Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Horsemen

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01.jpg (18.83 KiB) 353 mal betrachtet
Aidans Frau ist kürzlich an Krebs verstorben, doch anstatt sich um seine beiden Kinder zu kümmern stürzt sich der Ermittler in seinen neuen Fall, der mit einem bizarren Fund beginnt. Später findet man eine grausam drapierte Leiche und den Verweis auf eine Bibelstelle, die auf die apokalyptischen Reiter verweist. Später finden sich weitere, grausam ermordete Leichen, bei denen jedoch auf den ersten Blick absolut kein Zusammenhang erkennbar ist. Als sich Aidan immer weiter auf den Fall einlässt, erhält er jedoch plötzlich ein Geständnis und sieht sich mit einem redseligen Verdächtigen konfrontiert, der weitere Morde prophezeit die auch nicht lange auf sich warten lassen…

Düsterer, aber leider doch nur etwas mittelprächtiger Thriller im Fahrwasser von „Sieben“, der mit relativ herben Leichenfunden auch gleich einmal das Interesse des Zuschauers hat. Doch was mit einem Paukenschlag beginnt wird rasch zu einem etwas arg konstruiert wirkenden Fall mit Bibelbezug und einem Ermittler, der sich dem Zuschauer auch immer etwas zu gebeutelt präsentiert. Irgendwie kommt die Geschichte aber dann nicht mehr so recht vom Fleck und wird von Minute zu Minute unglaubwürdiger, während sich hingegen das ach so „schockierende“ Finale für den aufmerksamen Zuschauer ja schon quasi mit Pauken und Trompeten ankündigt. Sonderlich überraschend fand ich das aber alles nicht und auch wenn „Horsemen“ gut aussieht, so wirkt das Ganze immer doch sehr künstlich und größtmöglich aufgebläht. Spoilern will ich ja nicht, aber das Ende fand ich dann doch enttäuschend und mittendrin einfach neue Figuren aus dem Ärmel zu zaubern ist auch keine dramaturgische Meisterleistung. Kann man gucken, muss man aber nicht.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

30 Days of Night

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01.jpg (53.89 KiB) 342 mal betrachtet
Ich mag ja Horrorfilme mit winterlichen Settings und Schnee und Eis gibt es in „30 Days of Night“ ja auch genug. Düster, blutig und brutal ist der Streifen auch und das Setting am letzten Zipfel von Alaska finde ich auch sehr gelungen. Natürlich gibt es Dinge die man vielleicht besser machen könnte und so wirkt der Zeitraum von 30 Tagen doch etwas lange, wenn quasi bei der Ankunft der Vampire die ganze Stadt platt gemacht wird und die Bewohner des Ortes den Invasoren auch nicht wirklich etwas entgegen zu setzen haben. Da wäre ein Zeitraum von ein paar Tage vielleicht etwas glaubwürdiger gewesen. Die Vampire sehen aber recht gruselig aus und auch ansonsten rockt der Streifen ja ziemlich, hat sympathische Darsteller und nette Einfälle und zählt meines Erachtens auch sicher zu den gelungeneren Streifen aus den Nuller-Jahren, der auch noch bei der Zweit- und Drittsichtung bestehen kann.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Behandlung

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01.jpg (50.74 KiB) 332 mal betrachtet
Das Thema Kindesmissbrauch lässt ja bekanntermaßen gleich einmal die Wogen hochgehen und wird auch stets sehr emotional diskutiert. „Die Behandlung“ handelt von diesem Thema und somit sind wir schon einmal von Haus aus in einem Bereich, der sehr unangenehm ist. Weiters wird das Thema in dem belgischen Thriller auch auf unterschiedliche Weise angegangen und thematisiert neben den Ermittlungen auch Vorverurteilungen und die Schwierigkeit wie man mit Opfer und Täter umgehen soll. Dazu ist „Die Behandlung“ mit der traumatischen Vergangenheit des Ermittlers auch konsequent düster und für den Zuschauer gibt es kaum Lichtblicke und wenn, dann haben diese ebenfalls einen bitteren Nachgeschmack. Der Streifen ist aber nicht nur unangenehm, sondern zugleich auch sehr spannend erzählt, toll fotografiert und bestens gespielt und bleibt mit seinen Themen auch nachhaltig im Gedächtnis. Ein sehr guter Streifen, für Leute, die auch nordische Krimis mögen und so etwas aushalten, aber ich verstehe auch jeden, der sich nicht mit diesem düsteren und nachhaltig verstörenden Thriller konfrontieren möchte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Ninth Cofiguration

