Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Skew

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Trotz Beziehungskrise mit seiner Freundin Laura beschließt Simon mit seinem Freund Richard, sowie dessen Freundin Eva zur Hochzeit eines weiteren Freundes zu fahren. Zu diesem Zweck fahren die drei mit dem Van von Richards Vater quer durch die Staaten zu kleineren Sehenswürdigkeiten und mieten sich billige Motel-Zimmer, während der ganze Trip von Simons neuer Videokamera eingefangen wird. Zuerst ist die Stimmung ganz gut und Richard und Eva amüsieren sich über Simons beinahe schon zwanghaftes Verhalten alles auf Video zu dokumentieren, während die Reise generell unter einem schlechten Stern zu stehen scheint. Bald häufen sich auch mysteriöse Begebenheiten, die auf Kamera festgehalten werden und auch Simon scheint sich immer mehr zu verändern, bis dessen zunehmend paranoides Verhalten auch Auswirkungen auf die gesamte Truppe hat.

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Video-Aufnahmen aus der Kamera von Simon, der sich mit seinem Freund und dessen Freundin auf einen Road-Trip begibt und über die Kamera Zeuge von seltsamen Begebenheiten wird. Der durch die Bank eher mies bewertete „Skew“ hat dabei eine eigentlich recht originelle Idee für seine Geschichte, die allerdings für die meisten Zuschauer wohl etwas zu gewöhnungsbedürftig erzählt wird. So ist das Erzähltempo generell sehr langsam gewählt und am besten ist es wohl ohnehin, wenn man sich im Vorfeld auch erst gar nicht über den Inhalt informiert und sich dann während der Sichtung überraschen lässt. Regisseur Sevé Schelenz präsentiert dem Zuschauer oftmals lange Einstellungen und Gespräche, sowie kleinere Schreckmomente und auch wenn das Ende dann eventuell abrupt und nicht logisch erscheint, so sind im Verlauf des Streifens kleine Hinweise versteckt, die wie ein Puzzle das Ganze dann auch schlüssig(er) erscheinen lassen. Dazu braucht es aber auf Seiten des Zuschauers auch die entsprechende Bereitschaft sich auf die Figuren einzulassen, eine erhöhte Aufmerksamkeit und ein Auge für Details und die vielen Verrisse zeugen ebenfalls davon, dass der kanadische Film wohl nicht den Geschmack der breiten Masse getroffen hat. Ich fand den Streifen aber recht gut gemacht, gerade auch, weil „Skew“ zwar anfänglich das übliche „Found Footage“-Dingens antäuscht, um dann doch eine weit unkonventionellere Richtung einzuschlagen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Ostinato Destino - Hartnäckiges Schicksal

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Die exzentrische Schlossbesitzerin Carolina Rambaldi ist mit einem sehr seltsamen Humor gesegnet, der sie über den Tod hinaus begleitet und so vermacht sie in ihrem Testament demjenigen ihrer drei Kinder ihr großzügiges Vermögen, der sie innerhalb eines Jahres ab Sterbedatum mit einem Enkel beglückt. Dummerweise ist Tochter Lucrecia jedoch eine machtgeile Karrierefrau, die sich zu diesem Zweck bereits vor Jahren sterilisieren ließ und auch vom zweiten Kind, dem homosexuellen Schriftsteller Cesare ist auf natürlichem Wege wohl eher kein Kind zu erwarten. Bleibt also nur noch der jüngste Sohn Marcello, der sich jedoch von einem sexuellen Abenteuer ins nächste stürzt und von einer festen Beziehung ebenfalls nichts wissen will. Als sich Lucrecia und Cesare jedoch von dem Testament schon im Vorfeld ausgebootet fühlen, engagieren sie die hübsche Auftragskillerin Marina, die Marcello aus dem Weg räumen soll. Marcello erliegt sofort dem kühlen Charme von Marina und heiratet diese auf der Stelle, doch als die Killerin die Möglichkeit sieht, mit einer Schwangerschaft an das gesamte Vermögen zu kommen, nehmen die Verwicklungen erst recht ihren Lauf…

