Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Tetsuo II: Body Hammer

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Das Leben des japanischen Geschäftsmannes Taniguchi und seiner Ehefrau Kana wird grundlegend auf den Kopf gestellt, als eines Tages zwei düster dreinblickende Männer versuchen ihren Sohn Minori in einem Einkaufszentrum zu entführen. Zwar kann die Entführung durch den Einsatz der Eheleute verhindert werden, aber ein paar Tage später geschieht der nächste Versuch das Kind zu kidnappen, der weitaus tragischer endet. Als Taniguchi dadurch in eine psychischen Ausnahmezustand und Lebensgefahr gerät, verändert sich jedoch nicht nur sein Körper, sondern er erlangt auch übermenschliche Kräfte, von denen er bislang nichts wusste. Wenig später wird er in einer aufgelassenen Fabrik mit dem Urheber der Entführung, einem Typen namens Yatsu und seinen kahlköpfigen Männern konfrontiert, der ebenfalls über seltsame Kräfte verfügt. Die Spirale der Gewalt dreht sich jedoch immer weiter und das Geheimnis seiner Mutation führt Taniguchi während des Kampfes gegen Yatsu auch zurück in seine verdrängte Kindheit, in der der Grundstein für seine körperliche Veränderung gelegt wurde…

Der Nachfolger des japanischen Experimental-Films und Midnight-Movies „Tetsuo“ von Regisseur Shin'ya Tsukamoto ist zwar optisch etwas weniger anstrengend als sein Vorgänger, aber ansonsten mindestens genauso schräg und verrückt wie sein Vorgänger und erzählt von einem biederen Geschäftsmann, der durch eine psychischen und physischen Ausnahmesituation zu einem Mischwesen aus Fleisch, Blut und Metal mutiert. Was sich jetzt etwas nach „Transformer“ anhört, ist aber ein ziemlich herber Ritt in eine Welt aus Gewalt, Größenwahn und „Body-Horror“, das auch den deutschen Behörden so gar nicht gemundet hat, die den Film kurzerhand wegen einer „menschenfeindlichen“ Tendenz beschlagnahmeb ließ. Ich vermute aber eher, dass denen u.a. auch die Optik des Streifens so nicht gefallen hat, die sich vordergründig doch an einer gewissen Industrial-Nazi-Ästhetik orientiert und dabei sicherlich auch vom Gewaltlevel her nicht sonderlich zimperlich ausgefallen ist. Doch meines Erachtens ist Tsukamotos Sequel durch eine generelle Überzeichnung und abgründige Geschichte weit davon entfernt sich in eine bestimmte Ecke zu stellen, sondern ist ein ziemlich fordernder Streifen, der sich zwar mehr als sein Vorgänger am klassischen Erzählkino orientiert, aber mit mehr als zur Hälfte immer noch in der Experimental- und Kunstfilmecke steht und auch inhaltlich auch weit davon entfernt ist, eine bestimmte Ideologie zu glorifizieren und/oder ein herkömmlicher, leicht zu konsumierender Unterhaltungsfilm zu sein.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Meatball Machine

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Der schüchterne Mechaniker und Bücherwurm Yoji ist heimlich in Sachiko verliebt, die er jeden Tag in seiner Mittagspause beobachtet. Als er eines Abends Sachiko vor den Zudringlichkeiten seines Chefs bewahrt und mit in seine kleine Wohnung nimmt, wird diese aber von einem außerirdischen Parasiten angegriffen, den Yoji zuvor unwissentlich mit nach Hause genommen hat. Darauf mutiert Sachiko zu einem sogenannten Neoborg, dessen einziger Zweck noch darin besteht, andere Neoborgs zu suchen um diese zu bekämpfen und den Besiegten einen bestimmten Teil aus dem Körper zu reißen und diesen zu verspeisen. Doch Yoji ist bereit um seine Liebe zu Sachiko zu kämpfen und lässt sich selbst infizieren um zu verstehen, was eigentlich vor seinen Augen abzulaufen scheint. Obwohl das Bewusstsein und der Körper von Sachiko wenig später bereits völlig vom Parasiten übernommen worden zu sein scheint, gibt Yoji nicht auf und bleibt seiner mutierten Liebe auf den Fersen um diese vor dem scheinbar unausweichlichen Ende zu bewahren…

