Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Schlitzer

01.jpg
01.jpg (24.22 KiB) 395 mal betrachtet
„Der Schlitzer“ ist ja nicht gerade ein Wohlfühl-Film und David Hess ist in dem Streifen von Ruggero Deodato auch wieder einmal in seiner Paraderolle als unberechenbarer Psychopath zu sehen. Dieser begeht ja auch gleich zu Beginn einen Sexualmord, damit man auch gleich mal weiß, dass man es hier mit einem brodelnden Vulkan toxischer Männlichkeit zu tun hat. In weiterer Folge landet er mit seinem Kumpel per Zufall auf einer Party von gutsituierten jungen Leuten, die dann auch relativ rasch eskaliert, als die Mädeln nicht so spuren, wie er möchte. Dabei ist die Dramaturgie des Streifens auch immer etwas vage formuliert und man hat als Zuschauer auch immer irgendwie das Gefühl, dass sich die Opfer etwas zu sehr anbiedern um dann letzten Endes gegenüber dem Gast doch noch ein besonderes Geheimnis zu offenbaren. Aber bis dahin wird dem Zuschauer ja auch nicht viel geschenkt und hier steht auch Sadismus und Brutalität am Abend-Programm, dass hier auch völlig humorfrei und mit unberechenbarem Verlauf durchgezogen wird. „Der Schlitzer“ ist jetzt auch kein unterhaltsamer Film, den man gerne öfters in den Player packt, aber auch schon einer, der durchaus Eindruck hinterlässt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

I Am the Pretty Thing That Lives in the House

01.png
01.png (136.85 KiB) 386 mal betrachtet
Lily ist Krankenpflegerin und soll sich in einem alten Haus um eine demente Schriftstellerin Iris kümmern, die in der Vergangenheit durch schaurige Romane zu Ruhm und Reichtum gekommen ist. Die eher ängstlich veranlagte Lily verliert sich in den alten Gemäuern aber rasch in düsteren Gedanken, die durch die Bücher von Iris verstärkt werden. Bald schon geschehen mysteriöse Dinge und Lily vermutet, dass in dem alten Haus tatsächlich der Geist einer jungen Frau sein Unwesen treiben könnte, die vor vielen Jahrzehnten in den Gemäuern ermordet wurde. In der Abgeschiedenheit des Hauses wird aus dem Gedanken auch rasch eine fixe Idee und Lily verliert sich immer mehr in der schaurigen Geschichte des Hauses, in dem auch sie noch eine Rolle spielen wird…

Oz Perkins, der Sohn von Anthony Perkins liefert mit „I Am the Pretty Thing That Lives in the House” einen eher ungewöhnlichen Spukhaus-Film ab, der wohl ein Großteil des Horror-Publikums eher ratlos und wenig begeistert zurücklässt. Mit sehr ruhigen Erzähltempo, einer unaufgeregten Inszenierung und gänzlich ohne plakative Effekte wird in dem Voice-Over-lastigen Streifen eine atmosphärische Geschichte erzählt, auf die man sich als Zuschauer auch einlassen muss. Der Streifen ist auch definitiv ungewöhnlich und sticht aus der Masse heraus, aber erst ist zugegeben auch etwas fad und kommt nicht so richtig in Fahrt. Das ist wohl beabsichtigt, aber irgendwie hätten neben der hübschen Inszenierung und den tollen Darstellern auch etwas mehr Unterhaltungswert sicher nicht geschadet. So bleibt ein Gruselstreifen für ein erwachsenes und geduldiges Publikum, dass aber auch das entsprechende Wohlwollen für die klassische Gruselgeschichte aufbringen muss, die man weniger freundlich auch als ziemlich banal bezeichnen könnte. Dass er es besser kann, hat Oz Perkins meines Erachtens mit „Gretel & Hänsel“ bewiesen, der zwar eine ähnliche Schiene fährt, aber dabei wesentlich origineller ausgefallen ist. „I Am the Pretty Thing That Lives in the House” war mir gestern definitiv zu „slow“ und auch wenn man solche Filme gut finden möchte, eignen sie sich wohl eher nur für melancholische Filmabend alleine vor der Glotze.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Memorial Valley Massacre

