Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Die Mörderbestien (Italien 1972, Originaltitel: La morte ha sorriso all'assassino)

Ménage à trois und sonstige Umtriebe

Ein adeliges Ehepaar beobachtet den Höllenritt einer Kutsche, der unter lautem Getöse in einen schrecklichen Unfall mündet. Für den Kutscher kommt jede Hilfe zu spät, doch man findet eine junge Frau (Ewa Aulin) nahezu unversehrt im Fahrgastraum des zerstörten Gefährts vor. Walter (Sergio Doria) und Eva (Angela Bo) von Ravensbrück nehmen die Verunglückte bei sich auf, flugs wird der Mediziner Dr. Sturges (Klaus Kinski) einbestellt. Die rätselhafte Schönheit kann sich offenbar an nichts erinnern, Dr. Sturges greift zu ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden. Die die blonde Schönheit trägt ein Medallion, welches ihren vermutlichen Namen -Greta- preisgibt. Sturges erkennt jedoch weitere Schriftzeichen auf dem Schmuckstück. Voller Eifer gibt sich der Arzt seinen Forschungen hin, er glaubt endlich das Rätsel des ewigen Lebens entschlüsselt zu haben. Doch seine Freude über einen ersten erfolgreichen Versuch soll nicht lange währen. Von den grausigen Vorfällen im Kellerlabor des Medizinern haben die von Ravensbrücks keine Kenntnis. Schnell schliessen sie ihre attraktive Mitbewohnerin ins Herz, bieten ihr eine dauerhafte Unterkunft, ein neues Zuhause an. Eva entgeht jedoch nicht, dass ihr Gatte der neuen Mitbewohnerin über alle Maßen zugeneigt ist. Greta versteht es auch Eva um den Finger zu wickeln. Eines Tages ist der Bogen überspannt, von rasender Eifersucht angetrieben, lockt Eva die schöne Greta in die Gewölbe unterhalb des Schlosses. Von nun an gilt Greta als verschwunden, sämtliche Suchbemühungen der Polizei verlaufen im Sande. Doch das Grauen lässt sich nicht hinter eine Mauer sperren...

Der kurze Einblick in den Inhalt gibt nur einen kleinen Teil der Vorgänge wieder, die uns Aristide Massaccesi aka Joe D'Amato in einer seiner frühesten Regiearbeiten auftischt. Natürlich bediente er auch die Kamera, erdachte die Story und war am Drehbuch beteiligt. Über D'Amatos Fähigkeiten als Regisseur streitet man sich noch in der heutigen Zeit, während selbst Skeptiker für seine Kameraarbeit meist voll des Lobes sind. Wie dem auch sei, ich konnte mich bisher (meist) mit den Werken des 1999 verstorbenen Filmemachers anfreunden.

Möchte man für "Die Mörderbestien" eine Schublade aufziehen, so wird wohl Einigkeit über die Aufschrift "Horror" vorherrschen. Der Streifen kommt mit einer märchenhaften, verträumten Atmosphäre daher, ab und an kann D'Amato sich nicht beherrschen, streut kleine Ausbrüche in Form von Mettgut und Gegeifer ein. Diese Momente wirken -trotz ihrer grotesk anmutenden Ausführung- nicht wie krampfhaft erzwungene Fremdkörper, vielleicht fügen sie sich gerade aufgrund ihrer Obskurität vortrefflich ein. Der Plot bietet jede Menge Raum für ausufernde Diskussionen. Ist das alles nur an den Haaren herbeigezogener Mumpitz, oder vielmehr eine vielschichtige Erzählung, die sich nur dem aufmerksamen und aufgeschlossenen Filmfreund erschliesst? Ehrlich, ich bin mir da selbst nicht so ganz sicher, die Wahrheit (sofern es eine solche überhaupt gibt) liegt wohl irgendwo zwischen Genie und Stumpfsinn. Mich hat der Film von der ersten Sekunde an eingefangen, der großartige Score von Berto Pisano trägt einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, auch wenn die Grenze zum Kitsch hin und wieder spürbar überschritten wird (oder genau deswegen).

Die Besetzungsliste lässt sofort aufhorchen, steht doch der klangvolle Name Klaus Kinski an vorderster Stelle. Es ist kein Geheimnis, Kinksi konnte Kohle stets gut gebrauchen, spielte oft mit gelangweilter Routine seinen Stiefel runter. Tatsächlich wirkt er in der Rolle des Dr. Sturges nicht sonderlich motiviert, umso erstaunlicher mutet seine "treffsichere Präsenz" an, die seine Darbietung in einem absolut gelungen Licht erstrahlen lässt. Ein derart ausgeprägte und verblümte Unverschämtheit, kann sich nur ein echter Könner leisten, um nicht das abgegriffene Wort "Genie" ins Spiel zu bringen. Ewa Aulin ist die nahezu perfekte Besetzung für die Rolle der Greta von Holstein. Ihre puppenhafte Schönheit mutet gleichermaßen harmlos wie unheimlich an, schutzsuchend wie bedrohlich. Die zweite Schönheit namens Angela Bo hat kein leichtes Spiel, löst ihre Aufgabe aber mehr als zufriedenstellend. Sergio Doria wirkt recht unscheinbar, oft regelrecht blass. Auch dies entpuppt sich letztlich als gute Wahl, unterstreicht von Ravensbrücks Hilflosigkeit, lässt ihn zum Spielball der Ereignisse werden. Attilio Dottesio sehen wir als leitenden Ermittler, sein Gesicht wird jeder Freund des italienischen Genrekinos kennen. Es wäre schändlich den grossartigen Luciano Rossi nicht zu erwähnen, obschon er in der obigen Inhaltsangabe keine Erwähnung findet. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, ich wiederhole mich gern, der Film bietet weitaus mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag.

"Die Mörderbestien" kein völlig durchgedrehter Trip, aber dennoch weit, weit entfernt von der üblichen -von mir sehr geliebten- Gruselkost der siebziger Jahre. Ist D'Amato ein cleverer Scharlatan, der mit wenig Einsatz zum Ziel (Geld) kommen möchte, oder steckt in diesem Streifen wirklich Herzblut und sogar Anspruch, offenbart sich dem zugeneigten Betrachter ein echtes Kleinod? Egal welches Zahnrad den Takt in diesem Getriebe vorgab, mein Herz hat der Flick ohne Gegenwehr erobert. Der Horrorfilm der siebziger Jahre hat bei mir stets ein leichtes Spiel. Ob solides Handwerk von Hammer und/oder Amicus, ob knuffig-herzliche Mondsucht von und mit Paul Naschy, egal ob aus Großbritannien, Spanien oder Italien stammend (um die wichtigsten Säulen zu nennen), wie trist wäre die Filmwelt ohne diese Schätzchen! Mein altes Herz überspringt vor Freude ein paar Schläge, allein der Gedanke an meine Lieblinge bereitet mir grösste Wonne, jagt mir wohlige Schauer über den Rücken.

Mir liegt die DVD aus dem Hause X-Rated vor, die sich in mittelprächtiger Verfassung präsentiert, aber immerhin die ungekürzte Fassung an Bord hat (im Gegensatz zu diversen Kaufhaus-DVDs). Leider befindet sich nur die deutsche Synchronisation auf der Scheibe, die dem Film nicht gerecht wird. Der italienische Originalton mit Untertiteln wäre mir in diesem Fall lieber. Zusätzlich stört ein leichtes Brummen, mit dem man sich aber abfinden kann. Als Verpackung dient eine -für das Label typische- grosse Hartbox, welche mit unterschiedlichen Covermotiven angeboten wurde. Die DVD geht als brauchbarer Kompromiß durch, eine verbesserte Neuauflage würde ich zu schätzen wissen.