„Meatball Machine“ ist ja auch ein völlig irrer und überzeichneter Streifen auf den Spuren von „Tetsuo“ in dem Cyberpunk, Body-Horror und außerirdische Parasiten ein fröhliches Stelldichein feiern. Das Augenmerk des 2005 gedrehten Streifens liegt aber eindeutig nicht auf seinen Figuren oder einer Geschichte, sondern auf den bizarren und bisweilen spektakulären FX die hier zuhauf präsentiert werden. Aus den infizierten Körpern schießen dann auch Tentakeln, roter Lebenssaft und knochige Gebilde im Sekundentakt und es kracht und scheppert, bis auch der letzte Zuschauer gemerkt hat, dass hier natürlich arg krasse Effekt-Künstler zu Werke sind. Dennoch hält sich meine Begeisterung nach der Sichtung stark in Grenzen und abgesehen von den Effekten, dem Gemantsche und einer gewissen Übersättigung, die meines Erachtens auch relativ rasch einsetzt, hat „Meatball Machine“ leider inhaltlich nur wenig zu bieten und der Versuch stetig noch etwas draufzupacken, geht auch eher nach hinten los. Die verhinderte Liebesgeschichte im Body-Horror-Mutaten-Umfeld taugt ja nicht wirklich und auch die finale Auflösung fand ich ziemlich mau. Manchmal mag es ja durchaus okay erscheinen, sich nach einem anstrengenden Tag die Birne mit derartigen Over-the-Top-Goreplatten freipusten zu lassen, aber sie sollten dann doch etwas mehr bieten, als einen Effekt an den anderen zu reihen und dieses mehr schlecht als recht mit einer haarsträubend schlecht erzählten und lahmen Geschichte zu verbinden. Der im Bonus-Material mitgelieferte Vorläufer aus dem Jahr 1999 hat mir trotz kostengünstigerer Machart mit seiner rohen Underground-Optik dann auch weitaus besser gefallen und daher erscheint es wenig verwunderlich, wenn ich den Inhalt des ermüdenden Streifen morgen wohl auch schon wieder vergessen habe.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Organ

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„Organ“ macht es dem Zuschauer wirklich sehr einfach, diesen Film nicht zu mögen und Regisseurin Kei Fujiwara lässt offensichtlich auch nichts unversucht, um den Inhalt ihres „Bio-Punk“-Spektakels so sperrig, wirr und unzugänglich wie nur möglich zu gestalten. Irgendwie geht es einerseits um zwei Polizisten, die vermeintlichen Organ-Händlern aus der Unterwelt auf der Spur sind und um ein Geschwisterpaar mit dunklen Geheimnis, dass sich neben kriminellen Machenschaften auch Körper- und Bewusstseins-veränderten Drogen verschrieben hat. Über weite Strecken hat man aber ohnehin keine Ahnung worum es überhaupt geht und ich hatte schon große Schwierigkeiten die Darsteller überhaupt auseinander zu halten bzw. so zu verorten, dass die Handlung überhaupt annähernd einen Sinn ergeben könnte. Diese ist nebenher dann auch noch ziemlich eklig ausgefallen und Blut, Eiter und sonstige Körperausscheidungen triefen vom Bildschirm und sorgen zusätzlich für Ekel und Ablehnung. Leicht wird es hier jedenfalls niemanden gemacht und gleich zu Beginn sieht man die Szenen, die am eigentlichen Ende zum besseren Verständnis fehlen und es empfiehlt sich ebenfalls, beim Abspann noch dranzubleiben. Irgendwie fand ich „Organ“ zwar schon sehr anstrengend und so weit weg vom Mainstream wie nur möglich, aber die ganze verstörende Szenerie ist doch auch stimmig und wie ein schwieriges Puzzle, dass auch nach der Sichtung noch im Kopf weiterspukt. Hier ist aber sicherlich viel Wohlwollen, ein starker Magen und Durchhaltevermögen empfohlen und viele Fragen würden sich wohl mit einer zweiten Sichtung klären, wobei man hier ebenfalls gut verstehen kann, dass dazu so schnell jedoch keiner Lust hat. Ablehnende Reaktionen kann man jedenfalls gut verstehen und „Organ“ ist auch ohnehin nur für Leutchen geeignet, die sich im Vorfeld schon etwas tiefergehender mit der Welt der asiatischen Nischen-Kinos beschäftigt haben, was Sehgewohnheiten betrifft eine recht hohe Toleranzschwelle ihr eigen nennen und sich auch optisch und inhaltlich bei filmischen Herausforderungen längst von einem Zahlenraster von 1 bis 10 verabschiedet haben.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Todesspiel (Teil 1 & 2)

