag Amnesie erlitten hat und nicht weiß, wo der Goya geblieben ist. Als jedoch auch Folter keinen Fortschritt bringt, soll es die Hypnosetherapeutin Elizabeth (Rosario Dawson) richten, die Simon in Trance versetzen und in seinem Unterbewußtsein die Informationen aufstöbern soll. Doch während Simon zunehmend tiefer durch die Gänge seines Gedächtnisses stolpert, kommt mehr und mehr ans Licht, dass unterschiedliche Leute unterschiedliche Interesse haben können...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/238444,561738,T ... Erinnerung


Kritik:

WOW! :shock:
Ein Film wie ein Trip, ein echter Mindfuck! Was passiert wirklich, was ist passiert nur im "Wahn"? :hirn:

Danny Boyle beweist mal wieder, dass er als Filmemacher sehr wandlungsfähig ist. Ich will gar nicht weiter auf die Story eingehen, die ist nicht nur spannend, sondern durchaus vielschichtig, denn sie entwickelt die Charaktere in Richtungen, mit denen man nicht ernsthaft rechnet.

Die Darsteller spielen durchweg überzeugend, sodass die Wandlung der Charaktere auch glaubhaft präsentiert wird.

Der Soundtrack ist zu jeder Zeit präsent, im Grunde genommen aufdringlich, aber so geschickt an die jeweiligen Szenen angepasst, dass die teils hypnotischen Bilder passend unterlegt sind.

Ein wirklich stark gefilmter Thriller, überaus spannend mit überraschendem Plot-Twist - anschauen!

8,5/10
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Re: Das praktische Filmtagebuch des Theoretikers

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#61 - Babel

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Filmdaten:

Originaltitel: Babel
Herstellungsland: Frankreich/ Mexiko/ USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Alejandro González Iñárritu
Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett, Gael García Bernal, Kôji Yakusho, u. a.


Handlung:

Durch einen Zufall verändert sich das Leben der unterschiedlichsten Menschen auf der ganzen Welt schlagartig.

Zwei marokkanische Jungen, Ahmed (Said Tarchani) und Yussuf (Boubker Ait El Caid), bekommen von ihrem Vater den Auftrag, ein paar Schakale zu erschießen. Um zu testen, wie groß die Reichweite des mitgenommenen Gewehrs ist, schießen sie auf einen Touristenbus in der Ferne, in dem das amerikanische Ehepaar Susan (Cate Blanchett) und Richard (Brad Pitt) sitzt. Susan wird von der Kugel in der Schulter getroffen, doch weit und breit ist kein Krankenhaus zu finden, weshalb Richard sie mit Hilfe eines Mitfahrers in dessen Dorf bringt und dort auf einen Krankenwagen warten muss.

Zu Hause in Amerika befinden sich ihre Kinder Debbie (Elle Fanning) und Mike (Nathan Gamble) unter der Aufsicht des Kindermädchens Amelia (Adriana Barraza), das aber ganz dringend zu der Hochzeit ihres Sohnes muss und die Kinder kurzerhand mitnimmt, als sie erfährt, was in Marokko passiert ist.

In Tokio hingegen lebt die taubstumme Chieko (Rinko Kikuchi) allein mit ihrem Vater. Nach dem Tod ihrer Mutter verlor sie den Lebensmut und flüchtet sich in Drogen und Partys. Zu dieser Zeit kommt die Polizei ein weiteres Mal, um ihrem Vater Fragen zu stellen. Dieses Mal geht es jedoch nicht um ihre verstorbene Mutter...

Quelle: http://www.ofdb.de/plot/101287,253524,Babel


Kritik:


Wie bei Iñárritu nicht anders zu erwarten war, erzählt er nach AMORES PERROS und 21 GRAMM mit BABEL virtuos seinen dritten Spielfilm.

Was Iñárritu bei BABEL in erster Linie bewegt, scheinen nicht nur die sprachlich begründeten Klüfte zwischen den Kulturen zu sein, sondern auch die Sprachlosigkeit innerhalb der Familien. Diese Unfähigkeit zur Kommunikation ist dabei nicht nur der Angst geschuldet, sondern auch überkommenen Traditionen und Gebräuchen.

Letztendlich scheint Iñárritu die Unfähigkeit, mit Gefühlen offen umzugehen und Verletzlichkeit zuzugeben als Auslöser vielfältiger persönlicher Tragödien anzusehen, die völlig unabhängig von Herkunft, Stand und Bildung jeden Treffen können, sei es direkt oder indirekt.

Die Erzählstruktur und die Episoden selbst sind m. E. schwächer als in den beiden Vorgängern, an Inszenierung und den Leistungen der Darsteller gibt es aber nichts zu kritisieren.

Starkes Drama, das nachdenklich macht - 8,5/10
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