7/10 (gut) + viele Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!

Lieblingszitat:

"Ich liebe das Landleben"
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dr. freudstein
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von dr. freudstein »

:D :thup:

Und wie trist wäre das Filmforum ohne Deine schnuckeligen Filmpostings :prost:
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

Sylvester im Frühling

Das Licht der Sonne wird von Tag zu Tag aggressiver, Hitze und die unerträglichen Qualen des Sommers kündigen sich an. Da muss ein vierfacher Sylvester für Zerstreuung sorgen...


• The Expendables (USA 2010)

Herr Stallone will es nochmal wissen. Für seine "Achtziger-Jahre-Action-Huldigung" versammelte er eine üppige Besetzung vor der Kamera, übernahm die Regie und natürlich auf die Hauptrolle. Sylvester Stallone präsentiert sich in guter Verfassung, glotzt nicht mehr so "botoxgeschädigt" wie in den letzten Jahren aus der Wäsche. Die zweite Hauptrolle wurde mit Jason Statham besetzt, wohl ein Zugeständnis an die jüngeren Zuschauer. Statham macht seine Sache gewohnt solide. Um nicht mit einer Auflistung aller Nebendarsteller zu langweilen, hier nur meine persönlichen Lieblinge:

- Dolph Lundgren rockt als psychotischer Mordbube das Haus! Eine absolut herrliche Vorstellung! Dolph unterstrich bereits mit seinen kleinen Actionern der letzten Jahre seine Sonderstellung, er ist und bleibt mein Achtionheld #1!
- Eric Roberts muss erwartungsgemäß als Bösewicht herhalten, was der alten Gesichtsruine vortrefflich gelingt.
- Mickey Rourke darf als abgewrackter Ex-Söldner ein wenig philosophieren, Selbstreflexion auf der großen Bühne.

Diverse Muskelfleischberge runden das Bild ab, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger haben Miniauftritte. Der Film macht Spass, ein Geschenk an die Fans des Genres. An der Blu-ray gibt es nichts zu meckern.

Zunächst 7,5/10 (gut bis sehr gut). Doch da geht noch was, die deutsche Synchronisation scheint den Film auszubremsen, die nächste Sichtung erfolgt im Originalton.

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• First Blood (USA 1982)

Rambos erster Auftritt ist ein unsterblicher Klassiker. Ich weiss wirklich nicht, wie oft ich den Film inzwischen gesehen habe. Gefiel er mir früher bereits sehr gut, gehört er inzwischen längst zum Kreis meiner absoluten Lieblinge. Der traumatisierte Vietnam-Veteran gerät in das Mahlwerk reaktionärer "Gesetzeshüter", doch die haben nicht mit der Kampfkraft des Spezialisten gerechnet. Brian Dennehy ist die perfekte Besetzung für den Part des Hinterwäldlersheriffs, Richard Crenna als Offiziersknallschote und Rambos Mentor ein Brüller, unglaublich welch köstliche Sätze er absondert. "Backwood-Action mit Message" der allerbesten Sorte!

Hier kann es nur 10/10 setzen, alles andere wäre eine Frechheit.

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• Rambo: First Blood Part II (USA 1985)

Aus dem Steinbruch in den Dschungel, Rambo räumt auf! Sein "Freund" Trautman (Richard "Knallschote" Crenna) schickt Rambo wieder in sein altes Jagdgebiet, er soll dort vermisste Kriegsgefangene aufspüren. Doch die Herrschaften werden von einem widerlichen Polit-Schleimbeutel gef***t, Rambo muss alle Register ziehen um seine Kameraden zu retten. Mit Julia Nickson hat man Rambo eine hübsche Hilfskraft zur Seite gestellt, die für einen Anflug von Anmut und Romantik sorgt. Wie bemerkt Frau Nickson treffsicher: Rambo, you are not expendable. Früher liebte ich den zweiten Rambo sogar noch mehr als den Erstling. An meiner Begeisterung für diesen Film hat sich nichts geändert, obschon er inzwischen von seinem Vorgänger überholt wurde.

9/10 (überragend)

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• Rambo III (USA 1988)

Wieder erhält Rambo besucht von Freund Trautman, doch diesmal verweigert er sich. Als Trautman jedoch in Afghanistan den bösen Russen in die Hände fällt, eilt Rambo seinem Ausbilder zur Hilfe. Der Streifen wurde damals von der Realität überrollt, denn die Russen machten sich aus Afghanistan davon, taugten unter Gorbi nicht mehr so recht als Bösewichte. Die Afghanen werden hier noch als mutige, unbeugsame Freihheitskämpfer gezeichnet, wie sich der Wind doch drehen kann. Bei "Rambo III" wurde mehr technischer Aufwand als bei den vorherigen Teilen betrieben, der Streifen reicht aber nicht ganz an die übermächtigen Vorgänger heran. Waren die Russen schon im zweiten Teil wenig freundliche Burschen, sind nun endgültig zu völlig perversen Schlächtern mutiert. Befremdlich in der Aussage, dennoch sehr unterhaltsam und mit knuffigen Sprüchen garniert.

8/10 (sehr gut)

Alle drei Flicks wurden im Originalton geschaut, die alte DVD-Uncut-Box von Kinowelt stellt mich nach wie vor völlig zufrieden.
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 35 - Das Kuckucksei (Deutschland 1977)

Der Transportunternehmer Eberhard Horre (Ralf Schermuly) erhält in seinem Büro einen erschreckenden Anruf. Am anderen Ende der Leistung befindet sich seine Ehefrau, die offenbar schwer verletzt in die Sprechmuschel röchelt, mit letzter Kraft ihren momentanen Aufenthaltsort preisgibt. Zusammen mit der herbeigerufenen Polizei betritt Eberhard Horre die Wohnung, doch für seine Gattin kommt jede Hilfe zu spät. Die Ermittlungen förden umgehend zu Tage, dass die Getötete nebenbei mit Prostitution eine Menge Geld verdiente. Horre und sein Bruder Alfred (Gerd Böckmann) sind äusserst erstaunt, denn niemand ahnte etwas vom Doppelleben des Mordopfers. Derrick lernt im Laufe seiner Nachforschungen auch die Eltern der Brüder Horre kennen. Besonders der Vater (Werner Hinz) macht mit kernigen Sprüchen auf sich aufmerksam, hat kein gutes Wort für die ermordete Frau übrig. Die Aussage einer Bekannten des Opfers, lässt Derrick die Familie Horre in einem noch verdächtigeren Licht erscheinen. Irmi Becker (Elisabeth Volkmann) berichtet darüber, dass ihre Freundin Angst vor den Horres hatte...