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Am 5. September 1977 wird Hanns Martin Schleyer, der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände von Mitgliedern der RAF entführt um inhaftierte Terroristen freizupressen. Doch die deutsche Regierung entscheidet sich nicht auf die Forderungen einzugehen und Schleyer wird zum Spielball zwischen gewaltbereiten Extremisten, inhaftierten Terroristen und einer Bundesregierung, die Härte zeigen möchte und dabei auch das Ableben des Mannes in Kauf zu nehmen scheint. Als sich Schleyer nach Wochen noch immer an einem unbekannten Ort befindet, entführen weitere Extremisten ein Flugzeug der Lufthansa mit 91 Passagieren an Bord um den Forderungen weiteres Gewicht zu verleihen und die Bundesregierung gerät weiter unter Druck…

Die Ereignisse des sogenannten „Deutschen Herbsts“ im Jahre 1977 sind zwar für mich als Österreicher vermutlich nicht so präsent wie vermutlich im kollektiven, deutschen Bewusstsein einer älteren Generation, aber das zweiteilige Doku-Drama „Todesspiel“ bietet einen packenden Einblick in die zahlreichen Ereignisse, die Deutschland wochenlang in Bann halten sollten. Regisseur Heinrich Breloer vermengt Spielszenen, Archiv-Material und Interviews mit Zeitzeugen und Beteiligten zu einem authentischen Einblick auf beide Seiten und packenden Film-Ereignis, das den Zuschauer erschaudern lässt. Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich zwar schon vom „Deutschen Herbst“ gehört habe, aber ich wusste nicht, dass die Entführung von Schleyer und der „Landshut“ zusammenhängten und wie sich die Sache im weiteren Verlauf entwickeln sollte. Im zweiten Teil der 180minütigen Zweiteilers wird dann auch die Spannungsschraube auch unglaublich angezogen und durch die guten Darsteller wird den Schlagzeilen von damals ein menschliches Antlitz verliehen. Dabei ist „Todesspiel“ aber auch immer größtmöglich objektiv, nüchtern bzw. sachlich erzählt und zeigt sowohl die Täter, die Opfer und die Entscheidungsträger, die auf die Bedrohung reagieren mussten. Jede Seite kommt zu Wort und die Ereignisse werden auf nachvollziehbare und eindringliche Weise geschildert, ohne diese dabei auf irgendeine Weise zu verklären oder den moralischen Finger zu erheben. „Todesspiel“ ist dann auch Geschichtsunterricht, wie er im besten Falle ausfallen kann und zugleich auch ein eindringliches Plädoyer gegen Gewalt, Extremismus und Terror.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wild Zero