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01.jpg (29.37 KiB) 324 mal betrachtet
Ende der Siebziger häufen sich die Fälle von Männern, die nach dem Einsatz im Krieg die Symptome von Geisteskrankheiten aufweisen. Da die Regierung nicht sicher ist, ob es sich dabei um vorgespielte Versuche von Kriegsverweigerern handelt, wird ein verlassenes Schloss als Sanatorium eingerichtet, auf dem diese Fälle näher nachgegangen werden soll. Als der hinzugerufene Psychiater Dr. Kane die Fälle untersuchen soll trifft er auf einen Haufen verrückter Männer, die in den abgelegenen Ort unter der Aufsicht eines anderen Mediziners tun und lassen können, was sie wollen. So fühlt sich einer wie Superman, während der andere eine Shakespeare-Aufführung mit Hunden veranstalten will. Doch der Fall eines Astronauten will nicht so recht zu den anderen passen und es kommt zu einer Art Psycho-Duell der beiden Männer, bei dem bald nicht mehr so scheint, wie es eigentlich sein sollte…

„The Ninth Configuration“ taucht ja auch immer wieder in den Listen der ungewöhnlichsten Filme auf, auch die Darsteller-Riege ist sehr prominent und die Bewertungen der IMDB sehr hoch. Dennoch hat es die Produktion des „Exorzist III“-Regisseurs nach seinem eigenen Roman anscheinend nie nach Deutschland geschafft schon während der Sichtung hat sich auch bei mir rasch Ernüchterung eingestellt. Die Geschehnisse in der Irrenanstalt (für die übrigens die Burg Eltz in Rheinland-Pfalz als Location diente) wirken mehr als seltsam und die ersten 45 Minuten sind für seltsame Dialoge, lautes Geschrei und sonstiges Psycho-Gehabe reserviert, ehe der Streifen erstmals ruhiger wird und sich der Chaos-Schleier für den Zuschauer langsam lüftet. Doch „The Ninth Configuration“ bleibt auch danach stets irgendwie seltsam, unsympathisch und mischt alle möglichen großen Themen wie Religion, Verdrängung, Nachkriegstrauma und Psychoanalyse metaphorisch und kryptisch zu einem wirr erscheinenden Cocktail, der mir überhaupt nicht gemundet hat. Fast wirkt es so, als hätte Sam Peckinpah "Einer flog über das Kuckucksnest" neu verfilmt und sich dabei nicht entscheiden können, ob er dabei witzig, zynisch, brutal oder dramatisch sein möchte. Wer sehen will, wie sich Männer zum Affen machen kann hier ja gerne mal ein Auge riskieren und ungewöhnlich ist der Streifen allemal. Die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn liegen oft nah beieinander, aber „The Ninth Configuration“ würde ich eher in der zweiten Kategorie verorten und was sich da gestern vor meinen Augen dargeboten hat, war doch eher Scheitern im ganz großen Stil.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Vampires vs. The Bronx

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Miguel lebt mit seinen Freunden im New Yorker Stadtteil Bronx und vertreibt sich die Zeit in dem Gemischtwarenladen von Tony, der jedoch durch die Gentrifizierung des Viertels und Erhöhung der Mieten kurz vor dem Aus steht. Als er für die Erhaltung des Ladens eine Straßenparty organisieren möchte, entdeckt Miguel aber durch Zufall, dass Vampire hinter der ominösen Firma „Murnau Properties“ stecken, die in letzter Zeit alle möglichen Häuser des Viertels aufkauft. Doch wer glaubt schon einem Pubertierenden mit viel zu viel Fantasie und Hang zum Blödsinn und so braucht es auch jede Menge Überzeugungsarbeit und noch mehr drastische Vorfälle, dass Miguels Umfeld und den Bewohnern der Bronx die durchaus reale Bedrohung bewusst wird…