Erneut eine Folge, in der sich Regisseur Alfred Vohrer von seiner seriösen Seite zeigt. Selbst der leichte Zug in Richtung Rotlicht bleibt erstaunlich brav, wird sogar geschickt ins Gegenteil umgekehrt. Die "Bösen" lauern hinter der gutbürgerlichen Fassade, Spiessbürger lassen ekelerregende Sprüche vom Stapel, bieten einen Blick auf ihr reaktionäres Gedankengut. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau, Gerd Böckmann liefert als Schwager des Opfers die beste Leistung ab. Ralf Schermuly passt in seine recht unscheinbare Rolle, Werner Hinz nimmt man den widerlichen Betonschädel ohne Probleme ab, Ingeborg Lapsien und Benno Sterzenbach ergänzen die "Horror-Horres". Erwähnenswert ist der Auftritt von Alexander Kerst, der den ansonsten eher (zu) gradlinigen Plot deutlich bereichert, Elisabeth Volkmann kommt kurz zum Zuge.

Ganz offensichtlich wird in "Das Kuckucksei" die Doppelmoral der "gutbürgerlichen Schicht" angeprangert. Vielleicht hätte man eine Spur subtiler vorgehen können, doch im Rahmen der überschaubaren Spielzeit von einer knappen Stunde, wirkt der Vorschlaghammer letztlich nicht allzu sehr überdosiert und donnert gekonnt ins Ziel. Die Auflösung ist im Detail nicht ganz so vorhersehbar wie ich zu Beginn befürchtete, doch insgesamt hat man schon interessanter konstruierte Fälle gesehen. Akzeptiert man jedoch die "Message" der Episode als deren primäres Anliegen, kann man von einer geglückten Mission sprechen. Immer wieder erfreut die Reihe mit bemerkenswerten Kulissen und Schauplätzen, in diesem Fall gönnt man uns einen Blick auf eine Teststrecke des Transrapid. Insgesamt eine solide Folge, doch von Vohrer erwarte ich "eigentlich" immer ein wenig mehr.

7/10 (gut)
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Hell comes to Frogtown (USA 1987, Originaltitel: Hell comes to Frogtown)

Endzeitquark

Nach einem Atomkrieg liegt die Zivilisation in Trümmern. Die grössten Probleme der verbliebenen Menschlein sind mutierte Frösche, mit denen man nicht unbedingt friedlich zusammenlebt, noch schwerer wiegt jedoch die Zeugungsunfähigkeit der meisten Überlebenden. Schwerenöter Sam Hell (Roddy Piper) hat gerade ein ganz anderes Problem, denn der übelst gelaunte Gesetzeshüter Devlin (William Smith) hat ihn in der Mangel. In letzter Sekunde wird Sam von Vetretern der Regierung befreit, er soll sich als potenter Zuchtbulle um den Erhalt der Menschheit bemühen. Kaum ist der entsprechende Vertrag unterzeichnet, tritt bei Sam schlagartig die Ernüchterung ein. Er soll in Begleitung seiner Aufpasserin Spangle (Sandahl Bergman) in den Bereich der Froschwesen vordringen, eine Wagenladung entführter Damen aus den Griffeln der Saugnäpfe befreien. Lediglich eine kampfstarke Soldatine begleitet das gewagte Kommando. An Flucht ist nicht zu denken, denn Sam wurde ein Gürtel mit speziellen Funktionen angelegt...

"Hell comes to Frogtown" transportiert jede Menge Humor in das staubige Endzeitszenario, dass darunter die üblichen Genrestandards ein wenig leiden, kann man dem sympathischen Filmchen nicht wirklich ankreiden. Wenn unser Held Sam Hell und seine beiden Begleiterinnen endlich in Frogtown angekommen sind, punktet der Flick mit durchaus stimmungsvollen Kulissen. Grosses Lob verdient die Aufmachung der Frösche, die in der Tat ganz, ganz vortrefflich gelungen ist. Leider kommt dieser Part ein wenig zu kurz, ich hätte mir ein wenig mehr "Frosch-Action" gewünscht.

Der als Wrestler bekannt gewordene Roddy Piper ist eine gute Wahl für die Besetzung der Hauptrolle. Man nimmt ihm den Möchtegern-Macho ohne Probleme ab, er nimmt sich selbst ein wenig auf die Schippe. Piper mag nicht unbedingt ein versierter Charakterdarsteller sein, doch immerhin vertraute ihm John Carpenter die Hauptrolle in "Sie leben!" (They Live, 1988) an. Auch die übrige Besetzung sorgt für gute Laune. William Smith sollte jedem Fan gepflegter B-Ware ein Begriff sein, obwohl er trotz mehr als 200 Filmrollen nie den grossen Durchbruch schaffte. Mir ist er aus diversen Bikerstreifen in bester Erinnerung. So war z.B. die Sichtung von "The Losers" (1970), einer der entscheidenden Grundsteine die meinen späteren Filmgeschmack prägten (Dieses Ereignis hat sich 1981 zugetragen). Obwohl inzwischen locker 30 Jahre ins Land gezogen sind, erinnere mich noch gut daran, wie die VHS-Cassette damals im dicken Toploader von Blaupunkt verschwand. Doch ich komme vom Thema ab. Smith überzeugt als kantiger Fiesling, die Rolle kommt seiner kantigen Erscheinung entgegen. Mit Rory Calhoun bietet man uns ein weiteres bekanntes Gesicht an, unter dem klangvollen Namen "Looney Tunes" legt er einen herrlich grotesken Auftritt hin. Blondchen Sandahl Bergman kennt man aus "Conan, der Barbar" (1982), mit dem Arnold Schwarzenegger zum Star wurde. Das Ensemble wird durch -mehr oder weniger- attaktive Damen abgerundet, leider gibt sich der Film eine Spur zu züchtig, ein wenig mehr nackte Tatsachen wären wünschenswert.

Mit Endzeitfilmen kann man mich stets ködern, besonders die Vetreter aus Italien haben es mir angetan. Dieser Beitrag aus den USA muss sich zwar deutlich hinter meinen Lieblingen aus dem Stiefelland einordnen, für angenehme Unterhaltung wird aber während der gesamten Spieldauer von rund 86 Minuten gesorgt. Vielleicht ist "Hell comes to Frogtown" insgesamt eine Spur zu handzahm unterwegs, man hat den Schwerpunkt auf locker-lustige Unterhaltung gelegt, für Möpse und Mettgut blieb leider kein Platz. Schade, denn mit ein wenig mehr Mut und Wildheit im Gepäck, hätte der Streifen das Potential zum echten Knüller. Mir liegt das unten abgebildete Set vor:

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Unter dem klangvollen Titel "The B-Movie Colletion", haben sich insgesamt zwölft Filme in dieser Box versammelt:

• Return of the Killer Tomatoes
• Elvira: Mistress of the Dark
• Return to Horror High
• The Creature
• The Stuff
• Crocodile
• Hell comes to Frogtown
• Rats
• Slugs
• Octopus
• Spiders
• Night of the Living Dead


Das Set von Boulevard Entertainment enthält Scheiben von Anchor Bay, die nach dem ersten Eindruck mit guter Bildqualität punkten ("Hell comes to Frogtown" gibt in dieser Hinsicht keinen Anlass zu Kritik). Allerdings bietet "Frogtown" lediglich einen Trailer als Bonus, aber immerhin einen Audiokommentar. Der Ton liegt in englischer Spracher vor, Untertitel gibt es nicht. Mit einer halbwegs aktuellen Ausstattung sollte kein Anwender Schwierigkeiten bekommen, zur Sicherheit sei aber darauf hingewiesen, dass die DVDs die Filme in NTSC enthalten. Für Freunde knuffiger B-Movies ist die Box eine klare Empfehlung, die DVDs sind in zwölf Amarays untergebracht, die allesamt ein einer stabilen Kartonbox stecken. Alternativ ist ein platzsparendes Digistak zu haben, ferner sind die Scheiben auch einzeln zu bekommen. Momentan wird die Box z.b. bei Amazon.co.uk für schlappe £10.99(!!!) gehandelt, ein mehr als fairer Preis!