01.png
01.png (171.11 KiB) 373 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Mi 31. Jul 2013, 07:35 Geht es um die schlechtesten Backwood-Slasher aller Zeiten kommt die Rede auch unweigerlich immer wieder auf "Memorial Day" bzw. "Memorial Valley Massacre". Die Idee einen verwilderten und gewaltbereiten Urzeitmenschen (der ja im Grunde gar keiner ist) auf dumbe Camper loszulassen, die sich in der unberühten Natur wie die Axt im Walde benehmen ist ja auch etwas seltsam und wer sich einen düsteren Streifen erwartet ist bei Hughes' Streifen ja vollkommen an der falschen Adresse. Viel mehr ist der trashige Film ja eher so etwas wie eine Slasher-Parodie, der mit seinen Charakteren auch kaum ein Klischee auslässt und dennoch in der ungekürzten Version recht blutig und unterhaltsam daherkommt. Die beiden Hauptdarsteller Mark Mears und John Kerry (nö, nicht der Präsidentschaftskandidat und US-Außenminister) machen ihre Sache auch recht gut und auch Cameron Mitchell schaut mit gespannter Gesichtshaut auf einen Sprung vorbei. Für Slasher-Freunde mit Humor durchaus empfehlenswert, alle anderen sollten wohl eher einen großen Bogen um das Teil machen.
Gibt es ja nun auch von Vinegar-Syndrome als schöne Blu-Ray-Veröffentlichung und auch wenn der Streifen nicht wirklich gut ist, so ist er zumindest unterhaltsam. Der kleine Tarzan hat die Sympathien ja immer auf seiner Seite, wenn er dem Umwelt-verschmutzenden Pöbel eine kleine Lektion erteilt. Blutig, spaßig, doof und ein echter Bär schaut auch vorbei - was will man mehr ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Descent

02.JPG
02.JPG (78.08 KiB) 357 mal betrachtet
Die Stärke von „The Descent“ sind sicher seine tollen Figuren, die im Jahr 2005 ja so irgendwie Vorreiter in Sachen Frauenbild in Horrorfilmen war, dass so gar nichts mit den üblichen passiven Opferrollen zu tun hat. Nicht dass es das nicht auch schon vorher gegeben hätte, aber in Neil Marshalls Film sind die Figuren sympathisch, stark und selbstbewusst und die Freundschaft und Solidarität auch in der Ausnahmesituation präsent. Das traf den Nerv Generationen von Horrorfans und erklärt auch den Hype, den der Film seinerzeit verursachte. Auch das Spiel mit der Enge und Ausweglosigkeit ist sehr gut gemacht und lässt den Zuschauer die Verzweiflung spüren unter Tage eingesperrt zu sein. Jedoch lässt der Streifen auch etwas nach, wenn die Monster ins Spiel kommen und wirkt dann für meinen Geschmack im Vergleich zu den restlichen Komponenten fast schon etwas konventionell. Hier werden die Genre-Erwartungen, die zuerst etwas auf den Kopf gestellt werden, dann doch wieder übererfüllt, was ich etwas schade finde. Ich fand „The Descent“ seinerzeit richtig gut, aber gestern fand ich das letzte Drittel doch etwas mau und überlege noch, woran es liegen könnte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dude Bro Party Massacre III

01.png
01.png (175.83 KiB) 356 mal betrachtet
Delta Bi Theta ist eine Studentenverbindung mit unrühmlicher Vergangenheit, nachdem es in der jüngeren Geschichte der Vereinigung bereits zweimal zu einem Massaker gekommen ist, bei dem zahlreiche der männlichen Studenten durch eine irre Killerin ermordet wurden. Als auch Brents Zwillingsbruder im zweiten Teil der Reihe zum Opfer fällt, schleicht sich dieser in die Verbindung ein um selbst nach Hinweisen nach der durchgeknallten Täterin zu suchen. Nach einem missglückten Streich als Aufnahmeritual wird er mitsamt den anderen Mitgliedern von Delta Bi Theta als Strafe zu einem Wochenende in einem alten Verbindungshaus verdonnert - der ideale Platz für ein weiteres Massaker…