Harmloser Vampir-Horror für eine jugendliche Zielgruppe auf Netflix im Stil von „Attack the Block“, der dem Zuschauer jedoch nicht viel Neues zu bieten hat. Zwar ist „Vampires vs. The Bronx“ eine durchaus sympathische Angelegenheit, jedoch hat das Drehbuch nicht viel Originelles zu bieten. Lustig wird es eigentlich nur wenn die Gentrifizierung aufs Korn genommen wird und der Laden ums Eck auf einmal Hummus und Hafer-Milch für die Jute-Beutel-tragenden Kundschaft bereithält. Die Vampir-Geschichte bietet hingegen nur Altbewährtes und ist zudem auch sehr blutarm inszeniert. Sonderlich witzig ist der Streifen auch nicht und so bleibt irgendwie das Gefühl zurück, dass sowohl Humor-, als auch Gore-technisch wesentlich mehr gegangen wäre. Für den erwachsenen Zuschauer bietet „Vampires vs. The Bronx“ neben Verweisen auf Blade und Murnau einfach etwas wenig, was man nicht schon in vielen anderen Filmen auch schon gesehen hätte. Dazu kommt ein überraschend lahmes Finale, in dem sich dann wieder alle lieb haben. Ein Film, der in allen Belangen auf Nummer sicher geht und gerade deswegen leider auch völlig entbehrlich ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Blood Tide

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Auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester landet der frisch vermählte Neil mit seiner Angetrauten auf einer kleinen griechischen Insel. Dort sind die Einwohner jedoch seltsam verschlossen und zuerst will auch niemand die hübsche Restauratorin Madeline gesehen haben. Wenig später findet er sie aber bei den Draufgänger Frye, der mit seiner Freundin Barbara auf der Suche nach einem antiken Schatz ist. Diesen hat er bereits in einer Höhle unter Wasser gefunden, doch bei dem Versuch einen weiteren und zugemauerten Raum mit Sprengstoff zu öffnen, befreit er so jedoch auch ein Monster aus der Urzeit und während auf der kleinen Insel die Hölle losbricht, erfüllt sich auch neuerlich eine alte Prophezeiung, in der auch Madeline eine wichtige Rolle zu spielen scheint…

Unterhaltsamer, von Nicos Mastorakis produzierter Quatsch der sich als Mischung aus Mystery, Monsterfilm und griechischen Tourismus-Video präsentiert. Hier kommt ja auch so einiges zusammen und dennoch schafft es Regisseur Richard Jefferies irgendwie nicht, die Fäden so richtig in die Hand zu bekommen. So wechselt der Fokus zwischen den Figuren hin und her und irgendwie ergibt alles wenig Sinn, was jedoch nicht so wirklich stört. Was jedoch leider negativ auffällt ist die kurze Screentime des Monsters und gerne hätte man mehr von dem bizarr aussehenden Ding gesehen, dass jedoch nur für ein paar Sekunden durchs Bild huscht. Ansonsten gibt es noch ein Kloster, seltsame Nonnen, versoffenen Griechen, Menschenrituale und etwas nackte Haut, welches auch gut über die Laufzeit verteilt ist. Langweilig wird es eigentlich nicht - aufregend oder spannend jedoch auch nicht. Doch auch wenn man das alles besser hätte machen können ist „Blood Tide“ schon ein sympathisch unterhaltsamer Flick aus den Achtzigern mit hübscher griechisch-antiker Kulisse mit dem man sich auch gut 90 Minuten unterhalten lassen kann. Nicht Fisch, nicht Fleisch aber dafür viel Ouzo und eine Prise Monster.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Zero Boys