Angenehm und sympathisch. 6/10

Lieblingszitat:

"Looks like your deal just got cancelled"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Black Emanuelle und die letzten Kannibalen (Italien 1977, Originaltitel: Emanuelle e gli ultimi cannibali)

Laura und Nieves nackt im Busch

Bei ihrem "Undercovereinsatz" in einem Irrenhaus, stösst die Journalistin Laura (Laura Gemser) auf eine interessante Patientin. Auf dem Bauch der jungen Frau befindet sich eine rätselhafte Tätowierung, die auf einen Kannibalenstamm in Südamerika hinweist. Dieses Volk gilt seit mehreren Jahrzehnten als verschollen, doch dadurch wird Neugier der emsigen Gemse zusätzlich angestachelt. Zusammen mit dem Experten Professor Mark Lester (Gabriele Tinti) macht sich Laura auf in den Busch, ihr Boss übernimmt die Kosten für den Trip. Zunächst trifft Lester auf seinen alten Bekannten Wilkes (Geoffrey Copleston), von dessen Stützpunkt aus man sich tiefer in Dschungel begibt. Isabelle (Mónica Zanchi), Wilkes Tochter, kennt sich in der Gegend aus, sie beliefert per Boot jeden Monat eine Mission, auch die Nonne Schwester Angela (Annamaria Clementi) geht an Bord. Bei einem Zwischenstopp trifft die Gruppe auf den Jäger Donald McKenzie (Donald O'Brien), der mit seiner Gattin Maggie (Nieves Navarro aka Susan Scott) und einem Helferlein namens Salvadore (Percy Hogan) unterwegs ist. Die Ehe der McKenzies scheint schwer angeschlagen zu sein, Laura und Mark beobachten schmunzelnd, wie Maggie mit dem strammen Salvadore im Busch verschwindet. Bald sollen solche Problemchen zur Nebensache werden, denn tatsächlich machen Kannibalen die Gegend unsicher. Die "Reisegruppe" muss erste Verluste hinnehmen, der Ausflug in den Dschungel wird nun tatsächlich zum Horrortrip, zum Kampf ums nackte Überleben. Gibt es ein Entkommen aus der grünen Hölle...???

Hach, es war wieder schön. Joe D'Amato wächst mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz, auch dieser Mix aus Erotik, Abenteuer und Kannibalengemetzel findet meine volle Zustimmung. Aus dem ursprünglichen deutschen Titel "Nackt unter Kannibalen", wurde im Zeitalter der DVD "Black Emanuelle und die letzen Kannibalen", was immerhin dem italienischen Originatitel 1:1 entspricht (Inzwischen ist der Film in etlichen Varianten erschienen, darunter auch wieder unter dem alten Titel). Der geschätzte Herr Aristide Massaccesi (Joe D'Amato) platzierte seinen Allerwertesten nicht nur auf dem Regiestuhl, er dachte sich die Story aus, schrieb am Drehbuch mit. Selbstverständlich übernahm er auch die Kameraarbeit, die bekanntlich sein ursprüngliches Arbeitsfeld darstellt. Wie immer dürfte die Regie D'Amatos von einigen Filmfreunden mit Skepsis betrachtet werden. Ich mag seinen Stil sehr, er schafft es stets seinen Werken eine ganz besondere Atmosphäre einzuhauchen. Schmuddel und Schund fängt kaum jemand so kunst- und stilvoll ein, ich liebe es! Über dem Treiben schwebt der locker-flockige Score von Nico Fidenco, der immer den richtigen Ton trifft.

Wer sich mit Nacktheit und erotischen Szenen genrell nicht anfreunden kann/mag, sollte besser gleich die Finger von diesem Flick lassen (Oder sich endlich überzeugen lassen). Freilich nutzt D'Amato nahezu jede Gelegenheit, um seine attaktiven Damen nackt zu zeigen, teilweise im Nahkampf mit den anwesenden Kerlen, dazu streut der geschäftstüchtige Lustmolch ein paar (recht zahme) Lesbenszenen ein. Ich höre schon das übliche Gezeter, dass diese Momente die Handlung nicht voranbringen. Hey, die erotische Schlagseite gehört bei D'Amato eben dazu. Wenn die erotischen Szenen dann auch so ansprechend und schön ausgeführt sind, erfreuen sich meine entzündeten Augen sehr gern daran. Auch wenn ich Laura Gemser "eigentlich" nicht sonderlich attraktiv finde -sie ist mir schlicht und ergreifend zu dürr- kann ich mich der Anmut der dunklen Schönheit nicht entziehen. Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt zu sein, um ein paar Worte zu den Darstellern zu schreiben. Wer sich bereits ein wenig mit dem italienischen Genrekino beschäftigt hat, wird sich über die ilustre Besetzungsliste freuen, beglückt über das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern sein.

Aus "Emanuelle" wurde in der deutschen Synchronisation "Laura". Laura Gemser wirkt hier nicht ganz so ausgemergelt wie ein einigen anderen Filmen, was ihrem Erscheinungsbild sehr zugute kommt. Zwar bin ich eher etwas üppigeren Rundungen zugeneigt, doch an den stehenden Saugvorrichtungen der Dame würde ich mich gern verlustieren, keine Frage (Contenance, altes Ferkel!). Wie dem auch sei, Frau Gemser spielt auch bekleidet überzeugend, die Rolle der mutigen Journalistin passt zu ihr. Mein sinnlicher Höhepunkt kommt jedoch in Form von Nieves Navarro daher. Nieves spielte in diversen Giallo-Perlen mit, für mich stand sie jedoch immer ein wenig im Schatten von Edwige Fenech. In den späten siebziger Jahren war sie jedoch zu einem ultrascharfen Geschoss gereift, erblühte in ihren späten Dreissigern/frühen Vierzigern zu voller Schönheit. Hier kommt sie als versoffenes Luder daher, nur durch die Gier nach Reichtum an ihren Gatten gefesselt. Wenn Nieves auf dem Nachtlager die Finger kreisen lässt, sorgt dieser Anblick für einen stark beschleunigten Puls, garantiert! Mónica Zanchi hat gegen die anmutige Laura und die wilde Nieves keinen leichten Stand, kann aber mit ihrer schüchtern angelegten Erotik auf sich aufmerksam machen. Beim geilen Joe bleibt auch das Nönnchen nicht verschont, doch Annamaria Clementi wird nur im Schlaf leicht bekleidet gezeigt, die Show überlässt man den bereits genannten Damen. Vor lauter Freude über Laura und Nieves, geraten die Herren der Schöpfung ein wenig in den Hintergrund. Unfair, denn Gabriele Tinti und besonders Donald O'Brien machen einen guten Job. Percy Hogan soll nicht unterschlagen werden, sein durchtrainierter Körper dürfte weibliche Zuschauer und interessierte Herren erfreuen. Die Kannibalen werden von kleinen, dünnen Männlein dargestellt, die laut D'Amato von den Philippinen stammen.