Italienische Komödien sind ja eigentlich eher nicht so mein Fall und auch die Tatsache, dass man über „Ostinato Destino“ ja weder auf der OFDB noch der IMDB eine Kritik lesen kann, spricht ja im Vorfeld auch nicht unbedingt für die Qualitäten dieses eher unbekannten italienischen Streifens, der bereits vor Jahren in der „Blue Edition“ von Laser Paradise erschienen ist. Doch die überdrehte Komödie von Gianfranco Albano aus dem Jahr 1992 hat durchaus ihre Momente und präsentiert sich dem Zuschauer als skurriles Sammelbecken an abgeklärter, egozentrischer und habgieriger Personen, die allesamt hinter dem Vermögen einer verstorbenen Schlossbesitzerin her sind, die ihrerseits den hoffnungsfrohen Erben jedoch gehörig einen Strich durch die Rechnung macht. Als dann auch noch eine eiskalte Auftragskillerin, ihre charakterlich völlig unterschiedliche Zwillingsschwester und eine Fruchtbarkeitsklinik in München ins Spiel kommen, nehmen die Verwicklungen in dem Schloss endgültig ihren völlig falschen Lauf und münden in einem herrlich schrägen Finale. Neben dem Hang zur Übertreibung und Hysterie, pelzigen Designer-Klamotten und leichten Sci-Fi-Anleihen verlässt sich „Ostinato Destino“ aber auch voll und ganz auf die erotische Ausstrahlung von Monica Bellucci, die ihrem Sex-Image in einer Doppelrolle natürlich alle Ehre macht. Nebenher punktet der Streifen auch mit seinen hübschen Handlungsorten und bekannten Gesichtern wie Marina Berti und auch wenn Komödien aus den Neunzigern sicher nicht mein bevorzugtes Interessensgebiet darstellen, ist „Ostinato Destino“ schon ein skurriler, schwarzhumoriger und politisch unkorrekter Streifen, dessen Entdeckung sich nicht nur für Bellucci-Fans durchaus lohnt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Akira Kurosawas Träume

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„Akira Kurosawas Träume“ versammelt acht verfilmte und nur lose bis gar nicht miteinander verbundene Träume des Regisseurs und spannt den Bogen von frühesten Kindheitserinnerungen eines jungen Buben bis zu den Lebensweisheiten eines über Hundertjährigen, der abseits der westlichen Zivilisation sein lebenslanges Glück gefunden hat. Dazwischen mahnt Akira Kurosawa in teils surrealen bis hin zu apokalyptischen Szenerien zu mehr Schutz der Umwelt, zum Verzicht und erzählt von den Gefahren, wenn sich der Mensch zu sehr vom Leben im Einklang mit der Natur und von seinen Werten entfernt. Alles eigentlich ganz großartig und man merkt, dass es dem visionären Regisseur ein großes Anliegen war, diese Themen als sein filmisches Vermächtnis auf die große Leinwand zu bringen und seine Erfahrungen mit dem Zuschauer zu teilen. Als Zuschauer hört und schaut man auch gerne zu, wie Kurosawa als eine Art väterlicher Freund, Mentor und gütiger Mensch von unbeschwerten Momenten und düsteren Dingen des Lebens erzählt und wird dafür nicht nur mit großartigen Bildern, sondern mit noch viel mehr belohnt.

PS: über die Van Gogh-Episode habe ich mich natürlich besonders gefreut!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Im Schloss der blutigen Begierde

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Mit „Schloss der blutigen Begierde“ hat Adrian Hoven unter dem Pseudonym Percy G. Parker sicher einen der seltsamsten Horrorfilme der deutschen Filmgeschichte geschrieben, der nun von Subkultur in der „Edition Deutsche Vita“ geadelt wurde. Die Geschichte über hedonistische Menschen der vermeintlich feinen Gesellschaft, die in einer Burg in die Fänge eines verrückten Wissenschaftlers geraten ist ja generell sexuell sehr aufgeladen und gipfelt dann in einem Operationsszene, in der gleich dokumentarisches Filmmaterial einer richtigen Herzoperation verbraten wurde. Mit viel Hang zu seltsamen Momenten, ein paar surrealen Rückblenden, nackter Haut und der bereits erwähnten Operationsszene präsentiert Adrian Hoven seinen exquisiten Cast im schönen Ambiente der niederösterreichischen Burg Kreuzenstein, die auch mühelos vergessen machen, dass die Geschichte selbst ja nicht durchgehend packend ausgefallen ist. Dem Fan von obskurem Filmgut aus deutscher Produktion wird das aber egal sein und die neue Blu-Ray-Disc bringt die blutigen Begierden auch in einer derart wunderbaren Qualität, die wohl keine Wünsche offen lassen. Insgesamt schon ein bewusst sehr reißerisch gestaltete Mischung aus Gothic-Horror, Sleaze und Mad-Scientist-Thematik, bei der man sich gut vorstellen kann, dass sie im Jahr 1968 bei Publikum und Filmkritikern heftiges Unwohlsein hervorrief. Auch heutzutage rockt „Im Schloss der blutigen Begierde“ ja immer noch und es ist absolut wunderbar, dass dieser oftmals geschmähte und verbotene Streifen nun in dieser wunderbaren Form vor dem Vergessen bewahrt wurde.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Streetdance-B-Boy-Double:

Breakin'

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Die junge Kelly arbeitet tagsüber in einem Diner und trainiert den Rest der Zeit hart an ihrer Karriere als Tänzerin, die jedoch auf sich warten lässt. Als sie eines Tages nach der Vorbereitung auf ein großes Tanz-Casting auch noch von ihrem Trainer Franco bedrängt wird, schmeißt sie im Studio hin und besucht mit ihrem Freund Adam eine Street-Dance-Veranstaltung, wo sie Ozone und Turbo kennen lernt. Fasziniert von der Welt des Street- und Breakdance, schnellen Rhythmen und Dance-Battles vor Publikum beschließt sie mit den Beiden gemeinsame Sache zu machen. Doch Streetdance hat außerhalb der Szene einen schlechten Ruf und so muss auch erst Kellys neuer Agent überzeugt werden, der jedoch rasch von dem Potential der drei überzeugt ist. Dieser setzt alle Hebel in Bewegung bringt Truppe auch zum bereits erwähnten Vortanzen, wo Kelly erneut auf Franco trifft, der auch keinen Versuch auslässt, die drei Breakdancer bei den Juroren zu diskreditieren.

Sympathischer Musikfilm aus dem Hause Cannon über eine Truppe Breakdancer, die sich mit flotten Beats und jeder Menge Witz erheblicher Vorurteile erwehren müssen und dabei alle und jeden Grund und Boden tanzen. Breakdance ist ja auch kurz vorher mit „Flashdance“ so richtig berühmt geworden und neben „Beat Street“ entstand auch „Breakin‘“ am Höhepunkt der Welle und zeigt die Szene als sympathischen Schmelztiegel sämtlicher Kulturen, die mit ihrem theatralischen Gehabe ihre Konflikte lieber auf der Tanzfläche als auf der Straße austragen. Mit viel eingängiger Musik ausgestattet überträgt sich dieses positive Lebensgefühl auch rasch auf den Zuschauer und bei der gestrigen Sichtung musste ich gleich ein paar Mal von der Couch hüpfen um vor dem Bildschirm einen improvisierten Moonwalk ausführen. Zwar ist die vorhersehbare Geschichte schon sehr konventionell ausgefallen und zeigt einen verklärten und mainstreamigen Blick auf die Street-Dance-Szene und präsentiert dem Zuschauer furchtbare Klamotten am laufenden Band – aber mit viel nach vorne peitschender Musik, tollen Tanz-Choreographien, schöner Botschaft und sympathischen Underdog-Figuren inklusive einem jungen Ice-T als Rapper ist „Breakin‘“ genau das, was man sich als Zuschauer von einem Musik- und Tanzfilm aus der Ecke erwartet und der Nachfolger „Electric Boogaloo“ aus dem selben Jahr ist ja gleich noch besser geworden.

Breakin' 2 - Electric Boogaloo

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Während die Tänzerin Kelly auf dem Weg ist international Karriere zu machen, haben die beiden Streetdancer Ozone und Turbo mit der Hilfe von vielen Leuten in ihrem Viertel ein leer stehendes Gebäude der Stadt zu einem Jugendtreff umgebaut und auf „Miracles“ getauft. Auch Kelly ist von der Idee der sportlichen Begegnungsstätte für junge Menschen aus Problemvierteln begeistert und hilft als Tanzlehrerin mit. Als jedoch ein Immobilien-Hai das Gebäude abreißen möchte, um an dessen Stelle ein Einkaufszentrum zu bauen, bleiben den Verantwortlichen des Zentrums nur dreißig Tage Zeit um das Geld für die dringend benötige Renovierung von „Miracles“ aufzutreiben. Dabei stoßen die drei neben einer feindlich gesinnten Gang abermals auf altbekannte Vorurteile und so beschließt man, ein großes Straßenfest zu organisieren, das Vorurteile abbauen und alle Leute und die erforderliche Summe für die Renovierung zusammenbringen soll.