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Die selbsternannten Zero Boys sind eine Truppe aus drei Paintball-Spielern bestehend aus Steve, Larry und Rip, die sich über die Jahre innerhalb der Szene einen guten Namen gemacht haben. Als die drei eines Tages mit ihren Freundinnen nach einem Paintball-Wochenende in die Berge fahren landet die erholungssuchende Truppe in einem abgelegenen Haus, wo sie es sich kurzerhand bequem machen. Wenig später bemerkt die Gruppe jedoch, dass sie beobachtet werden und als in der Scheune Folterequipment entdeckt wird und ihr Auto nicht mehr anspringt, ist endgültig Feuer am Dach. Glücklicherweise haben die Zero Boys aber auch echte Waffen im Gepäck und die werden wenig später auch dringend gebraucht als sich herausstellt, das gewaltbereite Psychopathen die Jagd auf sie und ihre Mädels eröffnet haben…

Unterhaltsame Mischung aus Slasher und Survival-Horror, über die man aber auch nicht genauer nachdenken sollte. Die Zero Boys sind ja erstens keine Boys, sondern eher sonderbar anmutende Waffenarren, die mit ihren Mädels in die Berge fahren, kurzerhand fremde Häuser besetzten und dort gewaltbereiten Hinterwäldlern in die Hände fallen. Dabei braucht der Film auch etwas bis er in die Gänge kommt und gleitet ja fast schon in Richtung Teenager-Romanze ab, ehe der Film dann endlich in die Puschen kommt. Die nächtliche Verfolgungsjagd durch Wald und Wiese ist er aber sehr souverän und halbwegs spannend und auch wenn man größere Innovationen und Überraschungen nicht erwarten darf, so ist Nico Mastorakis doch ein solider Streifen gelungen. Zwar hätte „Zero Boys“ für meinen Geschmack ruhig etwas härter hätte sein dürfen und vielleicht hätte auch etwas Selbstreflektion nicht geschadet, aber auch ohne viel Blutvergießen, Sympathieträger und Vielschichtigkeit ist der Streifen schon in Ordnung. „Zero Boys“ ist straighte Action mit klar verteilten Rollen und will auch gar nicht mehr sein als ein Unterhaltungsfilm für B-Movie-Fans mit viel Achtziger-Flair, der zwar inhaltlich durchaus etwas seltsam daherkommt, aber zeitgleich auch viel Spaß bereitet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wild Style

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Raymond lebt in einem heruntergekommenen Vierteln in New York und betätigt sich unter seinem Pseudonym Zoro als Sprayer und Graffiti-Künstler. Während er nachts U-Bahn-Wägen und Wände verschönert und sich damit bereits einen Namen gemacht hat, erlebt Zoro aber auch den Aufstieg von Rap, Hip-Hop und Breakdance, der aus dem Underground kommend zunehmend Medien und eine breitere Masse interessiert. Als sein Mentor Phade ein großes Konzert mit den angesagtesten Rap-Crews der Stadt, zu der Zoro das Bühnenbild beisteuern soll und ein Interview mit einer Journalistin organisiert, scheint seine Stunde gekommen, doch zuerst müssen zu viel Rhymes und Beats noch künstlerische Blockaden, private Probleme und sonstige Widrigkeiten aus dem Weg geräumt werden.