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Was soll schon groß dabei rauskommen, wenn Rock’n Roll-wütige Japaner einen Genre-Film mit viel Musik machen. Natürlich ein Film mit Ufos, Zombie-Apokalypse, flammenspeienden Mikrophonen, magischen Gitarrenblättchen und viel Gitarrenmucke, in dem auch die Fahne der Diversität hochgehalten wird. „Wild Zero“ mag nach objektiven Gesichtspunkten zwar nicht der beste Film sein, ist aber stets so sympathisch ausgefallen, dass man dem Streifen seine eher maue Geschichte, das etwas verfahrene Storytelling und die kostengünstig getricksten Effekte, die teils auch aus dem Rechner kommen, auch gerne verzeiht. Ansonsten ist natürlich wieder einmal Überzeichnung angesagt und kaum einer der zahlreichen Charaktere hat keine Macke, während die Mitglieder der Band „Guitar Wolf“ natürlich Rock’n Roll entsprechend glorifiziert werden und ihre Lieder über Blut, Schweiß und jede Menge Alkohol zum Besten geben, während die Sonnenbrille natürlich selbst in den schwierigsten Momenten nicht abgenommen wird. „Wild Zero“ macht dann als Musikfilm mit Zombies und kleineren Abstrichen als Legendenbildung für eine doch recht obskure Band auch Spaß und das kurzweilige Werk hat auch ein großes Herz für Außenseiter, schrullige Musiker und selbst für Untote. Schöne und vor allem laute Sache und für meinen Geschmack hätte auch noch viel mehr Musik sein dürfen, auch wenn das sonst ja nicht so meine Ecke ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Total Recall - Die totale Erinnerung

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Paul Verhoeven ist ja eigentlich ein sehr sympathischer Mensch, der als Regisseur wohl alle Höhen und Tiefen in der Filmbranche miterlebt hat. Ausgehend von seinen eher anspruchsvollen Werken, die er in seinem Heimatland drehte, gelang ihm der Sprung nach Hollywood, wo er mit seinem – sagen wir - europäischen Zugang zu Sex und Gewalt ebenfalls ein paar eher unkonventionelle Blockbuster schuf, die sich einem Publikum als rasch zu konsumierendes Popcorn-Kino eben nicht nur anbiedern. Auch „Total Recall“ ist ebenfalls nicht der typische und Testosteron-geschwängerte Patrioten-Action-Klopper von der Stange, sondern ein durch interessantes Spiel mit unterschiedlichen Realitätsebenen in einem hübsch abgründigen Sci-Fi-Szenario, in dem auch immer wieder ein schelmischer Humor aufblitzt, während auch ein passabler Härtegrad und natürlich auch jede Menge Kawumm präsentiert wird. Die Geschichte und die ganze Action präsentiert sich wie aus einem Guss und auch die bizarren Effekte von Rob Bottin und das hübsch groteske Mars-Szenario haben 27 Jahre nach Erscheinen kaum etwas von ihrem Reiz verloren. Das doppelbödige Spiel mit unterschiedlichen Realitäten fand ich sehr interessant gelöst und auch wenn Arnold Schwarzenegger nie zu meinen persönlichen Schauspiel-Lieblingen zählen wird und Action ebenfalls nicht mein bevorzugtes Genre ist, fand ich hier seine limitierte Ausdrucksfähigkeit, seine körperliche Präsenz und markigen Sprüche auch gar nicht mal so störend. Und das ist dann irgendwie wohl gleich das nächste Kompliment, das man diesem zweifelsfrei sehr unterhaltsamen Streifen machen kann.