er Film wurde ja erst vor kurzem auf einer anderen Seite als gelungene Slasher-Parodie genannt und daher war auch gleich meine Neugier geweckt. Leider entpuppt sich der Streifen als völlig unlustige Slasher-Verarsche, die noch dazu auf den Retro-Zug aufspringt und sich dem Zuschauer wie ein VHS-Rip präsentiert. Die Figuren sind völlig überzeichnet, die Darsteller überfordert und auch sonst sitzt kaum einer der zotigen Gags, die sich mit homoerotischen Untertönen über das Genre lustig machen wollen. Dieses besteht dann hauptsächlich aus dem kreieren einer absurden Situation nach der nächsten in Kombination mit nacktem Oberkörpern, Bier-, Frauen- und Studentenwitzen aus den unteren Schubladen. Auch die Retro-Sache mit der vermeintlich letzten VHS-Kopie des Streifens und die Werbepausen des Kabelsenders, die in anderen Werken noch für satirische Einspieler genutzt wird, wird hier ebenfalls völlig verschenkt. Ich frage mich ja wirklich, wie man mit den eigentlich guten Ansätzen, dann einen derart unlustigen Film machen kann und hier wirkt auch alles völlig unausgegoren und größtmöglich unoriginell. Einzig und allein die gorigen Momente sind ja ganz lustig und herrlich überzogen, aber der Rest nervt nach den ersten paar Minuten leider ganz gewaltig. Die überschwänglichen Lobeshymnen auf der IMDB dürften ja wieder einmal aus dem Umfeld der Macher stammen und selbst mit viel Wohlwollen und Liebe zum Slasher-Genre wird man dieser überdrehten Indie-Gurke wohl nicht allzu viel abgewinnen können. Leider mies!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Night Slash - Schrei lauter!

01.jpg
01.jpg (39.54 KiB) 348 mal betrachtet
Nach einem tragischen Ereignis hat der aufstrebende Comedian Myles seinen Witz verloren und tingelt nun in kleinen Bars herum um vor wenigen Gästen sein Programm durchzuziehen. Als sein Manager ihm einen Gig im Vorprogramm eines anderen Komikers verschafft ist daher die Nervosität groß und Myles nutzt den die Stunden davor um sich mit der Bühne und den Leuten der Technik vertraut zu machen. Als er jedoch seine Garderobe betritt findet er eine versteckte Leiche und steht nun vor einer großen Entscheidung. Meldet er den Fund und beendet die bevorstehende Veranstaltung bevor sie begonnen hat oder nutzt er die letzte Chance seine stagnierende Karriere noch einmal auf Vordermann zu bringen….

„Suspiria trifft auf Scream“ steht auf der Hülle der deutschen Blu-Ray und schafft es doch tatsächlich die Verbindung zu zwei Filmen herzustellen, die meines Erachtens wenig bis keinerlei inhaltliche Parallelen zu „Night Slash“ besitzen. Zwar besitzt „The Last Laugh“ Elemente des Slashers und ein paar nette handgemachte Effekte, aber geht mit seiner Geschichte auch mehr in Richtung Drama und hat mit Wes Cravens ironischem Streifen herzlich wenig zu tun. Mit Argentos „Suspiria“ hat der Film ja gleich gar nix gemeinsam und nur weil eine Szene rot ausgeleuchtet ist, heißt das ja noch lange nicht, dass man sofort wieder diesen Vergleich ziehen muss, um für die deutschsprachige Auswertung Bauernfängerei zu betreiben. Aber egal, auch sonst ist der Film trotz kurzer Laufzeit leider nicht sonderlich spannend und der Film nutzt seine interessante Location eines alten Theaters und die psychische Ausnahmesituation seines Protagonisten auch nur bedingt. Das ganze Szenario wirkt bemüht bzw. konstruiert und wer sich am Ende eine Auflösung bzw. Enttarnung des Killers erwartet wird wohl ebenfalls enttäuscht sein. „Nigh Slash“ ist eher ein uninspiriert erscheinender Indie-Streifenmit ein paar brutalen Kills, der sonst aber wenig interessante Elemente besitzt und trotz 80 Minuten Laufzeit auch ziemlich langatmig ausgefallen ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Camp Wedding

01.jpg
01.jpg (23.3 KiB) 337 mal betrachtet
Influenzerin Mia beschließt ihre Hochzeit Follower-wirksam in einem verlassenen Sommercamp mit unrühmlicher Vergangenheit zu feiern. Dazu fährt sie mit ihren Freunden an den verlassenen Ort um diesen mit einem strengen Terminplan in eine wunderbare Location zu verwandeln. Der Plan geht jedoch nicht so wirklich auf, da die handelnden Personen zu sehr mit sich, ihren Handys und ihren Befindlichkeiten beschäftigt sind. So fällt es auch nicht auf, dass einer nach dem anderen von der Bildfläche verschwindet, nachdem ominöse Selfies auf Instagram gepostet werden. Doch Mia gibt den Traum von ihrer Traumhochzeit nicht so schnell auf und lässt sich dabei auch weder von Rückschlägen, falschen Freunden oder übernatürlichen Mächten beirren.