Das Schöne an meinem Musikfilm-Donnerstag ist ja die Tatsache, dass man auch immer wieder mal über den Tellerrand blicken kann und obwohl ich wahrlich kein Rap-Fan bin, ist „Wild Style“ mit seinen semi-dokumentarischen Zügen schon ein interessantes Zeitdokument und präsentiert eine brodelnde schwarze und lateinamerikanische Subkultur Anfang der Achtziger, die ja gerade dabei war einen Siegeszug über die Welt anzutreten, ehe Mainstream und kulturelle Aneignung den ursprünglichen Charakter wieder in den Hintergrund treten ließen. Hier ist aber noch alles „true“, „real“ und „underground“ und vom Rap-Battle mit MCs, DJ-ing inklusive einem jungen Grandmaster Flash über Breakdance bis hin zu Graffiti-Artists wird alles in den Fokus gerückt, was in der Szene wichtig war. Die meisten Künstler die gezeigt werden sind mir zwar kein Begriff und über die Wichtigkeit von „Wild Style“ innerhalb der Szene sollen auch lieber andere erzählen, aber auch wenn man sich nur bedingt für diese Musik interessiert bietet der Streifen viel Lokal- und Zeitkolorit, zeigt ein heruntergekommenes New York aus einer anderen Zeit und viele jungen Menschen, die mit Musik, Tanz und Kunst den Weg aus dem Ghetto und limitierenden Club-Auftritten suchen. Dabei ist die Low-Budget-Produktion gerade aufgrund ihres niedrigen Budgets vermutlich sehr nah am Geschehen, zeigt die Protagonisten wie sie sind und verzichtet dabei auch auf einen dramaturgischen Handlungsbogen, der zu sehr vom eigentlichen Geschehen und der Musik ablenken würde. „Wild Style“ ist so ein interessanter Einblick über den Moment, in dem eine Subkultur den Weg in den Mainstream antritt und ist trotzdem fern von jeglichem Kommerz und weißen Jungs, die mit Autotune und großer Plattenfirma im Rücken peinlich auf dicke Hose machen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Vidar the Vampire

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Vidar ist 33, lebt am Bauernhof seiner Mutter, arbeitet den ganzen Tag und kennt hübsche Frauen nur aus Magazinen, die er zuhause in seinem streng religiösen Haus versteckt. Da er sein Leben hasst, bittet Vidar eines Tages Jesus um Hilfe und bekommt wenig später eine drastische Wendung. Ein mysteriöser Mann namens Jesus verwandelt Vidar in einen Vampir, doch anstatt seine neu erlangten Kräfte für ungeahnte Dinge zu nutzen ist der etwas einfältige Vidar nun erst recht mit seinem Leben und seinem neuen Freund überfordert. Wenig später befindet er sich daher bereits erneut in einer Lebenskrise und landet bei einem Psychiater auf der Couch, der erst einmal die ganze Geschichte höre möchte.

Norwegischer Streifen, der wohl witzig sein möchte und seine Vampir-Geschichte in ein verschlafenes und tiefreligiöses Dorf verlegt, wo ein einfacher Landwirt in einen Vampir verwandelt wird. Doch mehr als seine skurrile Ausgangsidee hat „Vidar the Vampire“ leider nicht zu bieten und der Film langweilt mit seinen Figuren, seiner lahmen Geschichte und seinem seltsamen Humorverständnis, dass bei Muschi anfängt und bei Möse und Menstruationsblut wieder aufhört. Natürlich sollen auch noch religiöse Befindlichkeiten aufs Korn genommen werden, doch auch das geht bei den beiden Regisseuren leider gründlich in die Hose. Vidar wird auch als völlig uninteressante Figur gezeichnet und taumelt durch eine episodenhafte Handlung, die sich als Mix aus unterschiedlichen Vampir-Versatzstücken, Coming-of-Age, Landei-Drama und Prolo-Humor präsentiert, aber insgesamt nicht wirklich etwas zu erzählen hat. Hier funzt leider gar nichts und „Vidar the Vampire“ ist nicht nur grauenhaft unlustig, sondern auch noch ziemlich langweilig und dabei völlig uninteressant. Ich wüsste auch gar nicht, was in meinem Leben schiefgelaufen sein müsste, dass ich so etwas unterhaltsam finden würde. Avoid!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mondo Weirdo

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01.png (74.51 KiB) 272 mal betrachtet
Die junge Odile bekommt während dem Duschen ihre erste Periode und dieses scheinbar traumatisierende Erlebnis führt das fünfzehnjährige Mädchen in eine Welt voller Blut, Sex und Schmerz Sie streift durch die Stadt und sieht in ihren surrealen Visionen und Tagträumen Vampire und Menschen, die ihre Sexualität und Begierden hemmungslos ausleben, während auch der Tod eine große Rolle spielt. Immer tiefer versinkt die zuerst zurückhaltende, später immer aufgeschlossenere Odile in einer Welt voller düsterer Obsessionen und hemmungsloser Kopulation, welches rasch in einem beispiellosen Finale gipfelt…