Fear Itself - Ep # 9: Das Biest

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Wilbur ist ein gemütlicher und dicklicher Veterinärmediziner, der sich normalerweise nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt und sich neben kranken Tieren am liebsten gefüllte Donuts kümmert. Als eines Tages ein schwer verletztes Wesen in seine kleine Tierklinik gebracht wird, dass wie ein Werwolf aussieht, ahnt Wilbur, dass dieses mit den Nachrichten über grausame Tierangriffe zu tun haben könnte, die seit Wochen die Runde machen. Dennoch behandelt Wilbur das sterbende Wesen nach besten Wissen und Gewissen und wird von ihm gebissen, bevor es verendet. Der Biss bleibt natürlich nicht ohne Konsequenzen und der gemächliche Wilbur durchlebt schon bald eine körperliche und auch geistige Veränderung, die natürlich nicht ohne entsprechende Folgen für sein Umfeld bleibt.

Die neunte Episode von „Fear Itself“ kommt auch erstmals der Humor zum Zug und nach einem Drehbuch von Max Landis, seines Zeichens Sohn von John Landis präsentiert uns Regisseur Ernest R. Dickerson eine unterhaltsame Werwolf-Variation bzw. einem gemütlichen Mediziner, der durch einen Biss auf einmal neue Seiten an sich entdeckt. Dabei spielt die Geschichte nicht nur hübsch mit altbekannten Werwolf-Themen, sondern auch mit der Zuschauererwartung und hat auch immer die Sympathien auf seiner Seite. Zwar erreicht „Das Biest“ nicht die Schenkelklopfer-Dichte von „Deer Woman“ aus der Vorgänger-Serie „Masters of Horror“, aber ist eigentlich sehr unterhaltsam ausgefallen und bietet am Ende auch einen netten Twist. Dafür sollte man sich aber nicht zu viel blutige Details erwarten und in Punkto Horror, Schreck und Spannung hält sich „Das Biest“ ebenfalls sehr zurück. Herausgekommen ist eine dennoch spaßige, willkommene und überdurchschnittlich gute Abwechslung zur ansonsten ja eher bierernsten und düsteren Serie, die gut tut und sich auch gut gucken lässt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Soldat von Oranien

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Im Jahre 1940 beginnt der junge Erik mit seinem Studium auf der Universität in Leiden und wird bei seinem Aufnahmeritual in eine Studentenverbindung von Guus verletzt. Doch aus diesem Ereignis entsteht eine tiefe Freundschaft zu der wenig später auch noch eine Handvoll anderer Studenten dazukommen. Der beginnende Krieg und der Einmarsch der deutschen Truppen reißt die Gruppe auseinander und stellt auch die Freundschaften der Studenten untereinander auf die harte Probe. Während Erik beginnt, sich dem Widerstand anzuschließen und ihm mit Guus die Flucht ins Ausland glückt, bleiben andere zurück und stellen sich aus erzwungenen, teils aus opportunistischen Gründen in den Dienst des Feindes. Als Erik und Guus im Auftrag für die im Exil lebende Königin Wilhelmina in das mittlerweile besetzte Niederlande zurückkehren, steht diese Operation daher unter keinen guten Stern und der Feind ist näher, als die Beiden ahnen…

147minütige Geschichtsstunde von Paul Verhoeven mit der verfilmten Biografie des niederländischen Kriegshelden und Widerstandskämpfers Erik Hazelhoff Roelfzemas. Dabei wird das mehrjährige Geschehen aus dem Blickfeld junger Studenten erzählt, deren Leben allesamt durch den beginnenden Krieg und die Besetzung durch deutsche Soldaten verändert wird. Dabei ist es abermals der virtuosen Regie von Verhoeven zu verdanken, dass die ganze Sache fesselnd, spannend und packend erzählt wird, ohne dabei den Zuschauer mit einer Last von Informationen oder Tragik zu erdrücken. Schön auch, dass auf eine etwaige Glorifizierung der Titelfigur und sonstige Verklärungen in diese Richtung verzichtet wird und obwohl das Thema natürlich mit sehr viel Tragik verbunden ist, gibt es auch humoristische Momente, die das Geschehen auflockern und dennoch nicht ihrer Ernsthaftigkeit berauben. Eigentlich hat Verhoeven mit „Der Soldat von Oranien“ auch alles richtig gemacht und das dunkelste Kapitel der näheren Geschichte wird mit sehr viel Aufwand aus der Perspektive der niederländischen Bevölkerung aufbereitet und für den Zuschauer zur eindringlichen, aber nicht aufdringlichen Lehrstunde, wie sich Krieg, Angst und Misstrauen auf die Gesellschaft auswirken.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Visitor Q

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Eine Familie in Tokio: die Mutter ist drogenabhängig und wird von ihrem Sohn geschlagen, der wiederum in der Schule von Schlägern gemobbt wird. Der Vater hat nach einem Skandal seinen Job als TV-Reporter verloren und arbeitet nun an einer neuen Doku über die Abgründe der Jugend und geht dafür mit der eigenen Tochter ins Bett, die sich für schnelles Geld neben ihrem Studium prostituiert. Als der Vater eines Tages auf dem Weg zur Arbeit von einem Fremden niedergeschlagen wird und diesen mysteriösen Mann zu sich nach Hause nimmt, ist das der Beginn von gar seltsamen Ereignissen, die in weiterer Folge die Familie wieder ein Stück weit näher zusammenrücken lassen…

„Visitor Q“ ist ja zu einer Zeit entstanden, als Miike ja das absolute Vorzeige-Beispiel und Sperrspitze für absolut verrückte und kaum zu kategorisierende Werke aus Japan war und von denen sich mit ihrem Schmerz- und Genregrenzen befreiten Zugang auch das westliche Publikum gerne fordern und schockieren ließ. Diese, für ein Mini-Budget gedrehte Bestandsaufnahme japanischer Familien-Befindlichkeiten lässt auch wenig aus und bietet für den Zuschauer die volle Bandbreite an kontroversen Themen, die hier als die normalsten Sachen der Welt präsentiert werden. Innerfamiliäre Gewalt, Drogenkonsum, Inzest bis hin zu Nekrophilie ist alles vertreten und auch anderen Körperflüssigkeiten wird im Verlauf des Streifens großes Interesse zuteil. Was bei anderen Regisseuren für mehrere Filme reicht, wird von Miike hier einfach in einen Topf geworfen, etwas umgerührt und dann trotzdem noch heftig überzeichnet ohne die Gore-Keule auszupacken. Überflüssig zu erwähnen, dass „Visitor Q“ natürlich alles andere als Mainstream-Unterhaltung geworden ist, sondern sich an Personen richtet, die etwas aushalten können und nicht schon bei den ersten Geschmacklosigkeiten die Lust am Schauen verlieren. Diese werden im Verlauf ja auch noch um ein Vielfaches gesteigert und in der Top-10 der wohl seltsamsten und wohl auch verstörendsten Werke ist „Visitor Q“ wohl ebenfalls eine Spitzenplatzierung gewiss. Zum Glück muss man den ganzen Zirkus aber auch nicht sonderlich ernstnehmen und aufgrund der totalen Überzeichnung fällt es auch relativ leicht, als aufgeschlossener Zuschauer die notwendige Distanz zum Gezeigten zu bewahren, ohne sich gleich provoziert oder angegriffen zu fühlen - anderenfalls wäre "Visitor Q" wohl auch kaum auszuhalten.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Duell

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Überraschend funktionaler Film mit minimalistischer Story von Steven Spielberg über einen Geschäftsmann, der auf einem Highway ins Visier eines alten Lasters gerät, der aus unbestimmten Gründen Jagd auf den Mann (der hier auch so heißt) macht. Dabei überzeugt „Duell“ wohl vor allem durch seine dynamische Kamerafahrten, die den Zuschauer bei den Verfolgungsjagden sehr nah ans Geschehen bringt und seiner passenden Musik- und Geräuschkulisse, die wahlweise an „Der weiße Hai“ oder „Psycho“ erinnert. Die gesichts- und scheinbar auch grundlose Bedrohung durch einen alten Laster lässt den Zuschauer ja im Unklaren und irgendwie wusste ich dank Erstsichtung auch lange nicht, wie ich das Geschehen für mich einordnen soll. Anfänglich wirkt der Truck ja wie ein Gespenst, oder eine überzogene Reaktion eines gestressten Mittelstandsbürgers, während sich diese am Ende dann doch als durchaus real und tödlich entpuppt. Dass der Streifen dabei auch etwas Western-haftes hat, muss man angesichts des Titels wohl ebenfalls in Kauf nehmen und dennoch zeigt „Duell“ doch sehr eindeutig, wie Spielberg sein Handwerk versteht. Als geistiger Zwilling von Carpenters „Der Anschlag“ wird auch hier aus einer simplen Grundkonstellation und mit einfachen Mitteln das Maximum herausholt und den Zuschauer mit kleinen Wendungen und Überraschungen in den Sessel gedrückt. Eine schöne Erstsichtung auf Arte und danke nochmals an den Karlschi, der das gestern noch rasch bei den TV-Tips gepostet hat.

Gefahr: Diabolik

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Vor ein paar Jahren hätte ja wohl keiner hier jemals glauben können, dass Bavas „Gefahr: Diabolik“ einmal in deutscher Sprache auf Arte laufen würde. Doch die Zeiten und Sehgewohnheiten ändern sich offensichtlich und so lief der Streifen doch tatsächlich gestern um 21:40 Uhr erstmals in deutscher Sprache und in HD im Free-TV, noch bevor er irgendwie im deutschsprachigen Raum offiziell auf Silberling veröffentlicht wurde. Der als „Popart-Kitsch“ angekündigte Klassiker des Pulp-Kinos über einen Superbösewicht namens Diabolik und seiner heißen Freundin Eva Kant ist vielleicht erzählerisch keine besondere Glanzleistung, aber optisch ein absoluter Genuss und Bava präsentiert seine Geschichte quasi als tricktechnische Quintessenz der Sechziger mit jeder Menge optischer Highlights, schöner Menschen und einem wahren Farbenrausch. Hervorzuheben sind dabei sicher Diaboliks Versteck mit der Quallen-haften Beleuchtung im Hintergrund oder auch die wunderbare Nachtclub-Szene, die herrlich psychedelisch zur Musik von Morricone in Szene gesetzt wurden. An Einfällen und hübschen Bildern mangelt es an diesem wunderbaren Streifen ja wirklich nicht und so ist es auch wenig verwunderlich, dass „Gefahr: Diabolik“ im Verlauf von fünfzig Jahren Popkultur vielfach zitiert wurde und kopiert wurde.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Martians - Ein Außerirdischer kommt selten allein!

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Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und der Wiederaufführung von Orsons Wells Hörspiel „Krieg der Welten“ in einem lokalen Radiosender landet eine Gruppe grüner Marsmännchen auf der Erde in dem verschlafenen Nest Big Bean, wo sie sich mitten in feindlichem Kriegsgebiet vermuten und sogleich den Versuch starten die Menschheit auszulöschen. Doch auf der Erde ist gerade Halloween, sodass die Landung und die kleinen Aliens erst einmal für wenig Aufsehen sorgt und die markigen Sprüche von der örtlichen Landbevölkerung auch gar nicht ernstgenommen werden. Wenig später ändert sich die Lage und ein Mob aufgebrachter Farmer macht sich hinter den grünen Möchtegern-Invasoren her, während diese von unerwarteter Seite Hilfe erhalten um wieder unversehrt und zurück auf ihren Heimatplaneten zu gelangen.

Nette Halloween-Komödie für große und kleine Kinder über grüne Marsmännchen, die durch einen Zufall auf der Erde landen und sich in einer Neuauflage von „Krieg der Welten“ vermuten. Die Ausgangsidee zu dieser „Culture Clash“-Komödie mit dem Hörspiel von Orson Wells ist ja irgendwie ganz witzig, aber der Film selber ist dann leider nicht so lustig ausgefallen und präsentiert sich als Ansammlung sattsam bekannter Ideen aus ähnlichen Sci-Fi-Abenteuerfilmen von Spielberg, Dante und Konsorten, die auf recht durchschnittliche Weise zusammengebracht werden. Hauptaugenmerk wurde wohl auf die Effekte gelegt und die Marsianer haben auch die Lacher auf ihrer Seite, der Rest ist aber eher mau und bietet lediglich die üblichen Klischees und Figuren wie herzensguter Sheriff, bauernschlauer Farmer und aufgeweckte Kids, die wieder einmal die Welt vor Aliens und gewaltbereiten Mob retten müssen. Also nichts, was man in zahlreichen Filmen nicht auch schon auf spannendere Weise vors Auge bekommen hätte. „Maritians – Ein Außerirdischer kommt selten allein!“ ist zwar schon ein unterhaltsamer Streifen, den man gut zu Halloween gucken kann, aber ein paar Lacher mehr und eine bessere Geschichte mit weniger Stereotypen hätten sicherlich auch nicht geschadet.

Hocus Pocus

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Die Sanderson-Schwestern sind drei Hexen, die kleinen Kindern das Leben aussaugen um selbst auf ewig jung zu bleiben. Als ihrem Treiben im Jahre 1693 von der aufgebrachten Dorfbevölkerung mit dem Strick ein Ende bereitet wird, ist die Legende jedoch noch nicht vorbei und 300 Jahre später werden die Hexen durch einen unbedachten Scherz des jungen Max in der Halloween-Nacht des Jahre 1993 wieder zum Leben erweckt. Nach kurzem Kulturschock machen sich die drei Hexen auch sogleich ans Werk um an ihr Zauberbuch zu gelangen und die Schwester von Max zu entführen um weiter jung und lebendig zu bleiben. Dieser macht sich mit seiner neuen Freundin Allison auf den Weg um den Hexen das Handwerk zu legen und erhält dabei auch Hilfe von unerwarteter Seite.

Nette Halloween-Komödie für große und kleine Kinder über drei Hexen, die durch eine unbedachte Tat in der Halloween-Nacht des Jahres 1993 zum Leben erweckt werden. Das Drehbuch zu der Disney-Komödie mit Bette Midler und Sarah Jessica Parker stammt dabei aus der Feder von Mick Garris, dem Regisseur von „Schlafwandler“ und Mastermind hinter der „Masters of Horror“ und „Fear Itself“-Reihe. Trotzdem verwunderlich, dass sich in dem familienfreundlichen Werk auch ein paar abgründigere Ideen eingeschlichen haben und sich das Geschehen auch gar nicht mal so harmlos präsentiert, wie man es sich als Zuschauer vielleicht in einem derartigen Werk für die ganze Familie erwarten würde. Trotzdem steht hier natürlich statt Hexen-Horror vor allem der Spaß im Vordergrund und die Hexen sind auch eher tollpatschiger als gruseliger Natur. Im Verlauf des turbulenten Streifens muss sich daher niemand zu sehr fürchten und am Ende gibt es natürlich auch erwartungsgemäß ein Happy-End. Regisseur Kenny Ortega macht aus der Geschichte einen soliden und spaßigen Film mit bekannten Gesichtern, die wohl ebenfalls Spaß an der ganzen Sache hatten und der auch optimal zum gestrigen Tag passt. An Halloween muss es im Hause des Genre-Freunds ja auch nicht immer bierernst, düster und brutal zugehen und als leichte, herbstliche und unterhaltsame Halloween-Komödie taugt „Hocus Pocus“ ja allemal.
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