Noch so eine moderen Slasher-Variation mit parodistischen Zügen, die dieses Mal auch die Influencer-Sippe und Selbstdarsteller im Internet aufs Korn nehmen soll. Das dauernde und im Bild eingeblendete Getippe und Hashtaggen geht einem als Zuschauer aber bald einmal auf die Nerven und auch die Figuren sind alles andere als sympathisch. Der Slasher-Anteil ist ebenfalls gering, weil man es in „Camp Wedding“ auch mit keinem Schlitzer, sondern mit etwas anderem zu tun hat. Die Gags zünden nicht so wirklich und die ganze Instagram-Sippe ist sehr authentisch – sprich supernervig ausgefallen. So richtig kommt der Film dann auch nie in die Gänge und versucht krampfhaft irgendwie originell und witzig zu sein und bekommt Beides nie so richtig auf die Reihe. Das Finale fand ich persönlich auch eher schwach und zeugt wieder einmal von akuter Ideenlosigkeit. Begeisterung sieht jedenfalls anders aus und „Camp Wedding“ ist auch wieder so ein Kanditat für die Grabbelbox, die Netflix-Resterampe oder die Ramsch-Box mit neun anderen unterdurchschnittlichen Neuzeit-Slasher auf zwei Discs für EUR 9,90, die keinen Hund hintern Ofen hervor locken. Örks!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Klammer - Chase the Line

01.jpg
01.jpg (33.26 KiB) 328 mal betrachtet
Im Jahr 1976 ist der Abfahrer Franz Klammer ganz klar der große Medaillen-Favorit für die olympischen Winterspiele, die in Innsbruck ausgetragen werden. Das ganze Land ist im Ausnahmezustand und der Sportler und sein Umfeld in dieser Woche auch sehr stark unter Druck. Franz versucht dem ganzen Trubel gelassen gegenüber zu stehen, was aber nicht so wirklich funktioniert. Halt geben ihm neben seinen Team-Kollegen und seiner Familie aber auch seine neue Freundin Eva, die in Wien studiert und ihn aus der Ferne unterstützt. Als die Trainingszeiten, die Wetterbedingungen und auch die Startnummervergabe nicht so wirklich passen und auch sein Ausstatter möchte, dass Franz werbewirksam mit einem neuen Schi zu Olympia antritt ziehen kurzfristig dunkle Wolken am Sportlerhimmel auf, ehe diese am wichtigsten Tag seiner Karriere mit einer Spitzenzeit von 1:45,73 und der olympischen Goldmedaille wieder vom Firmament gefegt werden und der bescheidene Abfahrer österreichische Sportgeschichte schreibt.

Biopics boomen ja derzeit und offensichtlich ist das Interesse der Zuschauer an dieser Art von Biografien mit viel Zeit- und Lokalkolorit ungebrochen. Ich hätte mir „Klammer“ vermutlich nicht angesehen, da ich mich ja nicht wirklich für Schifahren interessieren und die Ereignisse im Jahr 1976 auch nicht selber mitbekommen habe. Das Publikum im Kinosaal war auch eher mit fortgeschrittenem Alter und der Film selbst entpuppte sich als sympathische Zeitreise in die Siebziger mit der Extraportion Retro-Flair. „Klammer“ zeigt die Ereignisse in der Olympiawoche 1976 und präsentieren den Sportler als bescheidenen Charakter, der dem Druck nicht ganz gewachsen scheint und dennoch die Nerven behält. Statt Spannung und dynamischen Sport-Sequenzen ist der Streifen aber überraschend oldskoolig und fast schon etwas sentimental. Dennoch hat „Klammer“ das Herz auf der richtigen Stelle und auch wenn es manche Ereignisse und Figuren etwas überzeichnet wirken, bleibt alles sympathisch und herzlich. Besondere Mühe hat man sich neben dem Soundtrack auch bei der Ausstattung gegeben und der Streifen ist mit jeder Sekunde so Siebziger, dass man irgendwie permanent schmunzeln muss. Ein Sportlerfilm als Feelgood-Movie und wenn der Franzl am Ende mit der Olympia-Goldmedaille belohnt wird, hat man nach 100 Minuten Vintage-Flair auch die Bestimmtheit, dass er diese auch verdient hat.

The Adventures of Denchu Kozo

02.png
02.png (165.69 KiB) 328 mal betrachtet
Der junge Hikari wird von seinen Mitschülern gemobbt, weil ein Strommasten aus seinem Rücken wächst, der in manchen Situationen aber ganz praktisch ist. Auch sonst ist der Schüler ganz auf Zack und entwickelt eine Zeitmaschine, mit der er sich nach einer weiteren Attacke seiner Kameraden vor seiner Freundin Momo 25 Jahre in die Zukunft beamt. Was Hikari dort zu sehen bekommt ist jedoch eine düstere Welt, die von außerirdischen Vampiren bevölkert ist, die den Plan verfolgen mit Hilfe einer Mensch-Maschine die Erde in dauerhafte Finsternis zu stürzen. Hilfe findet er jedoch bei einer unbekannten Kriegerin, die mit ihm gemeinsam den Kampf gegen die Bedrohung aufnimmt.