Nach dem Erfolg von „Breakin‘“ wurde im selben Jahr mit dem bewährten Cast noch „Breakin‘2“ nachgeschoben, bei dem niemand Geringerer als Sam Firstenberg Regie führte, der wenig später mit „American Fighter“ so richtig durchstarten sollte. Im Vergleich zum eher braven Erstling gibt es daher auch mehr „Action“ bzw. noch dynamischere Tanzszenen sowie eine nette Geschichte über den Erhalt eines Jugendzentrums vor bösen Spekulanten. Der Vorgänger hat mir ja schon gut gefallen, aber „Breakin‘ 2“ geht ja irgendwie völlig durch die Decke und sprengt mit viel schlechten Klamotten, flotten Electro-Beats und augenzwinkernden Entwicklungen auch mühelos die musikalische Spaß-Skala. Das wird bis zum unvermeidlichen Muskelkater gezappelt und vor allem die Krankenhaus-Szene, der Breakdance auf der Decke und die finale Blockparty sind flott und kurzweilig inszeniert und das positive Lebensgefühl reißt den Zuschauer abermals mit. Die obligatorische Geschichte über die Underdogs, die mit kollektiver Hilfe eines ganzen Viertels über sich hinauswachsen, fand ich ebenfalls dufte und so wurden auch die Boxen aufgedreht bzw. die Stühle aus dem Weg geräumt und Ozone, Turbo und Special K vom heimischen Wohnzimmer aus tatkräftig und tanztechnisch unterstützt. „Breakin‘ 2“ geht als Culture-Clash-Musik- und Tanzfilm auch ziemlich nach Vorne, macht gute Laune und zählt so auch sicher zu den sympathischsten Werken, die von der Produktionsschmiede „Cannon“ hervorgebracht wurden.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Snuff-Double:

Last House on Dead End Street

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Nach einem Jahr Gefängnis wegen Drogenbesitz kommt der junge Terry wieder in Freiheit auf die Idee, gemeinsam mit ein paar Kumpels und zwei Freundinnen einen Film zu drehen. Da kein Budget vorhanden ist und auch billig produzierte Pornos niemanden mehr interessieren, beginnt der völlig durchgeknallte Terry mit einem sogenannten Snuff-Movie, die seiner Meinung nach mehr im Trend liegen und bei deren Produktion er auch gleich seinen Hass auf Gott und die Welt auf Zelluloid festhalten kann. Gemeinsam mit seinen nicht minder gewaltbereiten Freunden entführt zwei schmierige Produzenten und eine umtriebige Frau und beginnt diese in einem leer stehenden Haus vor laufender Kamera und unter manischem Gelächter zu quälen und zu ermorden…

„Last House on Dead End Street“ ist schon ein sehr obskurer Streifen, den man auch nicht nach herkömmlichen Kriterien bewerten kann und Roger Michael Watkins wollte wohl als junger Filmemacher seine Version des ultimativen Terrorfilms drehen. Das ist ihm auch irgendwie gelungen und der Streifen konfrontiert den Zuschauer nicht nur mit sehr niedrigen Produktionsstandards und nervenraubender Soundkulisse, sondern auch einer sehr herben Gewaltorgie im Finale, die vieles vorweg nimmt, was danach in dem unrühmlichen Segment noch so alles kommen sollte. Dabei muss man dem offensichtlich einem Pornoumfeld entstammenden Watkins aber neidlos zugestehen, dass „Last House on Dead End Street“ seine Wirkung auch nicht verfehlt und der Regisseur nutzt seine Limitierungen auch ganz gut, um den Zuschauer zusätzlich zu verstören. Er rückt seine Figuren in Richtung Charles Manson, ließ alle Darsteller unter Pseudonymen agierten und kreierte anschließend auch noch den notwendigen Mythos um den Streifen um ihn noch authentischer Wirken zu lassen. Eigentlich nicht auszudenken, wenn uns Watkins den Inhalt seines Streifen auch noch als sogenannten „Roughie“ zugemutet und die möglicherweise existierende Fassung mit HC-Einlagen veröffentlicht hätte. „Last House on Dead End Street“ ist auch wahrlich kein Kandidat für die Kategorie „Lieblingsfilm“, aber ein doch ungemein effektiver Downer, der auch knapp 40 Jahre nach seiner Entstehung noch immer mühelos zu sehr extremen Zuschauerreaktionen führen kann.