"Nackt unter Kannibalen" ist ein kurzweiliges Vergnügen, aus den tiefen Häuserschluchten von New York, entführt uns der Film mitten in die grüne Hölle des Todes (die man gekonnt vortäuscht). Auf den ersten Blick mag es nicht auffallen, doch D'Amato hat einiges an Stoff in diesen Streifen gepackt. Ein stimmungsvoller Auftakt im Irrenhaus, inklusive einer blutigen Attacke als frühzeitiges Schockmoment, jede Menge knisternde Erotik, überzeugende Dschungelatmosphäre. Dazu blutige Kannibalenexzesse, die für empfindliche Zuschauer zu viel sein dürften, für den gierigen Gorebauern aber nicht ausufernd genug sein werden. Joe D'Amato gelingt es vortrefflich, aus den vorhandenen Zutaten ein sehr schmackhaftes Menü anzurichten, genau die richtige Mischung zu treffen. Dank der guten Besetzung und der handwerklich soliden Ausführung, ist der Film ein sehr liebenswerter Vertreter seiner Zunft geworden.

Mir liegt die oben abgebildete DVD von X-Rated vor. Die Bildqualität möchte ich als mittelprächtig bezeichnen, leider wurde keine anamorphe Abtastung vorgenommen. Wie üblich kommt die Scheibe in einer grossen Hartbox ins Haus, die mit unterschiedlichen Covern erhältlich war. Es gab auch eine Ausgabe mit Bonus-DVD. Eine neuere Auflage stammt von XT, die mit jeder Menge Boni als "Remastered 3-Disc Edition" angeboten wird (Vielleicht werde ich mir die Variante von XT als Ergänzung beschaffen).

Mag ich, will ich, gebt mir mehr! Zunächst ziehe ich 7/10 (gut), doch da ist noch Luft nach oben. Die zusätzlichen "Wohlfühlpunkte" muss ich nicht zusätzlich ins Spiel bringen, oder...?

Lieblingszitat:

"Aber keine Angst, ich treibe mich in keinem Irrenhaus mehr rum. Ich gehe nur zu den letzten Kannibalen."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Kleine Hartbox von '84 Entertainment (Cover A)


Tourist Trap (USA 1979, Originaltitel: Tourist Trap)

Touri-Nepp der besonderen Art

Fünf junge Leute, zwei Autos, eine Reifenpanne. Ein Bürschlein macht sich auf die Suche nach einer Tankstelle, gerät dabei in eine tödliche Falle. Verbleiben noch drei Damen und ein Männlein, deren Gefährt kurze Zeit später ebenfalls den Geist aufgibt. Während die drei Grazien ein Bad in einem idyllisch gelegenen See nehmen, taucht plötzlich ein seltsamer Typ auf, der sich als Mr. Slausen (Chuck Connors) vorstellt. Molly (Jocelyn Jones), Eileen (Robin Sherwood) und Becky (Tanya Roberts) sind zunächst ein wenig erschrocken, doch Mr. Slausen scheint lediglich ein verschrobener Kauz zu sein, der sich als harmlos und sogar hilfsbereit erweist. Der kantige Kauz unterhält ein bizarres Museum, dessen grösste Attraktion diverse Wachsfiguren darstellen. Slausen macht sich mit Jerry (Jon Van Ness) auf den Weg zum defekten Auto, er rät den Mädchen dazu auf jeden Fall im Haus zu bleiben. Selbstverständlich kann eine der Damen die aufkommende Neugier nicht unterdrücken. Sie will sich im nahegelegenen Nachbarhaus umsehen, denn dort soll Slausens Bruder leben. Als Eileen nicht zurückkehrt, läuten bei Molly die Alarmglocken, doch Becky hält die Angst ihrer Freundin für übertrieben. Während sich Becky und Molly auf die Suche nach Eileen machen, ist die junge Frau längst einem unvorstellbaren Grauen zum Opfer gefallen...

Charles Band produzierte diesen kleinen Flick, etliche Jahre vor der Gründung seiner legendären "Full Moon" Filmschmiede. David Schmoeller gab seinen Einstand als Regisseur, später inszenierte er für Band z.B. den Full Moon-Klassiker "Puppetmaster" (1989). "Tourist Trap" ist ein Horrorstreifen mit Backwood-Atmosphäre, hält sich im Bezug auf Mettgut und Möpse aber weitgehend bedeckt. Die Stimmung erinnert mich an "Motel Hell" (1980), bei dem die Killer zwar auf andere Weise vorgehen, doch die groteske Schlagseite bringt die Filme sehr nahe zusammen. Ein gepflegtes Double Feature drängt sich in diesem Fall geradezu auf!

Puppen spielen in "Tourist Trap" eine entscheidende Rolle, was bei mir für unzählige Gruselschauer sorgt. Was gibt es unheimlicheres als Puppen? Wenn sich vermeintlich starre Augen -die ins Nichts blicken sollten- plötzlich bewegen, bringen mich solche Momente an den Rand des Herzinfarkts. Fieses Gelächter ertönt aus grausigen Puppenfratzen, der Killer beherrscht die Telekinese, mir geht der Arsch auf Grundeis. Ohne Zweifel, die Puppen sorgen hier für den Horror, bei Verzicht auf ausufernde Gewalt. Eckschädel Chuck Connors erweist sich als gute Wahl für die Rolle des merkwürdigen Mr. Slausen, der befremdlicher als sein Kuriositätenkabinett anmutet. Ich kann wegen Spoilergefahr nicht weiter auf Connors eingehen, überzeugt euch also bitte selbst davon. Die Damenriege geizt leider mit Einblicken, was zumindest im Fall von Robin Sherwood und Tanya Roberts schade ist. Jocelyn Jones mag zwar die unattraktivste Dame im Ring sein, liefert aber die beste Leistung neben Chuck Connors ab. Ihre ängstliche und verklemmte Molly hat es dem wirren Mr. Slausen ganz besonders angetan, die beiden haben ein paar herrliche Szenen miteinander. Jon Van Ness fehlte es damals noch an Profil, doch er ergänzt die zentralen Figuren brauchbar.

Der grosse Knüller ist "Tourist Trap" sicher nicht. Der Streifen punktet jedoch mit seinen gut ausgeführten "Puppeneffekten", einer insgesamt runden und intensiven Atmosphäre, einem starken Chuck Connors, die hübschen Mädchen sind das kleine Sahnehäubchen obendrauf. Ausdrücklich weise ich erneut darauf hin, dass der Film ein stimmiges Double Feature mit "Motel Hell" ergeben würde. Die Beschaffung der Flicks sollte keine Schwierigkeiten bereiten, denn auch "Motel Hell" wurde inzwischen offiziell in Deutschland veröffentlicht, CMV hat sich erbarmt. "Tourist Trap" liegt mir als DVD von '84 Entertainment vor, die Scheibe hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck. Der "Farbregler" wurde oft zu weit aufgedreht, die Kompression arbeitet nicht optimal, ferner spielte man offenbar mit Filtern rum. Ein Ausfall ist die DVD nicht, Qualitätsfetischisten sollten aber die Finger von dieser Scheibe lassen. Wie bei '84 üblich, wurde die DVD in diversen Hartboxen auf den Markt geworfen, so sollte jeder das "passende" Cover finden.

Angenehm und sympathisch. Obere Mittelklasse = 6/10

Lieblingszitat:

"Er ist verrückt. Er wird uns alle töten."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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DVD-Box von Kinowelt


Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (Großbritannien, Spanien, Deutschland, USA 1968, Originaltitel: The Blood of Fu Manchu)

Christopher vs. Götz

Dr. Fu Man Chu (Christopher Lee) hält sich inzwischen gut versteckt im südamerikanischen Dschungel auf. Selbstverständlich hat er bereits eine neue Teufelei erdacht, mit deren Hilfe er endlich nach der Weltherrschaft greifen will. Ein altes Ritual der Inka soll sich als hilfreich erweisen. Junge Frauen werden von einer Giftschlange gebissen, sie sterben jedoch nicht, sondern geben das Gift per Kuss an ihre Opfer weiter. Beglückte Personen erblinden sofort, der nächste Vollmond bringt ihnen den Tod. Fu Man Chu will auf diese Weise mächtige und einflussreiche Gegner ausschalten, vor allem seinen Erzfeind Nayland Smith (Richard Greene) loswerden. Tatsächlich gelingt der Anschlag auf Nayland Smith, doch dieser bricht erblindet nach Südamerika auf, begleitet von seinem alten Freund und Weggefährten Dr. Petrie (Howard Marion Crawford). Vor Ort ist der clevere und wehrhafte Carl Jansen (Götz George), ein Agent im Dienste von Nayland Smith, bereits seit einiger Zeit auf der Spur von Dr. Fu Man Chu. Der machtgierige Chinese überlässt nichts dem Zufall, er zwingt den ruchlosen Banditen Sancho Lopez (Ricardo Palacios) unter seine Knute, er soll die nahenden Feinde aus dem Weg räumen. Carl Jansen musste derweil der Krankenschwester Ursula Wagner (Maria Rohm) mitteilen, dass ihr Onkel bei einem Angriff von Fu Man Chus Schergen getötet wurde. Können Jansen und Dr. Petrie den nahezu hiflosen und immer schwächer werdenden Nayland Smith noch retten, kann Dr. Fu Man Chu ein für alle Mal ausgeschaltet werden...???

"Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu" ist der vierte von fünf Filmen, in denen der geschätzte Christopher Lee als Dr. Fu Man Chu zu sehen ist. Mit "Ich, Dr. Fu Man Chu" (1965) gelang der Reihe ein grandioser Auftakt, die Fortsetzung "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" (1966) konnte die Klasse nicht ganz halten, machte aber trotzdem jede Menge Spass. Mit dem dritten Film "Die Rache des Dr. Fu Man Chu" (1967) kehrte eine Spur zu viel Routine ein, doch noch immer zeigte der Daumen klar nach oben. Nun bringt Jess Franco frischen Wind in die Reihe, der Spanier präsentiert uns eine knackige Fortführung der geliebten Filmreihe.

Die Zusammenkunft von Fu Man Chu und Jess Franco funktioniert sehr gut. Als Fan des Regisseurs (zu denen ich inzwischen zähle) fällt die bodenständige Inszenierung auf, die aber noch immer die Handschrift Francos erkennen lässt. Freilich darf man hier keinen psychedelischen Trip aka "Vampyros Lesbos" erwarten, und auch mit den Sexploitationflicks aus den siebziger Jahren hat "Der Todeskuss" nicht viel gemein. Der künstlerische Anspruch (was auch immer das sein mag), wird eindeutig vom Willen zur kurzweiligen Unterhaltung dominiert. So dürfte der Streifen auch für "Franco-Skeptiker" ein guter Einstieg sein, während die Reihe gleichzeitig durch den Spanier stilvoll fortgeführt wird. Wir bekommen herrliche Kulissen geboten, das Drehbuch von Produzent Harry Alan Towers punktet mit witzigen Einfällen (Fu Man Chu kommt ohne Hightech-Waffenarsenal und sonstigen Schnickschnack aus). Gekrönt wird das knuffige Spektakel durch die tolle Besetzung, die bewährte und neue Gesichter zusammenführt.

Christopher Lee ist und bleibt die ideale Besetzung für die Rolle des Superschurken, seine Darbietung als Fu Man Chu ist wundervoll, herrlich, liebenswert. Wie immer steht Tsai Chin als Töchterlein Lin Tang zur Seite, sie mutet stets ein Spur unbeherrschter als ihr Daddy an, hat ihre sadistische Boshaftigkeit weniger gut unter Kontrolle. Christopher Lee und Tsai Chin sind ein prächtiges Gespann, eine sichere Bank. Götz George sehen wir als jungen, dynamischen Draufgänger, dem keine Gegnerschar zu mächtig ist, der großzügig austeilt und einiges einstecken muss. Götz explodiert in den Actionszenen regelrecht, ich bin begeistert! Produzent Harry Alan Towers brachte seine attraktive Ehefrau Maria Rohm als Co-Heldin unter, trotz befremdlicher Frisur (Perücke?) erfreut Frau Rohm die Augen des Zuschauers. Maria Rohm wirkte in einigen Towers/Franco Werken mit, kleine Berichte werden folgen. Richard Greene ist bereits die dritte Besetzung für die Rolle des Nayland Smith. Greene macht seinen Job nicht schlecht, sein Part ist diesmal sehr passiv angelegt, Götz George dient als sein verlängerter Arm. Neben Christopher Lee und Tsai Chin ist Howard Marion Crawford die dritte Konstante innerhalb der Reihe, im vierten Film ist er für seinen Freund Nayland Smith wichtiger denn jemals zuvor. Ricardo Palacios soll nicht ungenannt bleiben, seine Darstellung des saufenden, schwitzenden und lüsternen Mordbuben sorgt für manchen Schmunzler. Die kleineren Nebenrollen bringen wie üblich diverse "Mitarbeiter" des bösartigen Chinesen ins Spiel, dazu einige hübsche Damen, sowie Marcelo Arroita-Jáuregui als windigen Gouverneur.

Ganz ohne Erotik kommt Franco dann (glücklicherweise) doch nicht aus, hier und da erhaschen wir einen Blick auf angenehme Rundungen. Erneut: Der vierte Auftritt des Dr. Fu Man Chu setzt die Reihe nicht nur sehr ansprechend fort, der Film scheint mir auch als Einstieg in die Welt des Jess Franco gut geeignet. Wie üblich findet man auf der DVD die gekürzte Kinofassung für den deutschen Markt, sowie die ungekürzte Originalfassung in englischer Sprache (auf Wunsch mit deutschen Untertiteln). Erneut ziehe ich die lange Fassung vor, doch Francos Arbeit macht in beiden Versionen Spass. Die kurze Variante verliert hier nicht so deutlich an Boden, wie es bei den vorherigen Teilen der Fall war. Der unverzichtbare Hinweis auf die "Dr. Fu Man Chu Collection" aus dem Hause Kinowelt, in der alle fünf "Fu Man Chu" Filme mit Christopher Lee enthalten sind:

• Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
• Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
• Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
• Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
• Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)


Noch immer ist das Boxset zum sehr fairen Kurs von rund 20€ erhältlich, sofortige Beschaffung ist gewissermaßen eine Pflichtübung!

Es wird Zeit für die unselige Zahlenwertung. 7/10 (gut) halte ich für angemessen, der "Wohlfühlfaktor" lässt den Flick in höhere Regionen schweben. Danke, lieber Jes(u)s.

Lieblingszitat(e):

Aus der englischen Fassung:

"He is an Iron Man. We will melt him"

Aus der deutschen Fassung:

In den Felsen gibt es Gespenster. Sie saugen Ihnen das Blut aus den Adern!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält


Folge 36 - Mord im TEE 91 (Deutschland 1977)

Ein Schnellzug aus Hamburg sorgt im Münchener Hauptbahnhof für Aufregung. In einem Abteil wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der offensichtlich durch einen aufgesetzen Schuss getötet wurde. Derrick erlebt eine unangenehme Überraschung, er kennt das Opfer aus seiner Stammkneipe. So ist der Tote umgehend identifiziert, obschon ihm sämtliche Papiere entwendet wurden. Als Derrick und Klein die Wohnung des Erschossenen in Augenschein nehmen, ist diese bereits gründlich durchsucht worden, ein kleiner Wandtresor blieb jedoch verschlossen. Der Fall erweist sich als besonders rätselhaft, die Spuren muten unüblich, befremdlich an. Bald ist dem erfahrenen Ermittler klar, dass diverse Geheimdienste ihre schmutzigen Hände im Spiel haben. Leichter wird die Lösung des Falles dadurch nicht, doch Derrick lässt sich nicht vom Kurs abbringen...

Es passt vortrefflich zu dieser Folge, dass Derrick diesmal noch klarer im Mittelpunkt steht. Die Verdächtigen sind wenig greifbar, bleiben glatt und unscheinbar, eben Nachrichtendienstler. Lediglich Alwy Becker rückt auch ins Zentrum der Folge, sie weckt bei Derrick nicht nur berufliches Interesse. Siegfried Rauch, Harry Meyen und andere Mitwirkende bleiben gewollt blass, passen sich ihren Rollen perfekt an. Derrick macht aus seiner Skepsis gegenüber Geheimdiensten keinen Hehl, sein Vorgesetzter stärkt ihm den Rücken. "Mord im TEE 91" lässt Derrick und Klein sogar verbal aneinander geraten, die Stimmung ist aufgrund der besonderen Situation gereizt.

Zbynek Brynych inszenierte eine ungewöhnliche und interessante Folge. Derrick neigt (wie es ab und zu vorkommt) zu philosophischen Ausführungen, die in dieser Folge vielleicht ein wenig zu aufgesetzt anmuten (trotzdem meine Zustimmung finden). Sein Interesse an einer in den Fall verstrickten Frau, verleiht der Episode schon fast eine tragisch-romantische Note. Die Unscheinbarkeit der Figuren wird durch starke Dialoge aufgefangen, auch abseits der nachdenklichen Seite Derricks und des Konflikts mit Harry. Insgesamt nicht unbedingt eine meiner Lieblingsfolgen, aber ohne Zweifel gelungen und erfrischend!

7/10 (gut)

***

Was gab es sonst noch in den letzten Tagen gab:

Piranha
(USA 2010) - Alexandre Aja hat bei mir einen dicken Stein im Brett. "High Tension" (2003) liebe ich abgöttisch, sein Remake von "The Hills have Eyes" (2006) ist ein Volltreffer. Nun präsentiert uns der pfiffige Franzose, seine Version des 1978 gestarteten Klassikers von Joe Dante. Von Remake mag ich kaum sprechen, dazu sind die Streifen einfach viel zu unterschiedlich.

Der neueste Aja-Flick bietet angenehme und kurzweilige Unterhaltung. Leider ist trotz Möpsen und Mettgut der Funke nur zum Teil übergesprungen. Keine Ahnung woran es liegt, sicher nicht an der Besetzung, eher an den schlappen Computereffekten (Warum zur Hölle arbeitet man nicht mit Könnern zusammen, die ordentliche und "greifbare" Monster bauen???). Die "bonbonfarbene" Optik sagte mir auch nicht unbedingt zu, obwohl sie ohne Zweifel zum Film passt. Der Score nagte an meinen Nerven. Bereut habe ich die Anschaffung der BD nicht, der Film bekommt irgendwann eine zweite Chance. Von Alexandre Aja erwarte ich jedoch mehr! Ich bin sehr darauf gespannt, was uns der talentierte Regisseur in der Zukunft auftischt. Das Original gefällt mir weitaus besser, doch für diese Sause reicht es immerhin zu soliden 6/10 (obere Mittelklasse).


Jason X - Uber Jason im All, ich liebe es! 9/10 (überragend)
Stirb langsam - Bruce und die bösen Deutschen im Hochhaus des Todes. Herrlich, herrlich! 9/10 (überragend)
Stirb langsam 2 - Bruce auf dem Flughafen des Schreckens. Herrlich, herrlich! 9/10 (überragend)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Links: US-DVD von Severin / Rechts: "Inoffizielle" DVD von "MEG"


Perversion Story (Italien 1969, Originaltitel: Una sull'altra, deutscher Titel: Nackt über Leichen)

Der Arzt und das Biest

Für den Mediziner Dr. George Dumurrier (Jean Sorel) läuft es nicht gut. Seine Ehe mit der kränklichen Susan (Marisa Mell) ist ein Scherbenhaufen, seine Geliebte Jane (Elsa Martinelli) will die Beziehung zu George beenden. Zu allem Überfluss steckt seine Klinik in finanziellen Schwiegkeiten, und die Presse hat sich auf großspurige Ankündigungen des Arztes eingeschossen. Immerhin kann George die Beziehung zu seiner Geliebten retten. Doch nun beginnt der Ärger erst, denn während sich George und Jane ein paar schöne Stunden gönnen, verstirbt Susan im Haus der Eheleute. Wenig später erlebt der Arzt eine grosse Überraschung, seine Frau hat ihm eine millionenschwere Lebensversicherung hinterlassen. Eines Tages erhält George einen rätselhaften Anruf, der ihn in einen anrüchigen Tanzschuppen führt. Prompt ist die nächste Überraschung fällig, auf der Bühne räkelt sich eine laszive Schönheit, die seiner verstorbenen Ehefrau zum verwechseln ähnlich sieht. Monica Weston (Marisa Mell) ist Susan zwar wie aus dem Gesicht geschnitten, doch ansonsten haben die Frauen keinerlei Gemeinsamkeiten. Neugierig nimmt George erneut Kontakt mit Monica auf, ein anfänglicher Verdacht erweist sich jedoch als unhaltbar, die käufliche Stripperin kann auf keinen Fall Susan sein. Noch ahnt Dr. Dumurrier nichts davon, dass sich hinter den Kulissen eine tödliche Schlinge um seinen Hals legt...

Schon häufiger habe ich (wie auch einige andere Filmfreunde) darauf hingewiesen, dass man Lucio Fulci keinesfalls auf seine Horrorfilme reduzieren sollte, mit denen in den späten siebziger Jahren seine kommerziell erfolgreichste Phase begann. Freilich sind Werke wie "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) und "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) unverzichtbare und wundervolle Italo-Klassiker, doch es wäre eine unentschuldbare Frevelei, das vorherige Schaffen des Regisseurs zu unterschlagen. Die aus leichten Komödien bestehende Frühphase, mag in der Tat nicht weiter von Belang sein. Doch bereits der Western "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" (Tempo di massacro, 1966), steht als grosses und unübersehbares Ausrufezeichen in der Filmographie des Römers. In den siebziger Jahren inszenierte Fulci einige sehr gute Gialli, hier sei als Beispiel der herrliche "A Lizard in a Woman's Skin" (Una lucertola con la pelle di donna, 1971) angeführt. "Una sull'altra" aka "Perversion Story" ist der erste ernsthafte Thriller des Meisters, empfindliche Gemüter sollten sich nicht von dem sehr reisserischen deutschen Titel "Nackt über Leichen" abschrecken lassen. Zieht man eine Schublade für diesen Film auf, so wird er häufig in der Abteilung Giallo platziert. So ganz wohl ist mir bei dieser Zuordnung nicht, IMHO streift "Una sull'altra" dieses Genre nur. Wozu überhaupt diese ständigen Versuche alles in Kategorien pressen? Ok, für Einsteiger und "Suchende" sollten gewisse Anhaltspunkte greifbar sein, ich gebe mich geschlagen. "Nackt über Leichen" vermengt den Giallo mit einer üppigen Dosis Film noir, Fulci schmeckt sein Gericht mit Erotik und einer packenden Atmosphäre ab.

Die künstlich-schrille Schönheit der bunten (späten) Sechziger, wurde von Kameramann Alejandro Ulloa stilsicher eingefangen. Für zusätzliche Freude sorgen Momente, in denen wunderschöne Einstellungen mit Licht, Schatten und Gesichtern spielen. Selbst der Einsatz von Split Screen wird nicht zur sinnentleerten Technikdemonstration, sondern landet auf den Punkt genau platziert. Obwohl die Handlung in San Francisco angesiedelt ist, man der prächtigen Kulisse Raum zur Entfaltung gewährt (schon die Bilder während des Vorspanns sind ein Genuss), verliert sich der Film nie in "Hollywood-Untiefen", sondern bleibt zu jeder Zeit durch und durch ein Kind des italienischen Genrekinos. Dafür sorgt nicht nur Fulcis klar erkennbare Handschrift, sondern auch der schöne Score von Riz Ortolani. Aber nicht nur hinter den Kulissen wurde grossartiges geleistet, das vor der Kamera agierende Ensemble erweist sich von Anfang an als Glücksgriff.

Der aus Frankreich stammende Jean Sorel überzeugte mich im bitteren und schrecklich-schönen "Malastrana" (1971) von Aldo Lado, unter Fulcis Anleitung spielte er auch im bereits erwähnten "A Lizard in a Woman's Skin" gekonnt auf. Sorel gelingt es absolut glaubhaft, den schleichenden Zerfall seiner Figur nachzuzeichnen. "Eigentlich" sollte er als Leiter und Inhaber einer Klinik vom Erfolg verwöhnt sein, doch der Pleitegeier kreist bereits gefährlich nah über seinem Haupt, von der desaströsen Ehe ganz zu schweigen. Ist George Dumurrier bereits in der frühen Phase nicht der glücklichste Mensch auf Erden, soll er später in tiefste Abgründe blicken, die ihm vermeintlich nahe und vertrauenswürdige Personen offenbaren. Das Drehbuch ist jedoch (glücklicherweise) nicht auf Mitleid und platte Charaktere aus, denn Dumurrier ist keineswegs als tadelloser Zeitgenosse angelegt, dem bösartige Gestalten ans Leder möchten. Seine unseriösen Verlautbarungen über neue Operationsmethoden, der Betrug an der kranken Ehefrau, Jean Sorel bringt die "sanfte Ambivalenz" seines Charakters erstaunlich gut rüber. Marisa Mell toppt die ansprechende Vorstellung Sorels sogar, die kantige Dame aus Österreich zieht nahezu alle Register. Mell bietet uns einen grosszügigen Einblick in ihr Können, zunächst als kranke, betrogene und verbitterte Ehefrau, später als ruchlose Tänzerin, die -selbstverständlich nur gegen gute Bezahlung- auch zu eindringlichen Kontakten bereit ist. Wirklich "schön" fand ich Marisa Mell noch nie, doch ihre eigenwillige Erscheinung, lässt sie äusserst interessant und auf ganz besondere Weise faszinierend wirken. Die sehr attraktive Elsa Martinelli wird nicht als simpler Gegenpol zu Marisa Mell eingesetzt. Nie kann man sich ganz sicher sein, ob sie zu den "Guten" gehört, was den Reiz deutlich erhöht, die zwischen den Charakteren beständig bestehende Spannung zusätzlich verstärkt. Die Nebendarsteller möchte ich nicht unerwähnt lassen. John Ireland sehen wir als knarzigen Ermittler, der seiner Arbeit pflichtbewusster nachgeht, als man es zunächst vermuten mag. Alberto de Mendoza spielt den Bruder des Dr. Dumurrier, George Rigaud den Rechtsbeistand der Hauptfigur. Riccardo Cucciolla kommt ein kleiner aber wichtiger Part zu, er hatte sich bereits durch "Cani arrabbiati" (Wild Dogs, 1974) von Mario Bava in mein Herz gespielt. Die gemeisamen Szenen von Marisa Mell und Riccardo Cucciolla sind großartig, stehend stellvertretend -quasi als Konzentrat- für die Eigenschaften der Charaktere in diesem Film.

An den Leistungen der Schauspieler gibt es nichts zu bemängeln, jeder Mitwirkende verdient sich ein dickes Lob. Besonders prickelnd ist die "heiss-kalte" Anlage der zentralen Charaktere, die zwischen Egoismus, zur Schau gestellter Gleichgültigkeit und wildem Verlangen pendeln. Die knisternde Erotik mutet nicht aufgesetzt an, sie ist wohldosiert und kommt in Form von Marisa Mell und Elsa Martinelli sehr delikat daher. "Una sull'altra" ist ein faszinierder, packender und stilvoller Thriller, der keinerlei nenneswerte Kritikpunkte aufweist. Ganz klar ein Kind seiner Zeit, gerade aus diesem Grund schön und bewundernswert!

Bisher muss man leider auf eine offizielle DVD-Auswertung für den deutschen Markt verzichten. "MEG" hat sich dreist bei der amerikanischen DVD bedient. Die Scheibe von Severin ist eine klare Empfehlung wert, der Film liegt in ansprechender Qualität vor. Neben der englischen Synchronisation findet man den italienischen Originalton auf der DVD, der sich durch englische Untertitel ergänzen lässt. Von "Una sull'altra" existieren unterschiedliche Schnittfassungen, mit der mir vorliegenden bin ich sehr zufrieden. Als besonderes Sahnehäubchen liegt der Veröffentlichung eine CD bei, welche den Score von Riz Ortolani enthält. Zusätzlich noch ein heisser Einkaufstipp: Unter dem Titel "Fulci Frenzy" ist ein Bundle erschienen, das neben "Perversion Story" einen weiteren Thriller des Meisters enthält: "The Psychic" (Sette Note in Nero, 1977). Greift man gleich zu diesem Set, kommt man günstiger als beim Einzelkauf der DVDs weg (Es wurde nichts "abgespeckt", die beiden Verpackungen werden lediglich durch eine Banderole zusammengehalten).

"Una sull'altra" aka "Perversion Story" aka "Nackt über Leichen" ist ein sehr guter Thriller von Lucio Fulci, einem Regisseur der leider noch immer zu oft sträflich unterschätzt wird! Für jeden Freund guter Kriminalfilme eine klare Pflichtübung!

Sehr gut = 8/10 (Da geht noch mehr, ich spüre es!)

Lieblingszitat:

Aus der deutschen Fassung:

"Ist das der Gymnastiksaal deiner Klinik? Oder hast du dich etwa verlaufen, George?"


Aus den englischen Untertiteln der italienischen Fassung:

"This is not hate. This is madness!"
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