Zugegeben, der Name Carl Andersen war mit bislang kein Begriff und als ich die Scheibe von Cult Epics eingeworfen hab, wusste ich auch nicht, dass es sich dabei um einen wüsten Underground-Film eines österreichischen Regisseurs handelt, der später nach Berlin ging. Zwar habe ich Titel wie „I was a Teenage Zappadoing“ schon mal irgendwo gelesen, aber dann auch nicht weiter verfolgt. „Mondo Weirdo“ erinnert mit seiner Machart und Themen stark an die frühen Filme von Buttgereit und ist ein Mix aus Low-Budget, Underground und transgressivem Experimentalfilm mit Hardcore-Szenen und einem wilden Finale, in dem dann alle Hemmungen und Tabus fallen. Der mittlerweile verstorbene Carl Andersen setzt in seinem Werk auf wilde Themen, erigierte Pimmel und drastische grobkörnige Bilder in Schwarzweiß, während die alptraumartige Geschichte und die der Industrial-Soundtrack der Wiener Band Modell D’Oo zusätzlich für Verstörung sorgt. Alles größtmöglich auf Krawall gebürstet ist „Mondo Weirdo“ a.k.a. „Jungfrau am Abgrund“ auch kein Film für die breite Masse, sondern eher etwas, das wohl auch nur cineastisch aufgeschlossene Menschen mit Hang zum Underground, die sich auch nicht so leicht provozieren lassen und das sich auch nicht mehr in ein herkömmliches Punkteraster quetschen lässt.

Vampiros Sexos

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01.png (74.51 KiB) 272 mal betrachtet
Eine Vampir-Frau versucht den Art-Erhalt in dem sie die Nachfahren des Vampirjägers Dr. Fun Helsing mit einem Vampir-Öl in ihresgleichen verwandelt. Doch der Plan komplizierter als gedacht und die Wiener Underground-Szene mit ihren etwas seltsamen Besuchern ist auch nicht der ideale Platz für eine derartige Aktion. Bald tummeln sich Vampire und Konsorten in seltsamen Beisln und Konzerten, machen sich nackig und beißen und schnackseln bis das Chaos endgültig seinen Lauf nimmt…

„Vampiros Sexos“ a.k.a. “I was a Teenage Zabbadoing” ist nicht mehr oder weniger als ein augenzwinkerndes Filmprojekt, in dem einfach munter ausprobiert wird. Mit Jess Franco und Don Martin im Geiste bekommt der Zuschauer eine wilde, improvisiert und nicht ganz ernstgemeinte Geschichte über Vampire, Sex und Underground-Kultur vor die Linse geknallt, dass wenig Rücksicht auf Logik, Technik oder Befindlichkeiten nimmt. Der Ton ist asynchron, die Bilder unter- oder überbelichtet und scheinbar willkürlich aneinander montiert und die Laiendarsteller aus dem musikalischen Umfeld überbieten sich in Overacting. Herausgekommen ist dann auch ein Werk dem man natürlich nicht mit Ernsthaftigkeit begegnen sollte, sondern eher versucht die Grenzen des Möglichen auszuloten um mit Schmackes zu scheitern. Das kann man dann entweder sympathisch oder ganz schrecklich finden, aber das so etwas aus Österreich kommt und totgeschwiegen wird, ist ja schon wieder lustig. In der „Edition österreichischer Film“ wird Carl Andersen wohl nicht so schnell auftauchen und auch wenn mir „Mondo Weirdo“ doch besser gefallen hat, ist auch „Vampiros Sexos“ für den aufgeschlossenen Filmfan eine durchaus lohnende Sache. Und so etwas ausgerechnet aus dem beschaulichen Österreich…
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