Big Snuff

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Nach „Last House on Dead End Street“ brachte mich Teil zwei meines Snuff-Abends zu diesem nicht minder unrühmlichen Streifen, der ja bekanntermaßen zu 90 % aus eher belang- und Höhepunkts-losen Exploitation-Filmmaterial aus argentinischer Produktion handelt, die eine ebenfalls Manson-inspirierte Sekte zeigt, die es auf einen reichen Erben abgesehen haben. Doch nach knapp 70 Minuten ändert der Streifen seine Marschrichtung radikal, bietet einen Wechsel der Blickrichtung und zeigt dem Zuschauer die vermeintlich reale Ermordung einer der Darstellerinnen aus dem vorangegangenen Film durch das agierende Filmteam. Dieser Kniff ist aber schon fraglos gelungen und so ist es dann auch egal, dass die vorangegangene Story gar nicht aufgelöst wird. So kann man auch rasch noch aus dem Rohmaterial eines unfertigen Films noch ein paar Dollar generieren und die Findlays waren in diesem Punkt ja schon immer etwas kreativer, als andere Filmemacher und Produzenten. Der Plan ging wohl auf und auch wenn das Snuff-Ende überhaupt nicht zum Rest des wesentlich früher entstandenen Teils passt, so bleibt der Streifen doch durch diese Szene nachhaltig im Gedächtnis des Zuschauers. Sicherlich kein guter, aber doch ein bemerkenswerter Streifen mit einem überraschenden Kniff und hätte sich der ohne Vorkenntnis über den Inhalt in meinem Player geschmuggelt, wäre ich sicherlich geplättet gewesen. Mehr als einmal im Leben wird man „Snuff“, „Big Snuff“, „American Cannibale“ oder auch „The Slaughter“ aber wohl ohnehin nicht gucken.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Frankenstein's Army

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„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Aufnahmen eines russischen Dokumentarfilmers, der im zweiten Weltkrieg einen russischen Aufklärungstrupp begleitet und auf einen Nachfahren von Frankenstein stößt, der in der Abgeschiedenheit aus Toten und Verletzten wiedererweckte Monster für den Kampf erschafft. Die Geschichte klingt ja erst einmal ziemlich abgefahren, erweist sich jedoch mit zunehmender Laufzeit als ziemlicher Rohrkrepierer, der meines Erachtens auch stets zu sehr auf sein nur teilweise gelungenes Monster-Design setzt. „Found Footage“ lebt ja zu einem gewissen Teil davon, dass man das Gesehene ja auch als halbwegs glaubwürdig erachten soll, was im Falle von „Frankensteins Army“ leider so überhaupt nicht der Fall ist. Die Bilder sind bis zum Anschlag und arg bemüht auf „vintage“ getrimmt, die vermeintlichen Russen sehen so gar nicht danach aus, die Settings wirken ebenfalls wenig authentisch und auch die Dialoge und Ereignisse sind leider stets ziemlich doof ausgefallen. Keine Ahnung, ob die ganze Geschichte über zusammengetackerte Steampunk-Monster als neuzeitliches Ego-Shooter-Vehikel besser funktioniert hätte, aber die Entscheidung das Ganze im zweiten Weltkrieg spielen zu lassen, war wohl nicht gerade ein sonderlich guter Einfall. Meinen Geschmack hat Richard Raaphorst mit seinem Werk jedenfalls nicht getroffen und das, obwohl ich im Falle von „Found Footage“ normalerweise zu dem dankbareren Part des Publikums zähle.

Project: Almanac

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Der junge David ist ein wahres Technik-Genie, dass gemeinsam mit seiner Schwester und seinen nicht minder Technik-interessierten Nerd-Freunden Quinn und Adam gemeinsame Versuche startet um sich damit für ein Stipendium zu bewerben. Als er eines Tages bei den Sachen seines verstorbenen Vaters kramt, findet er Videoaufnahmen von seinem siebenten Geburtstag und muss mit Entsetzen feststellen, wie er auf den Aufnahmen eine Millisekunde lang als Jugendlicher zu sehen ist, der seine eigenen Feier besucht. Als er weiter sucht, findet er Unterlagen, die darauf hinweisen, dass sein Vater bis kurz vor seinem Tod an einer Zeitmaschine gearbeitet hat und anhand der Unterlagen bauen die Jugendlichen einen Prototyp, der tatsächlich funktioniert und die Freunde in der Zeit zurückreisen lässt. Zuerst ist auch alles super, doch als David trotz gegenteiliger Versprechen beginnt, die Vergangenheit geringfügig zu seinen Gunsten zu ändern, beginnen damit aber auch drastische Auswirkungen und je mehr David versucht, seinen Fehler zu korrigieren, desto mehr manövriert er sich und seine Freunde in noch schlimmere Probleme.

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Aufnahmen aus der Kamera von einer Handvoll Freunden, die eine Zeitreise-Maschine entwickeln und damit auch fleißig in der Zeit herumreisen und sich dabei selber filmen. Zeitreise-Thematik mag ich ja generell sehr gerne, obwohl im Falle von „Project: Almanac“ eindeutig eine jugendlich-harmlose bzw. Party-Variante von Zeitreisen im Vordergrund steckt. Anstatt vernünftige Dinge auf eine vermeintlich nachhaltige Weise zu ändern, nutzen David und Co die Maschine ja auch dazu um Prüfungsergebnisse zu verändern, einen Lottogewinn einzusacken oder gemeinsam mit einer Band namens Imagine Dragons (who the f*ck) auf der Bühne des Lollapalooza-Festivals in Chicago zu stehen und Spaß zu haben. Und so verpufft die eigentlich spaßige Grundidee eine derartige Maschine in die Hände von jugendlichen Nerds zu geben nach der ersten Hälfte auch in eher unspektakulären Ereignissen über Freundschaft, Loyalität und die erste Teenie-Liebe bzw. ständigem Product-Placement, dass auch sehr auffällig betrieben wird. Statt alles aus der Idee herauszuholen, ist „Project: Almanac“ auch sehr auf ein sehr jugendliches Zielpublikum zugeschnitten und zum Schluss holpert es ganz ordentlich dahin um wenigstens noch etwas Dramatik in die ganze Sache zu bekommen. „Project: Almanac“ ist zwar ganz unterhaltsam und teils von erfrischender Naivität, aber gerade aus der Zeitreise-Ecke gibt es eindeutig bessere Werke, als dieser eher harmlose Popcorn-Vertreter aus der Found-Footage-Perspektive.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Girl on the Train

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Mittelprächtiger bis unterdurchschnittlicher Hochglanz-Thriller über eine Frau, die während ihrer Fahrt mit dem Zug ihre Beobachtungen macht und sich in Tagträumereien und einem Mordfall verstrickt. Als eine junge Frau spurlos verschwindet, reimt sich die Frau ihre Version der Tat zusammen, doch wer glaubt schon einer Alkoholikerin, die noch dazu auch mit den Personen irgendwie verstrickt ist. Die Geschichte ist dabei wenig originell und furchtbar umständlich erzählt, wobei auch die beeinträchtigte Wahrnehmung der Alkoholikerin immer wieder eine Rolle spielt um die Geschehnisse auch auf zwei Stunden ausdehnen zu können. Außerdem ist das alles so ernst und ohne einen Funken Humor präsentiert, dass man schon etwas Wohlwollen aufbringen muss um die Sache durchzustehen. Neunzig Minuten hätten jedenfalls auch gereicht, auch wenn ich Emily Blunt eigentlich immer gerne sehe. Aber „Girl on the Train“ ist einfach lahm und langatmig erzählt und spannend ist das leider alles auch so überhaupt nicht. Unterm Strich eher ein Film für den verregneten Nachmittag, der trotz der guten Besetzungsliste nichts reißen kann. Schade!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Encounter

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Collin fährt mit seiner Freundin, sowie einem befreundeten Paar für ein Wochenende in einem Naturpark, wo sich die vier mit einer Videokamera bewaffnet eine schöne Zeit machen wollen. Zeitgleich sind in dem weitläufigen Areal auch zwei Jäger, sowie ein weiblicher Park-Ranger unterwegs, die ebenfalls ihre Aktionen auf Band festhalten. Als die Aufseherin einen vermeintlichen Meteorabsturz untersuchen soll, findet sie jedoch ein abgestürztes Raumschiff und infiziert sich mit einer mysteriösen Krankheit, die binnen kürzester Zeit ihren körperlichen Verfall zur Folge hat. Die beiden Jäger bemerken ebenfalls, dass etwas an diesem Tag nicht stimmt und jegliche Versuche sich mittels Funk oder Handy zu verständigen scheitern an seltsamen Störgeräuschen. Währenddessen werden auch Collin und seine Freunde von fremdartigen Wesen angegriffen und der verzweifelte Versuch den Park zu verlassen, hat ebenfalls tragische Folgen…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Aufnahmen aus den Kameras von einer Handvoll Freunde, eines Jägers und einer weiblichen Park-Rangerin, die jeweils unliebsame Bekanntschaft mit außerirdischen Organismen machen. UFOs und „Found Footage“ ist ja auch eine sehr beliebte Kombination, doch mein erster Ausflug in diese Richtung war leider ein ziemlicher Griff ins Klo und „The Encounter“ macht ja wirklich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Statt Spannung aufzubauen und mysteriöse Begebenheiten langsam in seinen Film einzubauen, präsentiert uns Regisseur Robert Conway gleich im ersten Drittel seine vermeintlichen Höhepunkte bzw. ein abgestürztes UFO, Alien-Kreaturen und ein paar grausige Make-Up-Effekte, während er dem Zuschauer danach außer dem regelmäßigen Einsatz von Jump-Scares und wackligen Bildern eigentlich nichts mehr mitzuteilen hat. Von Null auf Panik funktioniert ja in den seltensten Fällen und im Falle von „The Encounter“ kippt das Szenario auch etwas gar zu schnell, ohne dabei sonderlich glaubhaft oder gar funktional zu sein. Auch die billige Synchro der deutschen Scheibe verringert die ohnehin schon schmalen Schauwerte nochmals und so sorgt diese „Found-Footage“-Gurke auch aufgrund ihres völlig verhunzten Spannungsaufbaus, den schlechten CGI und furchtbar theatralischen Darstellern auch eher für etwas Fremdschämen und „The Encounter“ kommt um dem Zuschauer mit seinem abgenudelten Diskont-Alien-Szenario das Gruseln zu lehren auch ungefähr zwanzig Jahre zu spät
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Ghost Movie

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„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Aufnahmen aus der Kamera eines jungen Pärchens, dass in ihrem Eigenheim von einem Dämon heimgesucht wird. „Ghost Movie“ ist ja natürlich kein ernsthafter Vertreter des Genres, sondern eine Parodie auf „Paranormal Activity“, die nicht gerade mit einem sonderlich feinsinnigen Humor ausgestattet ist. Auf der anderen Seite zeigt der Streifen neben allerlei Klischees aber doch recht eindrucksvoll die Problematik und gravierende Veränderung des eigenen Lebensrhythmus, wenn man den geliebten Wohnraum bzw. eine Junggesellenbude auf einmal mit jemandem anderen teilen muss. Hier kommt zur Freundin, den plötzlich veränderten Charakterzügen und zur täglichen Routine aber auch noch ein eifersüchtiger Geist dazu, der das Leben des Paares schon bald auf dem Kopf stellt und alle Versuche mit selbsternannten Experten den übernatürlichen Mitbewohner loszuwerden endet in einem noch größeren Chaos. Dabei bietet der Streifen abwechselnd witzige, zotige und auch etwas dämliche Momente, wobei ich neidlos zugestehen musste, dass ich schon ein paar Mal ziemlich lachen musste. Dennoch wirken die Figuren so sympathisch, dass man auch über den ein oder anderen verpfuschten Gag gerne hinwegsehen mag und nach all den furchtbar ernsten Filmen aus der Kiste tut eine Parodie ja auch mal ganz gut. Im turbulenten Finale bekommen ja dann auch noch andere „Found-Footage“-Filme ihr Fett ab und als Fan des Genres bekommt man hier einen kurzweiligen, wenn auch nicht sonderlich niveauvollen Streifen serviert, der seine Kollegen ja ganz passabel durch den Kakao zieht und mit allerlei haarsträubend überdrehten Momenten gute Laune verbreitet.
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