Vor „Tetsuo“ drehte Herr Tsukamoto im Jahr 1987 mit „Denchû kozô no bôken“ einen knapp 47 Minuten langen Kurzfilm, der eigentlich schon vieles von dem wesentlich bekannteren Nachfolger vorwegnimmt. Auch hier dreht sich alles um Mensch-Maschinen-Mutationen, technische Entwicklungen zuzüglich einer doch etwas trivial erscheinenden Vampir-Bedrohung. Doch hier wirkt alles nicht ganz so ernst und düster, sondern auf eine unterhaltsame Weise völlig abgedreht und gaga. Wer die Werke von Tsukamoto kennt, weiß ja ungefähr auf was er sich einlässt und auch hier gibt es wieder die volle Breitseite gegen herkömmliche Sehgewohnheiten. Die auf Super8 gedrehten Bilder sind teils in Zeitraffer mit Stop-Motion oder nachträglich verfremdet oder bearbeitet und der Zuschauer wird auch nicht mit Nebensächlichkeiten aufgehalten, sondern landet gleich mittendrin in einer völlig bizarren Welt, die sich nur jemand wie Tsukamoto ausdenken kann. Natürlich muss man dieser Art von Film mit experimentellen Touch auch aufgeschlossen sein, aber Fans des Regisseurs bekommen hier mehr als nur eine Fingerübung, sondern ein überraschend unterhaltsames, kurzweiliges wie völlig überdrehtes Werk, dass sicher wieder mal im Player landet.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Rattengott

01.jpg
01.jpg (145.09 KiB) 320 mal betrachtet
Irgendwie lässt mich „Der Rattengott“ ratlos zurück und hat mich wohl auch etwas am falschen Fuß erwischt. Papic zeigt, wie schnell sich ein totalitäres System in wirtschaftlich schlechten Zeiten etablieren kann und jeder mit sich selbst oder mit anderen Dingen beschäftigt ist. Hier sind es Ratten in Menschengestalt, die in mehreren Dingen auf die Nazis verweisen und sich wie beim „Angriff der Körperfresser“ langsam die Gesellschaft unterwandern. Doch statt Sci-Fi, Paranoia und Horror wirkt das alles mehr wie ein moralischer Fingerzeig und ist zugleich so episodenhaft und überhastet erzählt, dass man immer das Gefühl hat, der Regisseur will seine Message mit seiner oberflächlichen Charakterzeichnung mit dem Holzhammer vermitteln. Das Ende ist dann ebenfalls so rat(t)fatz vorbei und wirkt unstimmig und passt nicht zum Charakter des Streifens, sodass man meinen könnte, die staatliche Zensur hatte ihre Finger im Spiel und wollte unbedingt dieses Ende. Keine Ahnung warum der Film so geworden ist - so oder so hat der seltsam unfertig wirkende „Der Rattengott“ meinen Geschmack nicht so wirklich getroffen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38282
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Boardinghouse

01.jpg
01.jpg (79.85 KiB) 305 mal betrachtet
„Boardinghouse“ a.k.a „Bad Force“ ist ja schon irgendwie ganz hartes Brot. Mit billigsten Mitteln gezimmerter Haunted-House-Horror mit hübschen Mädeln und weniger hübschen Boys und einem Hauch an Handlung, welche mit etwas Schmodder und nackter Haut lose miteinander verbunden wird. So geht es um eine böse Macht, die von einem Haus ausgeht, telekinetisch begabte Menschen und seltsame Unglücksfälle, die über die Bewohner eines Pensionats hereinbrechen. Dazu kommen optische Verfremdungen aus dem Zeitalter der Videotechnik und ein Augenkrebs-fördernder Look, der dem Ganzen noch den Rest gibt. Filme wie dieser sind dann auch nur für ein eingeschränkte Publikum tauglich, die sich an den ganzen Unzulänglichkeiten erfreuen oder sich zumindest nicht abschrecken lassen. Vor vielen Jahren fand ich solche Filme ja noch unterhaltsam, aber mittlerweile wird es immer schwieriger hier wirklich noch einen entsprechenden Enthusiasmus aufzubringen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten